sie andern Theils auch, wenn sie bey schon entwickeltem Skirrhus einwirken, den Uebergang in offenes Krebsgeschwür befördern.
§. 454.
Von dem Verlaufe, welchen diese Krankheit zu neh- men pflegt, hat bereits die vorhergegangene Beschreibung ihrer Kennzeichen ein Bild gegeben, und eben so wird sich daraus leicht, was über die Prognose bey derselben zu sagen ist, abnehmen lassen. Im Ganzen nämlich ist allerdings die Vor- hersagung äußerst ungünstig, denn selbst kleine Skirrhen ver- größern sich oft schnell und unaufhaltsam, werden oft der ärztlichen Untersuchung erst auf einer Stufe beträchtlicher Aus- bildung unterworfen, lassen bey ihrer versteckten Lage weit schwerer völlige Ausrottung zu, und eben so wenig Erfolg ist oft von den wirksamsten innern oder äußern Arzneymitteln zu erwarten. -- Etwas besser wird demohnerachtet immer noch die Prognose gestellt werden können, so lange das Uebel noch neu ist, so lange noch die allgemeine Constitution weniger angegriffen und zerrüttet ist, so lange die benachbarten Theile noch ganz frey sind und das Uebel auf die Vaginalportion allein eingeschränkt ist, sobald die Ursachen des Uebels voll- kommen klar und heilbarer Art (z. B. syphilitisch) sind, vor- züglich aber sobald das Uebel noch bloß als Verhärtung er- scheint und der Uebergang in offenes Krebsgeschwür noch nicht eingetreten ist; in welchem letztern Falle, sobald namentlich der größere Theil bereits zerstört ist, Heilung fast immer un- möglich bleibt, außer zuweilen durch eine Operation, für welche dann die Ausführung sowohl als der Ausgang noch günstiger seyn wird, wenn mit der Induration und dem Ge- schwür des Uterus eine beträchtliche Herabsenkung in das kleine Becken verbunden ist.
§. 455.
Behandlung. Zuvörderst ist hier zu betrachten, was durch Arzneymittel für Linderung und Heilung eines so bös- artigen Uebels geschehen kann, sodann von der operativen
ſie andern Theils auch, wenn ſie bey ſchon entwickeltem Skirrhus einwirken, den Uebergang in offenes Krebsgeſchwuͤr befoͤrdern.
§. 454.
Von dem Verlaufe, welchen dieſe Krankheit zu neh- men pflegt, hat bereits die vorhergegangene Beſchreibung ihrer Kennzeichen ein Bild gegeben, und eben ſo wird ſich daraus leicht, was uͤber die Prognoſe bey derſelben zu ſagen iſt, abnehmen laſſen. Im Ganzen naͤmlich iſt allerdings die Vor- herſagung aͤußerſt unguͤnſtig, denn ſelbſt kleine Skirrhen ver- groͤßern ſich oft ſchnell und unaufhaltſam, werden oft der aͤrztlichen Unterſuchung erſt auf einer Stufe betraͤchtlicher Aus- bildung unterworfen, laſſen bey ihrer verſteckten Lage weit ſchwerer voͤllige Ausrottung zu, und eben ſo wenig Erfolg iſt oft von den wirkſamſten innern oder aͤußern Arzneymitteln zu erwarten. — Etwas beſſer wird demohnerachtet immer noch die Prognoſe geſtellt werden koͤnnen, ſo lange das Uebel noch neu iſt, ſo lange noch die allgemeine Conſtitution weniger angegriffen und zerruͤttet iſt, ſo lange die benachbarten Theile noch ganz frey ſind und das Uebel auf die Vaginalportion allein eingeſchraͤnkt iſt, ſobald die Urſachen des Uebels voll- kommen klar und heilbarer Art (z. B. ſyphilitiſch) ſind, vor- zuͤglich aber ſobald das Uebel noch bloß als Verhaͤrtung er- ſcheint und der Uebergang in offenes Krebsgeſchwuͤr noch nicht eingetreten iſt; in welchem letztern Falle, ſobald namentlich der groͤßere Theil bereits zerſtoͤrt iſt, Heilung faſt immer un- moͤglich bleibt, außer zuweilen durch eine Operation, fuͤr welche dann die Ausfuͤhrung ſowohl als der Ausgang noch guͤnſtiger ſeyn wird, wenn mit der Induration und dem Ge- ſchwuͤr des Uterus eine betraͤchtliche Herabſenkung in das kleine Becken verbunden iſt.
§. 455.
Behandlung. Zuvoͤrderſt iſt hier zu betrachten, was durch Arzneymittel fuͤr Linderung und Heilung eines ſo boͤs- artigen Uebels geſchehen kann, ſodann von der operativen
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ſie andern Theils auch, wenn ſie bey ſchon entwickeltem
Skirrhus einwirken, den Uebergang in offenes Krebsgeſchwuͤr
befoͤrdern.
§. 454.
Von dem Verlaufe, welchen dieſe Krankheit zu neh-
men pflegt, hat bereits die vorhergegangene Beſchreibung ihrer
Kennzeichen ein Bild gegeben, und eben ſo wird ſich daraus
leicht, was uͤber die Prognoſe bey derſelben zu ſagen iſt,
abnehmen laſſen. Im Ganzen naͤmlich iſt allerdings die Vor-
herſagung aͤußerſt unguͤnſtig, denn ſelbſt kleine Skirrhen ver-
groͤßern ſich oft ſchnell und unaufhaltſam, werden oft der
aͤrztlichen Unterſuchung erſt auf einer Stufe betraͤchtlicher Aus-
bildung unterworfen, laſſen bey ihrer verſteckten Lage weit
ſchwerer voͤllige Ausrottung zu, und eben ſo wenig Erfolg iſt
oft von den wirkſamſten innern oder aͤußern Arzneymitteln zu
erwarten. — Etwas beſſer wird demohnerachtet immer noch
die Prognoſe geſtellt werden koͤnnen, ſo lange das Uebel noch
neu iſt, ſo lange noch die allgemeine Conſtitution weniger
angegriffen und zerruͤttet iſt, ſo lange die benachbarten Theile
noch ganz frey ſind und das Uebel auf die Vaginalportion
allein eingeſchraͤnkt iſt, ſobald die Urſachen des Uebels voll-
kommen klar und heilbarer Art (z. B. ſyphilitiſch) ſind, vor-
zuͤglich aber ſobald das Uebel noch bloß als Verhaͤrtung er-
ſcheint und der Uebergang in offenes Krebsgeſchwuͤr noch nicht
eingetreten iſt; in welchem letztern Falle, ſobald namentlich
der groͤßere Theil bereits zerſtoͤrt iſt, Heilung faſt immer un-
moͤglich bleibt, außer zuweilen durch eine Operation, fuͤr
welche dann die Ausfuͤhrung ſowohl als der Ausgang noch
guͤnſtiger ſeyn wird, wenn mit der Induration und dem Ge-
ſchwuͤr des Uterus eine betraͤchtliche Herabſenkung in das
kleine Becken verbunden iſt.
§. 455.
Behandlung. Zuvoͤrderſt iſt hier zu betrachten, was
durch Arzneymittel fuͤr Linderung und Heilung eines ſo boͤs-
artigen Uebels geſchehen kann, ſodann von der operativen
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/369>, abgerufen am 21.11.2024.
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