entzündung auf jene Gebilde sich fortpflanzen kann. Endlich glauben wir auch unterscheiden zu müssen zwischen der acuten und chronischen Entzündung der Gebärmutter, unter denen die letztere besonders in einem Organ, welches so sehr zu Degenerationen seiner Substanz und Form geneigt ist, von großer Wichtigkeit erscheint und eine ausführlichere Berück- sichtigung, als sie bisher in den Schriften über Frauenkrank- heiten gefunden hat, verdient.
§. 332.
Die Symptome, welche als Kennzeichen theils die Metritis überhaupt, theils ihre einzelnen Gattungen beglei- ten, sind nun folgende: -- Zuvörderst die acute Form be- treffend, so tritt sie mit nach Grad und Ausbreitung der Entzündung bald mehr bald minder heftigem Fieber ein, wel- ches durch Frost und nachfolgende Hitze, einen nach der Constitution der Kranken zwar verschiedenartigen, im Allge- meinen jedoch frequenten und gespannten Puls, heftigen Durst, verstimmtes Gemeingefühl u. s. w. charakterisirt wird. Ihre besondern Zufälle sind drückender stechender Schmerz im afficirten Organ, dessen Sitz gewöhnlich auf einen kleinen, nach dem Herde der Entzündung verschiedenen Ort beschränkt ist, und durch einen äußerlichen Druck über der Schambein- verbindung sowohl, als durch die innerliche Untersuchung auf das Aeußerste gesteigert wird. Ferner werden mehrere andere Organe in ihrer Function gestört und sonst schmerzhaft affi- cirt; so, wenn vorzüglich mehr die Rückwand des Uterus ent- zündet ist, werden die Schmerzen vorzüglich auf die Kreuz- und Lendengegend sich erstrecken, der Mastdarm leidet, es treten Stuhlverhaltungen, schmerzhafte Ausleerungen, und im Verfolg der Krankheit leicht heftige, zuweilen eiterartige Durchfälle ein. Ist dagegen mehr die vordere Gebärmutter- fläche ergriffen, so wird dies theils durch den veränderten Sitz des Schmerzes, theils durch das Leiden der Harnblase (schmerzhaftes Uriniren, Urinverhaltung, späterhin eiterartige Sedimente im Urin und unwillkürlichen Ausfluß desselben) bezeichnet. Die Entzündung des Gebärmuttergrundes und
entzuͤndung auf jene Gebilde ſich fortpflanzen kann. Endlich glauben wir auch unterſcheiden zu muͤſſen zwiſchen der acuten und chroniſchen Entzuͤndung der Gebaͤrmutter, unter denen die letztere beſonders in einem Organ, welches ſo ſehr zu Degenerationen ſeiner Subſtanz und Form geneigt iſt, von großer Wichtigkeit erſcheint und eine ausfuͤhrlichere Beruͤck- ſichtigung, als ſie bisher in den Schriften uͤber Frauenkrank- heiten gefunden hat, verdient.
§. 332.
Die Symptome, welche als Kennzeichen theils die Metritis uͤberhaupt, theils ihre einzelnen Gattungen beglei- ten, ſind nun folgende: — Zuvoͤrderſt die acute Form be- treffend, ſo tritt ſie mit nach Grad und Ausbreitung der Entzuͤndung bald mehr bald minder heftigem Fieber ein, wel- ches durch Froſt und nachfolgende Hitze, einen nach der Conſtitution der Kranken zwar verſchiedenartigen, im Allge- meinen jedoch frequenten und geſpannten Puls, heftigen Durſt, verſtimmtes Gemeingefuͤhl u. ſ. w. charakteriſirt wird. Ihre beſondern Zufaͤlle ſind druͤckender ſtechender Schmerz im afficirten Organ, deſſen Sitz gewoͤhnlich auf einen kleinen, nach dem Herde der Entzuͤndung verſchiedenen Ort beſchraͤnkt iſt, und durch einen aͤußerlichen Druck uͤber der Schambein- verbindung ſowohl, als durch die innerliche Unterſuchung auf das Aeußerſte geſteigert wird. Ferner werden mehrere andere Organe in ihrer Function geſtoͤrt und ſonſt ſchmerzhaft affi- cirt; ſo, wenn vorzuͤglich mehr die Ruͤckwand des Uterus ent- zuͤndet iſt, werden die Schmerzen vorzuͤglich auf die Kreuz- und Lendengegend ſich erſtrecken, der Maſtdarm leidet, es treten Stuhlverhaltungen, ſchmerzhafte Ausleerungen, und im Verfolg der Krankheit leicht heftige, zuweilen eiterartige Durchfaͤlle ein. Iſt dagegen mehr die vordere Gebaͤrmutter- flaͤche ergriffen, ſo wird dies theils durch den veraͤnderten Sitz des Schmerzes, theils durch das Leiden der Harnblaſe (ſchmerzhaftes Uriniren, Urinverhaltung, ſpaͤterhin eiterartige Sedimente im Urin und unwillkuͤrlichen Ausfluß deſſelben) bezeichnet. Die Entzuͤndung des Gebaͤrmuttergrundes und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><divn="10"><p><pbfacs="#f0278"n="258"/>
entzuͤndung auf jene Gebilde ſich fortpflanzen kann. Endlich<lb/>
glauben wir auch unterſcheiden zu muͤſſen zwiſchen der <hirendition="#g">acuten</hi><lb/>
und <hirendition="#g">chroniſchen</hi> Entzuͤndung der Gebaͤrmutter, unter denen<lb/>
