und Eisen überhänft, ist keineswegs zweckmäßig zu nennen; vielmehr wird es hier die erste Indikation, die Natur der Krankheit genau ins Auge zu fassen, welche diese Störung der Reproduktion herbeyführte, sie allein, und ganz abge- sehen von der Menstrualfunktion, ihrem Charakter nach zu behandeln, wobey man sich dann überzeugt halten darf, daß bey hergestellter Harmonie allgemeiner körperlicher Kräfte ge- wöhnlich auch das Symptom dieser Krankheit, die Verzö- gerung der Menstruation von selbst verschwinden werde. Scrofulöse Zustände, Leberauftreibungen, Status pituitosus des Darmkanals und ähnliche Leiden machen daher die resol- virende, abführende Methode, ohngefähr nach derselben Weise, wie sie oben (§. 147.) geschildert wurde, nur wegen vorge- rückterem Alter in etwas stärkerer Form nothwendig. Wurm- complicationen erfordern Anthelmintica und nachherige Beseiti- gung der Verschleimung des Darmkanals, fieberhafte Krank- heiten die ihnen angemessene Behandlung u. s. w. -- Wir gedenken daher hier nur noch derjenigen Fälle besonders, wo entweder, nachdem die Krankheiten beseitigt sind, noch allge- meine oder eine örtliche Schwäche des Geschlechtssystems zu- rückbleibt, oder das Darniederliegen reproduktiver Thätigkeit überhaupt nicht Folge von Krankheit, sondern von unzweck- mäßiger Lebensweise war.
§. 163.
Im erstern Falle wird bey allgemeinem Schwächezu- stande wieder zunächst auf die Thätigkeit der Verdauungswerk- zeuge zu sehen, und die übrige Lebensweise zweckmäßig an- zuordnen seyn. Man wählt dann, um die Kräfte des Darmkanals zu heben, die bittern Mittel (Extractum Mille- folii, Centaurii min.. Aufgüße der Quassia und China u. s. w.) welche man, je nachdem die Constitution überhaupt mehr schlaff und phlegmatisch ist, mir geistigen Mitteln (T. Cort. Aurantior, Elix. visc. Wy[ - 1 Zeichen fehlt][k]ii u. s. w.), verbindet, man sorgt für regelmäßige Unterhaltung der Darmausleerungen, läßt den Unterleib warm halten, trockne oder spirituöse Frik- tionen auf denselben machen, man ordnet ferner als allge- meine, die Reproduktion und den Tonus der Muskelfaser be-
und Eiſen uͤberhaͤnft, iſt keineswegs zweckmaͤßig zu nennen; vielmehr wird es hier die erſte Indikation, die Natur der Krankheit genau ins Auge zu faſſen, welche dieſe Stoͤrung der Reproduktion herbeyfuͤhrte, ſie allein, und ganz abge- ſehen von der Menſtrualfunktion, ihrem Charakter nach zu behandeln, wobey man ſich dann uͤberzeugt halten darf, daß bey hergeſtellter Harmonie allgemeiner koͤrperlicher Kraͤfte ge- woͤhnlich auch das Symptom dieſer Krankheit, die Verzoͤ- gerung der Menſtruation von ſelbſt verſchwinden werde. Scrofuloͤſe Zuſtaͤnde, Leberauftreibungen, Status pituitosus des Darmkanals und aͤhnliche Leiden machen daher die reſol- virende, abfuͤhrende Methode, ohngefaͤhr nach derſelben Weiſe, wie ſie oben (§. 147.) geſchildert wurde, nur wegen vorge- ruͤckterem Alter in etwas ſtaͤrkerer Form nothwendig. Wurm- complicationen erfordern Anthelmintica und nachherige Beſeiti- gung der Verſchleimung des Darmkanals, fieberhafte Krank- heiten die ihnen angemeſſene Behandlung u. ſ. w. — Wir gedenken daher hier nur noch derjenigen Faͤlle beſonders, wo entweder, nachdem die Krankheiten beſeitigt ſind, noch allge- meine oder eine oͤrtliche Schwaͤche des Geſchlechtsſyſtems zu- ruͤckbleibt, oder das Darniederliegen reproduktiver Thaͤtigkeit uͤberhaupt nicht Folge von Krankheit, ſondern von unzweck- maͤßiger Lebensweiſe war.
