in den Harnwegen sich äußernd) erscheinen kann. Diese Schwäche selbst kann denn wieder durch verschiedene Veranlassungen herbeygeführt worden seyn, z. B. durch ausschweifende Le- bensart, langwierigen weißen Fluß, übermäßige Menstrua- tion, sehr häufige Wochenbetten, öfteres Abortiren, schwere Entbindungen, Metrorrhagien, Syphilis, Wassersucht des Uterus u. s. w. -- 6) Allgemeine bedeutende Krankheiten aller Art, Fieber, Wassersuchten, hoher Grad von Bleichsucht u. s. w. 7) Der zu häufige Coitus.
§. 290.
Die Prognose über Heilbarkeit oder Unheilbarkeit der Unfruchtbarkeit, welche namentlich in gerichtlicher Hin- sicht oft, z. B. um das Urtheil in Ehescheidungssachen zu bestimmen, von besonderer Wichtigkeit ist, richtet sich natür- lich ganz nach der Art der erwähnten verschiedenen, hierbey möglicher Weise zum Grunde liegenden Ursachen. -- Ungün- stig muß sie daher ausfallen bey beträchtlichen, keine Abhülfe durch Operation gestattenden Mißbildungen, oder später Statt gehabten Zerstörungen einzelner Geschlechtstheile, Wassersuch- ten der Eyerstöcke u. s. w.; günstiger hingegen bey Verbildun- gen der Geschlechtstheile, welche ärztliche Hülfe gestatten, z. B. Scheidenpolypen, kleinern Vorfällen und Schieflagen des Uterus. Ueberhaupt aber werden dynamische Ursachen (z. B. Atonie der Geschlechtstheile) immer eine weit gün- stigere Prognose geben, als organische.
§. 291.
Eben so wie die Prognose wird sich nun auch die ärztliche Behandlung der Unfruchtbarkeit nach den ver- schiedenen ursachlichen Verhältnissen richten, so daß denn einleuchtend ist, wie bey männlichem Habitus, verbunden mit Mangel der Menstruation und des Geschlechtstriebes, bey Mangel einzelner Geschlechtstheile, besonderer Kleinheit des Becken- oder Scheidenkanals, überhaupt gar keine Hülfe Statt finden kann, dahingegen andere heilbare Krankheiten der Geschlechtstheile, als Atresie der Scheide oder des Ute- rus, Leucorrhöe, Gebärmutter- und Scheiden-Polypen, nach-
in den Harnwegen ſich aͤußernd) erſcheinen kann. Dieſe Schwaͤche ſelbſt kann denn wieder durch verſchiedene Veranlaſſungen herbeygefuͤhrt worden ſeyn, z. B. durch ausſchweifende Le- bensart, langwierigen weißen Fluß, uͤbermaͤßige Menſtrua- tion, ſehr haͤufige Wochenbetten, oͤfteres Abortiren, ſchwere Entbindungen, Metrorrhagien, Syphilis, Waſſerſucht des Uterus u. ſ. w. — 6) Allgemeine bedeutende Krankheiten aller Art, Fieber, Waſſerſuchten, hoher Grad von Bleichſucht u. ſ. w. 7) Der zu haͤufige Coitus.
§. 290.
Die Prognoſe uͤber Heilbarkeit oder Unheilbarkeit der Unfruchtbarkeit, welche namentlich in gerichtlicher Hin- ſicht oft, z. B. um das Urtheil in Eheſcheidungsſachen zu beſtimmen, von beſonderer Wichtigkeit iſt, richtet ſich natuͤr- lich ganz nach der Art der erwaͤhnten verſchiedenen, hierbey moͤglicher Weiſe zum Grunde liegenden Urſachen. — Unguͤn- ſtig muß ſie daher ausfallen bey betraͤchtlichen, keine Abhuͤlfe durch Operation geſtattenden Mißbildungen, oder ſpaͤter Statt gehabten Zerſtoͤrungen einzelner Geſchlechtstheile, Waſſerſuch- ten der Eyerſtoͤcke u. ſ. w.; guͤnſtiger hingegen bey Verbildun- gen der Geſchlechtstheile, welche aͤrztliche Huͤlfe geſtatten, z. B. Scheidenpolypen, kleinern Vorfaͤllen und Schieflagen des Uterus. Ueberhaupt aber werden dynamiſche Urſachen (z. B. Atonie der Geſchlechtstheile) immer eine weit guͤn- ſtigere Prognoſe geben, als organiſche.
