stimmten Organismus heftigere Krampfzufälle, wobey die Ursache der stärkern Nervenerregung entweder in äußern, die Nervenenden afficirenden Reitzen, oder in innern, auf die Centralmassen des Nervensystems wirkenden Momenten liegen kann, in welchem letztern Falle die Krämpfe (Starrwerden oder konvulsivische Bewegungen) allgemein zu werden pflegen. Eben so kann denn auch die Gefäßthätigkeit entweder im Allgemeinen heftig aufgeregt seyn und Krämpfe bewirken (wohin die krampfhaften Zustände in entzündlichen Fiebern gehören) oder örtlich angeregt krampfhafte Erstarrungen ver- anlassen (wohin die Krampfzufälle bey Entzündungen und Congestionen gehören). Im Ganzen scheinen auf die letztere Weise (vom Gefäßsystem aus) vorzüglich die Krämpfe in den unwillkührlichen Muskeln zu entstehen, so daß wir die krampfhaften Einschnürungen des Darmkanals in der Kolik, die krampfhaften Zustände in den Harnwegen, die Einschnü- rungen des Uterus u. s. w. vorzüglich aus diesem Gesichtspunkt betrachten möchten, womit das Gesellen dieser Zufälle zu entzündlichen Zuständen und Congestionen, und die hierbey oft so entschieden hülfreiche antiphlogistische Behandlung in vollkommnem Einklange steht.
§. 304.
Was nun die Krampfzufälle hysterischer Individuen ins- besondre anbelangt, so gehören sie beiden erwähnten Gattun- gen an und erscheinen überhaupt hier fast in allen möglichen Formen, Starrkrampf, Convulsionen, Catalepsis, Veitstanz, Sardonisches Lachen, Hundskrampf, besonders aber die Krämpfe in den der Willkühr im Normalzustande entzogenen Gebilden, Brustkrämpfe, Schluchzen, Magenkrampf, Kolik, Gebärmut- terkrampf sind bald einzeln, bald mehrere zugleich, in den Anfällen der Hysterie öfters bemerkbar, und bringen mehrere der oben genannten besondern Schmerzgefühle hervor. -- Die Krämpfe selbst erreichen übrigens auch hier oft eine un- gemeine Heftigkeit, so daß wir wieder an Mehreres oben bey den Krampfzufällen in der Entwicklungsperiode Erwähnte (§. 254.) erinnern können.
ſtimmten Organismus heftigere Krampfzufaͤlle, wobey die Urſache der ſtaͤrkern Nervenerregung entweder in aͤußern, die Nervenenden afficirenden Reitzen, oder in innern, auf die Centralmaſſen des Nervenſyſtems wirkenden Momenten liegen kann, in welchem letztern Falle die Kraͤmpfe (Starrwerden oder konvulſiviſche Bewegungen) allgemein zu werden pflegen. Eben ſo kann denn auch die Gefaͤßthaͤtigkeit entweder im Allgemeinen heftig aufgeregt ſeyn und Kraͤmpfe bewirken (wohin die krampfhaften Zuſtaͤnde in entzuͤndlichen Fiebern gehoͤren) oder oͤrtlich angeregt krampfhafte Erſtarrungen ver- anlaſſen (wohin die Krampfzufaͤlle bey Entzuͤndungen und Congeſtionen gehoͤren). Im Ganzen ſcheinen auf die letztere Weiſe (vom Gefaͤßſyſtem aus) vorzuͤglich die Kraͤmpfe in den unwillkuͤhrlichen Muskeln zu entſtehen, ſo daß wir die krampfhaften Einſchnuͤrungen des Darmkanals in der Kolik, die krampfhaften Zuſtaͤnde in den Harnwegen, die Einſchnuͤ- rungen des Uterus u. ſ. w. vorzuͤglich aus dieſem Geſichtspunkt betrachten moͤchten, womit das Geſellen dieſer Zufaͤlle zu entzuͤndlichen Zuſtaͤnden und Congeſtionen, und die hierbey oft ſo entſchieden huͤlfreiche antiphlogiſtiſche Behandlung in vollkommnem Einklange ſteht.
§. 304.