§. 163.
Im erſtern Falle wird bey allgemeinem Schwaͤchezu- ſtande wieder zunaͤchſt auf die Thaͤtigkeit der Verdauungswerk- zeuge zu ſehen, und die uͤbrige Lebensweiſe zweckmaͤßig an- zuordnen ſeyn. Man waͤhlt dann, um die Kraͤfte des Darmkanals zu heben, die bittern Mittel (Extractum Mille- folii, Centaurii min.. Aufguͤße der Quaſſia und China u. ſ. w.) welche man, je nachdem die Conſtitution uͤberhaupt mehr ſchlaff und phlegmatiſch iſt, mir geiſtigen Mitteln (T. Cort. Aurantior, Elix. visc. Wy[ – 1 Zeichen fehlt][k]ii u. ſ. w.), verbindet, man ſorgt fuͤr regelmaͤßige Unterhaltung der Darmausleerungen, laͤßt den Unterleib warm halten, trockne oder ſpirituoͤſe Frik- tionen auf denſelben machen, man ordnet ferner als allge- meine, die Reproduktion und den Tonus der Muskelfaſer be-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><p><pbfacs="#f0142"n="122"/>
und Eiſen uͤberhaͤnft, iſt keineswegs zweckmaͤßig zu nennen;<lb/>
vielmehr wird es hier die erſte Indikation, die Natur <hirendition="#g">der</hi><lb/>
Krankheit genau ins Auge zu faſſen, welche dieſe Stoͤrung<lb/>
der Reproduktion herbeyfuͤhrte, <hirendition="#g">ſie</hi> allein, und ganz abge-<lb/>ſehen von der Menſtrualfunktion, ihrem Charakter nach zu<lb/>
behandeln, wobey man ſich dann uͤberzeugt halten darf, daß<lb/>
bey hergeſtellter Harmonie allgemeiner koͤrperlicher Kraͤfte ge-<lb/>
woͤhnlich auch das Symptom dieſer Krankheit, die Verzoͤ-<lb/>
gerung der Menſtruation von ſelbſt verſchwinden werde.<lb/>
Scrofuloͤſe Zuſtaͤnde, Leberauftreibungen, <hirendition="#aq">Status pituitosus</hi><lb/>
des Darmkanals und aͤhnliche Leiden machen daher die reſol-<lb/>
virende, abfuͤhrende Methode, ohngefaͤhr nach derſelben Weiſe,<lb/>
wie ſie oben (§. 147.) geſchildert wurde, nur wegen vorge-<lb/>
ruͤckterem Alter in etwas ſtaͤrkerer Form nothwendig. Wurm-<lb/>
complicationen erfordern Anthelmintica und nachherige Beſeiti-<lb/>
gung der Verſchleimung des Darmkanals, fieberhafte Krank-<lb/>
heiten die ihnen angemeſſene Behandlung u. ſ. w. — Wir<lb/>
gedenken daher hier nur noch derjenigen Faͤlle beſonders, wo<lb/>
entweder, nachdem die Krankheiten beſeitigt ſind, noch allge-<lb/>
meine oder eine oͤrtliche Schwaͤche des Geſchlechtsſyſtems zu-<lb/>
ruͤckbleibt, oder das Darniederliegen reproduktiver Thaͤtigkeit<lb/>
uͤberhaupt nicht Folge von Krankheit, ſondern von unzweck-<lb/>
maͤßiger Lebensweiſe war.</p></div><lb/><divn="9"><head>§. 163.</head><lb/><p>Im erſtern Falle wird bey allgemeinem Schwaͤchezu-<lb/>ſtande wieder zunaͤchſt auf die Thaͤtigkeit der Verdauungswerk-<lb/>
zeuge zu ſehen, und die uͤbrige Lebensweiſe zweckmaͤßig an-<lb/>
zuordnen ſeyn. Man waͤhlt dann, um die Kraͤfte des<lb/>
Darmkanals zu heben, die bittern Mittel (<hirendition="#aq">Extractum Mille-<lb/>
folii, Centaurii min..</hi> Aufguͤße der Quaſſia und China u. ſ. w.)<lb/>
