Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

gentlich ausruhen, sich erholen soll, daher durch zu zeitige
Unterbrechung der Ohnmacht neu aufgeregt und beunruhigt
werden muß.

§. 325.

Auf ziemlich gleiche Weise sind denn auch ihren Ursa-
chen nach die verschiedenen Störungen der Absonderungen zu
behandeln. Hautkrämpfe, trockne brennende Haut, fordern
laue Bäder und gelinde Friktionen in oder nach denselben;
bey Blasenkrämpfen sind Emulsionen, kleine Dosen Opium,
schleimige Getränke, Fomentationen, Cataplasmata, allgemeine
und Halbbäder, so wie Rücksicht auf etwaige Störungen im
Pfortadersystem, Hämorrhoidalcongestionen, oder wohl gar ent-
zündliche Zustände vorzüglich angezeigt. Endlich 6) die Stö-
rungen der Geschlechtsfunktionen betreffend, so ist davon bereits
früher (§. 319.), in wiefern die Berücksichtigung derselben oft
einen Haupttheil der allgemeinen Kur ausmacht, gehandelt
worden. Einzelne schmerzhafte Zustände aber, welche in den
Anfällen erscheinen, als Krämpfe im Uterus, krampfhafte
Verschließung des Muttermundes während der Menstruation
u. s. w. erfordern ziemlich dieselbe Heilmethode, wie die vor-
her erwähnten Blasenkrämpfe, nur daß man hier noch die
mehr direkt auf den Uterus wirkenden Injektionen aus Kamil-
len, Valeriana, Bilsenkraut oder Schierlingsaufguß, Abko-
chung der Mohnköpfe in Milch u. s. w. oft mit Nutzen zu
Hülfe nehmen kann. -- Daß übrigens auch bey allen diesen
örtlichen schmerzhaften Symptomen der Hysterie die Einwir-
kung des animalen Magnetismus oft von großem Nutzen
befunden ist, kann nur der Befangene läugnen, und daß
daher auch in dieser Hinsicht von einem Mittel, welches zu-
weilen die Stürme, welche keinem andern weichen, doch noch
beruhigt, unter hinlänglicher Berücksichtigung der wesentlichen
Krankheitsursachen, Anwendung gemacht zu werden verdiene,
liegt am Tage.


gentlich ausruhen, ſich erholen ſoll, daher durch zu zeitige
Unterbrechung der Ohnmacht neu aufgeregt und beunruhigt
werden muß.

§. 325.

