struation erscheine, vorzüglich das Verhältniß zwischen Gefäß- und Nervensystem, und zwischen Geschlechts- und andern Organen bestimmend (§. 177--79.), und man thut daher wohl, bey zu seltner Menstruation (welche besonders bey verminderter Sensibilität einzutreten pflegt) außer den durch sonstige Ursachen indicirten Mitteln, vorzüglich den §. 168. angezeigten Heilplan zu befolgen, und gegen die normale Zeit des eigentlichen Eintritts, namentlich die gelind erregen- den Mittel: Fußbäder, Melissen- und Valeriana-Aufguß, Elektrizität, aromatische Bäder, trockne Friktionen der Un- terschenkel u. s. w. anzuwenden. Die überhaupt unordentliche Menstruation ist mehr Symptom allgemein verstimmten Befindens, und wird weichen, wenn jenes gehoben ist. Eben so macht die spärliche Menstruation besonders das Berück- sichtigen allgemeiner und örtlicher Reproduktion die mißfar- bige vorzüglich die Behandlung sonstiger Krankheitszustände des Uterus (als mit welchen sie am häufigsten verbunden ist) nothwendig.
§. 191.
Die schmerzhafte Menstruation hingegen ist vorzüglich an Bildungsfehler des Uterus oder abnorme Lagen desselben und allgemeines Vorwalten des Nervensystems geknüpft, und verlangt daher theils Behandlung jener organischen Ursachen, oder, wo diese als unheilbar erscheinen, möglichste Beseiti- gung dieser Symptome, indem man bey mehr entzündlicher Natur derselben, welche bey reichlicher Bluterzeugung, sitzen- der Lebensweise und kräftigem Körperbau vorzüglich beobach- tet wird, örtliche Blutentziehungen, kühlende Abführungen, antiphlogistische Diät, laue Bäder anwendet; dahingegen, wo diese Erscheinungen ursprünglich minder dem Gefäßsystem als dem Nervensystem angehören, die, die Sensibilität direkt her- abstimmenden, oder antagonistisch dieselbe in den Geschlechts- theilen durch vermehrte Erregung anderer Organe herabsetzen- den Heilmittel in Anwendung kommen. Wir rechnen zu den erstern die Halbbäder, Dampfbäder und Injektionen von Cha- millen-, Valeriana- und Bilsenkraut-Absud, die von den erstern Kräutern bereiteten und mit öhlichten oder schleimig-
ſtruation erſcheine, vorzuͤglich das Verhaͤltniß zwiſchen Gefaͤß- und Nervenſyſtem, und zwiſchen Geſchlechts- und andern Organen beſtimmend (§. 177—79.), und man thut daher wohl, bey zu ſeltner Menſtruation (welche beſonders bey verminderter Senſibilitaͤt einzutreten pflegt) außer den durch ſonſtige Urſachen indicirten Mitteln, vorzuͤglich den §. 168. angezeigten Heilplan zu befolgen, und gegen die normale Zeit des eigentlichen Eintritts, namentlich die gelind erregen- den Mittel: Fußbaͤder, Meliſſen- und Valeriana-Aufguß, Elektrizitaͤt, aromatiſche Baͤder, trockne Friktionen der Un- terſchenkel u. ſ. w. anzuwenden. Die uͤberhaupt unordentliche Menſtruation iſt mehr Symptom allgemein verſtimmten Befindens, und wird weichen, wenn jenes gehoben iſt. Eben ſo macht die ſpaͤrliche Menſtruation beſonders das Beruͤck- ſichtigen allgemeiner und oͤrtlicher Reproduktion die mißfar- bige vorzuͤglich die Behandlung ſonſtiger Krankheitszuſtaͤnde des Uterus (als mit welchen ſie am haͤufigſten verbunden iſt) nothwendig.
§. 191.
