keit aussprechen, und als Unregelmäßigkeiten der Menstrua- tion, Bleichsucht, Hysterie, Nymphomanie, Unfruchtbarkeit erscheinen, und in andere, welche in den Geschlechtsorganen selbst ihren Sitz haben, und als Krankheiten des Fruchthäl- ters, der Mutterscheide, der Eyerstöcke und Muttertrompeten, so wie der Brüste sich darstellen.
I. Allgemeine Krankheitszustände.
1. Unregelmäßigkeiten der Menstrualfunktion.
§. 152.
Bevor wir zu diesen einzelnen Unregelmäßigkeiten und ihrer Behandlung uns wenden, scheint die gewöhnliche Art ihrer Eintheilung noch einige nähere Erörterung zu verlangen. Man pflegt nämlich hier das äußerliche Zeichen des allge- meinen krankhaften Zustandes, d. i. den Blutfluß selbst, sei- ner Periodicität, Quantität und Qualität nach, ziemlich all- gemein zum Maaßstabe zu nehmen, um darnach zu starke und zu schwache, zu häufige und zu seltene oder verzögerte Menstruation als besondere Krankheiten zu unterscheiden, nicht bedenkend, daß man hier fast um nichts besser verfährt, als wenn man Fieber nach den dabey erscheinenden stärkern oder schwächern Schweiß- Harn- oder Stuhlausleerungen einthei- len wollte. Es geht aber aus solcher Eintheilung offenbar der Nachtheil für die Behandlung dieser Zustände hervor, daß dieselbe leicht ebenfalls ganz symptomatisch eingeleitet wird, daß man leicht glaubt, es sey hinlänglich, bey zu schwacher oder verzögerter Menstruation den Blutfluß auf irgend eine Weise zu erregen oder zu verstärken, oder im entgegengesetz- ten Falle ihn zu hemmen, welches denn, sobald es wirklich ausgeführt wird, oft zum größten Nachtheil der Kranken ge- reichen muß. Wir halten es demnach hierbey für das Wich- tigste die Gesammtrichtung des Organismus auf die geschlechtliche Thätigkeit zum Maaß für Beur- theilung und Eintheilung dieser Zustände zu nehmen, und unterscheiden baher 1) (im Gegensatz der zu zeitigen Men- struation) mangelnde oder verzögerte Entwicklung, 2) unvoll-
keit ausſprechen, und als Unregelmaͤßigkeiten der Menſtrua- tion, Bleichſucht, Hyſterie, Nymphomanie, Unfruchtbarkeit erſcheinen, und in andere, welche in den Geſchlechtsorganen ſelbſt ihren Sitz haben, und als Krankheiten des Fruchthaͤl- ters, der Mutterſcheide, der Eyerſtoͤcke und Muttertrompeten, ſo wie der Bruͤſte ſich darſtellen.
I. Allgemeine Krankheitszuſtaͤnde.
1. Unregelmaͤßigkeiten der Menſtrualfunktion.
§. 152.