Was nun die Krampfzufaͤlle hyſteriſcher Individuen ins- beſondre anbelangt, ſo gehoͤren ſie beiden erwaͤhnten Gattun- gen an und erſcheinen uͤberhaupt hier faſt in allen moͤglichen Formen, Starrkrampf, Convulſionen, Catalepſis, Veitstanz, Sardoniſches Lachen, Hundskrampf, beſonders aber die Kraͤmpfe in den der Willkuͤhr im Normalzuſtande entzogenen Gebilden, Bruſtkraͤmpfe, Schluchzen, Magenkrampf, Kolik, Gebaͤrmut- terkrampf ſind bald einzeln, bald mehrere zugleich, in den Anfaͤllen der Hyſterie oͤfters bemerkbar, und bringen mehrere der oben genannten beſondern Schmerzgefuͤhle hervor. — Die Kraͤmpfe ſelbſt erreichen uͤbrigens auch hier oft eine un- gemeine Heftigkeit, ſo daß wir wieder an Mehreres oben bey den Krampfzufaͤllen in der Entwicklungsperiode Erwaͤhnte (§. 254.) erinnern koͤnnen.
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ſtimmten Organismus heftigere Krampfzufaͤlle, wobey die
Urſache der ſtaͤrkern Nervenerregung entweder in aͤußern, die
Nervenenden afficirenden Reitzen, oder in innern, auf die
Centralmaſſen des Nervenſyſtems wirkenden Momenten liegen
kann, in welchem letztern Falle die Kraͤmpfe (Starrwerden
oder konvulſiviſche Bewegungen) allgemein zu werden pflegen.
Eben ſo kann denn auch die Gefaͤßthaͤtigkeit entweder im
Allgemeinen heftig aufgeregt ſeyn und Kraͤmpfe bewirken
(wohin die krampfhaften Zuſtaͤnde in entzuͤndlichen Fiebern
gehoͤren) oder oͤrtlich angeregt krampfhafte Erſtarrungen ver-
anlaſſen (wohin die Krampfzufaͤlle bey Entzuͤndungen und
Congeſtionen gehoͤren). Im Ganzen ſcheinen auf die letztere
Weiſe (vom Gefaͤßſyſtem aus) vorzuͤglich die Kraͤmpfe in
den unwillkuͤhrlichen Muskeln zu entſtehen, ſo daß wir die
krampfhaften Einſchnuͤrungen des Darmkanals in der Kolik,
die krampfhaften Zuſtaͤnde in den Harnwegen, die Einſchnuͤ-
rungen des Uterus u. ſ. w. vorzuͤglich aus dieſem Geſichtspunkt
betrachten moͤchten, womit das Geſellen dieſer Zufaͤlle zu
entzuͤndlichen Zuſtaͤnden und Congeſtionen, und die hierbey
oft ſo entſchieden huͤlfreiche antiphlogiſtiſche Behandlung in
vollkommnem Einklange ſteht.
§. 304.
Was nun die Krampfzufaͤlle hyſteriſcher Individuen ins-
beſondre anbelangt, ſo gehoͤren ſie beiden erwaͤhnten Gattun-
gen an und erſcheinen uͤberhaupt hier faſt in allen moͤglichen
Formen, Starrkrampf, Convulſionen, Catalepſis, Veitstanz,
Sardoniſches Lachen, Hundskrampf, beſonders aber die Kraͤmpfe
in den der Willkuͤhr im Normalzuſtande entzogenen Gebilden,
Bruſtkraͤmpfe, Schluchzen, Magenkrampf, Kolik, Gebaͤrmut-
terkrampf ſind bald einzeln, bald mehrere zugleich, in den
Anfaͤllen der Hyſterie oͤfters bemerkbar, und bringen mehrere
der oben genannten beſondern Schmerzgefuͤhle hervor. —
Die Kraͤmpfe ſelbſt erreichen uͤbrigens auch hier oft eine un-
gemeine Heftigkeit, ſo daß wir wieder an Mehreres oben
bey den Krampfzufaͤllen in der Entwicklungsperiode Erwaͤhnte
(§. 254.) erinnern koͤnnen.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/257>, abgerufen am 21.12.2024.
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