bels um so rascher eintreten können. Rücksichtlich der Heil- barkeit ist die Prognose stets mißlich, da vollkommene Rück- bildungen in den Normalzustand fast nie gelingen, operative Kunsthülfe selten Statt finden kann, und selbst dem Fort- schreiten des Uebels oft schwer Gränzen zu stellen sind.
§. 418.
Von der Behandlung dieser Degenerationen. Der Zweck dieser Behandlung ist theils vollkommene Beseiti- gung des Uebels, theils, wo diese nicht möglich, Verhütung der Fortschritte desselben und Milderung der durch dasselbe veranlaßten Beschwerden. -- Die eigentliche Heilung nun ist zu erlangen durch Operation, oder durch Anwendung innerer und äußerer Arzneymittel. Die Operation ist nur möglich und rathsam, wenn die Geschwülste in der Gegend der Vaginalportion sitzen, oder der Uterus tief in das Becken herabgesunken ist; sie ist auf ähnliche Weise, wie an äußerer Körperfläche die Exstirpation von Balggeschwülsten bewerkstel- ligt wird, vorzunehmen, ja selbst die Exstirpation des gesamm- ten Uterus kann hier unter gewissen Umständen, namentlich vollkommner Degeneration seiner Substanz, anwendbar wer- den, nach Art und Weise, von welcher bey Betrachtung skirrhö- ser und carcinomatöser Ausartung dieses Organs das Nähere bemerkt werden soll. Bey Geschwülsten, welche eine weiche, halbflüssige Masse enthalten, kann, wenn Fluctuation durch das Scheidengewölbe gefühlt wird, auch die bloße Eröffnung derselben, etwa durch das Osiander'sche Hysterotom *) (T. I. f. VII.), hinreichen, um nach Entleerung der Geschwulst un- ter sorgfältiger Erhaltung gutartiger Eiterung, mittelst öfterer Injection aromatischer Aufgüsse, der Auflösungen des Myr- rhenextrakts, der innerlich gegebenen oder auch äußerlich be- nutzten China und zweckmäßiger, leicht verdaulicher, nahrhaf- ter Diät die Heilung zu bewerkstelligen. Aehnliche Behand-
*) Zwey in einer Scheide bewegliche Messer (eins spitzig, eins abge- rundet): s. Osiander's neuere Denkwürdigk. Bd. I. Heft I.
bels um ſo raſcher eintreten koͤnnen. Ruͤckſichtlich der Heil- barkeit iſt die Prognoſe ſtets mißlich, da vollkommene Ruͤck- bildungen in den Normalzuſtand faſt nie gelingen, operative Kunſthuͤlfe ſelten Statt finden kann, und ſelbſt dem Fort- ſchreiten des Uebels oft ſchwer Graͤnzen zu ſtellen ſind.
§. 418.
