niß der Geschlechtsfunktion zum Allgemeinbefinden herbeyge- führt wurde.
§. 206.
Die Ursachen nun betreffend, durch welche diese Stö- rung herbeygeführt werden kann, so gehören dahin theils als geneigt machende: ein hoher Grad allgemeiner und örtlicher Reitzbarkeit, Neigung zu Congestionen nach andern Organen, so wie Verstimmung des Lymphsystems und der Verdauungs- werkzeuge; theils als veranlassende Ursachen, alles, was ei- nen krampfhaften Zustand der Uteringefäße oder des Mutter- mundes, ja Entzündungszustand desselben zu veranlassen ver- mag, wohin denn wieder theils allgemeine, theils örtliche Einwirkungen gerechnet werden müssen, z. B. heftige Ge- müthsbewegungen, Schreck, Aerger, andere gewaltsame Er- schütterungen des Nervensystems, z. B. durch Elektricität *) ferner erhitzende Arzneymittel, Speisen oder Getränke **) vor- züglich aber Erkältungen, namentlich der untern Extremitäten oder der Geschlechtstheile selbst, durch kalte Bäder oder kal- tes Waschen, reitzende Injektionen, Geschlechtsreitz u. s. w. -- Endlich kann aber die Menstrualfunktion auch gehemmt wer- den durch andere Krankheiten des Geschlechtssystems, als Ent- zündung, Skirrhus, Steatomata, Polypen u. s. w.
§. 207.
Der Krankheitsverlauf oder die Folgen der plötzlichen Hemmung der Menstrualfunktion, und die sofort sich ergebende Prognose, sind wiederum nach den verschie-
*) So ist mir ein Fall bekannt, wo bey einer acht und zwanzigjähri- gen Frau, indem sie, um bey einem kranken Kinde die Elektricität anwenden zu lassen, dieses auf dem Schooße hielt, und sich folglich so dem elektrischen Strome mit aussetzte, in dieser Behandlung aber, obwohl gesund, zwei Monathe hindurch, und auch während der Regeln verblieb, plötzlich die Menstruation verschwand, nie wie- derkehrte, dagegen aber Gicht zur Folge hatte.
**)Jos. Frank erzählt einen Fall, wo durch Wein und Beyschlaf die eben fließende Menstruation verschwand und Metritis veranlaßt wurde (s. dessen Acta instituti clinici Vilnens. Lips. 1808.).
niß der Geſchlechtsfunktion zum Allgemeinbefinden herbeyge- fuͤhrt wurde.
§. 206.
Die Urſachen nun betreffend, durch welche dieſe Stoͤ- rung herbeygefuͤhrt werden kann, ſo gehoͤren dahin theils als geneigt machende: ein hoher Grad allgemeiner und oͤrtlicher Reitzbarkeit, Neigung zu Congeſtionen nach andern Organen, ſo wie Verſtimmung des Lymphſyſtems und der Verdauungs- werkzeuge; theils als veranlaſſende Urſachen, alles, was ei- nen krampfhaften Zuſtand der Uteringefaͤße oder des Mutter- mundes, ja Entzuͤndungszuſtand deſſelben zu veranlaſſen ver- mag, wohin denn wieder theils allgemeine, theils oͤrtliche Einwirkungen gerechnet werden muͤſſen, z. B. heftige Ge- muͤthsbewegungen, Schreck, Aerger, andere gewaltſame Er- ſchuͤtterungen des Nervenſyſtems, z. B. durch Elektricitaͤt *) ferner erhitzende Arzneymittel, Speiſen oder Getraͤnke **) vor- zuͤglich aber Erkaͤltungen, namentlich der untern Extremitaͤten oder der Geſchlechtstheile ſelbſt, durch kalte Baͤder oder kal- tes Waſchen, reitzende Injektionen, Geſchlechtsreitz u. ſ. w. — Endlich kann aber die Menſtrualfunktion auch gehemmt wer- den durch andere Krankheiten des Geſchlechtsſyſtems, als Ent- zuͤndung, Skirrhus, Steatomata, Polypen u. ſ. w.
