betrifft, auf das beziehen, was von §. 421. an über die polypösen Auswüchse der Gebärmutter selbst gesagt worden ist; nur einige Bemerkungen sind noch anzufügen: -- Zu- nächst die Entstehung betreffend, so sind hier vorzüglich schar- fer, durch Ansteckung entstandener weißer Fluß, syphilitische Ansteckung, Onanie, oder Quetschungen einzelner Theile der Mutterscheide durch schwere, künstliche Entbindungen als die gewöhnlichsten Veranlassungen zu erwähnen. Die Erkenntniß anbelangend, so wird diese selbst bey dem Beginn des Ue- bels sehr leicht durch die geburtshülfliche Untersuchung erwor- ben. Auch die Prognose ferner wird günstiger, als für die Gebärmutterpolypen, da die Zufälle, welche Mutterscheiden- polypen veranlassen, von weit minderer Heftigkeit sind und die Heilung sehr erleichtert ist. -- Endlich rücksichtlich der Behandlung, so möchten wohl gerade diese Polypen am er- sten durch Ausschneiden zu entfernen seyn, dann aber, wenn, etwa wegen beträchtlicher Größe derselben, Bedenken obwal- tet, von dieser Heilungsart Gebrauch zu machen, wird die Ligatur angewendet werden müssen, welche ebenfalls durch den Sitz des Uebels bedeutend erleichtert wird, und gewöhu- lich ohne Instrumente ausgeführt werden kann.
2. Von dem Vorfalle der Mutterscheide (Prolapsus vaginae).
§. 513.
Wenn die Mutterscheide entweder mit ihren ganzen Häuten, oder bloß an ihrer innern Haut sich beträchtlich aus- dehnt, herabsinkt und sich dabey nothwendig zum Theil in das nächstfolgende Stück des Scheidenkanals einschiebt (gleich der Intus susceptio des Darmkanals) und umstülpt, so nen- nen wir dies einen Mutterscheidenvorfall, von welchem man mit Richter*) eigentlich vier Arten unterscheiden kann.
*) S. Richter Anfangsgr. d. W. Th. VII. S. 53.
betrifft, auf das beziehen, was von §. 421. an uͤber die polypoͤſen Auswuͤchſe der Gebaͤrmutter ſelbſt geſagt worden iſt; nur einige Bemerkungen ſind noch anzufuͤgen: — Zu- naͤchſt die Entſtehung betreffend, ſo ſind hier vorzuͤglich ſchar- fer, durch Anſteckung entſtandener weißer Fluß, ſyphilitiſche Anſteckung, Onanie, oder Quetſchungen einzelner Theile der Mutterſcheide durch ſchwere, kuͤnſtliche Entbindungen als die gewoͤhnlichſten Veranlaſſungen zu erwaͤhnen. Die Erkenntniß anbelangend, ſo wird dieſe ſelbſt bey dem Beginn des Ue- bels ſehr leicht durch die geburtshuͤlfliche Unterſuchung erwor- ben. Auch die Prognoſe ferner wird guͤnſtiger, als fuͤr die Gebaͤrmutterpolypen, da die Zufaͤlle, welche Mutterſcheiden- polypen veranlaſſen, von weit minderer Heftigkeit ſind und die Heilung ſehr erleichtert iſt. — Endlich ruͤckſichtlich der Behandlung, ſo moͤchten wohl gerade dieſe Polypen am er- ſten durch Ausſchneiden zu entfernen ſeyn, dann aber, wenn, etwa wegen betraͤchtlicher Groͤße derſelben, Bedenken obwal- tet, von dieſer Heilungsart Gebrauch zu machen, wird die Ligatur angewendet werden muͤſſen, welche ebenfalls durch den Sitz des Uebels bedeutend erleichtert wird, und gewoͤhu- lich ohne Inſtrumente ausgefuͤhrt werden kann.
2. Von dem Vorfalle der Mutterſcheide (Prolapsus vaginae).
§. 513.
Wenn die Mutterſcheide entweder mit ihren ganzen Haͤuten, oder bloß an ihrer innern Haut ſich betraͤchtlich aus- dehnt, herabſinkt und ſich dabey nothwendig zum Theil in das naͤchſtfolgende Stuͤck des Scheidenkanals einſchiebt (gleich der Intus susceptio des Darmkanals) und umſtuͤlpt, ſo nen- nen wir dies einen Mutterſcheidenvorfall, von welchem man mit Richter*) eigentlich vier Arten unterſcheiden kann.