welche man, je nachdem die Conſtitution uͤberhaupt mehr<lb/>ſchlaff und phlegmatiſch iſt, mir geiſtigen Mitteln (<hirendition="#aq">T. Cort.<lb/>
Aurantior, Elix. visc. Wy<gapunit="chars"quantity="1"/><supplied>k</supplied>ii</hi> u. ſ. w.), verbindet, man<lb/>ſorgt fuͤr regelmaͤßige Unterhaltung der Darmausleerungen,<lb/>
laͤßt den Unterleib warm halten, trockne oder ſpirituoͤſe Frik-<lb/>
tionen auf denſelben machen, man ordnet ferner als allge-<lb/>
meine, die Reproduktion und den Tonus der Muskelfaſer be-<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[122/0142]
und Eiſen uͤberhaͤnft, iſt keineswegs zweckmaͤßig zu nennen;
vielmehr wird es hier die erſte Indikation, die Natur der
Krankheit genau ins Auge zu faſſen, welche dieſe Stoͤrung
der Reproduktion herbeyfuͤhrte, ſie allein, und ganz abge-
ſehen von der Menſtrualfunktion, ihrem Charakter nach zu
behandeln, wobey man ſich dann uͤberzeugt halten darf, daß
bey hergeſtellter Harmonie allgemeiner koͤrperlicher Kraͤfte ge-
woͤhnlich auch das Symptom dieſer Krankheit, die Verzoͤ-
gerung der Menſtruation von ſelbſt verſchwinden werde.
Scrofuloͤſe Zuſtaͤnde, Leberauftreibungen, Status pituitosus
des Darmkanals und aͤhnliche Leiden machen daher die reſol-
virende, abfuͤhrende Methode, ohngefaͤhr nach derſelben Weiſe,
wie ſie oben (§. 147.) geſchildert wurde, nur wegen vorge-
ruͤckterem Alter in etwas ſtaͤrkerer Form nothwendig. Wurm-
complicationen erfordern Anthelmintica und nachherige Beſeiti-
gung der Verſchleimung des Darmkanals, fieberhafte Krank-
heiten die ihnen angemeſſene Behandlung u. ſ. w. — Wir
gedenken daher hier nur noch derjenigen Faͤlle beſonders, wo
entweder, nachdem die Krankheiten beſeitigt ſind, noch allge-
meine oder eine oͤrtliche Schwaͤche des Geſchlechtsſyſtems zu-
ruͤckbleibt, oder das Darniederliegen reproduktiver Thaͤtigkeit
uͤberhaupt nicht Folge von Krankheit, ſondern von unzweck-
maͤßiger Lebensweiſe war.
§. 163.
Im erſtern Falle wird bey allgemeinem Schwaͤchezu-
ſtande wieder zunaͤchſt auf die Thaͤtigkeit der Verdauungswerk-
zeuge zu ſehen, und die uͤbrige Lebensweiſe zweckmaͤßig an-
zuordnen ſeyn. Man waͤhlt dann, um die Kraͤfte des
Darmkanals zu heben, die bittern Mittel (Extractum Mille-
folii, Centaurii min.. Aufguͤße der Quaſſia und China u. ſ. w.)
welche man, je nachdem die Conſtitution uͤberhaupt mehr
ſchlaff und phlegmatiſch iſt, mir geiſtigen Mitteln (T. Cort.
Aurantior, Elix. visc. Wy_kii u. ſ. w.), verbindet, man
ſorgt fuͤr regelmaͤßige Unterhaltung der Darmausleerungen,
laͤßt den Unterleib warm halten, trockne oder ſpirituoͤſe Frik-
tionen auf denſelben machen, man ordnet ferner als allge-
meine, die Reproduktion und den Tonus der Muskelfaſer be-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/142>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.