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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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Dr. Bönisch *) beobachteter Fall gehört), allgemeine sehr
beträchtliche Verengerung des Scheidenkanals, sehr großes
und festes Hymen, ja selbst ein außerordentlich verengertes
Becken. 3) Später entstandene Verbildungen der Genitalien,
welche den Coitus überhaupt, oder wenigstens die normale
Aufnahme und Zurückbehaltung des männlichen Sperma's
hindern. Hierher gehören: starke Einrisse des Mittelfleisches
bis in den After, beträchtlicher Scheidenvorfall, Schieflagen,
Umstülpung oder Vorfall des Uterus, und bedeutende Zer-
reissungen, Verhärtungen, Geschwüre des Muttermundes **).
Besonders aber auch Ausartungen der Eyerstöcke (z. B. Was-
sersucht derselben), Verwachsungen der Muttertrompeten u. s. w.
oder wohl gar Zerstörungen oder Exstirpationen einzelner
Theile der innern Genitalien.

§. 289.

4) Fremde Körper in den Genitalien, als übelgelegte
Pessarien, Polypen von beträchtlichem Umfange in der Va-
gina oder im Uterus (kleinere Polypen des Uterus gestatten
wohl zuweilen die Conception, hindern jedoch in der Regel
das Austragen der Frucht), Reste der Placenta, Schleim-
pfröpfe u. s. w. -- 5) Ein hoher Grad von Atonie der Ge-
burtstheile, welcher entweder als torpide Schwäche, mit
gänzlich gesunkener Sensibilität (durch Kälte, Schlaffheit, Unem-
pfindlichkeit der Genitalien charakterisirt) oder als Schwäche
mit krankhaft gesteigerter Sensibilität (durch Schmerzhaftigkeit
und Krämpfe in den Geschlechtsorganen, und oft auch in
den ihnen nahe liegenden Theilen, als im Darmkanal oder

vor 4 Jahren geschehen sey? oder darf man annehmen, daß eine
Vagina während der Schwangerschaftszeit und ohne an-
dere Zufälle 2 Zoll weit verwachsen könne?
*) Berger Diss. Ad Theoriam de foetus generatione analecta. Lips.
1818. Die Person hatte nie gehörig menstruirt, lange in der Ehe
gelebt und bey endlich doch erfolgter Schwangerschaft zeigte sich
nach langen Geburtswehen durchaus kein Muttermund.
**) Daß übrigens selbst bey offnem Krebs der Gebärmutter zuweilen
doch noch Conception erfolgen könne, hat die Erfahrung gelehrt.

Dr. Boͤniſch *) beobachteter Fall gehoͤrt), allgemeine ſehr
betraͤchtliche Verengerung des Scheidenkanals, ſehr großes
und feſtes Hymen, ja ſelbſt ein außerordentlich verengertes
Becken. 3) Spaͤter entſtandene Verbildungen der Genitalien,
welche den Coitus uͤberhaupt, oder wenigſtens die normale
Aufnahme und Zuruͤckbehaltung des maͤnnlichen Sperma’s
hindern. Hierher gehoͤren: ſtarke Einriſſe des Mittelfleiſches
bis in den After, betraͤchtlicher Scheidenvorfall, Schieflagen,
Umſtuͤlpung oder Vorfall des Uterus, und bedeutende Zer-
reiſſungen, Verhaͤrtungen, Geſchwuͤre des Muttermundes **).
Beſonders aber auch Ausartungen der Eyerſtoͤcke (z. B. Waſ-
ſerſucht derſelben), Verwachſungen der Muttertrompeten u. ſ. w.
oder wohl gar Zerſtoͤrungen oder Exſtirpationen einzelner
Theile der innern Genitalien.

§. 289.

