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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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§. 492.

Nach einer zwey bis drey Tage beobachteten Ruhe,
wenn sich der Mutterkranz in die weichen Theile des Beckens
gehörig eingedrückt hat, läßt man die Kranke zwar aufstehen,
allein alle anstrengenden Bewegungen in den nächst folgenden
Tagen sorgfältig vermeiden, die Compresse noch mehrere Tage
forttragen, Verstopfungen durch von Zeit zu Zeit zu neh-
mende Lavements vorbeugen und beym Stuhlgange die Ge-
burtstheile mit der Hand bedecken, bis man sich von voll-
kommen guter und fester Lage des Pessarii hinlänglich über-
zeugt hat. Ueberhaupt muß auch späterhin von Zeit zu Zeit
die innere Untersuchung vorgenommen werden, da zuweilen
das Pessarium sich verrückt oder schief legt (mit der breiten
Fläche nach vorn), oder auch wohl der Uterus sich neben
demselben herabdrängt, oder endlich, wenn das Instrument
lange gelegen hat, dasselbe auch schadhaft werden könnte. --
Im letzteren Falle, oder wenn es eine ganz falsche, im
Becken selbst durch einen gelinden Druck nicht abzuändernde
Lage bekommen hätte, muß es herausgenommen werden, wo-
bey denn die Kranke wieder dieselbe Lage, wie bey der Ein-
bringung, annehmen muß, und man den Zeigefinger in die
Oeffnung des Mutterkranzes bringt, ihn erst mit seiner Länge
in die Führungslinie des Beckens herabzudrängen und so her-
auszunehmen sucht, welches allerdings zuweilen bey Pessarien,
welche mehrere Jahre gelegen haben, mit nicht geringen
Schwierigkeiten verbunden zu seyn pflegt und wozu man sich
zuweilen auch der Beyhülfe einer etwas starken krumm gebo-
genen Sonde bedienen kann. -- Das Herausnehmen des
Mutterkranzes ist übrigens auch nothwendig, wenn er weißen
Fluß, Entzündung, Geschwulst *) oder überhaupt Schmerzen
verursacht; eben so ist es rathsam, ihn während der Men-
struation zu entfernen, und durchaus nothwendig wird dies

*) Am gefährlichsten ist das Einklemmen der Vaginalpartion in die
Mutterkranzöffnung, wobey man zuweilen zum Durchschneiden des
Mutterkranzes gezwungen werden kann.
§. 492.

Nach einer zwey bis drey Tage beobachteten Ruhe,
wenn ſich der Mutterkranz in die weichen Theile des Beckens
gehoͤrig eingedruͤckt hat, laͤßt man die Kranke zwar aufſtehen,
allein alle anſtrengenden Bewegungen in den naͤchſt folgenden
Tagen ſorgfaͤltig vermeiden, die Compreſſe noch mehrere Tage
forttragen, Verſtopfungen durch von Zeit zu Zeit zu neh-
mende Lavements vorbeugen und beym Stuhlgange die Ge-
burtstheile mit der Hand bedecken, bis man ſich von voll-
kommen guter und feſter Lage des Peſſarii hinlaͤnglich uͤber-
zeugt hat. Ueberhaupt muß auch ſpaͤterhin von Zeit zu Zeit
die innere Unterſuchung vorgenommen werden, da zuweilen
das Peſſarium ſich verruͤckt oder ſchief legt (mit der breiten
Flaͤche nach vorn), oder auch wohl der Uterus ſich neben
demſelben herabdraͤngt, oder endlich, wenn das Inſtrument
lange gelegen hat, daſſelbe auch ſchadhaft werden koͤnnte. —
Im letzteren Falle, oder wenn es eine ganz falſche, im
Becken ſelbſt durch einen gelinden Druck nicht abzuaͤndernde
Lage bekommen haͤtte, muß es herausgenommen werden, wo-
bey denn die Kranke wieder dieſelbe Lage, wie bey der Ein-
bringung, annehmen muß, und man den Zeigefinger in die
Oeffnung des Mutterkranzes bringt, ihn erſt mit ſeiner Laͤnge
in die Fuͤhrungslinie des Beckens herabzudraͤngen und ſo her-
auszunehmen ſucht, welches allerdings zuweilen bey Peſſarien,
welche mehrere Jahre gelegen haben, mit nicht geringen
Schwierigkeiten verbunden zu ſeyn pflegt und wozu man ſich
zuweilen auch der Beyhuͤlfe einer etwas ſtarken krumm gebo-
genen Sonde bedienen kann. — Das Herausnehmen des
Mutterkranzes iſt uͤbrigens auch nothwendig, wenn er weißen
Fluß, Entzuͤndung, Geſchwulſt *) oder uͤberhaupt Schmerzen
verurſacht; eben ſo iſt es rathſam, ihn waͤhrend der Men-
ſtruation zu entfernen, und durchaus nothwendig wird dies

