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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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der Unterglieder, allenfalls bey sich zeigenden Congestionen
nach andern Organen, Blutigel an das Perinaeum oder ei-
nige blande Abführungen.

§. 227.

Leidet dagegen die Assimilation und Blutbereitung in
Folge von Hindernissen, welche dem Hinwirken allgemeiner
reproduktiver Thätigkeit auf das Geschlechtssystem sich entge-
genstellen, welches erkannt wird, indem hier die Regeln ge-
wöhnlich früher bereits erschienen waren, oder Verbildungen
in den Geschlechtsorganen vorhanden sind, dann tritt vorzüg-
lich die oben gelehrte Behandlung verzögerter, gänzlich man-
gelnder oder gehemmter Menstrualfunktion ein. Dieß sind
daher vorzüglich die Fälle, wo in Folge einer verhältnißmäßig
zu beträchtlich gewordenen Säftemasse Blutentziehungen, und
andere Säfteentleerungen durch vermehrte Darmsekretionen
besondern Nutzen gewähren, kurz wo die ältere Behandlungs-
weise dieser Krankheit (§. 226.) vorzüglich angezeigt ist.
Daß ferner, wo solche Verbildungen in Geschlechtsorganen
(deren genauere Untersuchung daher unerläßlich bleibt) sich
vorfinden, welche, wie z. B. Atresien, eine operative Hülfe
zulassen, diese alsobald werde Statt finden müssen, daß fer-
ner eine wohlgeordnete, mehr vegetabilische Diät, verbunden
mit Bädern, angemessener Bewegung in freier Luft (wohin
insbesondre auch das Reiten und Fahren zu rechnen ist) u. s. w.
vorzüglich mit benutzt werden könne, nm solche oft scorbu-
tische Entmischungen der Säftemasse zu heben, ergiebt sich
von selbst. Weiter verdient aber hierbey auch die eigentliche
Geschlechtsfunktion Berücksichtigung, indem z. B. wo der
bleichsüchtige Zustand sich einfindet, entweder wegen eines der
allgemeinen Körperentwicklung nach nicht hinlänglich aufgereg-
ten Sexualsystems, oder in Folge des entzogenen Geschlechts-
reitzes, z. B. bey jungen Wittwen, allerdings die Verhei-
rathung
eben so wesentlich zur Beseitigung der Krankheit
beytragen kann, als, wo die Bleichsucht in Folge des über-
mäßigen oder unnatürlichen Geschlechtsreitzes sich entwickelte,
die Beschränkung desselben. -- Welche besondere Behand-
lung ferner einzelne Symptome dieser Krankheit zuweilen er-

der Unterglieder, allenfalls bey ſich zeigenden Congeſtionen
nach andern Organen, Blutigel an das Perinaeum oder ei-
nige blande Abfuͤhrungen.

§. 227.

Leidet dagegen die Aſſimilation und Blutbereitung in
Folge von Hinderniſſen, welche dem Hinwirken allgemeiner
reproduktiver Thaͤtigkeit auf das Geſchlechtsſyſtem ſich entge-
genſtellen, welches erkannt wird, indem hier die Regeln ge-
woͤhnlich fruͤher bereits erſchienen waren, oder Verbildungen
in den Geſchlechtsorganen vorhanden ſind, dann tritt vorzuͤg-
lich die oben gelehrte Behandlung verzoͤgerter, gaͤnzlich man-
gelnder oder gehemmter Menſtrualfunktion ein. Dieß ſind
daher vorzuͤglich die Faͤlle, wo in Folge einer verhaͤltnißmaͤßig
zu betraͤchtlich gewordenen Saͤftemaſſe Blutentziehungen, und
andere Saͤfteentleerungen durch vermehrte Darmſekretionen
beſondern Nutzen gewaͤhren, kurz wo die aͤltere Behandlungs-
weiſe dieſer Krankheit (§. 226.) vorzuͤglich angezeigt iſt.
Daß ferner, wo ſolche Verbildungen in Geſchlechtsorganen
(deren genauere Unterſuchung daher unerlaͤßlich bleibt) ſich
vorfinden, welche, wie z. B. Atreſien, eine operative Huͤlfe
zulaſſen, dieſe alſobald werde Statt finden muͤſſen, daß fer-
ner eine wohlgeordnete, mehr vegetabiliſche Diaͤt, verbunden
mit Baͤdern, angemeſſener Bewegung in freier Luft (wohin
insbeſondre auch das Reiten und Fahren zu rechnen iſt) u. ſ. w.
vorzuͤglich mit benutzt werden koͤnne, nm ſolche oft ſcorbu-
tiſche Entmiſchungen der Saͤftemaſſe zu heben, ergiebt ſich
von ſelbſt. Weiter verdient aber hierbey auch die eigentliche
Geſchlechtsfunktion Beruͤckſichtigung, indem z. B. wo der
bleichſuͤchtige Zuſtand ſich einfindet, entweder wegen eines der
allgemeinen Koͤrperentwicklung nach nicht hinlaͤnglich aufgereg-
ten Sexualſyſtems, oder in Folge des entzogenen Geſchlechts-
reitzes, z. B. bey jungen Wittwen, allerdings die Verhei-
rathung
eben ſo weſentlich zur Beſeitigung der Krankheit
beytragen kann, als, wo die Bleichſucht in Folge des uͤber-
maͤßigen oder unnatuͤrlichen Geſchlechtsreitzes ſich entwickelte,
die Beſchraͤnkung deſſelben. — Welche beſondere Behand-
lung ferner einzelne Symptome dieſer Krankheit zuweilen er-

