Wir kommen nun zur Heilung dieser Uebel, welche wieder nach den verschiedenen ursachlichen Momenten auf ver- schiedene Weise eingeleitet werden muß. Die Heilung der durch organische Ursachen verzögerten Ergießung der Men- struation ist schon oben (§. 137.) erwähnt worden, und da- her hier nur noch beyzufügen, daß wenn das Durchschneiden der verschlossenen Partie zu einer Zeit vorgenommen wird, wo schon bedeutende Blutergießungen dahinter sich gesammelt hatten, es nothwendig wird, mehrmalige Injektionen aus einem Absud von Hb. Serpilli, Absinthii, Flor. Chamo- mill., allenfalls mit etwas Wein oder Tr. Myrrhae ver- mischt, in die innern Geburtstheile zu machen, theils um die vollständige Reinigung der Theile zu bewirken, theils um die Zusammenziehung derselben zu befördern. Die Heilung der Zufälle betreffend, welche von Störungen in der Repro- duktion ausgehend die Verzögerung der Menstruation veran- lassen, so müssen wir zuvörderst erwähnen, daß kaum irgend ein Verfahren schädlicher hierbey seyn könne, als direkt das Hervortreten jener monathlichen Blutergießungen durch An- wendung reitzender, das Geschlechtssystem insbesondere in Anspruch nehmender Mittel zu fördern, wie es demohnerach- tet von unwissenden Empirikern durch Darreichung der Aloe, der Gummata ferulacea, der Sabina u. s. w. nicht selten zu geschehen pflegt. Daß hierbey nämlich theils der Dige- stionsapparat noch mehr zerrüttet, und sowohl hierdurch als durch den etwaigen Blutfluß die Schwäche noch mehr ver- mehrt werden, theils aber in Folge der reitzenden Eigenschaft jener Mittel auch Anschwellungen der Drüsen des Unterlei- bes, chronische Entzündungen, namentlich der innern Ge- schlechtsorgane, und in Folge dieser, Nymphomanie, Wasser- sucht der Ovarien u. s. w. veranlaßt werden müsse, liegt am Tage.
§. 162.
Allein auch das Verfahren, welches blos durch die ge- meinhin stärkend genannten Mittel solchen Zuständen zu be- gegnen hofft, und Kranke dieser Art mit Extrakten, China
§. 161.
Wir kommen nun zur Heilung dieſer Uebel, welche wieder nach den verſchiedenen urſachlichen Momenten auf ver- ſchiedene Weiſe eingeleitet werden muß. Die Heilung der durch organiſche Urſachen verzoͤgerten Ergießung der Men- ſtruation iſt ſchon oben (§. 137.) erwaͤhnt worden, und da- her hier nur noch beyzufuͤgen, daß wenn das Durchſchneiden der verſchloſſenen Partie zu einer Zeit vorgenommen wird, wo ſchon bedeutende Blutergießungen dahinter ſich geſammelt hatten, es nothwendig wird, mehrmalige Injektionen aus einem Abſud von Hb. Serpilli, Absinthii, Flor. Chamo- mill., allenfalls mit etwas Wein oder Tr. Myrrhae ver- miſcht, in die innern Geburtstheile zu machen, theils um die vollſtaͤndige Reinigung der Theile zu bewirken, theils um die Zuſammenziehung derſelben zu befoͤrdern. Die Heilung der Zufaͤlle betreffend, welche von Stoͤrungen in der Repro- duktion ausgehend die Verzoͤgerung der Menſtruation veran- laſſen, ſo muͤſſen wir zuvoͤrderſt erwaͤhnen, daß kaum irgend ein Verfahren ſchaͤdlicher hierbey ſeyn koͤnne, als direkt das Hervortreten jener monathlichen Blutergießungen durch An- wendung reitzender, das Geſchlechtsſyſtem insbeſondere in Anſpruch nehmender Mittel zu foͤrdern, wie es demohnerach- tet von unwiſſenden Empirikern durch Darreichung der Aloë, der Gummata ferulacea, der Sabina u. ſ. w. nicht ſelten zu geſchehen pflegt. Daß hierbey naͤmlich theils der Dige- ſtionsapparat noch mehr zerruͤttet, und ſowohl hierdurch als durch den etwaigen Blutfluß die Schwaͤche noch mehr ver- mehrt werden, theils aber in Folge der reitzenden Eigenſchaft jener Mittel auch Anſchwellungen der Druͤſen des Unterlei- bes, chroniſche Entzuͤndungen, namentlich der innern Ge- ſchlechtsorgane, und in Folge dieſer, Nymphomanie, Waſſer- ſucht der Ovarien u. ſ. w. veranlaßt werden muͤſſe, liegt am Tage.
