Massen, ja helle oder trübe Flüssigkeit in sich enthalten, fer- ner die seltner vorkommenden, mehr derben fleischartigen Mas- sen (Sarcomata), und endlich die wahren Verknöcherungen oder Ablagerungen erdiger Massen an einzelnen Stellen des Uterus (Osteosteatomata), oder im ganzen Umfange des Organs (Lithometra). Ihrem Sitze nach betreffen sie ent- weder die obere oder untere, die vordere, hintere oder die Seitengegend des Uterus, die innere oder äußere Fläche, oder das eigentliche Parenchyma desselben. Der Umfang ist gleich- falls sehr verschieden; man findet sie von der Größe einer Hasel- oder welschen Nuß, bis zu solcher Masse, daß dadurch das Gewicht des nicht schwangern Uterus bis zu 40, ja wie H. Otto*) ein Beyspiel anführt, bis zu 40, ja 80 Pfund anwuchs. Der kleinern sind dann nicht selten mehrere vor- handen. Auch von den Verknöcherungen dieses Organs sind äußerst beträchtliche Fälle bekannt geworden. In einem der- selben wog der verknöcherte Uterus 51/2 Pfund, und es wur- den zwey Stunden zum Durchsägen der sehr festen Knochen- masse gebraucht.**)
Anmerkung. Was die Geschwülste und namentlich die Knochenmassen oder Steine betrifft, welche innerhalb der Ge- bärmutterhöhle gefunden werden, so gehören sie nicht hierher, indem sie als degenerirte Früchte anzusehen und daher unter den abnormen Schwangerschaften zu betrachten sind.
§. 410.
Die Erkenntniß dieser verschiedenen Ausartungen der Gebärmuttersubstanz ist oft mit den bedeutendsten Schwierig- keiten verbunden, zuweilen wird sie, da die Störungen des allgemeinen Wohlbefindens durch dieselben oft sehr gering sind, ein Arzt daher nicht leicht um Rath gefragt wird, gar nicht
*) Handbuch der pathol. Anat. S. 364 u. 365. vgl. auch F. Meckel Handb. d. patholog. Anat. Bd. 2. Thl. 2. S. 242 u. folg.
**) S. allgem. medicin. Annal. 1814. Annal. d. Heilkunst. S. 555.
Maſſen, ja helle oder truͤbe Fluͤſſigkeit in ſich enthalten, fer- ner die ſeltner vorkommenden, mehr derben fleiſchartigen Maſ- ſen (Sarcomata), und endlich die wahren Verknoͤcherungen oder Ablagerungen erdiger Maſſen an einzelnen Stellen des Uterus (Osteosteatomata), oder im ganzen Umfange des Organs (Lithometra). Ihrem Sitze nach betreffen ſie ent- weder die obere oder untere, die vordere, hintere oder die Seitengegend des Uterus, die innere oder aͤußere Flaͤche, oder das eigentliche Parenchyma deſſelben. Der Umfang iſt gleich- falls ſehr verſchieden; man findet ſie von der Groͤße einer Haſel- oder welſchen Nuß, bis zu ſolcher Maſſe, daß dadurch das Gewicht des nicht ſchwangern Uterus bis zu 40, ja wie H. Otto*) ein Beyſpiel anfuͤhrt, bis zu 40, ja 80 Pfund anwuchs. Der kleinern ſind dann nicht ſelten mehrere vor- handen. Auch von den Verknoͤcherungen dieſes Organs ſind aͤußerſt betraͤchtliche Faͤlle bekannt geworden. In einem der- ſelben wog der verknoͤcherte Uterus 5½ Pfund, und es wur- den zwey Stunden zum Durchſaͤgen der ſehr feſten Knochen- maſſe gebraucht.**)
Anmerkung. Was die Geſchwuͤlſte und namentlich die Knochenmaſſen oder Steine betrifft, welche innerhalb der Ge- baͤrmutterhoͤhle gefunden werden, ſo gehoͤren ſie nicht hierher, indem ſie als degenerirte Fruͤchte anzuſehen und daher unter den abnormen Schwangerſchaften zu betrachten ſind.
§. 410.
Die Erkenntniß dieſer verſchiedenen Ausartungen der Gebaͤrmutterſubſtanz iſt oft mit den bedeutendſten Schwierig- keiten verbunden, zuweilen wird ſie, da die Stoͤrungen des allgemeinen Wohlbefindens durch dieſelben oft ſehr gering ſind, ein Arzt daher nicht leicht um Rath gefragt wird, gar nicht
*) Handbuch der pathol. Anat. S. 364 u. 365. vgl. auch F. Meckel Handb. d. patholog. Anat. Bd. 2. Thl. 2. S. 242 u. folg.
