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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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die innern und äußern entfernten Ursachen zu beseitigen, und
daher in verschiedenen Fällen verschiedene Maaßregeln zu er-
greifen.

§. 360.

Zuerst also die Behandlung der aktiven Blut-
flüsse:
-- Hier ist zu untersuchen, ob die örtliche Aufre-
gung der Uteringefäße Produkt allgemeiner Zustände, nament-
lich des durch zu reichliche Ernährung und sitzende Lebens-
weise erzeugten allgemeinen Blutüberflusses sey, wobey dann
der Puls voll und beschleunigt, das Gesicht roth, Kopf-
schmerz oder Kreuzschmerz vorhanden zu seyn pflegt, mehrere
Vorboten gewöhnlich vorausgegangen sind, und die Blutung
selbst in größerer Heftigkeit, aber auch in rascherm Verlaufe
erscheint. Diese Krankheitsform ist es alsdann, in welcher
ein rein antiphlogistisches Verfahren indicirt ist, und wo das
plötzliche Hemmen der (hier selbst als hülfreich, gleichsam
kritisch erscheinenden) Blutung durch adstringirende Mittel den
größten Nachtheil bringt. Hier also finden ganz besonders
die Blutentziehungen selbst Statt, und es muß hierbey die
Quantität des mittelst eines am Arm vorzunehmenden Ader-
lasses, so wie, ob vielleicht die Wiederholung des Aderlasses
nöthig werde, vorzüglich durch die Umstände selbst bestimmt
werden. Indeß kann man im Allgemeinen behaupten, daß
es besser sey, etwas zu viel als zu wenig Blnt wegzuneh-
men, indem der weibliche Körper überhaupt leicht Blutver-
luste ersetzt, und außerdem, bey nicht hinlänglicher Blutent-
leerung, die Metrorrhagie länger dauert, die Uteringefäße
nachtheilig erweitert werden und die Blutung endlich zur ha-
bituellen wird.

§. 361.

Das übrige Heilverfahren wird ebenfalls vornehmlich
auf Mäßigung des Orgasmus und Hinderung einer zu ra-
schen Wiedererzeugung von Blut abzwecken müssen. Man
läßt daher die Kranke nicht in warme Betten, sondern am
besten auf eine Matraze unter leichte Wolldecken legen, ord-

die innern und aͤußern entfernten Urſachen zu beſeitigen, und
daher in verſchiedenen Faͤllen verſchiedene Maaßregeln zu er-
greifen.

§. 360.

Zuerſt alſo die Behandlung der aktiven Blut-
fluͤſſe:
— Hier iſt zu unterſuchen, ob die oͤrtliche Aufre-
gung der Uteringefaͤße Produkt allgemeiner Zuſtaͤnde, nament-
lich des durch zu reichliche Ernaͤhrung und ſitzende Lebens-
weiſe erzeugten allgemeinen Blutuͤberfluſſes ſey, wobey dann
der Puls voll und beſchleunigt, das Geſicht roth, Kopf-
ſchmerz oder Kreuzſchmerz vorhanden zu ſeyn pflegt, mehrere
Vorboten gewoͤhnlich vorausgegangen ſind, und die Blutung
ſelbſt in groͤßerer Heftigkeit, aber auch in raſcherm Verlaufe
erſcheint. Dieſe Krankheitsform iſt es alsdann, in welcher
ein rein antiphlogiſtiſches Verfahren indicirt iſt, und wo das
ploͤtzliche Hemmen der (hier ſelbſt als huͤlfreich, gleichſam
kritiſch erſcheinenden) Blutung durch adſtringirende Mittel den
groͤßten Nachtheil bringt. Hier alſo finden ganz beſonders
die Blutentziehungen ſelbſt Statt, und es muß hierbey die
Quantitaͤt des mittelſt eines am Arm vorzunehmenden Ader-
laſſes, ſo wie, ob vielleicht die Wiederholung des Aderlaſſes
noͤthig werde, vorzuͤglich durch die Umſtaͤnde ſelbſt beſtimmt
werden. Indeß kann man im Allgemeinen behaupten, daß
es beſſer ſey, etwas zu viel als zu wenig Blnt wegzuneh-
men, indem der weibliche Koͤrper uͤberhaupt leicht Blutver-
luſte erſetzt, und außerdem, bey nicht hinlaͤnglicher Blutent-
leerung, die Metrorrhagie laͤnger dauert, die Uteringefaͤße
nachtheilig erweitert werden und die Blutung endlich zur ha-
bituellen wird.

§. 361.

Das uͤbrige Heilverfahren wird ebenfalls vornehmlich
auf Maͤßigung des Orgasmus und Hinderung einer zu ra-
ſchen Wiedererzeugung von Blut abzwecken muͤſſen. Man
laͤßt daher die Kranke nicht in warme Betten, ſondern am
beſten auf eine Matraze unter leichte Wolldecken legen, ord-

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[280/0300] die innern und aͤußern entfernten Urſachen zu beſeitigen, und daher in verſchiedenen Faͤllen verſchiedene Maaßregeln zu er- greifen. §. 360. Zuerſt alſo die Behandlung der aktiven Blut- fluͤſſe: — Hier iſt zu unterſuchen, ob die oͤrtliche Aufre- gung der Uteringefaͤße Produkt allgemeiner Zuſtaͤnde, nament- lich des durch zu reichliche Ernaͤhrung und ſitzende Lebens- weiſe erzeugten allgemeinen Blutuͤberfluſſes ſey, wobey dann der Puls voll und beſchleunigt, das Geſicht roth, Kopf- ſchmerz oder Kreuzſchmerz vorhanden zu ſeyn pflegt, mehrere Vorboten gewoͤhnlich vorausgegangen ſind, und die Blutung ſelbſt in groͤßerer Heftigkeit, aber auch in raſcherm Verlaufe erſcheint. Dieſe Krankheitsform iſt es alsdann, in welcher ein rein antiphlogiſtiſches Verfahren indicirt iſt, und wo das ploͤtzliche Hemmen der (hier ſelbſt als huͤlfreich, gleichſam kritiſch erſcheinenden) Blutung durch adſtringirende Mittel den groͤßten Nachtheil bringt. Hier alſo finden ganz beſonders die Blutentziehungen ſelbſt Statt, und es muß hierbey die Quantitaͤt des mittelſt eines am Arm vorzunehmenden Ader- laſſes, ſo wie, ob vielleicht die Wiederholung des Aderlaſſes noͤthig werde, vorzuͤglich durch die Umſtaͤnde ſelbſt beſtimmt werden. Indeß kann man im Allgemeinen behaupten, daß es beſſer ſey, etwas zu viel als zu wenig Blnt wegzuneh- men, indem der weibliche Koͤrper uͤberhaupt leicht Blutver- luſte erſetzt, und außerdem, bey nicht hinlaͤnglicher Blutent- leerung, die Metrorrhagie laͤnger dauert, die Uteringefaͤße nachtheilig erweitert werden und die Blutung endlich zur ha- bituellen wird. §. 361. Das uͤbrige Heilverfahren wird ebenfalls vornehmlich auf Maͤßigung des Orgasmus und Hinderung einer zu ra- ſchen Wiedererzeugung von Blut abzwecken muͤſſen. Man laͤßt daher die Kranke nicht in warme Betten, ſondern am beſten auf eine Matraze unter leichte Wolldecken legen, ord-

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/300>, abgerufen am 21.11.2024.