nach betrachtet, zeigt uns nämlich in der Athmungs- und Absonderungs-Funktion ein stätes Verflüchtigen und Abschei- den organischen Stoffes, welches eben so stätig dann durch Assimilation eingenommener Stoffe compensirt wird. Eben deßhalb sehen wir dann das Verhältniß überwiegender Pro- duktivität im Weibe durch das Ueberwiegen der, namentlich der Assimilation bestimmten Bauchhöhle über die der Athmung bestimmten Brusthöhle ausgesprochen, ja in der doch im Ganzen größern Bauchhöhle wieder die Leber verhältnißmäßig kleiner. 2) Wie die niedern Thiergattungen, z. B. Fische, einen Rumpf besitzen, welcher noch fast nichts als Bauch- höhle ist, wie die Bauchhöhle auch im Rumpfe des mensch- lichen Fötus die Brusthöhle außerordentlich und je früher um so mehr überwiegt, so erscheint auch im Weibe dieses Ver- hältniß als eine zum Typus niederer oder unvollendeter Or- ganisation sich hinneigende Eigenthümlichkeit. 3) Wie in den niedriger stehenden Thiergattungen, z. B. Fischen, oder in den noch unvollkommen entwickelten Fötus die Knochen und Muskeln, kurz die Bewegungsorgane verhältnißmäßig weniger ausgearbeitet sind, wie überhaupt größere Muskelthätigkeit und stärkere so wie ausgedehntere Respiration gewöhnlich (z. B. bey dem Vogel) sich verbunden finden, so hängt mit dieser Beschränkung der Respiration und überwiegenden Pro- duktivität, der schlankere, zartere Knochen *)- und Muskelbau des Weibes zusammen. 4) Die größere Bauchhöhle ferner, so wie der längere Darmkanal, entspricht eben so der stär- kern Assimilation, als 5) die geringere Entwicklung der Brusteingeweide, die Neigung zu Brustkrankheiten und der zartern (kindlichern) Stimme.
§. 22.
Die Verhältniße am Kopfe des Weibes endlich, zeigen abermals ein deutliches Hinneigen zur kindlichen Form, und zwar theils in dem feinern Knochenbau desselben, theils in den weniger entwickelten Zügen des Gesichtes, der kleinern
*) Am Weibe haben die Knochen nur ungefähr 3/100, im Manne 10/100 der gesammten Körperschwere.
nach betrachtet, zeigt uns naͤmlich in der Athmungs- und Abſonderungs-Funktion ein ſtaͤtes Verfluͤchtigen und Abſchei- den organiſchen Stoffes, welches eben ſo ſtaͤtig dann durch Aſſimilation eingenommener Stoffe compenſirt wird. Eben deßhalb ſehen wir dann das Verhaͤltniß uͤberwiegender Pro- duktivitaͤt im Weibe durch das Ueberwiegen der, namentlich der Aſſimilation beſtimmten Bauchhoͤhle uͤber die der Athmung beſtimmten Bruſthoͤhle ausgeſprochen, ja in der doch im Ganzen groͤßern Bauchhoͤhle wieder die Leber verhaͤltnißmaͤßig kleiner. 2) Wie die niedern Thiergattungen, z. B. Fiſche, einen Rumpf beſitzen, welcher noch faſt nichts als Bauch- hoͤhle iſt, wie die Bauchhoͤhle auch im Rumpfe des menſch- lichen Foͤtus die Bruſthoͤhle außerordentlich und je fruͤher um ſo mehr uͤberwiegt, ſo erſcheint auch im Weibe dieſes Ver- haͤltniß als eine zum Typus niederer oder unvollendeter Or- ganiſation ſich hinneigende Eigenthuͤmlichkeit. 3) Wie in den niedriger ſtehenden Thiergattungen, z. B. Fiſchen, oder in den noch unvollkommen entwickelten Foͤtus die Knochen und Muskeln, kurz die Bewegungsorgane verhaͤltnißmaͤßig weniger ausgearbeitet ſind, wie uͤberhaupt groͤßere Muskelthaͤtigkeit und ſtaͤrkere ſo wie ausgedehntere Reſpiration gewoͤhnlich (z. B. bey dem Vogel) ſich verbunden finden, ſo haͤngt mit dieſer Beſchraͤnkung der Reſpiration und uͤberwiegenden Pro- duktivitaͤt, der ſchlankere, zartere Knochen *)- und Muskelbau des Weibes zuſammen. 4) Die groͤßere Bauchhoͤhle ferner, ſo wie der laͤngere Darmkanal, entſpricht eben ſo der ſtaͤr- kern Aſſimilation, als 5) die geringere Entwicklung der Bruſteingeweide, die Neigung zu Bruſtkrankheiten und der zartern (kindlichern) Stimme.