*) Am gefaͤhrlichſten iſt das Einklemmen der Vaginalpartion in die
Mutterkranzoͤffnung, wobey man zuweilen zum Durchſchneiden des
Mutterkranzes gezwungen werden kann.
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[377/0397] §. 492. Nach einer zwey bis drey Tage beobachteten Ruhe, wenn ſich der Mutterkranz in die weichen Theile des Beckens gehoͤrig eingedruͤckt hat, laͤßt man die Kranke zwar aufſtehen, allein alle anſtrengenden Bewegungen in den naͤchſt folgenden Tagen ſorgfaͤltig vermeiden, die Compreſſe noch mehrere Tage forttragen, Verſtopfungen durch von Zeit zu Zeit zu neh- mende Lavements vorbeugen und beym Stuhlgange die Ge- burtstheile mit der Hand bedecken, bis man ſich von voll- kommen guter und feſter Lage des Peſſarii hinlaͤnglich uͤber- zeugt hat. Ueberhaupt muß auch ſpaͤterhin von Zeit zu Zeit die innere Unterſuchung vorgenommen werden, da zuweilen das Peſſarium ſich verruͤckt oder ſchief legt (mit der breiten Flaͤche nach vorn), oder auch wohl der Uterus ſich neben demſelben herabdraͤngt, oder endlich, wenn das Inſtrument lange gelegen hat, daſſelbe auch ſchadhaft werden koͤnnte. — Im letzteren Falle, oder wenn es eine ganz falſche, im Becken ſelbſt durch einen gelinden Druck nicht abzuaͤndernde Lage bekommen haͤtte, muß es herausgenommen werden, wo- bey denn die Kranke wieder dieſelbe Lage, wie bey der Ein- bringung, annehmen muß, und man den Zeigefinger in die Oeffnung des Mutterkranzes bringt, ihn erſt mit ſeiner Laͤnge in die Fuͤhrungslinie des Beckens herabzudraͤngen und ſo her- auszunehmen ſucht, welches allerdings zuweilen bey Peſſarien, welche mehrere Jahre gelegen haben, mit nicht geringen Schwierigkeiten verbunden zu ſeyn pflegt und wozu man ſich zuweilen auch der Beyhuͤlfe einer etwas ſtarken krumm gebo- genen Sonde bedienen kann. — Das Herausnehmen des Mutterkranzes iſt uͤbrigens auch nothwendig, wenn er weißen Fluß, Entzuͤndung, Geſchwulſt *) oder uͤberhaupt Schmerzen verurſacht; eben ſo iſt es rathſam, ihn waͤhrend der Men- ſtruation zu entfernen, und durchaus nothwendig wird dies *) Am gefaͤhrlichſten iſt das Einklemmen der Vaginalpartion in die Mutterkranzoͤffnung, wobey man zuweilen zum Durchſchneiden des Mutterkranzes gezwungen werden kann.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/397>, abgerufen am 21.11.2024.