die letztere beſonders in einem Organ, welches ſo ſehr zu<lb/>
Degenerationen ſeiner Subſtanz und Form geneigt iſt, von<lb/>
großer Wichtigkeit erſcheint und eine ausfuͤhrlichere Beruͤck-<lb/>ſichtigung, als ſie bisher in den Schriften uͤber Frauenkrank-<lb/>
heiten gefunden hat, verdient.</p></div><lb/><divn="10"><head>§. 332.</head><lb/><p>Die <hirendition="#g">Symptome</hi>, welche als Kennzeichen theils die<lb/>
Metritis uͤberhaupt, theils ihre einzelnen Gattungen beglei-<lb/>
ten, ſind nun folgende: — Zuvoͤrderſt die <hirendition="#g">acute</hi> Form be-<lb/>
treffend, ſo tritt ſie mit nach Grad und Ausbreitung der<lb/>
Entzuͤndung bald mehr bald minder heftigem Fieber ein, wel-<lb/>
ches durch Froſt und nachfolgende Hitze, einen nach der<lb/>
Conſtitution der Kranken zwar verſchiedenartigen, im Allge-<lb/>
meinen jedoch frequenten und geſpannten Puls, heftigen<lb/>
Durſt, verſtimmtes Gemeingefuͤhl u. ſ. w. charakteriſirt wird.<lb/>
Ihre beſondern Zufaͤlle ſind druͤckender ſtechender Schmerz im<lb/>
afficirten Organ, deſſen Sitz gewoͤhnlich auf einen kleinen,<lb/>
nach dem Herde der Entzuͤndung verſchiedenen Ort beſchraͤnkt<lb/>
iſt, und durch einen aͤußerlichen Druck uͤber der Schambein-<lb/>
verbindung ſowohl, als durch die innerliche Unterſuchung auf<lb/>
das Aeußerſte geſteigert wird. Ferner werden mehrere andere<lb/>
Organe in ihrer Function geſtoͤrt und ſonſt ſchmerzhaft affi-<lb/>
cirt; ſo, wenn vorzuͤglich mehr die Ruͤckwand des Uterus ent-<lb/>
zuͤndet iſt, werden die Schmerzen vorzuͤglich auf die Kreuz-<lb/>
und Lendengegend ſich erſtrecken, der Maſtdarm leidet, es<lb/>
treten Stuhlverhaltungen, ſchmerzhafte Ausleerungen, und<lb/>
im Verfolg der Krankheit leicht heftige, zuweilen eiterartige<lb/>
Durchfaͤlle ein. Iſt dagegen mehr die vordere Gebaͤrmutter-<lb/>
flaͤche ergriffen, ſo wird dies theils durch den veraͤnderten<lb/>
Sitz des Schmerzes, theils durch das Leiden der Harnblaſe<lb/>
(ſchmerzhaftes Uriniren, Urinverhaltung, ſpaͤterhin eiterartige<lb/>
Sedimente im Urin und unwillkuͤrlichen Ausfluß deſſelben)<lb/>
bezeichnet. Die Entzuͤndung des Gebaͤrmuttergrundes und<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[258/0278]
entzuͤndung auf jene Gebilde ſich fortpflanzen kann. Endlich
glauben wir auch unterſcheiden zu muͤſſen zwiſchen der acuten
und chroniſchen Entzuͤndung der Gebaͤrmutter, unter denen
die letztere beſonders in einem Organ, welches ſo ſehr zu
Degenerationen ſeiner Subſtanz und Form geneigt iſt, von
großer Wichtigkeit erſcheint und eine ausfuͤhrlichere Beruͤck-
ſichtigung, als ſie bisher in den Schriften uͤber Frauenkrank-
heiten gefunden hat, verdient.
§. 332.
Die Symptome, welche als Kennzeichen theils die
Metritis uͤberhaupt, theils ihre einzelnen Gattungen beglei-
ten, ſind nun folgende: — Zuvoͤrderſt die acute Form be-
treffend, ſo tritt ſie mit nach Grad und Ausbreitung der
Entzuͤndung bald mehr bald minder heftigem Fieber ein, wel-
ches durch Froſt und nachfolgende Hitze, einen nach der
Conſtitution der Kranken zwar verſchiedenartigen, im Allge-
meinen jedoch frequenten und geſpannten Puls, heftigen
Durſt, verſtimmtes Gemeingefuͤhl u. ſ. w. charakteriſirt wird.
Ihre beſondern Zufaͤlle ſind druͤckender ſtechender Schmerz im
afficirten Organ, deſſen Sitz gewoͤhnlich auf einen kleinen,
nach dem Herde der Entzuͤndung verſchiedenen Ort beſchraͤnkt
iſt, und durch einen aͤußerlichen Druck uͤber der Schambein-
verbindung ſowohl, als durch die innerliche Unterſuchung auf
das Aeußerſte geſteigert wird. Ferner werden mehrere andere
Organe in ihrer Function geſtoͤrt und ſonſt ſchmerzhaft affi-
cirt; ſo, wenn vorzuͤglich mehr die Ruͤckwand des Uterus ent-
zuͤndet iſt, werden die Schmerzen vorzuͤglich auf die Kreuz-
und Lendengegend ſich erſtrecken, der Maſtdarm leidet, es
treten Stuhlverhaltungen, ſchmerzhafte Ausleerungen, und
im Verfolg der Krankheit leicht heftige, zuweilen eiterartige
Durchfaͤlle ein. Iſt dagegen mehr die vordere Gebaͤrmutter-
flaͤche ergriffen, ſo wird dies theils durch den veraͤnderten
Sitz des Schmerzes, theils durch das Leiden der Harnblaſe
(ſchmerzhaftes Uriniren, Urinverhaltung, ſpaͤterhin eiterartige
Sedimente im Urin und unwillkuͤrlichen Ausfluß deſſelben)
bezeichnet. Die Entzuͤndung des Gebaͤrmuttergrundes und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/278>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.