unterscheiden das Mädchen schon bedeutend vom Knaben, und eben so geben frühere geistige Entwicklung, größere Fertigkeit im Auffassen und Behalten, bald sichtbar werdende Neugier (vorzüglich wie Pockels bemerkt auch auf Geschlechtsgeheim- nisse gerichtet), ferner eigene Spiele, in denen das Mütter- liche und die häusliche Sorgfalt immer vorherrschend sind, bezeichnende Merkmale dieses Geschlechts ab. -- Rascher ent- wickelt sich nun bey überwiegender produktiver Kraft der Kör- per, einer Pflanze vergleichbar, welche auf besserm Boden schneller zum Blühen gelangt, und nach und nach, so wie Erzeugung plastischer Stoffe sich häuft, bildet sich nun auch das Geschlechtssystem, dessen stufenweise Entfaltung wir noch im Speciellen weiter unten zu verfolgen haben, vollkomm- ner aus.
§. 69.
Zweite Lebensperiode. Um vier bis sechs Jahre zeitiger als der männliche Körper erreicht nun der weibliche die Zeit seiner Reife. Die individuelle Fortbildung wird ge- hemmt und es tritt nun die Fortbildung der Gattung, die Fortpflanzungsthätigkeit hervor. Erst jetzt ist nun das Weib seinem Körperlichen und Geistigen nach, so wie wir es im Obigen beschrieben haben, vom Manne unterschieden und aus- gebildet. Der größere Reichthum erzeugten Blutes drängt sich periodisch gegen das Geschlechtssystem, deutend auf seine Bestimmung zur Ausbildung eines neuen Organismus ver- wendet zu werden, und erzeugt hier einen Zustand von Ueber- füllung, welcher, in so fern nicht Schwangerschaft eintritt, gleichsam durch einen kritischen Blutfluß, d. i. durch die ih- ren besondern Erscheinungen nach weiter unten zu betrachtende Monathsreinigung oder Menstruation gehoben wird.
§. 70.
In wiefern nun schon aus dem Vorhergegangenen sich ergiebt, daß jene periodischen Congestionen nach dem Ge- schlechtssystem, welche die Menstruation erzeugen, auf die Fort- pflanzung sich beziehen, könnte man (mit Cuvier) diesen Zu- stand ohngefähr der Brunst in den Thieren vergleichen, und
unterſcheiden das Maͤdchen ſchon bedeutend vom Knaben, und eben ſo geben fruͤhere geiſtige Entwicklung, groͤßere Fertigkeit im Auffaſſen und Behalten, bald ſichtbar werdende Neugier (vorzuͤglich wie Pockels bemerkt auch auf Geſchlechtsgeheim- niſſe gerichtet), ferner eigene Spiele, in denen das Muͤtter- liche und die haͤusliche Sorgfalt immer vorherrſchend ſind, bezeichnende Merkmale dieſes Geſchlechts ab. — Raſcher ent- wickelt ſich nun bey uͤberwiegender produktiver Kraft der Koͤr- per, einer Pflanze vergleichbar, welche auf beſſerm Boden ſchneller zum Bluͤhen gelangt, und nach und nach, ſo wie Erzeugung plaſtiſcher Stoffe ſich haͤuft, bildet ſich nun auch das Geſchlechtsſyſtem, deſſen ſtufenweiſe Entfaltung wir noch im Speciellen weiter unten zu verfolgen haben, vollkomm- ner aus.
§. 69.
Zweite Lebensperiode. Um vier bis ſechs Jahre zeitiger als der maͤnnliche Koͤrper erreicht nun der weibliche die Zeit ſeiner Reife. Die individuelle Fortbildung wird ge- hemmt und es tritt nun die Fortbildung der Gattung, die Fortpflanzungsthaͤtigkeit hervor. Erſt jetzt iſt nun das Weib ſeinem Koͤrperlichen und Geiſtigen nach, ſo wie wir es im Obigen beſchrieben haben, vom Manne unterſchieden und aus- gebildet. Der groͤßere Reichthum erzeugten Blutes draͤngt ſich periodiſch gegen das Geſchlechtsſyſtem, deutend auf ſeine Beſtimmung zur Ausbildung eines neuen Organismus ver- wendet zu werden, und erzeugt hier einen Zuſtand von Ueber- fuͤllung, welcher, in ſo fern nicht Schwangerſchaft eintritt, gleichſam durch einen kritiſchen Blutfluß, d. i. durch die ih- ren beſondern Erſcheinungen nach weiter unten zu betrachtende Monathsreinigung oder Menſtruation gehoben wird.
§. 70.
In wiefern nun ſchon aus dem Vorhergegangenen ſich ergiebt, daß jene periodiſchen Congeſtionen nach dem Ge- ſchlechtsſyſtem, welche die Menſtruation erzeugen, auf die Fort- pflanzung ſich beziehen, koͤnnte man (mit Cuvier) dieſen Zu- ſtand ohngefaͤhr der Brunſt in den Thieren vergleichen, und
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(vorzuͤglich wie Pockels bemerkt auch auf Geſchlechtsgeheim-
niſſe gerichtet), ferner eigene Spiele, in denen das Muͤtter-
liche und die haͤusliche Sorgfalt immer vorherrſchend ſind,
bezeichnende Merkmale dieſes Geſchlechts ab. — Raſcher ent-
wickelt ſich nun bey uͤberwiegender produktiver Kraft der Koͤr-
per, einer Pflanze vergleichbar, welche auf beſſerm Boden
ſchneller zum Bluͤhen gelangt, und nach und nach, ſo wie
Erzeugung plaſtiſcher Stoffe ſich haͤuft, bildet ſich nun auch
das Geſchlechtsſyſtem, deſſen ſtufenweiſe Entfaltung wir noch
im Speciellen weiter unten zu verfolgen haben, vollkomm-
ner aus.
§. 69.
Zweite Lebensperiode. Um vier bis ſechs Jahre
zeitiger als der maͤnnliche Koͤrper erreicht nun der weibliche
die Zeit ſeiner Reife. Die individuelle Fortbildung wird ge-
hemmt und es tritt nun die Fortbildung der Gattung, die
Fortpflanzungsthaͤtigkeit hervor. Erſt jetzt iſt nun das Weib
ſeinem Koͤrperlichen und Geiſtigen nach, ſo wie wir es im
Obigen beſchrieben haben, vom Manne unterſchieden und aus-
gebildet. Der groͤßere Reichthum erzeugten Blutes draͤngt
ſich periodiſch gegen das Geſchlechtsſyſtem, deutend auf ſeine
Beſtimmung zur Ausbildung eines neuen Organismus ver-
wendet zu werden, und erzeugt hier einen Zuſtand von Ueber-
fuͤllung, welcher, in ſo fern nicht Schwangerſchaft eintritt,
gleichſam durch einen kritiſchen Blutfluß, d. i. durch die ih-
ren beſondern Erſcheinungen nach weiter unten zu betrachtende
Monathsreinigung oder Menſtruation gehoben wird.
§. 70.
In wiefern nun ſchon aus dem Vorhergegangenen ſich
ergiebt, daß jene periodiſchen Congeſtionen nach dem Ge-
ſchlechtsſyſtem, welche die Menſtruation erzeugen, auf die Fort-
pflanzung ſich beziehen, koͤnnte man (mit Cuvier) dieſen Zu-
ſtand ohngefaͤhr der Brunſt in den Thieren vergleichen, und
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/70>, abgerufen am 21.12.2024.
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