zontale Lage wird daher zuvörderst der Kranken angewiesen, und wir stimmen Astruc bey, *) wenn er die Lage mit er- höhten Schenkeln hierbey nicht für zweckmäßig erklärt, indem dadurch zwar oft der Ausfluß des Blutes vermindert, aber Anhäufungen in den innern Geeurtstheilen (innere Blutun- gen) begünstigt werden. In dieser Lage ist ferner die voll- kommenste Ruhe des Körpers, wie des Gemüths zu beobach- ten, und das Geschäft des Arztes wird es hierbey oft seyn, theils durch Entfernung aller beunruhigenden Personen und Gegenstände, theils durch freundliche Zusprache, das über den etwa plötzlich eingetretenen Blutfluß selbst gewöhnlich äußerst aufgeregte Gemüth der Kranken zu beruhigen. Zu- gleich achtet man darauf, alles zu entfernen, was eine gleich- mäßige, ruhige Respiration (welche für Beruhigung der Blut- bewegung so wichtig ist) unterbrechen könnte; man trägt Sorge, daß alle beengende Kleidungsstücke gelöst seyen und eine reine, sehr mäßig erwärmte Zimmerluft die Kranke umgebe.
§. 359.
Was dagegen die positive ärztliche Behandlung betrifft, so können hier durchaus keine so bestimmten und allgemein gültigen Heilregeln, wie rücksichtlich des Diätetischen, gege- ben werden, und weder die schon von Hippokrates em- pfohlnen Brech- und Purgirmittel, noch die von Andern, z. B. von Astruc an die Spitze gestellten Blutentziehungen **), noch die einzelnen gerühmten Arzneymittel, vom Drachenblut bis zur Zimmttinktur, und neuerlich zur Ratanhia, dürfen als specifisch hülfreich betrachtet werden, sondern die verschie- denen Bedingungen der Krankheit sind ins Auge zu fassen,
*)Maladies des femmes. T. II. p. 115.
**)P. Frank Epitome d. hom. morb. our. T. V. P. II. p. 110. sagt über die Venäsektion: saepe sanguis vel utrumque per ostium au- fugit, vel imposito venae sauciatae spleniolo, ex viscere sponte cruorem frundente pergit fluere rebellis.
zontale Lage wird daher zuvoͤrderſt der Kranken angewieſen, und wir ſtimmen Aſtruc bey, *) wenn er die Lage mit er- hoͤhten Schenkeln hierbey nicht fuͤr zweckmaͤßig erklaͤrt, indem dadurch zwar oft der Ausfluß des Blutes vermindert, aber Anhaͤufungen in den innern Geeurtstheilen (innere Blutun- gen) beguͤnſtigt werden. In dieſer Lage iſt ferner die voll- kommenſte Ruhe des Koͤrpers, wie des Gemuͤths zu beobach- ten, und das Geſchaͤft des Arztes wird es hierbey oft ſeyn, theils durch Entfernung aller beunruhigenden Perſonen und Gegenſtaͤnde, theils durch freundliche Zuſprache, das uͤber den etwa ploͤtzlich eingetretenen Blutfluß ſelbſt gewoͤhnlich aͤußerſt aufgeregte Gemuͤth der Kranken zu beruhigen. Zu- gleich achtet man darauf, alles zu entfernen, was eine gleich- maͤßige, ruhige Reſpiration (welche fuͤr Beruhigung der Blut- bewegung ſo wichtig iſt) unterbrechen koͤnnte; man traͤgt Sorge, daß alle beengende Kleidungsſtuͤcke geloͤſt ſeyen und eine reine, ſehr maͤßig erwaͤrmte Zimmerluft die Kranke umgebe.
§. 359.
Was dagegen die poſitive aͤrztliche Behandlung betrifft, ſo koͤnnen hier durchaus keine ſo beſtimmten und allgemein guͤltigen Heilregeln, wie ruͤckſichtlich des Diaͤtetiſchen, gege- ben werden, und weder die ſchon von Hippokrates em- pfohlnen Brech- und Purgirmittel, noch die von Andern, z. B. von Aſtruc an die Spitze geſtellten Blutentziehungen **), noch die einzelnen geruͤhmten Arzneymittel, vom Drachenblut bis zur Zimmttinktur, und neuerlich zur Ratanhia, duͤrfen als ſpecifiſch huͤlfreich betrachtet werden, ſondern die verſchie- denen Bedingungen der Krankheit ſind ins Auge zu faſſen,
*)Maladies des femmes. T. II. p. 115.
**)P. Frank Epitome d. hom. morb. our. T. V. P. II. p. 110. ſagt uͤber die Venaͤſektion: saepe sanguis vel utrumque per ostium au- fugit, vel imposito venae sauciatae spleniolo, ex viscere sponte cruorem frundente pergit fluere rebellis.
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zontale Lage wird daher zuvoͤrderſt der Kranken angewieſen,
und wir ſtimmen Aſtruc bey, *) wenn er die Lage mit er-
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dadurch zwar oft der Ausfluß des Blutes vermindert, aber
Anhaͤufungen in den innern Geeurtstheilen (innere Blutun-
gen) beguͤnſtigt werden. In dieſer Lage iſt ferner die voll-
kommenſte Ruhe des Koͤrpers, wie des Gemuͤths zu beobach-
ten, und das Geſchaͤft des Arztes wird es hierbey oft ſeyn,
theils durch Entfernung aller beunruhigenden Perſonen und
Gegenſtaͤnde, theils durch freundliche Zuſprache, das uͤber
den etwa ploͤtzlich eingetretenen Blutfluß ſelbſt gewoͤhnlich
aͤußerſt aufgeregte Gemuͤth der Kranken zu beruhigen. Zu-
gleich achtet man darauf, alles zu entfernen, was eine gleich-
maͤßige, ruhige Reſpiration (welche fuͤr Beruhigung der Blut-
bewegung ſo wichtig iſt) unterbrechen koͤnnte; man traͤgt
Sorge, daß alle beengende Kleidungsſtuͤcke geloͤſt ſeyen und
eine reine, ſehr maͤßig erwaͤrmte Zimmerluft die Kranke
umgebe.
§. 359.
Was dagegen die poſitive aͤrztliche Behandlung betrifft,
ſo koͤnnen hier durchaus keine ſo beſtimmten und allgemein
guͤltigen Heilregeln, wie ruͤckſichtlich des Diaͤtetiſchen, gege-
ben werden, und weder die ſchon von Hippokrates em-
pfohlnen Brech- und Purgirmittel, noch die von Andern,
z. B. von Aſtruc an die Spitze geſtellten Blutentziehungen **),
noch die einzelnen geruͤhmten Arzneymittel, vom Drachenblut
bis zur Zimmttinktur, und neuerlich zur Ratanhia, duͤrfen
als ſpecifiſch huͤlfreich betrachtet werden, ſondern die verſchie-
denen Bedingungen der Krankheit ſind ins Auge zu faſſen,
*) Maladies des femmes. T. II. p. 115.
**) P. Frank Epitome d. hom. morb. our. T. V. P. II. p. 110. ſagt
uͤber die Venaͤſektion: saepe sanguis vel utrumque per ostium au-
fugit, vel imposito venae sauciatae spleniolo, ex viscere sponte
cruorem frundente pergit fluere rebellis.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/299>, abgerufen am 21.02.2025.
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