**) S. allgem. medicin. Annal. 1814. Annal. d. Heilkunſt. S. 555.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><divn="10"><p><pbfacs="#f0337"n="317"/>
Maſſen, ja helle oder truͤbe Fluͤſſigkeit in ſich enthalten, fer-<lb/>
ner die ſeltner vorkommenden, mehr derben fleiſchartigen Maſ-<lb/>ſen (<hirendition="#aq">Sarcomata</hi>), und endlich die wahren Verknoͤcherungen<lb/>
oder Ablagerungen erdiger Maſſen an einzelnen Stellen des<lb/>
Uterus (<hirendition="#aq">Osteosteatomata</hi>), oder im ganzen Umfange des<lb/>
Organs (<hirendition="#aq">Lithometra</hi>). Ihrem Sitze nach betreffen ſie ent-<lb/>
weder die obere oder untere, die vordere, hintere oder die<lb/>
Seitengegend des Uterus, die innere oder aͤußere Flaͤche, oder<lb/>
das eigentliche Parenchyma deſſelben. Der Umfang iſt gleich-<lb/>
falls ſehr verſchieden; man findet ſie von der Groͤße einer<lb/>
Haſel- oder welſchen Nuß, bis zu ſolcher Maſſe, daß dadurch<lb/>
das Gewicht des nicht ſchwangern Uterus bis zu 40, ja wie<lb/>
H. <hirendition="#g">Otto</hi><noteplace="foot"n="*)">Handbuch der pathol. Anat. S. 364 u. 365. vgl. auch F. <hirendition="#g">Meckel</hi><lb/>
Handb. d. patholog. Anat. Bd. 2. Thl. 2. S. 242 u. folg.</note> ein Beyſpiel anfuͤhrt, bis zu 40, ja 80 Pfund<lb/>
anwuchs. Der kleinern ſind dann nicht ſelten mehrere vor-<lb/>
handen. Auch von den Verknoͤcherungen dieſes Organs ſind<lb/>
aͤußerſt betraͤchtliche Faͤlle bekannt geworden. In einem der-<lb/>ſelben wog der verknoͤcherte Uterus 5½ Pfund, und es wur-<lb/>
den zwey Stunden zum Durchſaͤgen der ſehr feſten Knochen-<lb/>
maſſe gebraucht.<noteplace="foot"n="**)">S. allgem. medicin. Annal. 1814. Annal. d. Heilkunſt. S. 555.</note></p><lb/><p><hirendition="#et"><hirendition="#g">Anmerkung</hi>. Was die Geſchwuͤlſte und namentlich die<lb/>
Knochenmaſſen oder Steine betrifft, welche innerhalb der Ge-<lb/>
baͤrmutterhoͤhle gefunden werden, ſo gehoͤren ſie nicht hierher,<lb/>
indem ſie als degenerirte Fruͤchte anzuſehen und daher unter<lb/>
den abnormen Schwangerſchaften zu betrachten ſind.</hi></p></div><lb/><divn="10"><head>§. 410.</head><lb/><p><hirendition="#g">Die Erkenntniß</hi> dieſer verſchiedenen Ausartungen der<lb/>
Gebaͤrmutterſubſtanz iſt oft mit den bedeutendſten Schwierig-<lb/>
keiten verbunden, zuweilen wird ſie, da die Stoͤrungen des<lb/>
allgemeinen Wohlbefindens durch dieſelben oft ſehr gering ſind,<lb/>
ein Arzt daher nicht leicht um Rath gefragt wird, gar nicht<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[317/0337]
Maſſen, ja helle oder truͤbe Fluͤſſigkeit in ſich enthalten, fer-
ner die ſeltner vorkommenden, mehr derben fleiſchartigen Maſ-
ſen (Sarcomata), und endlich die wahren Verknoͤcherungen
oder Ablagerungen erdiger Maſſen an einzelnen Stellen des
Uterus (Osteosteatomata), oder im ganzen Umfange des
Organs (Lithometra). Ihrem Sitze nach betreffen ſie ent-
weder die obere oder untere, die vordere, hintere oder die
Seitengegend des Uterus, die innere oder aͤußere Flaͤche, oder
das eigentliche Parenchyma deſſelben. Der Umfang iſt gleich-
falls ſehr verſchieden; man findet ſie von der Groͤße einer
Haſel- oder welſchen Nuß, bis zu ſolcher Maſſe, daß dadurch
das Gewicht des nicht ſchwangern Uterus bis zu 40, ja wie
H. Otto *) ein Beyſpiel anfuͤhrt, bis zu 40, ja 80 Pfund
anwuchs. Der kleinern ſind dann nicht ſelten mehrere vor-
handen. Auch von den Verknoͤcherungen dieſes Organs ſind
aͤußerſt betraͤchtliche Faͤlle bekannt geworden. In einem der-
ſelben wog der verknoͤcherte Uterus 5½ Pfund, und es wur-
den zwey Stunden zum Durchſaͤgen der ſehr feſten Knochen-
maſſe gebraucht. **)
Anmerkung. Was die Geſchwuͤlſte und namentlich die
Knochenmaſſen oder Steine betrifft, welche innerhalb der Ge-
baͤrmutterhoͤhle gefunden werden, ſo gehoͤren ſie nicht hierher,
indem ſie als degenerirte Fruͤchte anzuſehen und daher unter
den abnormen Schwangerſchaften zu betrachten ſind.
§. 410.
Die Erkenntniß dieſer verſchiedenen Ausartungen der
Gebaͤrmutterſubſtanz iſt oft mit den bedeutendſten Schwierig-
keiten verbunden, zuweilen wird ſie, da die Stoͤrungen des
allgemeinen Wohlbefindens durch dieſelben oft ſehr gering ſind,
ein Arzt daher nicht leicht um Rath gefragt wird, gar nicht
*) Handbuch der pathol. Anat. S. 364 u. 365. vgl. auch F. Meckel
Handb. d. patholog. Anat. Bd. 2. Thl. 2. S. 242 u. folg.
**) S. allgem. medicin. Annal. 1814. Annal. d. Heilkunſt. S. 555.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/337>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.