Von der Behandlung dieſer Degenerationen. Der Zweck dieſer Behandlung iſt theils vollkommene Beſeiti- gung des Uebels, theils, wo dieſe nicht moͤglich, Verhuͤtung der Fortſchritte deſſelben und Milderung der durch daſſelbe veranlaßten Beſchwerden. — Die eigentliche Heilung nun iſt zu erlangen durch Operation, oder durch Anwendung innerer und aͤußerer Arzneymittel. Die Operation iſt nur moͤglich und rathſam, wenn die Geſchwuͤlſte in der Gegend der Vaginalportion ſitzen, oder der Uterus tief in das Becken herabgeſunken iſt; ſie iſt auf aͤhnliche Weiſe, wie an aͤußerer Koͤrperflaͤche die Exſtirpation von Balggeſchwuͤlſten bewerkſtel- ligt wird, vorzunehmen, ja ſelbſt die Exſtirpation des geſamm- ten Uterus kann hier unter gewiſſen Umſtaͤnden, namentlich vollkommner Degeneration ſeiner Subſtanz, anwendbar wer- den, nach Art und Weiſe, von welcher bey Betrachtung ſkirrhoͤ- ſer und carcinomatoͤſer Ausartung dieſes Organs das Naͤhere bemerkt werden ſoll. Bey Geſchwuͤlſten, welche eine weiche, halbfluͤſſige Maſſe enthalten, kann, wenn Fluctuation durch das Scheidengewoͤlbe gefuͤhlt wird, auch die bloße Eroͤffnung derſelben, etwa durch das Oſiander’ſche Hyſterotom *) (T. I. f. VII.), hinreichen, um nach Entleerung der Geſchwulſt un- ter ſorgfaͤltiger Erhaltung gutartiger Eiterung, mittelſt oͤfterer Injection aromatiſcher Aufguͤſſe, der Aufloͤſungen des Myr- rhenextrakts, der innerlich gegebenen oder auch aͤußerlich be- nutzten China und zweckmaͤßiger, leicht verdaulicher, nahrhaf- ter Diaͤt die Heilung zu bewerkſtelligen. Aehnliche Behand-
*) Zwey in einer Scheide bewegliche Meſſer (eins ſpitzig, eins abge- rundet): ſ. Oſiander’s neuere Denkwuͤrdigk. Bd. I. Heft I.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><divn="10"><p><pbfacs="#f0344"n="324"/>
bels um ſo raſcher eintreten koͤnnen. Ruͤckſichtlich der Heil-<lb/>
barkeit iſt die Prognoſe ſtets mißlich, da vollkommene Ruͤck-<lb/>
bildungen in den Normalzuſtand faſt nie gelingen, operative<lb/>
Kunſthuͤlfe ſelten Statt finden kann, und ſelbſt dem Fort-<lb/>ſchreiten des Uebels oft ſchwer Graͤnzen zu ſtellen ſind.</p></div><lb/><divn="10"><head>§. 418.</head><lb/><p><hirendition="#g">Von der Behandlung dieſer Degenerationen</hi>.<lb/>
Der Zweck dieſer Behandlung iſt theils vollkommene Beſeiti-<lb/>
gung des Uebels, theils, wo dieſe nicht moͤglich, Verhuͤtung<lb/>
der Fortſchritte deſſelben und Milderung der durch daſſelbe<lb/>
veranlaßten Beſchwerden. — Die <hirendition="#g">eigentliche Heilung</hi><lb/>
nun iſt zu erlangen durch Operation, oder durch Anwendung<lb/>
innerer und aͤußerer Arzneymittel. Die Operation iſt nur<lb/>
moͤglich und rathſam, wenn die Geſchwuͤlſte in der Gegend<lb/>
der Vaginalportion ſitzen, oder der Uterus tief in das Becken<lb/>
herabgeſunken iſt; ſie iſt auf aͤhnliche Weiſe, wie an aͤußerer<lb/>
Koͤrperflaͤche die Exſtirpation von Balggeſchwuͤlſten bewerkſtel-<lb/>
ligt wird, vorzunehmen, ja ſelbſt die Exſtirpation des geſamm-<lb/>
ten Uterus kann hier unter gewiſſen Umſtaͤnden, namentlich<lb/>
vollkommner Degeneration ſeiner Subſtanz, anwendbar wer-<lb/>
den, nach Art und Weiſe, von welcher bey Betrachtung ſkirrhoͤ-<lb/>ſer und carcinomatoͤſer Ausartung dieſes Organs das Naͤhere<lb/>