§. 207.
Der Krankheitsverlauf oder die Folgen der ploͤtzlichen Hemmung der Menſtrualfunktion, und die ſofort ſich ergebende Prognoſe, ſind wiederum nach den verſchie-
*) So iſt mir ein Fall bekannt, wo bey einer acht und zwanzigjaͤhri- gen Frau, indem ſie, um bey einem kranken Kinde die Elektricitaͤt anwenden zu laſſen, dieſes auf dem Schooße hielt, und ſich folglich ſo dem elektriſchen Strome mit ausſetzte, in dieſer Behandlung aber, obwohl geſund, zwei Monathe hindurch, und auch waͤhrend der Regeln verblieb, ploͤtzlich die Menſtruation verſchwand, nie wie- derkehrte, dagegen aber Gicht zur Folge hatte.
**)Joſ. Frank erzaͤhlt einen Fall, wo durch Wein und Beyſchlaf die eben fließende Menſtruation verſchwand und Metritis veranlaßt wurde (ſ. deſſen Acta instituti clinici Vilnens. Lips. 1808.).
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niß der Geſchlechtsfunktion zum Allgemeinbefinden herbeyge-
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§. 206.
Die Urſachen nun betreffend, durch welche dieſe Stoͤ-
rung herbeygefuͤhrt werden kann, ſo gehoͤren dahin theils als
geneigt machende: ein hoher Grad allgemeiner und oͤrtlicher
Reitzbarkeit, Neigung zu Congeſtionen nach andern Organen,
ſo wie Verſtimmung des Lymphſyſtems und der Verdauungs-
werkzeuge; theils als veranlaſſende Urſachen, alles, was ei-
nen krampfhaften Zuſtand der Uteringefaͤße oder des Mutter-
mundes, ja Entzuͤndungszuſtand deſſelben zu veranlaſſen ver-
mag, wohin denn wieder theils allgemeine, theils oͤrtliche
Einwirkungen gerechnet werden muͤſſen, z. B. heftige Ge-
muͤthsbewegungen, Schreck, Aerger, andere gewaltſame Er-
ſchuͤtterungen des Nervenſyſtems, z. B. durch Elektricitaͤt *)
ferner erhitzende Arzneymittel, Speiſen oder Getraͤnke **) vor-
zuͤglich aber Erkaͤltungen, namentlich der untern Extremitaͤten
oder der Geſchlechtstheile ſelbſt, durch kalte Baͤder oder kal-
tes Waſchen, reitzende Injektionen, Geſchlechtsreitz u. ſ. w. —
Endlich kann aber die Menſtrualfunktion auch gehemmt wer-
den durch andere Krankheiten des Geſchlechtsſyſtems, als Ent-
zuͤndung, Skirrhus, Steatomata, Polypen u. ſ. w.
§. 207.
Der Krankheitsverlauf oder die Folgen der
ploͤtzlichen Hemmung der Menſtrualfunktion, und die ſofort
ſich ergebende Prognoſe, ſind wiederum nach den verſchie-
*) So iſt mir ein Fall bekannt, wo bey einer acht und zwanzigjaͤhri-
gen Frau, indem ſie, um bey einem kranken Kinde die Elektricitaͤt
anwenden zu laſſen, dieſes auf dem Schooße hielt, und ſich folglich
ſo dem elektriſchen Strome mit ausſetzte, in dieſer Behandlung
aber, obwohl geſund, zwei Monathe hindurch, und auch waͤhrend
der Regeln verblieb, ploͤtzlich die Menſtruation verſchwand, nie wie-
derkehrte, dagegen aber Gicht zur Folge hatte.
**) Joſ. Frank erzaͤhlt einen Fall, wo durch Wein und Beyſchlaf die
eben fließende Menſtruation verſchwand und Metritis veranlaßt
wurde (ſ. deſſen Acta instituti clinici Vilnens. Lips. 1808.).
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/172>, abgerufen am 07.01.2025.
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