Auf ziemlich gleiche Weiſe ſind denn auch ihren Urſa-
chen nach die verſchiedenen Stoͤrungen der Abſonderungen zu
behandeln. Hautkraͤmpfe, trockne brennende Haut, fordern
laue Baͤder und gelinde Friktionen in oder nach denſelben;
bey Blaſenkraͤmpfen ſind Emulſionen, kleine Doſen Opium,
ſchleimige Getraͤnke, Fomentationen, Cataplasmata, allgemeine
und Halbbaͤder, ſo wie Ruͤckſicht auf etwaige Stoͤrungen im
Pfortaderſyſtem, Haͤmorrhoidalcongeſtionen, oder wohl gar ent-
zuͤndliche Zuſtaͤnde vorzuͤglich angezeigt. Endlich 6) die Stoͤ-
rungen der Geſchlechtsfunktionen betreffend, ſo iſt davon bereits
fruͤher (§. 319.), in wiefern die Beruͤckſichtigung derſelben oft
einen Haupttheil der allgemeinen Kur ausmacht, gehandelt
worden. Einzelne ſchmerzhafte Zuſtaͤnde aber, welche in den
Anfaͤllen erſcheinen, als Kraͤmpfe im Uterus, krampfhafte
Verſchließung des Muttermundes waͤhrend der Menſtruation
u. ſ. w. erfordern ziemlich dieſelbe Heilmethode, wie die vor-
her erwaͤhnten Blaſenkraͤmpfe, nur daß man hier noch die
mehr direkt auf den Uterus wirkenden Injektionen aus Kamil-
len, Valeriana, Bilſenkraut oder Schierlingsaufguß, Abko-
chung der Mohnkoͤpfe in Milch u. ſ. w. oft mit Nutzen zu
Huͤlfe nehmen kann. — Daß uͤbrigens auch bey allen dieſen
oͤrtlichen ſchmerzhaften Symptomen der Hyſterie die Einwir-
kung des animalen Magnetismus oft von großem Nutzen
befunden iſt, kann nur der Befangene laͤugnen, und daß
daher auch in dieſer Hinſicht von einem Mittel, welches zu-
weilen die Stuͤrme, welche keinem andern weichen, doch noch
beruhigt, unter hinlaͤnglicher Beruͤckſichtigung der weſentlichen
Krankheitsurſachen, Anwendung gemacht zu werden verdiene,
liegt am Tage.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <p><pb facs="#f0272" n="252"/>
gentlich ausruhen, &#x017F;ich erholen &#x017F;oll, daher durch zu zeitige<lb/>
Unterbrechung der Ohnmacht neu aufgeregt und beunruhigt<lb/>
werden muß.</p>
                    </div><lb/>
                    <div n="8">
                      <head>§. 325.</head><lb/>
                      <p>Auf ziemlich gleiche Wei&#x017F;e &#x017F;ind denn auch ihren Ur&#x017F;a-<lb/>
chen nach die ver&#x017F;chiedenen Sto&#x0364;rungen der Ab&#x017F;onderungen zu<lb/>
behandeln. Hautkra&#x0364;mpfe, trockne brennende Haut, fordern<lb/>
laue Ba&#x0364;der und gelinde Friktionen in oder nach den&#x017F;elben;<lb/>
bey Bla&#x017F;enkra&#x0364;mpfen &#x017F;ind Emul&#x017F;ionen, kleine Do&#x017F;en Opium,<lb/>
&#x017F;chleimige Getra&#x0364;nke, Fomentationen, Cataplasmata, allgemeine<lb/>
und Halbba&#x0364;der, &#x017F;o wie Ru&#x0364;ck&#x017F;icht auf etwaige Sto&#x0364;rungen im<lb/>
Pfortader&#x017F;y&#x017F;tem, Ha&#x0364;morrhoidalconge&#x017F;tionen, oder wohl gar ent-<lb/>
zu&#x0364;ndliche Zu&#x017F;ta&#x0364;nde vorzu&#x0364;glich angezeigt. Endlich 6) die Sto&#x0364;-<lb/>
rungen der Ge&#x017F;chlechtsfunktionen betreffend, &#x017F;o i&#x017F;t davon bereits<lb/>
fru&#x0364;her (§. 319.), in wiefern die Beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigung der&#x017F;elben oft<lb/>
einen Haupttheil der allgemeinen Kur ausmacht, gehandelt<lb/>
worden. Einzelne &#x017F;chmerzhafte Zu&#x017F;ta&#x0364;nde aber, welche in den<lb/>
Anfa&#x0364;llen er&#x017F;cheinen, als Kra&#x0364;mpfe im Uterus, krampfhafte<lb/>
Ver&#x017F;chließung des Muttermundes wa&#x0364;hrend der Men&#x017F;truation<lb/>
u. &#x017F;. w. erfordern ziemlich die&#x017F;elbe Heilmethode, wie die vor-<lb/>
her erwa&#x0364;hnten Bla&#x017F;enkra&#x0364;mpfe, nur daß man hier noch die<lb/>
mehr direkt auf den Uterus wirkenden Injektionen aus Kamil-<lb/>
len, Valeriana, Bil&#x017F;enkraut oder Schierlingsaufguß, Abko-<lb/>
chung der Mohnko&#x0364;pfe in Milch u. &#x017F;. w. oft mit Nutzen zu<lb/>
Hu&#x0364;lfe nehmen kann. &#x2014; Daß u&#x0364;brigens auch bey allen die&#x017F;en<lb/>
o&#x0364;rtlichen &#x017F;chmerzhaften Symptomen der Hy&#x017F;terie die Einwir-<lb/>
kung des animalen Magnetismus oft von großem Nutzen<lb/>
befunden i&#x017F;t, kann nur der Befangene la&#x0364;ugnen, und daß<lb/>
daher auch in die&#x017F;er Hin&#x017F;icht von einem Mittel, welches zu-<lb/>
weilen die Stu&#x0364;rme, welche keinem andern weichen, doch noch<lb/>
beruhigt, unter hinla&#x0364;nglicher Beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigung der we&#x017F;entlichen<lb/>
Krankheitsur&#x017F;achen, Anwendung gemacht zu werden verdiene,<lb/>
liegt am Tage.</p>
                    </div>
                  </div>
                </div><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252/0272] gentlich ausruhen, ſich erholen ſoll, daher durch zu zeitige Unterbrechung der Ohnmacht neu aufgeregt und beunruhigt werden muß. §. 325. Auf ziemlich gleiche Weiſe ſind denn auch ihren Urſa- chen nach die verſchiedenen Stoͤrungen der Abſonderungen zu behandeln. Hautkraͤmpfe, trockne brennende Haut, fordern laue Baͤder und gelinde Friktionen in oder nach denſelben; bey Blaſenkraͤmpfen ſind Emulſionen, kleine Doſen Opium, ſchleimige Getraͤnke, Fomentationen, Cataplasmata, allgemeine und Halbbaͤder, ſo wie Ruͤckſicht auf etwaige Stoͤrungen im Pfortaderſyſtem, Haͤmorrhoidalcongeſtionen, oder wohl gar ent- zuͤndliche Zuſtaͤnde vorzuͤglich angezeigt. Endlich 6) die Stoͤ- rungen der Geſchlechtsfunktionen betreffend, ſo iſt davon bereits fruͤher (§. 319.), in wiefern die Beruͤckſichtigung derſelben oft einen Haupttheil der allgemeinen Kur ausmacht, gehandelt worden. Einzelne ſchmerzhafte Zuſtaͤnde aber, welche in den Anfaͤllen erſcheinen, als Kraͤmpfe im Uterus, krampfhafte Verſchließung des Muttermundes waͤhrend der Menſtruation u. ſ. w. erfordern ziemlich dieſelbe Heilmethode, wie die vor- her erwaͤhnten Blaſenkraͤmpfe, nur daß man hier noch die mehr direkt auf den Uterus wirkenden Injektionen aus Kamil- len, Valeriana, Bilſenkraut oder Schierlingsaufguß, Abko- chung der Mohnkoͤpfe in Milch u. ſ. w. oft mit Nutzen zu Huͤlfe nehmen kann. — Daß uͤbrigens auch bey allen dieſen oͤrtlichen ſchmerzhaften Symptomen der Hyſterie die Einwir- kung des animalen Magnetismus oft von großem Nutzen befunden iſt, kann nur der Befangene laͤugnen, und daß daher auch in dieſer Hinſicht von einem Mittel, welches zu- weilen die Stuͤrme, welche keinem andern weichen, doch noch beruhigt, unter hinlaͤnglicher Beruͤckſichtigung der weſentlichen Krankheitsurſachen, Anwendung gemacht zu werden verdiene, liegt am Tage.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/272
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/272>, abgerufen am 21.12.2024.