Die erstern, gewöhnlich aus Leinwand, mit aufgelöstem ela- stischen Harz bestrichen, verfertigt, erweichen sich jedoch bald, knicken zusammen und lassen den Vorfall wieder heraustreten, können daher nur für sehr empfindliche Personen und bey nicht allzubeträchtlichen Vorfällen Statt finden, und müssen öfters erneuert werden. Sie haben das Gute, daß sie beym Nie- dersetzen nicht so gegen die Gebärmutter stoßen, und ich habe sie daher nicht ohne Nutzen gefunden, zumal da mitunter, wenn der Vorfall noch nicht gar zu stark war, er sich durch ein halbjähriges oder etwas längeres Tragen eines gestielten Mutterkranzes entweder ganz verliert, oder sodann durch einen bloßen Schwamm sich zurückhalten läßt.
§. 490.
Die harten elastischen Mutterkränze sind am besten mit einem soliden, nach der Führungslinie mäßig gebognen Stiele versehen, der Teller wird entweder von dem Stiele unmittel- bar (wie bey dem Hunold'schen) getragen, und dann muß der in der Mitter vertiefte Teller mit einigen Löchern versehen seyn, oder der Teller, zur Unterstützung der Vaginalportion, wird in einen bloßen Ring verwandelt und dann von drey auf dem Stiele aufsitzenden Stützen getragen (wie bey dem Zeller'schen s. T. I. f. XI.). Eins der gewöhnlichsten, wohlfeilsten und besten Pessarien dieser Art ist das von Hu- nold, welches aus überfirnißtem, vorher in Leinöhl gekochtem Holze besteht und welches man auch mit einer Wachsmasse überziehen lassen kann. Um übrigens bey diesen harten ge- stielten Pessarien das Stauchen gegen die Gebärmutter beym Niedersitzen zu verhüten, giebt Richter den Rath, den Stiel zu durchschneiden, an jedem Ende eine etwa zolllange silberne Röhre anzufügen, eine dünner als die andere, so daß eine sich in die andere einschieben läßt, und nun in diese Röhren eine Feder von spiralförmig gewundenem Drath so zu legen, daß sich beym Druck der Stiel verkürzt und von selbst wieder verlängert; allein es ist wohl zu zweifeln, ob eine so künstliche Vorrichtung hier lange Zeit widerhalten
Die erſtern, gewoͤhnlich aus Leinwand, mit aufgeloͤſtem ela- ſtiſchen Harz beſtrichen, verfertigt, erweichen ſich jedoch bald, knicken zuſammen und laſſen den Vorfall wieder heraustreten, koͤnnen daher nur fuͤr ſehr empfindliche Perſonen und bey nicht allzubetraͤchtlichen Vorfaͤllen Statt finden, und muͤſſen oͤfters erneuert werden. Sie haben das Gute, daß ſie beym Nie- derſetzen nicht ſo gegen die Gebaͤrmutter ſtoßen, und ich habe ſie daher nicht ohne Nutzen gefunden, zumal da mitunter, wenn der Vorfall noch nicht gar zu ſtark war, er ſich durch ein halbjaͤhriges oder etwas laͤngeres Tragen eines geſtielten Mutterkranzes entweder ganz verliert, oder ſodann durch einen bloßen Schwamm ſich zuruͤckhalten laͤßt.
§. 490.