Bevor wir zu dieſen einzelnen Unregelmaͤßigkeiten und ihrer Behandlung uns wenden, ſcheint die gewoͤhnliche Art ihrer Eintheilung noch einige naͤhere Eroͤrterung zu verlangen. Man pflegt naͤmlich hier das aͤußerliche Zeichen des allge- meinen krankhaften Zuſtandes, d. i. den Blutfluß ſelbſt, ſei- ner Periodicitaͤt, Quantitaͤt und Qualitaͤt nach, ziemlich all- gemein zum Maaßſtabe zu nehmen, um darnach zu ſtarke und zu ſchwache, zu haͤufige und zu ſeltene oder verzoͤgerte Menſtruation als beſondere Krankheiten zu unterſcheiden, nicht bedenkend, daß man hier faſt um nichts beſſer verfaͤhrt, als wenn man Fieber nach den dabey erſcheinenden ſtaͤrkern oder ſchwaͤchern Schweiß- Harn- oder Stuhlausleerungen einthei- len wollte. Es geht aber aus ſolcher Eintheilung offenbar der Nachtheil fuͤr die Behandlung dieſer Zuſtaͤnde hervor, daß dieſelbe leicht ebenfalls ganz ſymptomatiſch eingeleitet wird, daß man leicht glaubt, es ſey hinlaͤnglich, bey zu ſchwacher oder verzoͤgerter Menſtruation den Blutfluß auf irgend eine Weiſe zu erregen oder zu verſtaͤrken, oder im entgegengeſetz- ten Falle ihn zu hemmen, welches denn, ſobald es wirklich ausgefuͤhrt wird, oft zum groͤßten Nachtheil der Kranken ge- reichen muß. Wir halten es demnach hierbey fuͤr das Wich- tigſte die Geſammtrichtung des Organismus auf die geſchlechtliche Thaͤtigkeit zum Maaß fuͤr Beur- theilung und Eintheilung dieſer Zuſtaͤnde zu nehmen, und unterſcheiden baher 1) (im Gegenſatz der zu zeitigen Men- ſtruation) mangelnde oder verzoͤgerte Entwicklung, 2) unvoll-
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keit ausſprechen, und als Unregelmaͤßigkeiten der Menſtrua-
tion, Bleichſucht, Hyſterie, Nymphomanie, Unfruchtbarkeit
erſcheinen, und in andere, welche in den Geſchlechtsorganen
ſelbſt ihren Sitz haben, und als Krankheiten des Fruchthaͤl-
ters, der Mutterſcheide, der Eyerſtoͤcke und Muttertrompeten,
ſo wie der Bruͤſte ſich darſtellen.
I. Allgemeine Krankheitszuſtaͤnde.
1. Unregelmaͤßigkeiten der Menſtrualfunktion.
§. 152.
Bevor wir zu dieſen einzelnen Unregelmaͤßigkeiten und
ihrer Behandlung uns wenden, ſcheint die gewoͤhnliche Art
ihrer Eintheilung noch einige naͤhere Eroͤrterung zu verlangen.
Man pflegt naͤmlich hier das aͤußerliche Zeichen des allge-
meinen krankhaften Zuſtandes, d. i. den Blutfluß ſelbſt, ſei-
ner Periodicitaͤt, Quantitaͤt und Qualitaͤt nach, ziemlich all-
gemein zum Maaßſtabe zu nehmen, um darnach zu ſtarke
und zu ſchwache, zu haͤufige und zu ſeltene oder verzoͤgerte
Menſtruation als beſondere Krankheiten zu unterſcheiden, nicht
bedenkend, daß man hier faſt um nichts beſſer verfaͤhrt, als
wenn man Fieber nach den dabey erſcheinenden ſtaͤrkern oder
ſchwaͤchern Schweiß- Harn- oder Stuhlausleerungen einthei-
len wollte. Es geht aber aus ſolcher Eintheilung offenbar
der Nachtheil fuͤr die Behandlung dieſer Zuſtaͤnde hervor, daß
dieſelbe leicht ebenfalls ganz ſymptomatiſch eingeleitet wird,
daß man leicht glaubt, es ſey hinlaͤnglich, bey zu ſchwacher
oder verzoͤgerter Menſtruation den Blutfluß auf irgend eine
Weiſe zu erregen oder zu verſtaͤrken, oder im entgegengeſetz-
ten Falle ihn zu hemmen, welches denn, ſobald es wirklich
ausgefuͤhrt wird, oft zum groͤßten Nachtheil der Kranken ge-
reichen muß. Wir halten es demnach hierbey fuͤr das Wich-
tigſte die Geſammtrichtung des Organismus auf
die geſchlechtliche Thaͤtigkeit zum Maaß fuͤr Beur-
theilung und Eintheilung dieſer Zuſtaͤnde zu nehmen, und
unterſcheiden baher 1) (im Gegenſatz der zu zeitigen Men-
ſtruation) mangelnde oder verzoͤgerte Entwicklung, 2) unvoll-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/134>, abgerufen am 21.11.2024.
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