§. 162.
Allein auch das Verfahren, welches blos durch die ge- meinhin ſtaͤrkend genannten Mittel ſolchen Zuſtaͤnden zu be- gegnen hofft, und Kranke dieſer Art mit Extrakten, China
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§. 161.
Wir kommen nun zur Heilung dieſer Uebel, welche
wieder nach den verſchiedenen urſachlichen Momenten auf ver-
ſchiedene Weiſe eingeleitet werden muß. Die Heilung der
durch organiſche Urſachen verzoͤgerten Ergießung der Men-
ſtruation iſt ſchon oben (§. 137.) erwaͤhnt worden, und da-
her hier nur noch beyzufuͤgen, daß wenn das Durchſchneiden
der verſchloſſenen Partie zu einer Zeit vorgenommen wird,
wo ſchon bedeutende Blutergießungen dahinter ſich geſammelt
hatten, es nothwendig wird, mehrmalige Injektionen aus
einem Abſud von Hb. Serpilli, Absinthii, Flor. Chamo-
mill., allenfalls mit etwas Wein oder Tr. Myrrhae ver-
miſcht, in die innern Geburtstheile zu machen, theils um
die vollſtaͤndige Reinigung der Theile zu bewirken, theils um
die Zuſammenziehung derſelben zu befoͤrdern. Die Heilung
der Zufaͤlle betreffend, welche von Stoͤrungen in der Repro-
duktion ausgehend die Verzoͤgerung der Menſtruation veran-
laſſen, ſo muͤſſen wir zuvoͤrderſt erwaͤhnen, daß kaum irgend
ein Verfahren ſchaͤdlicher hierbey ſeyn koͤnne, als direkt das
Hervortreten jener monathlichen Blutergießungen durch An-
wendung reitzender, das Geſchlechtsſyſtem insbeſondere in
Anſpruch nehmender Mittel zu foͤrdern, wie es demohnerach-
tet von unwiſſenden Empirikern durch Darreichung der Aloë,
der Gummata ferulacea, der Sabina u. ſ. w. nicht ſelten
zu geſchehen pflegt. Daß hierbey naͤmlich theils der Dige-
ſtionsapparat noch mehr zerruͤttet, und ſowohl hierdurch als
durch den etwaigen Blutfluß die Schwaͤche noch mehr ver-
mehrt werden, theils aber in Folge der reitzenden Eigenſchaft
jener Mittel auch Anſchwellungen der Druͤſen des Unterlei-
bes, chroniſche Entzuͤndungen, namentlich der innern Ge-
ſchlechtsorgane, und in Folge dieſer, Nymphomanie, Waſſer-
ſucht der Ovarien u. ſ. w. veranlaßt werden muͤſſe, liegt
am Tage.
§. 162.
Allein auch das Verfahren, welches blos durch die ge-
meinhin ſtaͤrkend genannten Mittel ſolchen Zuſtaͤnden zu be-
gegnen hofft, und Kranke dieſer Art mit Extrakten, China
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/141>, abgerufen am 21.11.2024.
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