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[171/0191] der Unterglieder, allenfalls bey ſich zeigenden Congeſtionen nach andern Organen, Blutigel an das Perinaeum oder ei- nige blande Abfuͤhrungen. §. 227. Leidet dagegen die Aſſimilation und Blutbereitung in Folge von Hinderniſſen, welche dem Hinwirken allgemeiner reproduktiver Thaͤtigkeit auf das Geſchlechtsſyſtem ſich entge- genſtellen, welches erkannt wird, indem hier die Regeln ge- woͤhnlich fruͤher bereits erſchienen waren, oder Verbildungen in den Geſchlechtsorganen vorhanden ſind, dann tritt vorzuͤg- lich die oben gelehrte Behandlung verzoͤgerter, gaͤnzlich man- gelnder oder gehemmter Menſtrualfunktion ein. Dieß ſind daher vorzuͤglich die Faͤlle, wo in Folge einer verhaͤltnißmaͤßig zu betraͤchtlich gewordenen Saͤftemaſſe Blutentziehungen, und andere Saͤfteentleerungen durch vermehrte Darmſekretionen beſondern Nutzen gewaͤhren, kurz wo die aͤltere Behandlungs- weiſe dieſer Krankheit (§. 226.) vorzuͤglich angezeigt iſt. Daß ferner, wo ſolche Verbildungen in Geſchlechtsorganen (deren genauere Unterſuchung daher unerlaͤßlich bleibt) ſich vorfinden, welche, wie z. B. Atreſien, eine operative Huͤlfe zulaſſen, dieſe alſobald werde Statt finden muͤſſen, daß fer- ner eine wohlgeordnete, mehr vegetabiliſche Diaͤt, verbunden mit Baͤdern, angemeſſener Bewegung in freier Luft (wohin insbeſondre auch das Reiten und Fahren zu rechnen iſt) u. ſ. w. vorzuͤglich mit benutzt werden koͤnne, nm ſolche oft ſcorbu- tiſche Entmiſchungen der Saͤftemaſſe zu heben, ergiebt ſich von ſelbſt. Weiter verdient aber hierbey auch die eigentliche Geſchlechtsfunktion Beruͤckſichtigung, indem z. B. wo der bleichſuͤchtige Zuſtand ſich einfindet, entweder wegen eines der allgemeinen Koͤrperentwicklung nach nicht hinlaͤnglich aufgereg- ten Sexualſyſtems, oder in Folge des entzogenen Geſchlechts- reitzes, z. B. bey jungen Wittwen, allerdings die Verhei- rathung eben ſo weſentlich zur Beſeitigung der Krankheit beytragen kann, als, wo die Bleichſucht in Folge des uͤber- maͤßigen oder unnatuͤrlichen Geſchlechtsreitzes ſich entwickelte, die Beſchraͤnkung deſſelben. — Welche beſondere Behand- lung ferner einzelne Symptome dieſer Krankheit zuweilen er-

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/191>, abgerufen am 21.11.2024.