Die harten elaſtiſchen Mutterkraͤnze ſind am beſten mit einem ſoliden, nach der Fuͤhrungslinie maͤßig gebognen Stiele verſehen, der Teller wird entweder von dem Stiele unmittel- bar (wie bey dem Hunold’ſchen) getragen, und dann muß der in der Mitter vertiefte Teller mit einigen Loͤchern verſehen ſeyn, oder der Teller, zur Unterſtuͤtzung der Vaginalportion, wird in einen bloßen Ring verwandelt und dann von drey auf dem Stiele aufſitzenden Stuͤtzen getragen (wie bey dem Zeller’ſchen ſ. T. I. f. XI.). Eins der gewoͤhnlichſten, wohlfeilſten und beſten Peſſarien dieſer Art iſt das von Hu- nold, welches aus uͤberfirnißtem, vorher in Leinoͤhl gekochtem Holze beſteht und welches man auch mit einer Wachsmaſſe uͤberziehen laſſen kann. Um uͤbrigens bey dieſen harten ge- ſtielten Peſſarien das Stauchen gegen die Gebaͤrmutter beym Niederſitzen zu verhuͤten, giebt Richter den Rath, den Stiel zu durchſchneiden, an jedem Ende eine etwa zolllange ſilberne Roͤhre anzufuͤgen, eine duͤnner als die andere, ſo daß eine ſich in die andere einſchieben laͤßt, und nun in dieſe Roͤhren eine Feder von ſpiralfoͤrmig gewundenem Drath ſo zu legen, daß ſich beym Druck der Stiel verkuͤrzt und von ſelbſt wieder verlaͤngert; allein es iſt wohl zu zweifeln, ob eine ſo kuͤnſtliche Vorrichtung hier lange Zeit widerhalten
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Die erſtern, gewoͤhnlich aus Leinwand, mit aufgeloͤſtem ela-
ſtiſchen Harz beſtrichen, verfertigt, erweichen ſich jedoch bald,
knicken zuſammen und laſſen den Vorfall wieder heraustreten,
koͤnnen daher nur fuͤr ſehr empfindliche Perſonen und bey nicht
allzubetraͤchtlichen Vorfaͤllen Statt finden, und muͤſſen oͤfters
erneuert werden. Sie haben das Gute, daß ſie beym Nie-
derſetzen nicht ſo gegen die Gebaͤrmutter ſtoßen, und ich habe
ſie daher nicht ohne Nutzen gefunden, zumal da mitunter,
wenn der Vorfall noch nicht gar zu ſtark war, er ſich durch
ein halbjaͤhriges oder etwas laͤngeres Tragen eines geſtielten
Mutterkranzes entweder ganz verliert, oder ſodann durch
einen bloßen Schwamm ſich zuruͤckhalten laͤßt.
§. 490.
Die harten elaſtiſchen Mutterkraͤnze ſind am beſten mit
einem ſoliden, nach der Fuͤhrungslinie maͤßig gebognen Stiele
verſehen, der Teller wird entweder von dem Stiele unmittel-
bar (wie bey dem Hunold’ſchen) getragen, und dann muß
der in der Mitter vertiefte Teller mit einigen Loͤchern verſehen
ſeyn, oder der Teller, zur Unterſtuͤtzung der Vaginalportion,
wird in einen bloßen Ring verwandelt und dann von drey
auf dem Stiele aufſitzenden Stuͤtzen getragen (wie bey dem
Zeller’ſchen ſ. T. I. f. XI.). Eins der gewoͤhnlichſten,
wohlfeilſten und beſten Peſſarien dieſer Art iſt das von Hu-
nold, welches aus uͤberfirnißtem, vorher in Leinoͤhl gekochtem
Holze beſteht und welches man auch mit einer Wachsmaſſe
uͤberziehen laſſen kann. Um uͤbrigens bey dieſen harten ge-
ſtielten Peſſarien das Stauchen gegen die Gebaͤrmutter beym
Niederſitzen zu verhuͤten, giebt Richter den Rath, den
Stiel zu durchſchneiden, an jedem Ende eine etwa zolllange
ſilberne Roͤhre anzufuͤgen, eine duͤnner als die andere, ſo
daß eine ſich in die andere einſchieben laͤßt, und nun in dieſe
Roͤhren eine Feder von ſpiralfoͤrmig gewundenem Drath ſo
zu legen, daß ſich beym Druck der Stiel verkuͤrzt und von
ſelbſt wieder verlaͤngert; allein es iſt wohl zu zweifeln, ob
eine ſo kuͤnſtliche Vorrichtung hier lange Zeit widerhalten
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/395>, abgerufen am 21.11.2024.
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