§. 22.
Die Verhaͤltniße am Kopfe des Weibes endlich, zeigen abermals ein deutliches Hinneigen zur kindlichen Form, und zwar theils in dem feinern Knochenbau deſſelben, theils in den weniger entwickelten Zuͤgen des Geſichtes, der kleinern
*) Am Weibe haben die Knochen nur ungefaͤhr 3/100, im Manne 10/100 der geſammten Koͤrperſchwere.
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nach betrachtet, zeigt uns naͤmlich in der Athmungs- und
Abſonderungs-Funktion ein ſtaͤtes Verfluͤchtigen und Abſchei-
den organiſchen Stoffes, welches eben ſo ſtaͤtig dann durch
Aſſimilation eingenommener Stoffe compenſirt wird. Eben
deßhalb ſehen wir dann das Verhaͤltniß uͤberwiegender Pro-
duktivitaͤt im Weibe durch das Ueberwiegen der, namentlich
der Aſſimilation beſtimmten Bauchhoͤhle uͤber die der Athmung
beſtimmten Bruſthoͤhle ausgeſprochen, ja in der doch im
Ganzen groͤßern Bauchhoͤhle wieder die Leber verhaͤltnißmaͤßig
kleiner. 2) Wie die niedern Thiergattungen, z. B. Fiſche,
einen Rumpf beſitzen, welcher noch faſt nichts als Bauch-
hoͤhle iſt, wie die Bauchhoͤhle auch im Rumpfe des menſch-
lichen Foͤtus die Bruſthoͤhle außerordentlich und je fruͤher um
ſo mehr uͤberwiegt, ſo erſcheint auch im Weibe dieſes Ver-
haͤltniß als eine zum Typus niederer oder unvollendeter Or-
ganiſation ſich hinneigende Eigenthuͤmlichkeit. 3) Wie in den
niedriger ſtehenden Thiergattungen, z. B. Fiſchen, oder in
den noch unvollkommen entwickelten Foͤtus die Knochen und
Muskeln, kurz die Bewegungsorgane verhaͤltnißmaͤßig weniger
ausgearbeitet ſind, wie uͤberhaupt groͤßere Muskelthaͤtigkeit
und ſtaͤrkere ſo wie ausgedehntere Reſpiration gewoͤhnlich
(z. B. bey dem Vogel) ſich verbunden finden, ſo haͤngt mit
dieſer Beſchraͤnkung der Reſpiration und uͤberwiegenden Pro-
duktivitaͤt, der ſchlankere, zartere Knochen *)- und Muskelbau
des Weibes zuſammen. 4) Die groͤßere Bauchhoͤhle ferner,
ſo wie der laͤngere Darmkanal, entſpricht eben ſo der ſtaͤr-
kern Aſſimilation, als 5) die geringere Entwicklung der
Bruſteingeweide, die Neigung zu Bruſtkrankheiten und der
zartern (kindlichern) Stimme.
§. 22.
Die Verhaͤltniße am Kopfe des Weibes endlich, zeigen
abermals ein deutliches Hinneigen zur kindlichen Form, und
zwar theils in dem feinern Knochenbau deſſelben, theils in
den weniger entwickelten Zuͤgen des Geſichtes, der kleinern
*) Am Weibe haben die Knochen nur ungefaͤhr 3/100, im Manne 10/100
der geſammten Koͤrperſchwere.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/38>, abgerufen am 21.11.2024.
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