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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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diese oder jene Theile in den Bruchsack herabgesunken sind.
Bey einer nunmehr vorgenommenen ärztlichen und geburts-
hülflichen Untersuchung wird sich alsbald ergeben, daß in dem
Gewölbe der Mutterscheide am vordern oder hintern Theile
oder an den Seiten derselben eine weiche, regelwidrige Ge-
schwulst hervortritt, welche kleiner wird oder sich völlig ver-
liert, sobald die Kranke auf dem Rücken liegt und die Ge-
schwulst selbst mit den Fingerspitzen etwas gedrückt wird, da-
gegen weiter hervortritt in aufrechter Stellung, beim Husten
und Pressen. -- Durch die letztern Umstände, so wie durch
den größeren Umfang und innere Vollheit unterscheidet sich
die Geschwulst deutlich von einem bloßen Vorfalle, so wie die
Freiheit und Regelmäßigkeit des Muttermundes keine Ver-
wechselung mit Polypen oder Vorfällen und Umstülpungen
der Gebärmutter zuläßt.

§. 522.

Die Theile, welche in einen Mutterscheidenbruch herab-
treten können, sind verschieden; am häufigsten sind es Darm-
windungen, das Ileum, die Flexura sigmoidea des Dick-
darms u. s. w.; seltner und nur bey Mutterscheidenbrüchen
zwischen Uterus und Mastdarm ist es möglich, daß Theile
des Netzes mit herabtreten; außerdem kann in einen solchen
Bruch auch die Harnblase sich herabsenken, welches dann ge-
wöhnlich Urinbeschwerden (Ischuria) veranlassen wird, und
wobey, sobald die Blase gefüllt ist, die Untersuchung eine
Fluctuation der Bruchgeschwulst, und Drängen zum Harn-
lassen beym Druck auf diese Geschwulst zu erkennen geben
wird. Daß ferner selbst der Uterus zuweilen in diesen Brü-
chen bemerkt wird, ist schon oben erwähnt worden. -- Die
Größe dieser Brüche ist zuweilen bedeutend, und sie können,
wenn sie allzutief hinter der Vagina herabsinken, zugleich
durch ihren Druck auf den Mastdarm, Vorfälle dieses letztern
veranlassen.


dieſe oder jene Theile in den Bruchſack herabgeſunken ſind.
Bey einer nunmehr vorgenommenen aͤrztlichen und geburts-
huͤlflichen Unterſuchung wird ſich alsbald ergeben, daß in dem
Gewoͤlbe der Mutterſcheide am vordern oder hintern Theile
oder an den Seiten derſelben eine weiche, regelwidrige Ge-
ſchwulſt hervortritt, welche kleiner wird oder ſich voͤllig ver-
liert, ſobald die Kranke auf dem Ruͤcken liegt und die Ge-
ſchwulſt ſelbſt mit den Fingerſpitzen etwas gedruͤckt wird, da-
gegen weiter hervortritt in aufrechter Stellung, beim Huſten
und Preſſen. — Durch die letztern Umſtaͤnde, ſo wie durch
den groͤßeren Umfang und innere Vollheit unterſcheidet ſich
die Geſchwulſt deutlich von einem bloßen Vorfalle, ſo wie die
Freiheit und Regelmaͤßigkeit des Muttermundes keine Ver-
wechſelung mit Polypen oder Vorfaͤllen und Umſtuͤlpungen
der Gebaͤrmutter zulaͤßt.

§. 522.

Die Theile, welche in einen Mutterſcheidenbruch herab-
treten koͤnnen, ſind verſchieden; am haͤufigſten ſind es Darm-
windungen, das Ileum, die Flexura sigmoidea des Dick-
darms u. ſ. w.; ſeltner und nur bey Mutterſcheidenbruͤchen
zwiſchen Uterus und Maſtdarm iſt es moͤglich, daß Theile
des Netzes mit herabtreten; außerdem kann in einen ſolchen
Bruch auch die Harnblaſe ſich herabſenken, welches dann ge-
woͤhnlich Urinbeſchwerden (Ischuria) veranlaſſen wird, und
wobey, ſobald die Blaſe gefuͤllt iſt, die Unterſuchung eine
Fluctuation der Bruchgeſchwulſt, und Draͤngen zum Harn-
laſſen beym Druck auf dieſe Geſchwulſt zu erkennen geben
wird. Daß ferner ſelbſt der Uterus zuweilen in dieſen Bruͤ-
chen bemerkt wird, iſt ſchon oben erwaͤhnt worden. — Die
Groͤße dieſer Bruͤche iſt zuweilen bedeutend, und ſie koͤnnen,
wenn ſie allzutief hinter der Vagina herabſinken, zugleich
durch ihren Druck auf den Maſtdarm, Vorfaͤlle dieſes letztern
veranlaſſen.


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[395/0415] dieſe oder jene Theile in den Bruchſack herabgeſunken ſind. Bey einer nunmehr vorgenommenen aͤrztlichen und geburts- huͤlflichen Unterſuchung wird ſich alsbald ergeben, daß in dem Gewoͤlbe der Mutterſcheide am vordern oder hintern Theile oder an den Seiten derſelben eine weiche, regelwidrige Ge- ſchwulſt hervortritt, welche kleiner wird oder ſich voͤllig ver- liert, ſobald die Kranke auf dem Ruͤcken liegt und die Ge- ſchwulſt ſelbſt mit den Fingerſpitzen etwas gedruͤckt wird, da- gegen weiter hervortritt in aufrechter Stellung, beim Huſten und Preſſen. — Durch die letztern Umſtaͤnde, ſo wie durch den groͤßeren Umfang und innere Vollheit unterſcheidet ſich die Geſchwulſt deutlich von einem bloßen Vorfalle, ſo wie die Freiheit und Regelmaͤßigkeit des Muttermundes keine Ver- wechſelung mit Polypen oder Vorfaͤllen und Umſtuͤlpungen der Gebaͤrmutter zulaͤßt. §. 522. Die Theile, welche in einen Mutterſcheidenbruch herab- treten koͤnnen, ſind verſchieden; am haͤufigſten ſind es Darm- windungen, das Ileum, die Flexura sigmoidea des Dick- darms u. ſ. w.; ſeltner und nur bey Mutterſcheidenbruͤchen zwiſchen Uterus und Maſtdarm iſt es moͤglich, daß Theile des Netzes mit herabtreten; außerdem kann in einen ſolchen Bruch auch die Harnblaſe ſich herabſenken, welches dann ge- woͤhnlich Urinbeſchwerden (Ischuria) veranlaſſen wird, und wobey, ſobald die Blaſe gefuͤllt iſt, die Unterſuchung eine Fluctuation der Bruchgeſchwulſt, und Draͤngen zum Harn- laſſen beym Druck auf dieſe Geſchwulſt zu erkennen geben wird. Daß ferner ſelbſt der Uterus zuweilen in dieſen Bruͤ- chen bemerkt wird, iſt ſchon oben erwaͤhnt worden. — Die Groͤße dieſer Bruͤche iſt zuweilen bedeutend, und ſie koͤnnen, wenn ſie allzutief hinter der Vagina herabſinken, zugleich durch ihren Druck auf den Maſtdarm, Vorfaͤlle dieſes letztern veranlaſſen.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/415>, abgerufen am 21.11.2024.