deten oder verbildeten Geschlechtstheilen, wo sonach eine wahre Pubertät eben so wenig als das Zeichen derselben ein- treten kann, aber auch, eben weil hier ein ursprünglicher Bildungsfehler ist, und alles sich mehr aus dem Ganzen, aus einem Grunde ergiebt, Störungen der Harmonie körper- licher Thätigkeiten, d. i. der Gesundheit, eben so wenig be- merkt zu werden pflegen, als bey der in Folge ursprünglicher Bildungsrichtung zu früh hervortretenden Pubertät (§. 144.).
§. 154.
Was die blos verzögerte Entwicklung der Men- strualfunktion betrifft, so sind die Zeichen, welche sie be- gleiten, theils nach den Ursachen der Verzögerung, theils nach der Constitution der Kranken äußerst verschieden, und wir wenden uns deßhalb sogleich zu den Ursachen, um an deren Betrachtung die Lehre von den äußern Zeichen zu reihen. Das wirkliche Erscheinen der Menstruation kann aber verhindert werden 1) durch organische Ursachen, z. B. Atresie der Scheide oder des Muttermundes (§. 137. 138. 139.). In diesen Fällen treten zur gewöhnlichen, der übri- gen körperlichen Entwicklung entsprechenden Zeit, die allge- meinen und örtlichen Vorboten der Menstruation ein, ja die Ausscheidung erfolgt späterhin wirklich, allein das Blut wird in der Höhle der Vagina und Gebärmutter zurückgehalten, dehnt diese aus, und häuft sich, indem unter periodisch wie- derkehrenden Vorboten stets neue Ergießungen erfolgen, nach und nach bedeutend (oft *) zu mehreren Pfunden) in den Geschlechtstheilen an. Es entsteht dann Auftreibung des Lei- bes, unordentliche Verdauung, Kreuzschmerz u. s. w., Zufälle, welche oft den Verdacht von Schwangerschaft erregen können. Die geburtshülfliche Untersuchung wird übrigens hier den Zu- stand alsbald bestimmt erkennen lehren.
*) Von Oberteufer wird z. B. in Stark's neuem Archiv für Geburtshülfe. 2r Bd. 4s St. S. 637 ein Fall erzählt, wo 6 Pfund Blut nach Durchschneidung des Hymens ausflossen.
deten oder verbildeten Geſchlechtstheilen, wo ſonach eine wahre Pubertaͤt eben ſo wenig als das Zeichen derſelben ein- treten kann, aber auch, eben weil hier ein urſpruͤnglicher Bildungsfehler iſt, und alles ſich mehr aus dem Ganzen, aus einem Grunde ergiebt, Stoͤrungen der Harmonie koͤrper- licher Thaͤtigkeiten, d. i. der Geſundheit, eben ſo wenig be- merkt zu werden pflegen, als bey der in Folge urſpruͤnglicher Bildungsrichtung zu fruͤh hervortretenden Pubertaͤt (§. 144.).
§. 154.
Was die blos verzoͤgerte Entwicklung der Men- ſtrualfunktion betrifft, ſo ſind die Zeichen, welche ſie be- gleiten, theils nach den Urſachen der Verzoͤgerung, theils nach der Conſtitution der Kranken aͤußerſt verſchieden, und wir wenden uns deßhalb ſogleich zu den Urſachen, um an deren Betrachtung die Lehre von den aͤußern Zeichen zu reihen. Das wirkliche Erſcheinen der Menſtruation kann aber verhindert werden 1) durch organiſche Urſachen, z. B. Atreſie der Scheide oder des Muttermundes (§. 137. 138. 139.). In dieſen Faͤllen treten zur gewoͤhnlichen, der uͤbri- gen koͤrperlichen Entwicklung entſprechenden Zeit, die allge- meinen und oͤrtlichen Vorboten der Menſtruation ein, ja die Ausſcheidung erfolgt ſpaͤterhin wirklich, allein das Blut wird in der Hoͤhle der Vagina und Gebaͤrmutter zuruͤckgehalten, dehnt dieſe aus, und haͤuft ſich, indem unter periodiſch wie- derkehrenden Vorboten ſtets neue Ergießungen erfolgen, nach und nach bedeutend (oft *) zu mehreren Pfunden) in den Geſchlechtstheilen an. Es entſteht dann Auftreibung des Lei- bes, unordentliche Verdauung, Kreuzſchmerz u. ſ. w., Zufaͤlle, welche oft den Verdacht von Schwangerſchaft erregen koͤnnen. Die geburtshuͤlfliche Unterſuchung wird uͤbrigens hier den Zu- ſtand alsbald beſtimmt erkennen lehren.
*) Von Oberteufer wird z. B. in Stark’s neuem Archiv fuͤr Geburtshuͤlfe. 2r Bd. 4s St. S. 637 ein Fall erzaͤhlt, wo 6 Pfund Blut nach Durchſchneidung des Hymens ausfloſſen.
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deten oder verbildeten Geſchlechtstheilen, wo ſonach eine
wahre Pubertaͤt eben ſo wenig als das Zeichen derſelben ein-
treten kann, aber auch, eben weil hier ein urſpruͤnglicher
Bildungsfehler iſt, und alles ſich mehr aus dem Ganzen,
aus einem Grunde ergiebt, Stoͤrungen der Harmonie koͤrper-
licher Thaͤtigkeiten, d. i. der Geſundheit, eben ſo wenig be-
merkt zu werden pflegen, als bey der in Folge urſpruͤnglicher
Bildungsrichtung zu fruͤh hervortretenden Pubertaͤt (§. 144.).
§. 154.
Was die blos verzoͤgerte Entwicklung der Men-
ſtrualfunktion betrifft, ſo ſind die Zeichen, welche ſie be-
gleiten, theils nach den Urſachen der Verzoͤgerung, theils
nach der Conſtitution der Kranken aͤußerſt verſchieden, und
wir wenden uns deßhalb ſogleich zu den Urſachen, um an
deren Betrachtung die Lehre von den aͤußern Zeichen zu
reihen. Das wirkliche Erſcheinen der Menſtruation kann aber
verhindert werden 1) durch organiſche Urſachen, z. B.
Atreſie der Scheide oder des Muttermundes (§. 137. 138.
139.). In dieſen Faͤllen treten zur gewoͤhnlichen, der uͤbri-
gen koͤrperlichen Entwicklung entſprechenden Zeit, die allge-
meinen und oͤrtlichen Vorboten der Menſtruation ein, ja die
Ausſcheidung erfolgt ſpaͤterhin wirklich, allein das Blut wird
in der Hoͤhle der Vagina und Gebaͤrmutter zuruͤckgehalten,
dehnt dieſe aus, und haͤuft ſich, indem unter periodiſch wie-
derkehrenden Vorboten ſtets neue Ergießungen erfolgen, nach
und nach bedeutend (oft *) zu mehreren Pfunden) in den
Geſchlechtstheilen an. Es entſteht dann Auftreibung des Lei-
bes, unordentliche Verdauung, Kreuzſchmerz u. ſ. w., Zufaͤlle,
welche oft den Verdacht von Schwangerſchaft erregen koͤnnen.
Die geburtshuͤlfliche Unterſuchung wird uͤbrigens hier den Zu-
ſtand alsbald beſtimmt erkennen lehren.
*) Von Oberteufer wird z. B. in Stark’s neuem Archiv fuͤr
Geburtshuͤlfe. 2r Bd. 4s St. S. 637 ein Fall erzaͤhlt, wo 6 Pfund
Blut nach Durchſchneidung des Hymens ausfloſſen.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/136>, abgerufen am 21.11.2024.
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