bemerkt werden ſoll. Bey Geſchwuͤlſten, welche eine weiche,<lb/>
halbfluͤſſige Maſſe enthalten, kann, wenn Fluctuation durch<lb/>
das Scheidengewoͤlbe gefuͤhlt wird, auch die bloße Eroͤffnung<lb/>
derſelben, etwa durch das <hirendition="#g">Oſiander</hi>’ſche Hyſterotom <noteplace="foot"n="*)">Zwey in einer Scheide bewegliche Meſſer (eins ſpitzig, eins abge-<lb/>
rundet): ſ. <hirendition="#g">Oſiander’s</hi> neuere Denkwuͤrdigk. Bd. <hirendition="#aq">I.</hi> Heft <hirendition="#aq">I.</hi></note> (<hirendition="#aq">T. I.<lb/>
f. VII.</hi>), hinreichen, um nach Entleerung der Geſchwulſt un-<lb/>
ter ſorgfaͤltiger Erhaltung gutartiger Eiterung, mittelſt oͤfterer<lb/>
Injection aromatiſcher Aufguͤſſe, der Aufloͤſungen des Myr-<lb/>
rhenextrakts, der innerlich gegebenen oder auch aͤußerlich be-<lb/>
nutzten China und zweckmaͤßiger, leicht verdaulicher, nahrhaf-<lb/>
ter Diaͤt die Heilung zu bewerkſtelligen. Aehnliche Behand-<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[324/0344]
bels um ſo raſcher eintreten koͤnnen. Ruͤckſichtlich der Heil-
barkeit iſt die Prognoſe ſtets mißlich, da vollkommene Ruͤck-
bildungen in den Normalzuſtand faſt nie gelingen, operative
Kunſthuͤlfe ſelten Statt finden kann, und ſelbſt dem Fort-
ſchreiten des Uebels oft ſchwer Graͤnzen zu ſtellen ſind.
§. 418.
Von der Behandlung dieſer Degenerationen.
Der Zweck dieſer Behandlung iſt theils vollkommene Beſeiti-
gung des Uebels, theils, wo dieſe nicht moͤglich, Verhuͤtung
der Fortſchritte deſſelben und Milderung der durch daſſelbe
veranlaßten Beſchwerden. — Die eigentliche Heilung
nun iſt zu erlangen durch Operation, oder durch Anwendung
innerer und aͤußerer Arzneymittel. Die Operation iſt nur
moͤglich und rathſam, wenn die Geſchwuͤlſte in der Gegend
der Vaginalportion ſitzen, oder der Uterus tief in das Becken
herabgeſunken iſt; ſie iſt auf aͤhnliche Weiſe, wie an aͤußerer
Koͤrperflaͤche die Exſtirpation von Balggeſchwuͤlſten bewerkſtel-
ligt wird, vorzunehmen, ja ſelbſt die Exſtirpation des geſamm-
ten Uterus kann hier unter gewiſſen Umſtaͤnden, namentlich
vollkommner Degeneration ſeiner Subſtanz, anwendbar wer-
den, nach Art und Weiſe, von welcher bey Betrachtung ſkirrhoͤ-
ſer und carcinomatoͤſer Ausartung dieſes Organs das Naͤhere
bemerkt werden ſoll. Bey Geſchwuͤlſten, welche eine weiche,
halbfluͤſſige Maſſe enthalten, kann, wenn Fluctuation durch
das Scheidengewoͤlbe gefuͤhlt wird, auch die bloße Eroͤffnung
derſelben, etwa durch das Oſiander’ſche Hyſterotom *) (T. I.
f. VII.), hinreichen, um nach Entleerung der Geſchwulſt un-
ter ſorgfaͤltiger Erhaltung gutartiger Eiterung, mittelſt oͤfterer
Injection aromatiſcher Aufguͤſſe, der Aufloͤſungen des Myr-
rhenextrakts, der innerlich gegebenen oder auch aͤußerlich be-
nutzten China und zweckmaͤßiger, leicht verdaulicher, nahrhaf-
ter Diaͤt die Heilung zu bewerkſtelligen. Aehnliche Behand-
*) Zwey in einer Scheide bewegliche Meſſer (eins ſpitzig, eins abge-
rundet): ſ. Oſiander’s neuere Denkwuͤrdigk. Bd. I. Heft I.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/344>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.