Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

auch an Organen vorkommen, wo an Conception und Schwan-
gerschaft gar nicht zu denken ist (so fand Penada *) das Herz
einer Ente mit Federn besetzt), theils daß die hier vorge-
fundenen Gebilde solche sind, welche im Organismus selbst
auf der niedrigsten Stufe der Organisation stehen, und daß
hingegen z. B. Wirbel- oder Schädelknochen, Nervenmasse und
dergl. sich nie in solchen ausgearteten Eyerstöcken gefunden
haben; eine Thatsache, aus welcher H. Hegewisch folgerte,
daß überhaupt nur die Erzeugung reproduktiver Gebilde den
Antheil des Weibes an der Bildung eines neuen Individuums
ausmache, **) worauf wir im zweyten Theile zurückkommen
werden.

§. 553.

Die Kennzeichen dieser Ausartungen sind ziemlich die-
selben (mit Ausnahme der Fluctuation), wie die der Eyer-
stockswassersucht, nur daß oft die Unterscheidung von Schwan-
gerschaften außerhalb der Gebärmutter hier noch schwieriger
wird, und ähnliche Degenerationen (wenn sie nicht mit allzu-
starker Vergrößerung verbunden sind) oft noch länger als die
Wasseranhäufungen ohne Störungen des Allgemeinbefindens
ertragen werden. -- Als veranlassende Ursachen sind wohl
hier ganz vorzüglich ausschweifende Lebensart und häufige Ge-
schlechtsreizung ohne Eintritt normaler Schwangerschaft, nebst
den andern bey der Wassersucht der Eyerstöcke namhaft ge-
machten Einflüssen aufzuzählen. -- Lebensgefährlich werden
diese Degenerationen nur, wenn sie einen sehr beträchtlichen
Umfang erreichen, durch Druck auf benachbarte Theile, ver-
ursachte Wasserergießung in der Bauchhöhle u. s. w.


*) S. dessen Saggio d'osservazioni e memorie sopra alcuni casi sin-
golari
u. s. w. angezeigt in d. Erg. Bl. d. allgem. Lit. Zeit. 1810.
No. 136.
**) S. ueues nordisches Archiv von Pfaff, Scheel und Rudolphi.
1r Bd. 1s St.

auch an Organen vorkommen, wo an Conception und Schwan-
gerſchaft gar nicht zu denken iſt (ſo fand Penada *) das Herz
einer Ente mit Federn beſetzt), theils daß die hier vorge-
fundenen Gebilde ſolche ſind, welche im Organismus ſelbſt
auf der niedrigſten Stufe der Organiſation ſtehen, und daß
hingegen z. B. Wirbel- oder Schaͤdelknochen, Nervenmaſſe und
dergl. ſich nie in ſolchen ausgearteten Eyerſtoͤcken gefunden
haben; eine Thatſache, aus welcher H. Hegewiſch folgerte,
daß uͤberhaupt nur die Erzeugung reproduktiver Gebilde den
Antheil des Weibes an der Bildung eines neuen Individuums
ausmache, **) worauf wir im zweyten Theile zuruͤckkommen
werden.

§. 553.

Die Kennzeichen dieſer Ausartungen ſind ziemlich die-
ſelben (mit Ausnahme der Fluctuation), wie die der Eyer-
ſtockswaſſerſucht, nur daß oft die Unterſcheidung von Schwan-
gerſchaften außerhalb der Gebaͤrmutter hier noch ſchwieriger
wird, und aͤhnliche Degenerationen (wenn ſie nicht mit allzu-
ſtarker Vergroͤßerung verbunden ſind) oft noch laͤnger als die
Waſſeranhaͤufungen ohne Stoͤrungen des Allgemeinbefindens
ertragen werden. — Als veranlaſſende Urſachen ſind wohl
hier ganz vorzuͤglich ausſchweifende Lebensart und haͤufige Ge-
ſchlechtsreizung ohne Eintritt normaler Schwangerſchaft, nebſt
den andern bey der Waſſerſucht der Eyerſtoͤcke namhaft ge-
machten Einfluͤſſen aufzuzaͤhlen. — Lebensgefaͤhrlich werden
dieſe Degenerationen nur, wenn ſie einen ſehr betraͤchtlichen
Umfang erreichen, durch Druck auf benachbarte Theile, ver-
urſachte Waſſerergießung in der Bauchhoͤhle u. ſ. w.


