Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

häufige Geschlechtsgenuß und die Onanie. Außerdem fremde
Körper, als Pessarien, Polypen, reizende Injectionen, war-
me Bäder, Kohlenhäfen. Außerdem entsteht er leicht bey
Reizungen benachbarter Organe, Steinen in den Harnwegen,
Würmern; vorzüglich leicht endlich bey Verletzungen der Ge-
burtstheile selbst, nach Einrissen des Mittelfleisches, Scheiden-
vorfällen und starken Einrissen des Muttermundes.

§. 386.

Uebrigens ist auch noch zu gedenken, daß der weiße
Fluß, so leicht auch im Allgemeinen seine Erkenntniß ist, doch,
wie schon Astruc bemerkt, vorzüglich unter zweyerley Um-
ständen, Aehnlichkeit mit andern Krankheiten gewinnt, näm-
lich entweder, wo er ganz neu entstanden, oder wo er bereits
inveterirt und dadurch die Qualität des Abflusses geändert ist.
In beiden Fällen jedoch, vorzüglich im letztern, könnte er
wohl mit einem Geschwüre am oder im Uterus verwechselt
werden; allein die genaue Berücksichtigung der vorhergegange-
neu Zustände, Mangel stattgehabter Entzündung und Ab-
wesenheit eines Fiebers, führen bald zur richtigen Erkenntniß.
Auf ähnliche Weise, vorzüglich aber durch Abwesenheit der die-
ser Krankheit eigenen, unten zu beschreibenden Symptome,
unterscheidet er sich von Skirrhus und Krebs, so wie durch
den Mangel des regelmäßigen Typus von der mißfarbigen
Menstruation, durch Berücksichtigung vorhergegangener Ereig-
nisse vom Wochenflusse u. s. w.

§. 387.

Ueber Verlauf, Folgen und Prognose der Leu-
korrhöe haben wir zu bemerken, daß sie namentlich verschie-
den sind nach der Constitution der Kranken, nach der größern
oder geringern Heftigkeit schädlicher Einwirkungen, und vor-
züglich nach der Dauer, so daß dann vorzüglich, wenn die
Krankheit als Folge unheilbarer Verbildungen der Geburts-
theile, starker Gebärmutter- oder Scheidenvorfälle u. s. w. ein-
getreten ist und bey allgemeiner schwächlicher Constitution be-
reits lange angehalten hat, die Prognose am übelsten ist und
Ercoriationen, Verhärtungen und mancherley, nicht selten bey

haͤufige Geſchlechtsgenuß und die Onanie. Außerdem fremde
Koͤrper, als Peſſarien, Polypen, reizende Injectionen, war-
me Baͤder, Kohlenhaͤfen. Außerdem entſteht er leicht bey
Reizungen benachbarter Organe, Steinen in den Harnwegen,
Wuͤrmern; vorzuͤglich leicht endlich bey Verletzungen der Ge-
burtstheile ſelbſt, nach Einriſſen des Mittelfleiſches, Scheiden-
vorfaͤllen und ſtarken Einriſſen des Muttermundes.

§. 386.

Uebrigens iſt auch noch zu gedenken, daß der weiße
Fluß, ſo leicht auch im Allgemeinen ſeine Erkenntniß iſt, doch,
wie ſchon Aſtruc bemerkt, vorzuͤglich unter zweyerley Um-
ſtaͤnden, Aehnlichkeit mit andern Krankheiten gewinnt, naͤm-
lich entweder, wo er ganz neu entſtanden, oder wo er bereits
inveterirt und dadurch die Qualitaͤt des Abfluſſes geaͤndert iſt.
In beiden Faͤllen jedoch, vorzuͤglich im letztern, koͤnnte er
wohl mit einem Geſchwuͤre am oder im Uterus verwechſelt
werden; allein die genaue Beruͤckſichtigung der vorhergegange-
neu Zuſtaͤnde, Mangel ſtattgehabter Entzuͤndung und Ab-
weſenheit eines Fiebers, fuͤhren bald zur richtigen Erkenntniß.
Auf aͤhnliche Weiſe, vorzuͤglich aber durch Abweſenheit der die-
ſer Krankheit eigenen, unten zu beſchreibenden Symptome,
unterſcheidet er ſich von Skirrhus und Krebs, ſo wie durch
den Mangel des regelmaͤßigen Typus von der mißfarbigen
Menſtruation, durch Beruͤckſichtigung vorhergegangener Ereig-
niſſe vom Wochenfluſſe u. ſ. w.

