Die Wassersucht des Uterus ist aber eine ihrer Erkennt- niß nach besonders schwierige Krankheit, welche theils mit Wassersucht der Banchhöhle, Wassersucht der Ovarien, theils und zwar vorzüglich leicht mit wirklicher oder Molenschwan- gerschaft verwechselt werden kann, ja endlich (wie wir bey Betrachtung der Krankheiten der Schwangern finden werden) am allerschwersten auszumitteln ist, wenn sie zugleich mit wahrhafter Schwangerschaft vorkommt, weshalb denn ihre Diagnose eine ganz besondere Berücksichtigung erfordert. Kennzeichen derselben sind aber zu entnehmen aus folgenden Momenten: 1) allgemeine Körperconstitution und besondere vorausgegangene Krankheitsursachen oder sonstige schädliche Ein- flüsse. Vorzüglich diejenige Körperbildung also, welche über- haupt zu Wasseransammlungen disponirt, d. i. phlegmatischer, schwammiger Habitus, die spätern Lebensjahre, bestimmte Ueberzeugung, daß Schwängerung nicht Statt gehabt haben könne (etwa wegen bereits erloschenem Zeugungsvermögen); ferner vorausgegangene, nicht zur reinen Entscheidung gedie- hene Gebärmutterentzündung, unterdrückte Menstruation und Leukorrhöe. 2) Eintretende Geschwulst des Unterleibes, wo- bey indeß die vergrößerte Gebärmutter durch die äußere Un- tersuchung als Ursache der Ausdehnung sich ausmitteln läßt, so daß jedoch das Anwachsen der Gebärmutter weniger regel- mäßig (häufig schneller) als bey der Schwangerschaft erfolgt, die Ausdehnung selbst höchst selten den Umfang der hoch- schwangern Gebärmutter erreicht, auch wohl periodisch ab- und zunimmt. 3) Ein von Zeit zu Zeit sich einstellender Abfluß von Wasser aus den Geburtstheilen, welches entweder rein oder mit Schleim, Blut oder Blasen vermischt ist (das entschiedendste Zeichen). 4) Die geburtshülfliche Untersuchung zeigt den Muttermund und Mutterhals schlaff, schwammig, oder bey der Hydrometra oedematosa teigartig anzufühlen, welches, so wie die gewöhnlich sehr gesunkene Temperatur, oft auch an dem äußern Umfange der Geschwulst sich ent- decken läßt. Der Muttermund selbst pflegt außer bey, und kurz nach dem Abgange des Wassers geschlossen zu seyn.
§. 400.
Die Waſſerſucht des Uterus iſt aber eine ihrer Erkennt- niß nach beſonders ſchwierige Krankheit, welche theils mit Waſſerſucht der Banchhoͤhle, Waſſerſucht der Ovarien, theils und zwar vorzuͤglich leicht mit wirklicher oder Molenſchwan- gerſchaft verwechſelt werden kann, ja endlich (wie wir bey Betrachtung der Krankheiten der Schwangern finden werden) am allerſchwerſten auszumitteln iſt, wenn ſie zugleich mit wahrhafter Schwangerſchaft vorkommt, weshalb denn ihre Diagnoſe eine ganz beſondere Beruͤckſichtigung erfordert. Kennzeichen derſelben ſind aber zu entnehmen aus folgenden Momenten: 1) allgemeine Koͤrperconſtitution und beſondere vorausgegangene Krankheitsurſachen oder ſonſtige ſchaͤdliche Ein- fluͤſſe. Vorzuͤglich diejenige Koͤrperbildung alſo, welche uͤber- haupt zu Waſſeranſammlungen disponirt, d. i. phlegmatiſcher, ſchwammiger Habitus, die ſpaͤtern Lebensjahre, beſtimmte Ueberzeugung, daß Schwaͤngerung nicht Statt gehabt haben koͤnne (etwa wegen bereits erloſchenem Zeugungsvermoͤgen); ferner vorausgegangene, nicht zur reinen Entſcheidung gedie- hene Gebaͤrmutterentzuͤndung, unterdruͤckte Menſtruation und Leukorrhoͤe. 2) Eintretende Geſchwulſt des Unterleibes, wo- bey indeß die vergroͤßerte Gebaͤrmutter durch die aͤußere Un- terſuchung als Urſache der Ausdehnung ſich ausmitteln laͤßt, ſo daß jedoch das Anwachſen der Gebaͤrmutter weniger regel- maͤßig (haͤufig ſchneller) als bey der Schwangerſchaft erfolgt, die Ausdehnung ſelbſt hoͤchſt ſelten den Umfang der hoch- ſchwangern Gebaͤrmutter erreicht, auch wohl periodiſch ab- und zunimmt. 3) Ein von Zeit zu Zeit ſich einſtellender Abfluß von Waſſer aus den Geburtstheilen, welches entweder rein oder mit Schleim, Blut oder Blaſen vermiſcht iſt (das entſchiedendſte Zeichen). 4) Die geburtshuͤlfliche Unterſuchung zeigt den Muttermund und Mutterhals ſchlaff, ſchwammig, oder bey der Hydrometra oedematosa teigartig anzufuͤhlen, welches, ſo wie die gewoͤhnlich ſehr geſunkene Temperatur, oft auch an dem aͤußern Umfange der Geſchwulſt ſich ent- decken laͤßt. Der Muttermund ſelbſt pflegt außer bey, und kurz nach dem Abgange des Waſſers geſchloſſen zu ſeyn.
