Als Zeugen jungfräulichen Zustandes an den Geschlechts- theilen betrachten wir aber: unverletztes, auch nicht allzusehr erschlafftes Hymen; wulstige, dicht an einander schließende, elastische, innerlich glatte und lebhaft geröthete große Scham- lefzen, welche die kleinen nicht allzuschlaffen oder verhärteten und gleichfalls lebhaft gerötheten Scham- oder Wasserlefzen bedecken. Ferner eine kleine, größtentheils von der Vorhaut bedeckte und zwischen den Schamlefzen verborgene Klitoris; ein enger, etwas wulstiger Rand der Harnröhrenöffnung, und ein überhaupt zusammen gezogener, kaum 1 Zoll weiter Ein- gang der Scheide. -- Ferner der engere, stark quergefaltete Scheidenkanal, der schlankere 1 Zoll lange Fruchthälterhals von fester Substanz und glatter Oberfläche, nebst dem mit dichtschließenden Lippen (einer hintern kürzern und einer vordern längern) versehenen, eine Querspalte (zur Zeit der Men- struation jedoch bey wulstigern Lippen wehr gerundete Oeff- nung) zeigenden, etwas rückwärts gekehrten Muttermunde; wobey durch das Scheidengewölbe so wie durch den Mast- darm der Gebärmutter-Körper und Grund, obwohl nur un- deutlich, ebenfalls klein und von starker Substanz wahrge- nommen werden. Endlich der glatte, gewölbte, weder be- sondere Hautfalten noch Flecken zeigende Unterleib und die kleinern elastischen, halbkuglichen Brüste mit hellrothen War- zen und Höfen um dieselben versehen.
§. 52.
3. Kennzeichen des statt gehabten Beyschlafs. Es gilt von ihnen, rücksichtlich ihrer Unsicherheit, bey- nahe dasselbe, was über die Zeichen des jungfräulichen Zu- standes bemerkt wurde, und man darf annehmen, daß, wenn die zu erwähnenden Kennzeichen bestimmt vorhanden seyn sollen, theils mehrere Male wiederholter Coitus statt gehabt haben, theils derselbe vollständig (nicht etwa sine immissione penis) gewesen seyn müsse. Die Veränderungen, welche in diesem Falle an den Geschlechtstheilen wahrgenommen werden, sind aber folgende: -- Schlaffes, zerrissenes oder ganz ver-
§. 51.
Als Zeugen jungfraͤulichen Zuſtandes an den Geſchlechts- theilen betrachten wir aber: unverletztes, auch nicht allzuſehr erſchlafftes Hymen; wulſtige, dicht an einander ſchließende, elaſtiſche, innerlich glatte und lebhaft geroͤthete große Scham- lefzen, welche die kleinen nicht allzuſchlaffen oder verhaͤrteten und gleichfalls lebhaft geroͤtheten Scham- oder Waſſerlefzen bedecken. Ferner eine kleine, groͤßtentheils von der Vorhaut bedeckte und zwiſchen den Schamlefzen verborgene Klitoris; ein enger, etwas wulſtiger Rand der Harnroͤhrenoͤffnung, und ein uͤberhaupt zuſammen gezogener, kaum 1 Zoll weiter Ein- gang der Scheide. — Ferner der engere, ſtark quergefaltete Scheidenkanal, der ſchlankere 1 Zoll lange Fruchthaͤlterhals von feſter Subſtanz und glatter Oberflaͤche, nebſt dem mit dichtſchließenden Lippen (einer hintern kuͤrzern und einer vordern laͤngern) verſehenen, eine Querſpalte (zur Zeit der Men- ſtruation jedoch bey wulſtigern Lippen wehr gerundete Oeff- nung) zeigenden, etwas ruͤckwaͤrts gekehrten Muttermunde; wobey durch das Scheidengewoͤlbe ſo wie durch den Maſt- darm der Gebaͤrmutter-Koͤrper und Grund, obwohl nur un- deutlich, ebenfalls klein und von ſtarker Subſtanz wahrge- nommen werden. Endlich der glatte, gewoͤlbte, weder be- ſondere Hautfalten noch Flecken zeigende Unterleib und die kleinern elaſtiſchen, halbkuglichen Bruͤſte mit hellrothen War- zen und Hoͤfen um dieſelben verſehen.