Die ſchmerzhafte Menſtruation hingegen iſt vorzuͤglich an Bildungsfehler des Uterus oder abnorme Lagen deſſelben und allgemeines Vorwalten des Nervenſyſtems geknuͤpft, und verlangt daher theils Behandlung jener organiſchen Urſachen, oder, wo dieſe als unheilbar erſcheinen, moͤglichſte Beſeiti- gung dieſer Symptome, indem man bey mehr entzuͤndlicher Natur derſelben, welche bey reichlicher Bluterzeugung, ſitzen- der Lebensweiſe und kraͤftigem Koͤrperbau vorzuͤglich beobach- tet wird, oͤrtliche Blutentziehungen, kuͤhlende Abfuͤhrungen, antiphlogiſtiſche Diaͤt, laue Baͤder anwendet; dahingegen, wo dieſe Erſcheinungen urſpruͤnglich minder dem Gefaͤßſyſtem als dem Nervenſyſtem angehoͤren, die, die Senſibilitaͤt direkt her- abſtimmenden, oder antagoniſtiſch dieſelbe in den Geſchlechts- theilen durch vermehrte Erregung anderer Organe herabſetzen- den Heilmittel in Anwendung kommen. Wir rechnen zu den erſtern die Halbbaͤder, Dampfbaͤder und Injektionen von Cha- millen-, Valeriana- und Bilſenkraut-Abſud, die von den erſtern Kraͤutern bereiteten und mit oͤhlichten oder ſchleimig-
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ſtruation erſcheine, vorzuͤglich das Verhaͤltniß zwiſchen Gefaͤß-
und Nervenſyſtem, und zwiſchen Geſchlechts- und andern
Organen beſtimmend (§. 177—79.), und man thut daher
wohl, bey zu ſeltner Menſtruation (welche beſonders bey
verminderter Senſibilitaͤt einzutreten pflegt) außer den durch
ſonſtige Urſachen indicirten Mitteln, vorzuͤglich den §. 168.
angezeigten Heilplan zu befolgen, und gegen die normale
Zeit des eigentlichen Eintritts, namentlich die gelind erregen-
den Mittel: Fußbaͤder, Meliſſen- und Valeriana-Aufguß,
Elektrizitaͤt, aromatiſche Baͤder, trockne Friktionen der Un-
terſchenkel u. ſ. w. anzuwenden. Die uͤberhaupt unordentliche
Menſtruation iſt mehr Symptom allgemein verſtimmten
Befindens, und wird weichen, wenn jenes gehoben iſt. Eben
ſo macht die ſpaͤrliche Menſtruation beſonders das Beruͤck-
ſichtigen allgemeiner und oͤrtlicher Reproduktion die mißfar-
bige vorzuͤglich die Behandlung ſonſtiger Krankheitszuſtaͤnde
des Uterus (als mit welchen ſie am haͤufigſten verbunden
iſt) nothwendig.
§. 191.
Die ſchmerzhafte Menſtruation hingegen iſt vorzuͤglich
an Bildungsfehler des Uterus oder abnorme Lagen deſſelben
und allgemeines Vorwalten des Nervenſyſtems geknuͤpft, und
verlangt daher theils Behandlung jener organiſchen Urſachen,
oder, wo dieſe als unheilbar erſcheinen, moͤglichſte Beſeiti-
gung dieſer Symptome, indem man bey mehr entzuͤndlicher
Natur derſelben, welche bey reichlicher Bluterzeugung, ſitzen-
der Lebensweiſe und kraͤftigem Koͤrperbau vorzuͤglich beobach-
tet wird, oͤrtliche Blutentziehungen, kuͤhlende Abfuͤhrungen,
antiphlogiſtiſche Diaͤt, laue Baͤder anwendet; dahingegen, wo
dieſe Erſcheinungen urſpruͤnglich minder dem Gefaͤßſyſtem als
dem Nervenſyſtem angehoͤren, die, die Senſibilitaͤt direkt her-
abſtimmenden, oder antagoniſtiſch dieſelbe in den Geſchlechts-
theilen durch vermehrte Erregung anderer Organe herabſetzen-
den Heilmittel in Anwendung kommen. Wir rechnen zu den
erſtern die Halbbaͤder, Dampfbaͤder und Injektionen von Cha-
millen-, Valeriana- und Bilſenkraut-Abſud, die von den
erſtern Kraͤutern bereiteten und mit oͤhlichten oder ſchleimig-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/162>, abgerufen am 21.11.2024.
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