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§. 400.
Die Waſſerſucht des Uterus iſt aber eine ihrer Erkennt-
niß nach beſonders ſchwierige Krankheit, welche theils mit
Waſſerſucht der Banchhoͤhle, Waſſerſucht der Ovarien, theils
und zwar vorzuͤglich leicht mit wirklicher oder Molenſchwan-
gerſchaft verwechſelt werden kann, ja endlich (wie wir bey
Betrachtung der Krankheiten der Schwangern finden werden)
am allerſchwerſten auszumitteln iſt, wenn ſie zugleich mit
wahrhafter Schwangerſchaft vorkommt, weshalb denn ihre
Diagnoſe eine ganz beſondere Beruͤckſichtigung erfordert.
Kennzeichen derſelben ſind aber zu entnehmen aus folgenden
Momenten: 1) allgemeine Koͤrperconſtitution und beſondere
vorausgegangene Krankheitsurſachen oder ſonſtige ſchaͤdliche Ein-
fluͤſſe. Vorzuͤglich diejenige Koͤrperbildung alſo, welche uͤber-
haupt zu Waſſeranſammlungen disponirt, d. i. phlegmatiſcher,
ſchwammiger Habitus, die ſpaͤtern Lebensjahre, beſtimmte
Ueberzeugung, daß Schwaͤngerung nicht Statt gehabt haben
koͤnne (etwa wegen bereits erloſchenem Zeugungsvermoͤgen);
ferner vorausgegangene, nicht zur reinen Entſcheidung gedie-
hene Gebaͤrmutterentzuͤndung, unterdruͤckte Menſtruation und
Leukorrhoͤe. 2) Eintretende Geſchwulſt des Unterleibes, wo-
bey indeß die vergroͤßerte Gebaͤrmutter durch die aͤußere Un-
terſuchung als Urſache der Ausdehnung ſich ausmitteln laͤßt,
ſo daß jedoch das Anwachſen der Gebaͤrmutter weniger regel-
maͤßig (haͤufig ſchneller) als bey der Schwangerſchaft erfolgt,
die Ausdehnung ſelbſt hoͤchſt ſelten den Umfang der hoch-
ſchwangern Gebaͤrmutter erreicht, auch wohl periodiſch ab-
und zunimmt. 3) Ein von Zeit zu Zeit ſich einſtellender
Abfluß von Waſſer aus den Geburtstheilen, welches entweder
rein oder mit Schleim, Blut oder Blaſen vermiſcht iſt (das
entſchiedendſte Zeichen). 4) Die geburtshuͤlfliche Unterſuchung
zeigt den Muttermund und Mutterhals ſchlaff, ſchwammig,
oder bey der Hydrometra oedematosa teigartig anzufuͤhlen,
welches, ſo wie die gewoͤhnlich ſehr geſunkene Temperatur,
oft auch an dem aͤußern Umfange der Geſchwulſt ſich ent-
decken laͤßt. Der Muttermund ſelbſt pflegt außer bey, und
kurz nach dem Abgange des Waſſers geſchloſſen zu ſeyn.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/330>, abgerufen am 21.12.2024.
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