*) S. deſſen Saggio d’osservazioni e memorie sopra alcuni casi sin-
golari
u. ſ. w. angezeigt in d. Erg. Bl. d. allgem. Lit. Zeit. 1810.
No. 136.
**) S. ueues nordiſches Archiv von Pfaff, Scheel und Rudolphi.
1r Bd. 1s St.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <p><pb facs="#f0433" n="413"/>
auch an Organen vorkommen, wo an Conception und Schwan-<lb/>
ger&#x017F;chaft gar nicht zu denken i&#x017F;t (&#x017F;o fand <hi rendition="#g">Penada</hi> <note place="foot" n="*)">S. de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Saggio d&#x2019;osservazioni e memorie sopra alcuni casi sin-<lb/>
golari</hi> u. &#x017F;. w. angezeigt in d. Erg. Bl. d. allgem. Lit. Zeit. 1810.<lb/>
No. 136.</note> das Herz<lb/>
einer Ente mit Federn be&#x017F;etzt), theils daß die hier vorge-<lb/>
fundenen Gebilde &#x017F;olche &#x017F;ind, welche im Organismus &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
auf der niedrig&#x017F;ten Stufe der Organi&#x017F;ation &#x017F;tehen, und daß<lb/>
hingegen z. B. Wirbel- oder Scha&#x0364;delknochen, Nervenma&#x017F;&#x017F;e und<lb/>
dergl. &#x017F;ich nie in &#x017F;olchen ausgearteten Eyer&#x017F;to&#x0364;cken gefunden<lb/>
haben; eine That&#x017F;ache, aus welcher H. <hi rendition="#g">Hegewi&#x017F;ch</hi> folgerte,<lb/>
daß u&#x0364;berhaupt nur die Erzeugung reproduktiver Gebilde den<lb/>
Antheil des Weibes an der Bildung eines neuen Individuums<lb/>
ausmache, <note place="foot" n="**)">S. ueues nordi&#x017F;ches Archiv von <hi rendition="#g">Pfaff, Scheel</hi> und <hi rendition="#g">Rudolphi</hi>.<lb/>
1r Bd. 1s St.</note> worauf wir im zweyten Theile zuru&#x0364;ckkommen<lb/>
werden.</p>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 553.</head><lb/>
                        <p>Die Kennzeichen die&#x017F;er Ausartungen &#x017F;ind ziemlich die-<lb/>
&#x017F;elben (mit Ausnahme der Fluctuation), wie die der Eyer-<lb/>
&#x017F;tockswa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht, nur daß oft die Unter&#x017F;cheidung von Schwan-<lb/>
ger&#x017F;chaften außerhalb der Geba&#x0364;rmutter hier noch &#x017F;chwieriger<lb/>
wird, und a&#x0364;hnliche Degenerationen (wenn &#x017F;ie nicht mit allzu-<lb/>
&#x017F;tarker Vergro&#x0364;ßerung verbunden &#x017F;ind) oft noch la&#x0364;nger als die<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;eranha&#x0364;ufungen ohne Sto&#x0364;rungen des Allgemeinbefindens<lb/>
ertragen werden. &#x2014; Als veranla&#x017F;&#x017F;ende Ur&#x017F;achen &#x017F;ind wohl<lb/>
hier ganz vorzu&#x0364;glich aus&#x017F;chweifende Lebensart und ha&#x0364;ufige Ge-<lb/>
&#x017F;chlechtsreizung ohne Eintritt normaler Schwanger&#x017F;chaft, neb&#x017F;t<lb/>
den andern bey der Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht der Eyer&#x017F;to&#x0364;cke namhaft ge-<lb/>
machten Einflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en aufzuza&#x0364;hlen. &#x2014; Lebensgefa&#x0364;hrlich werden<lb/>
die&#x017F;e Degenerationen nur, wenn &#x017F;ie einen &#x017F;ehr betra&#x0364;chtlichen<lb/>
Umfang erreichen, durch Druck auf benachbarte Theile, ver-<lb/>
ur&#x017F;achte Wa&#x017F;&#x017F;erergießung in der Bauchho&#x0364;hle u. &#x017F;. w.</p>
                      </div><lb/>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[413/0433] auch an Organen vorkommen, wo an Conception und Schwan- gerſchaft gar nicht zu denken iſt (ſo fand Penada *) das Herz einer Ente mit Federn beſetzt), theils daß die hier vorge- fundenen Gebilde ſolche ſind, welche im Organismus ſelbſt auf der niedrigſten Stufe der Organiſation ſtehen, und daß hingegen z. B. Wirbel- oder Schaͤdelknochen, Nervenmaſſe und dergl. ſich nie in ſolchen ausgearteten Eyerſtoͤcken gefunden haben; eine Thatſache, aus welcher H. Hegewiſch folgerte, daß uͤberhaupt nur die Erzeugung reproduktiver Gebilde den Antheil des Weibes an der Bildung eines neuen Individuums ausmache, **) worauf wir im zweyten Theile zuruͤckkommen werden. §. 553. Die Kennzeichen dieſer Ausartungen ſind ziemlich die- ſelben (mit Ausnahme der Fluctuation), wie die der Eyer- ſtockswaſſerſucht, nur daß oft die Unterſcheidung von Schwan- gerſchaften außerhalb der Gebaͤrmutter hier noch ſchwieriger wird, und aͤhnliche Degenerationen (wenn ſie nicht mit allzu- ſtarker Vergroͤßerung verbunden ſind) oft noch laͤnger als die Waſſeranhaͤufungen ohne Stoͤrungen des Allgemeinbefindens ertragen werden. — Als veranlaſſende Urſachen ſind wohl hier ganz vorzuͤglich ausſchweifende Lebensart und haͤufige Ge- ſchlechtsreizung ohne Eintritt normaler Schwangerſchaft, nebſt den andern bey der Waſſerſucht der Eyerſtoͤcke namhaft ge- machten Einfluͤſſen aufzuzaͤhlen. — Lebensgefaͤhrlich werden dieſe Degenerationen nur, wenn ſie einen ſehr betraͤchtlichen Umfang erreichen, durch Druck auf benachbarte Theile, ver- urſachte Waſſerergießung in der Bauchhoͤhle u. ſ. w. *) S. deſſen Saggio d’osservazioni e memorie sopra alcuni casi sin- golari u. ſ. w. angezeigt in d. Erg. Bl. d. allgem. Lit. Zeit. 1810. No. 136. **) S. ueues nordiſches Archiv von Pfaff, Scheel und Rudolphi. 1r Bd. 1s St.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/433
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/433>, abgerufen am 21.12.2024.