4) Fremde Koͤrper in den Genitalien, als uͤbelgelegte
Peſſarien, Polypen von betraͤchtlichem Umfange in der Va-
gina oder im Uterus (kleinere Polypen des Uterus geſtatten
wohl zuweilen die Conception, hindern jedoch in der Regel
das Austragen der Frucht), Reſte der Placenta, Schleim-
pfroͤpfe u. ſ. w. — 5) Ein hoher Grad von Atonie der Ge-
burtstheile, welcher entweder als torpide Schwaͤche, mit
gaͤnzlich geſunkener Senſibilitaͤt (durch Kaͤlte, Schlaffheit, Unem-
pfindlichkeit der Genitalien charakteriſirt) oder als Schwaͤche
mit krankhaft geſteigerter Senſibilitaͤt (durch Schmerzhaftigkeit
und Kraͤmpfe in den Geſchlechtsorganen, und oft auch in
den ihnen nahe liegenden Theilen, als im Darmkanal oder

vor 4 Jahren geſchehen ſey? oder darf man annehmen, daß eine
Vagina waͤhrend der Schwangerſchaftszeit und ohne an-
dere Zufaͤlle 2 Zoll weit verwachſen koͤnne?
*) Berger Diss. Ad Theoriam de foetus generatione analecta. Lips.
1818. Die Perſon hatte nie gehoͤrig menſtruirt, lange in der Ehe
gelebt und bey endlich doch erfolgter Schwangerſchaft zeigte ſich
nach langen Geburtswehen durchaus kein Muttermund.
**) Daß uͤbrigens ſelbſt bey offnem Krebs der Gebaͤrmutter zuweilen
doch noch Conception erfolgen koͤnne, hat die Erfahrung gelehrt.
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[226/0246] Dr. Boͤniſch *) beobachteter Fall gehoͤrt), allgemeine ſehr betraͤchtliche Verengerung des Scheidenkanals, ſehr großes und feſtes Hymen, ja ſelbſt ein außerordentlich verengertes Becken. 3) Spaͤter entſtandene Verbildungen der Genitalien, welche den Coitus uͤberhaupt, oder wenigſtens die normale Aufnahme und Zuruͤckbehaltung des maͤnnlichen Sperma’s hindern. Hierher gehoͤren: ſtarke Einriſſe des Mittelfleiſches bis in den After, betraͤchtlicher Scheidenvorfall, Schieflagen, Umſtuͤlpung oder Vorfall des Uterus, und bedeutende Zer- reiſſungen, Verhaͤrtungen, Geſchwuͤre des Muttermundes **). Beſonders aber auch Ausartungen der Eyerſtoͤcke (z. B. Waſ- ſerſucht derſelben), Verwachſungen der Muttertrompeten u. ſ. w. oder wohl gar Zerſtoͤrungen oder Exſtirpationen einzelner Theile der innern Genitalien. §. 289. 4) Fremde Koͤrper in den Genitalien, als uͤbelgelegte Peſſarien, Polypen von betraͤchtlichem Umfange in der Va- gina oder im Uterus (kleinere Polypen des Uterus geſtatten wohl zuweilen die Conception, hindern jedoch in der Regel das Austragen der Frucht), Reſte der Placenta, Schleim- pfroͤpfe u. ſ. w. — 5) Ein hoher Grad von Atonie der Ge- burtstheile, welcher entweder als torpide Schwaͤche, mit gaͤnzlich geſunkener Senſibilitaͤt (durch Kaͤlte, Schlaffheit, Unem- pfindlichkeit der Genitalien charakteriſirt) oder als Schwaͤche mit krankhaft geſteigerter Senſibilitaͤt (durch Schmerzhaftigkeit und Kraͤmpfe in den Geſchlechtsorganen, und oft auch in den ihnen nahe liegenden Theilen, als im Darmkanal oder ***) *) Berger Diss. Ad Theoriam de foetus generatione analecta. Lips. 1818. Die Perſon hatte nie gehoͤrig menſtruirt, lange in der Ehe gelebt und bey endlich doch erfolgter Schwangerſchaft zeigte ſich nach langen Geburtswehen durchaus kein Muttermund. **) Daß uͤbrigens ſelbſt bey offnem Krebs der Gebaͤrmutter zuweilen doch noch Conception erfolgen koͤnne, hat die Erfahrung gelehrt. ***) vor 4 Jahren geſchehen ſey? oder darf man annehmen, daß eine Vagina waͤhrend der Schwangerſchaftszeit und ohne an- dere Zufaͤlle 2 Zoll weit verwachſen koͤnne?

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/246>, abgerufen am 21.12.2024.