§. 387.

Ueber Verlauf, Folgen und Prognoſe der Leu-
korrhoͤe haben wir zu bemerken, daß ſie namentlich verſchie-
den ſind nach der Conſtitution der Kranken, nach der groͤßern
oder geringern Heftigkeit ſchaͤdlicher Einwirkungen, und vor-
zuͤglich nach der Dauer, ſo daß dann vorzuͤglich, wenn die
Krankheit als Folge unheilbarer Verbildungen der Geburts-
theile, ſtarker Gebaͤrmutter- oder Scheidenvorfaͤlle u. ſ. w. ein-
getreten iſt und bey allgemeiner ſchwaͤchlicher Conſtitution be-
reits lange angehalten hat, die Prognoſe am uͤbelſten iſt und
Ercoriationen, Verhaͤrtungen und mancherley, nicht ſelten bey

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <p><pb facs="#f0320" n="300"/>
ha&#x0364;ufige Ge&#x017F;chlechtsgenuß und die Onanie. Außerdem fremde<lb/>
Ko&#x0364;rper, als Pe&#x017F;&#x017F;arien, Polypen, reizende Injectionen, war-<lb/>
me Ba&#x0364;der, Kohlenha&#x0364;fen. Außerdem ent&#x017F;teht er leicht bey<lb/>
Reizungen benachbarter Organe, Steinen in den Harnwegen,<lb/>
Wu&#x0364;rmern; vorzu&#x0364;glich leicht endlich bey Verletzungen der Ge-<lb/>
burtstheile &#x017F;elb&#x017F;t, nach Einri&#x017F;&#x017F;en des Mittelflei&#x017F;ches, Scheiden-<lb/>
vorfa&#x0364;llen und &#x017F;tarken Einri&#x017F;&#x017F;en des Muttermundes.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 386.</head><lb/>
                          <p>Uebrigens i&#x017F;t auch noch zu gedenken, daß der weiße<lb/>
Fluß, &#x017F;o leicht auch im Allgemeinen &#x017F;eine Erkenntniß i&#x017F;t, doch,<lb/>
wie &#x017F;chon <hi rendition="#g">A&#x017F;truc</hi> bemerkt, vorzu&#x0364;glich unter zweyerley Um-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nden, Aehnlichkeit mit andern Krankheiten gewinnt, na&#x0364;m-<lb/>
lich entweder, wo er ganz neu ent&#x017F;tanden, oder wo er bereits<lb/>
inveterirt und dadurch die Qualita&#x0364;t des Abflu&#x017F;&#x017F;es gea&#x0364;ndert i&#x017F;t.<lb/>
In beiden Fa&#x0364;llen jedoch, vorzu&#x0364;glich im letztern, ko&#x0364;nnte er<lb/>
wohl mit einem Ge&#x017F;chwu&#x0364;re am oder im Uterus verwech&#x017F;elt<lb/>
werden; allein die genaue Beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigung der vorhergegange-<lb/>
neu Zu&#x017F;ta&#x0364;nde, Mangel &#x017F;tattgehabter Entzu&#x0364;ndung und Ab-<lb/>
we&#x017F;enheit eines Fiebers, fu&#x0364;hren bald zur richtigen Erkenntniß.<lb/>
Auf a&#x0364;hnliche Wei&#x017F;e, vorzu&#x0364;glich aber durch Abwe&#x017F;enheit der die-<lb/>
&#x017F;er Krankheit eigenen, unten zu be&#x017F;chreibenden Symptome,<lb/>
unter&#x017F;cheidet er &#x017F;ich von Skirrhus und Krebs, &#x017F;o wie durch<lb/>
den Mangel des regelma&#x0364;ßigen Typus von der mißfarbigen<lb/>
Men&#x017F;truation, durch Beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigung vorhergegangener Ereig-<lb/>
ni&#x017F;&#x017F;e vom Wochenflu&#x017F;&#x017F;e u. &#x017F;. w.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 387.</head><lb/>
                          <p>Ueber <hi rendition="#g">Verlauf, Folgen</hi> und <hi rendition="#g">Progno&#x017F;e</hi> der Leu-<lb/>