*) S. Richter Anfangsgr. d. W. Th. VII. S. 53.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><p><pbfacs="#f0409"n="389"/>
betrifft, auf das beziehen, was von §. 421. an uͤber die<lb/>
polypoͤſen Auswuͤchſe der Gebaͤrmutter ſelbſt geſagt worden<lb/>
iſt; nur einige Bemerkungen ſind noch anzufuͤgen: — Zu-<lb/>
naͤchſt die Entſtehung betreffend, ſo ſind hier vorzuͤglich ſchar-<lb/>
fer, durch Anſteckung entſtandener weißer Fluß, ſyphilitiſche<lb/>
Anſteckung, Onanie, oder Quetſchungen einzelner Theile der<lb/>
Mutterſcheide durch ſchwere, kuͤnſtliche Entbindungen als die<lb/>
gewoͤhnlichſten Veranlaſſungen zu erwaͤhnen. Die Erkenntniß<lb/>
anbelangend, ſo wird dieſe ſelbſt bey dem Beginn des Ue-<lb/>
bels ſehr leicht durch die geburtshuͤlfliche Unterſuchung erwor-<lb/>
ben. Auch die Prognoſe ferner wird guͤnſtiger, als fuͤr die<lb/>
Gebaͤrmutterpolypen, da die Zufaͤlle, welche Mutterſcheiden-<lb/>
polypen veranlaſſen, von weit minderer Heftigkeit ſind und<lb/>
die Heilung ſehr erleichtert iſt. — Endlich ruͤckſichtlich der<lb/>
Behandlung, ſo moͤchten wohl gerade dieſe Polypen am er-<lb/>ſten durch Ausſchneiden zu entfernen ſeyn, dann aber, wenn,<lb/>
etwa wegen betraͤchtlicher Groͤße derſelben, Bedenken obwal-<lb/>
tet, von dieſer Heilungsart Gebrauch zu machen, wird die<lb/>
Ligatur angewendet werden muͤſſen, welche ebenfalls durch<lb/>
den Sitz des Uebels bedeutend erleichtert wird, und gewoͤhu-<lb/>
lich ohne Inſtrumente ausgefuͤhrt werden kann.</p></div></div><lb/><divn="8"><head>2.<lb/><hirendition="#g">Von dem Vorfalle der Mutterſcheide</hi><lb/>
(<hirendition="#aq">Prolapsus vaginae</hi>).</head><lb/><divn="9"><head>§. 513.</head><lb/><p>Wenn die Mutterſcheide entweder mit ihren ganzen<lb/>
Haͤuten, oder bloß an ihrer innern Haut ſich betraͤchtlich aus-<lb/>
dehnt, herabſinkt und ſich dabey nothwendig zum Theil in<lb/>
das naͤchſtfolgende Stuͤck des Scheidenkanals einſchiebt (gleich<lb/>
der <hirendition="#aq">Intus susceptio</hi> des Darmkanals) und umſtuͤlpt, ſo nen-<lb/>
nen wir dies einen Mutterſcheidenvorfall, von welchem man<lb/>
mit <hirendition="#g">Richter</hi><noteplace="foot"n="*)">S. <hirendition="#g">Richter</hi> Anfangsgr. d. W. Th. <hirendition="#aq">VII.</hi> S. 53.</note> eigentlich vier Arten unterſcheiden kann.<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[389/0409]
betrifft, auf das beziehen, was von §. 421. an uͤber die
polypoͤſen Auswuͤchſe der Gebaͤrmutter ſelbſt geſagt worden
iſt; nur einige Bemerkungen ſind noch anzufuͤgen: — Zu-
naͤchſt die Entſtehung betreffend, ſo ſind hier vorzuͤglich ſchar-
fer, durch Anſteckung entſtandener weißer Fluß, ſyphilitiſche
Anſteckung, Onanie, oder Quetſchungen einzelner Theile der
Mutterſcheide durch ſchwere, kuͤnſtliche Entbindungen als die
gewoͤhnlichſten Veranlaſſungen zu erwaͤhnen. Die Erkenntniß
anbelangend, ſo wird dieſe ſelbſt bey dem Beginn des Ue-
bels ſehr leicht durch die geburtshuͤlfliche Unterſuchung erwor-
ben. Auch die Prognoſe ferner wird guͤnſtiger, als fuͤr die
Gebaͤrmutterpolypen, da die Zufaͤlle, welche Mutterſcheiden-
polypen veranlaſſen, von weit minderer Heftigkeit ſind und
die Heilung ſehr erleichtert iſt. — Endlich ruͤckſichtlich der
Behandlung, ſo moͤchten wohl gerade dieſe Polypen am er-
ſten durch Ausſchneiden zu entfernen ſeyn, dann aber, wenn,
etwa wegen betraͤchtlicher Groͤße derſelben, Bedenken obwal-
tet, von dieſer Heilungsart Gebrauch zu machen, wird die
Ligatur angewendet werden muͤſſen, welche ebenfalls durch
den Sitz des Uebels bedeutend erleichtert wird, und gewoͤhu-
lich ohne Inſtrumente ausgefuͤhrt werden kann.
2.
Von dem Vorfalle der Mutterſcheide
(Prolapsus vaginae).
§. 513.
Wenn die Mutterſcheide entweder mit ihren ganzen
Haͤuten, oder bloß an ihrer innern Haut ſich betraͤchtlich aus-
dehnt, herabſinkt und ſich dabey nothwendig zum Theil in
das naͤchſtfolgende Stuͤck des Scheidenkanals einſchiebt (gleich
der Intus susceptio des Darmkanals) und umſtuͤlpt, ſo nen-
nen wir dies einen Mutterſcheidenvorfall, von welchem man
mit Richter *) eigentlich vier Arten unterſcheiden kann.
*) S. Richter Anfangsgr. d. W. Th. VII. S. 53.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/409>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.