§. 291.
Eben ſo wie die Prognoſe wird ſich nun auch die aͤrztliche Behandlung der Unfruchtbarkeit nach den ver- ſchiedenen urſachlichen Verhaͤltniſſen richten, ſo daß denn einleuchtend iſt, wie bey maͤnnlichem Habitus, verbunden mit Mangel der Menſtruation und des Geſchlechtstriebes, bey Mangel einzelner Geſchlechtstheile, beſonderer Kleinheit des Becken- oder Scheidenkanals, uͤberhaupt gar keine Huͤlfe Statt finden kann, dahingegen andere heilbare Krankheiten der Geſchlechtstheile, als Atreſie der Scheide oder des Ute- rus, Leucorrhoͤe, Gebaͤrmutter- und Scheiden-Polypen, nach-
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in den Harnwegen ſich aͤußernd) erſcheinen kann. Dieſe Schwaͤche
ſelbſt kann denn wieder durch verſchiedene Veranlaſſungen
herbeygefuͤhrt worden ſeyn, z. B. durch ausſchweifende Le-
bensart, langwierigen weißen Fluß, uͤbermaͤßige Menſtrua-
tion, ſehr haͤufige Wochenbetten, oͤfteres Abortiren, ſchwere
Entbindungen, Metrorrhagien, Syphilis, Waſſerſucht des
Uterus u. ſ. w. — 6) Allgemeine bedeutende Krankheiten aller
Art, Fieber, Waſſerſuchten, hoher Grad von Bleichſucht u. ſ. w.
7) Der zu haͤufige Coitus.
§. 290.
Die Prognoſe uͤber Heilbarkeit oder Unheilbarkeit
der Unfruchtbarkeit, welche namentlich in gerichtlicher Hin-
ſicht oft, z. B. um das Urtheil in Eheſcheidungsſachen zu
beſtimmen, von beſonderer Wichtigkeit iſt, richtet ſich natuͤr-
lich ganz nach der Art der erwaͤhnten verſchiedenen, hierbey
moͤglicher Weiſe zum Grunde liegenden Urſachen. — Unguͤn-
ſtig muß ſie daher ausfallen bey betraͤchtlichen, keine Abhuͤlfe
durch Operation geſtattenden Mißbildungen, oder ſpaͤter Statt
gehabten Zerſtoͤrungen einzelner Geſchlechtstheile, Waſſerſuch-
ten der Eyerſtoͤcke u. ſ. w.; guͤnſtiger hingegen bey Verbildun-
gen der Geſchlechtstheile, welche aͤrztliche Huͤlfe geſtatten,
z. B. Scheidenpolypen, kleinern Vorfaͤllen und Schieflagen
des Uterus. Ueberhaupt aber werden dynamiſche Urſachen
(z. B. Atonie der Geſchlechtstheile) immer eine weit guͤn-
ſtigere Prognoſe geben, als organiſche.
§. 291.
Eben ſo wie die Prognoſe wird ſich nun auch die
aͤrztliche Behandlung der Unfruchtbarkeit nach den ver-
ſchiedenen urſachlichen Verhaͤltniſſen richten, ſo daß denn
einleuchtend iſt, wie bey maͤnnlichem Habitus, verbunden
mit Mangel der Menſtruation und des Geſchlechtstriebes, bey
Mangel einzelner Geſchlechtstheile, beſonderer Kleinheit des
Becken- oder Scheidenkanals, uͤberhaupt gar keine Huͤlfe
Statt finden kann, dahingegen andere heilbare Krankheiten
der Geſchlechtstheile, als Atreſie der Scheide oder des Ute-
rus, Leucorrhoͤe, Gebaͤrmutter- und Scheiden-Polypen, nach-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/247>, abgerufen am 21.11.2024.
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