korrho&#x0364;e haben wir zu bemerken, daß &#x017F;ie namentlich ver&#x017F;chie-<lb/>
den &#x017F;ind nach der Con&#x017F;titution der Kranken, nach der gro&#x0364;ßern<lb/>
oder geringern Heftigkeit &#x017F;cha&#x0364;dlicher Einwirkungen, und vor-<lb/>
zu&#x0364;glich nach der Dauer, &#x017F;o daß dann vorzu&#x0364;glich, wenn die<lb/>
Krankheit als Folge unheilbarer Verbildungen der Geburts-<lb/>
theile, &#x017F;tarker Geba&#x0364;rmutter- oder Scheidenvorfa&#x0364;lle u. &#x017F;. w. ein-<lb/>
getreten i&#x017F;t und bey allgemeiner &#x017F;chwa&#x0364;chlicher Con&#x017F;titution be-<lb/>
reits lange angehalten hat, die Progno&#x017F;e am u&#x0364;bel&#x017F;ten i&#x017F;t und<lb/>
Ercoriationen, Verha&#x0364;rtungen und mancherley, nicht &#x017F;elten bey<lb/></p>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[300/0320] haͤufige Geſchlechtsgenuß und die Onanie. Außerdem fremde Koͤrper, als Peſſarien, Polypen, reizende Injectionen, war- me Baͤder, Kohlenhaͤfen. Außerdem entſteht er leicht bey Reizungen benachbarter Organe, Steinen in den Harnwegen, Wuͤrmern; vorzuͤglich leicht endlich bey Verletzungen der Ge- burtstheile ſelbſt, nach Einriſſen des Mittelfleiſches, Scheiden- vorfaͤllen und ſtarken Einriſſen des Muttermundes. §. 386. Uebrigens iſt auch noch zu gedenken, daß der weiße Fluß, ſo leicht auch im Allgemeinen ſeine Erkenntniß iſt, doch, wie ſchon Aſtruc bemerkt, vorzuͤglich unter zweyerley Um- ſtaͤnden, Aehnlichkeit mit andern Krankheiten gewinnt, naͤm- lich entweder, wo er ganz neu entſtanden, oder wo er bereits inveterirt und dadurch die Qualitaͤt des Abfluſſes geaͤndert iſt. In beiden Faͤllen jedoch, vorzuͤglich im letztern, koͤnnte er wohl mit einem Geſchwuͤre am oder im Uterus verwechſelt werden; allein die genaue Beruͤckſichtigung der vorhergegange- neu Zuſtaͤnde, Mangel ſtattgehabter Entzuͤndung und Ab- weſenheit eines Fiebers, fuͤhren bald zur richtigen Erkenntniß. Auf aͤhnliche Weiſe, vorzuͤglich aber durch Abweſenheit der die- ſer Krankheit eigenen, unten zu beſchreibenden Symptome, unterſcheidet er ſich von Skirrhus und Krebs, ſo wie durch den Mangel des regelmaͤßigen Typus von der mißfarbigen Menſtruation, durch Beruͤckſichtigung vorhergegangener Ereig- niſſe vom Wochenfluſſe u. ſ. w. §. 387. Ueber Verlauf, Folgen und Prognoſe der Leu- korrhoͤe haben wir zu bemerken, daß ſie namentlich verſchie- den ſind nach der Conſtitution der Kranken, nach der groͤßern oder geringern Heftigkeit ſchaͤdlicher Einwirkungen, und vor- zuͤglich nach der Dauer, ſo daß dann vorzuͤglich, wenn die Krankheit als Folge unheilbarer Verbildungen der Geburts- theile, ſtarker Gebaͤrmutter- oder Scheidenvorfaͤlle u. ſ. w. ein- getreten iſt und bey allgemeiner ſchwaͤchlicher Conſtitution be- reits lange angehalten hat, die Prognoſe am uͤbelſten iſt und Ercoriationen, Verhaͤrtungen und mancherley, nicht ſelten bey

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/320
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/320>, abgerufen am 21.11.2024.