§. 52.
3. Kennzeichen des ſtatt gehabten Beyſchlafs. Es gilt von ihnen, ruͤckſichtlich ihrer Unſicherheit, bey- nahe daſſelbe, was uͤber die Zeichen des jungfraͤulichen Zu- ſtandes bemerkt wurde, und man darf annehmen, daß, wenn die zu erwaͤhnenden Kennzeichen beſtimmt vorhanden ſeyn ſollen, theils mehrere Male wiederholter Coitus ſtatt gehabt haben, theils derſelbe vollſtaͤndig (nicht etwa sine immissione penis) geweſen ſeyn muͤſſe. Die Veraͤnderungen, welche in dieſem Falle an den Geſchlechtstheilen wahrgenommen werden, ſind aber folgende: — Schlaffes, zerriſſenes oder ganz ver-
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§. 51.
Als Zeugen jungfraͤulichen Zuſtandes an den Geſchlechts-
theilen betrachten wir aber: unverletztes, auch nicht allzuſehr
erſchlafftes Hymen; wulſtige, dicht an einander ſchließende,
elaſtiſche, innerlich glatte und lebhaft geroͤthete große Scham-
lefzen, welche die kleinen nicht allzuſchlaffen oder verhaͤrteten
und gleichfalls lebhaft geroͤtheten Scham- oder Waſſerlefzen
bedecken. Ferner eine kleine, groͤßtentheils von der Vorhaut
bedeckte und zwiſchen den Schamlefzen verborgene Klitoris;
ein enger, etwas wulſtiger Rand der Harnroͤhrenoͤffnung, und
ein uͤberhaupt zuſammen gezogener, kaum 1 Zoll weiter Ein-
gang der Scheide. — Ferner der engere, ſtark quergefaltete
Scheidenkanal, der ſchlankere 1 Zoll lange Fruchthaͤlterhals
von feſter Subſtanz und glatter Oberflaͤche, nebſt dem mit
dichtſchließenden Lippen (einer hintern kuͤrzern und einer vordern
laͤngern) verſehenen, eine Querſpalte (zur Zeit der Men-
ſtruation jedoch bey wulſtigern Lippen wehr gerundete Oeff-
nung) zeigenden, etwas ruͤckwaͤrts gekehrten Muttermunde;
wobey durch das Scheidengewoͤlbe ſo wie durch den Maſt-
darm der Gebaͤrmutter-Koͤrper und Grund, obwohl nur un-
deutlich, ebenfalls klein und von ſtarker Subſtanz wahrge-
nommen werden. Endlich der glatte, gewoͤlbte, weder be-
ſondere Hautfalten noch Flecken zeigende Unterleib und die
kleinern elaſtiſchen, halbkuglichen Bruͤſte mit hellrothen War-
zen und Hoͤfen um dieſelben verſehen.
§. 52.
3. Kennzeichen des ſtatt gehabten Beyſchlafs.
Es gilt von ihnen, ruͤckſichtlich ihrer Unſicherheit, bey-
nahe daſſelbe, was uͤber die Zeichen des jungfraͤulichen Zu-
ſtandes bemerkt wurde, und man darf annehmen, daß, wenn
die zu erwaͤhnenden Kennzeichen beſtimmt vorhanden ſeyn
ſollen, theils mehrere Male wiederholter Coitus ſtatt gehabt
haben, theils derſelbe vollſtaͤndig (nicht etwa sine immissione
penis) geweſen ſeyn muͤſſe. Die Veraͤnderungen, welche in
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/58>, abgerufen am 21.11.2024.
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