digen, so tief in das weibliche Leben eingreifenden eigen- thümlichen Funktionen der Menstruation, Schwangerschaft, Geburt, Wochen- und Stillungsperiode genau zu beachten, woraus sich denn die Anzeige ergiebt, nicht nur Unordnun- gen, welche in diesen Funktionen Statt gehabt haben, zu be- seitigen, sondern auch dann, wenn gerade eine dieser Perio- den vorhanden ist, und andere krankhafte Zustände ärztliches Eingreifen nöthig machen, darauf Rücksicht zu nehmen, daß der normale Gang derselben dadurch keine Störung erleide. In letzterer Hinsicht geschieht es daher, daß z. B. zur Zeit der eintretenden Menstruation der Gebrauch von Arz- neymitteln gewöhnlich, und zwar mit Recht zurückgesetzt wird, und in eben dieser Hinsicht erfordert die Behandlung der Krankheiten von Schwangern und Wöchnerinnen, seyen es auch gar keine diesem Geschlecht ausschließend eigenthüm- liche Krankheiten (also z. B. Fieber, Rheumatismen, Diar- rhöen u. s. w.) besondere Vorsicht, damit nicht vielleicht ein im Allgemeinen vollkommen zweckmäßiges Mittel, in die- sem Falle durch Unterbrechung einer solchen wichtigen Funk- tion nachtheilig werde.
§. 117.
In wiefern wir nun über allgemeine Pathologie, Hygiastik und Therapie des weiblichen Geschlechts keine besondern Werke besitzen, so halte ich es hier noch für den schicklichsten Ort, der beachtungswerthesten Hand- und Lehrbücher theils über den gesammten Kreis, theils über einzelne Hauptfächer der Gynäkologie zu gedenken. Zuerst nennen wir die Schriften, welche zusammengenommen ziemlich die ganze Gynäkologie begreifen. Dahin gehören:
a) Fried. Benj. Osiander Abhandlungen, Beobach- tungen und Nachrichten von Krankheiten der Frauen- zimmer und Kinder. Tübingen 1787. Dieser Schrift folgte später von demselben eine andere: Ueber die Entwicklungskrankheiten in den Blü- thenjahren des weiblichen Geschlechts. 1. Th. Göttingen 1817. 2. Th. Tübingen 1818.
digen, ſo tief in das weibliche Leben eingreifenden eigen- thuͤmlichen Funktionen der Menſtruation, Schwangerſchaft, Geburt, Wochen- und Stillungsperiode genau zu beachten, woraus ſich denn die Anzeige ergiebt, nicht nur Unordnun- gen, welche in dieſen Funktionen Statt gehabt haben, zu be- ſeitigen, ſondern auch dann, wenn gerade eine dieſer Perio- den vorhanden iſt, und andere krankhafte Zuſtaͤnde aͤrztliches Eingreifen noͤthig machen, darauf Ruͤckſicht zu nehmen, daß der normale Gang derſelben dadurch keine Stoͤrung erleide. In letzterer Hinſicht geſchieht es daher, daß z. B. zur Zeit der eintretenden Menſtruation der Gebrauch von Arz- neymitteln gewoͤhnlich, und zwar mit Recht zuruͤckgeſetzt wird, und in eben dieſer Hinſicht erfordert die Behandlung der Krankheiten von Schwangern und Woͤchnerinnen, ſeyen es auch gar keine dieſem Geſchlecht ausſchließend eigenthuͤm- liche Krankheiten (alſo z. B. Fieber, Rheumatismen, Diar- rhoͤen u. ſ. w.) beſondere Vorſicht, damit nicht vielleicht ein im Allgemeinen vollkommen zweckmaͤßiges Mittel, in die- ſem Falle durch Unterbrechung einer ſolchen wichtigen Funk- tion nachtheilig werde.
§. 117.
In wiefern wir nun uͤber allgemeine Pathologie, Hygiaſtik und Therapie des weiblichen Geſchlechts keine beſondern Werke beſitzen, ſo halte ich es hier noch fuͤr den ſchicklichſten Ort, der beachtungswertheſten Hand- und Lehrbuͤcher theils uͤber den geſammten Kreis, theils uͤber einzelne Hauptfaͤcher der Gynaͤkologie zu gedenken. Zuerſt nennen wir die Schriften, welche zuſammengenommen ziemlich die ganze Gynaͤkologie begreifen. Dahin gehoͤren:
a) Fried. Benj. Oſiander Abhandlungen, Beobach- tungen und Nachrichten von Krankheiten der Frauen- zimmer und Kinder. Tuͤbingen 1787. Dieſer Schrift folgte ſpaͤter von demſelben eine andere: Ueber die Entwicklungskrankheiten in den Bluͤ- thenjahren des weiblichen Geſchlechts. 1. Th. Goͤttingen 1817. 2. Th. Tuͤbingen 1818.
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digen, ſo tief in das weibliche Leben eingreifenden eigen-
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Geburt, Wochen- und Stillungsperiode genau zu beachten,
woraus ſich denn die Anzeige ergiebt, nicht nur Unordnun-
gen, welche in dieſen Funktionen Statt gehabt haben, zu be-
ſeitigen, ſondern auch dann, wenn gerade eine dieſer Perio-
den vorhanden iſt, und andere krankhafte Zuſtaͤnde aͤrztliches
Eingreifen noͤthig machen, darauf Ruͤckſicht zu nehmen, daß
der normale Gang derſelben dadurch keine Stoͤrung erleide.
In letzterer Hinſicht geſchieht es daher, daß z. B. zur
Zeit der eintretenden Menſtruation der Gebrauch von Arz-
neymitteln gewoͤhnlich, und zwar mit Recht zuruͤckgeſetzt
wird, und in eben dieſer Hinſicht erfordert die Behandlung
der Krankheiten von Schwangern und Woͤchnerinnen, ſeyen
es auch gar keine dieſem Geſchlecht ausſchließend eigenthuͤm-
liche Krankheiten (alſo z. B. Fieber, Rheumatismen, Diar-
rhoͤen u. ſ. w.) beſondere Vorſicht, damit nicht vielleicht ein
im Allgemeinen vollkommen zweckmaͤßiges Mittel, in die-
ſem Falle durch Unterbrechung einer ſolchen wichtigen Funk-
tion nachtheilig werde.
§. 117.
In wiefern wir nun uͤber allgemeine Pathologie, Hygiaſtik
und Therapie des weiblichen Geſchlechts keine beſondern Werke
beſitzen, ſo halte ich es hier noch fuͤr den ſchicklichſten Ort,
der beachtungswertheſten Hand- und Lehrbuͤcher theils uͤber
den geſammten Kreis, theils uͤber einzelne Hauptfaͤcher der
Gynaͤkologie zu gedenken. Zuerſt nennen wir die Schriften,
welche zuſammengenommen ziemlich die ganze Gynaͤkologie
begreifen. Dahin gehoͤren:
a) Fried. Benj. Oſiander Abhandlungen, Beobach-
tungen und Nachrichten von Krankheiten der Frauen-
zimmer und Kinder. Tuͤbingen 1787.
Dieſer Schrift folgte ſpaͤter von demſelben eine
andere: Ueber die Entwicklungskrankheiten in den Bluͤ-
thenjahren des weiblichen Geſchlechts. 1. Th. Goͤttingen
1817. 2. Th. Tuͤbingen 1818.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/106>, abgerufen am 21.11.2024.
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