Geschichte der Regierung Aehmeds des III, Muhämmeds des IIII Sohnes, drey und zwanzigsten Kaisers der Türken. Des vierten Buches fünftes Hauptstück.
1.
Nachdem der Sultan Mustäfa abgesetzet worden war: so be-Der Sultan Aehmed bestei- get den Thron, und bestätiget die Aufrührer in ihren Aemtern. stieg dessen Bruder Aehmed den Thron. Dieser bestätigte den Weßir, Dorodschan Aehmed Pascha, den Kaimmä- kam, Firari Häsen Pascha, den Aga der Jeng-itscheri, Tschalik Aehmed 1, und die übrigen Bedienten, die die Auf- rührer eingesetzet hatten, in ihren Aemtern; machte auch den Näkib, Kjaßibi Mehemmed Efendi, den die Aufrührer bey sich führeten, zum Müfti. Durch dieses Bezeigen brachte derselbe zuwege, daß die Verschwor- [Spaltenumbruch]
1 Tschalik Aehmed] Er war unter der Regierung des Sultan Mustäfas ein gemei- ner Jeng-itscheri gewesen, hatte alle Stuffen bey dieser Kriegesschar durchwandert, und war endlich Kulkjihajasi geworden; er hatte aber nachher seinen Abschied bekommen, und lebte als ein gemeiner Mann zu Constantino- pel. Als die Empörung ausbrach, und er von den Aufrührern zum Jeng-itscheriler Agasi erwählet wurde: so wendete er große Sorgfalt an, die Sicherheit der Einwohner [Spaltenumbruch] zu befördern, und bewies dabey eine lobens- würdige, oder vielmehr eine bewunderns- würdige Klugheit. Denn die neunzehen Tage hindurch, da die Thore zu Constantinopel gesperret waren, wiederfuhr keinem einzigen Einwohner von einer so großen Bande ver- wegener und gewaltthätiger Kerle das min- deste Leid. Am dritten Tage nach Anhebung der Unruhen, da er merkte, daß die Kauf- und Handelsleute sich innerhalb ihrer Häuser hielten (weil sie sich des großen Verlustes
nen
5 A 3
Geſchichte der Regierung Aehmeds des III‚ Muhaͤmmeds des IIII Sohnes, drey und zwanzigſten Kaiſers der Tuͤrken. Des vierten Buches fuͤnftes Hauptſtuͤck.
1.
Nachdem der Sultan Muſtaͤfa abgeſetzet worden war: ſo be-Der Sultan Aehmed beſtei- get den Thron, und beſtaͤtiget die Aufruͤhrer in ihren Aemtern. ſtieg deſſen Bruder Aehmed den Thron. Dieſer beſtaͤtigte den Weßir, Dorodſchan Aehmed Paſcha, den Kaimmaͤ- kam, Firari Haͤſen Paſcha, den Aga der Jeng-itſcheri, Tſchalik Aehmed 1, und die uͤbrigen Bedienten, die die Auf- ruͤhrer eingeſetzet hatten, in ihren Aemtern; machte auch den Naͤkib, Kjaßibi Mehemmed Efendi, den die Aufruͤhrer bey ſich fuͤhreten, zum Muͤfti. Durch dieſes Bezeigen brachte derſelbe zuwege, daß die Verſchwor- [Spaltenumbruch]
1 Tſchalik Aehmed] Er war unter der Regierung des Sultan Muſtaͤfas ein gemei- ner Jeng-itſcheri geweſen, hatte alle Stuffen bey dieſer Kriegesſchar durchwandert, und war endlich Kulkjihajaſi geworden; er hatte aber nachher ſeinen Abſchied bekommen, und lebte als ein gemeiner Mann zu Conſtantino- pel. Als die Empoͤrung ausbrach, und er von den Aufruͤhrern zum Jeng-itſcheriler Agaſi erwaͤhlet wurde: ſo wendete er große Sorgfalt an, die Sicherheit der Einwohner [Spaltenumbruch] zu befoͤrdern, und bewies dabey eine lobens- wuͤrdige, oder vielmehr eine bewunderns- wuͤrdige Klugheit. Denn die neunzehen Tage hindurch, da die Thore zu Conſtantinopel geſperret waren, wiederfuhr keinem einzigen Einwohner von einer ſo großen Bande ver- wegener und gewaltthaͤtiger Kerle das min- deſte Leid. Am dritten Tage nach Anhebung der Unruhen, da er merkte, daß die Kauf- und Handelsleute ſich innerhalb ihrer Haͤuſer hielten (weil ſie ſich des großen Verluſtes
nen
5 A 3
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0855"n="741"/><divn="2"><head>Geſchichte<lb/>
der Regierung Aehmeds des <hirendition="#aq">III</hi>‚<lb/>
Muhaͤmmeds des <hirendition="#aq">IIII</hi> Sohnes,<lb/>
drey und zwanzigſten Kaiſers der Tuͤrken.<lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Des vierten Buches fuͤnftes Hauptſtuͤck.</head><lb/><divn="3"><head>1.</head><lb/><p><hirendition="#in">N</hi>achdem der Sultan Muſtaͤfa abgeſetzet worden war: ſo be-<noteplace="right">Der Sultan<lb/>
Aehmed beſtei-<lb/>
get den Thron,<lb/>
und beſtaͤtiget<lb/>
die Aufruͤhrer in<lb/>
ihren Aemtern.</note><lb/>ſtieg deſſen Bruder Aehmed den Thron. Dieſer beſtaͤtigte<lb/>
den Weßir, Dorodſchan Aehmed Paſcha, den Kaimmaͤ-<lb/>
kam, Firari Haͤſen Paſcha, den Aga der Jeng-itſcheri,<lb/>
Tſchalik Aehmed <noteplace="end"n="1"/>, und die uͤbrigen Bedienten, die die Auf-<lb/>
ruͤhrer eingeſetzet hatten, in ihren Aemtern; machte auch<lb/>
den Naͤkib, Kjaßibi Mehemmed Efendi, den die Aufruͤhrer bey ſich fuͤhreten,<lb/>
zum Muͤfti. Durch dieſes Bezeigen brachte derſelbe zuwege, daß die Verſchwor-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nen</fw><lb/><cbn="1"/><lb/><notexml:id="X855"next="#X856"place="end"n="1">Tſchalik Aehmed] Er war unter der<lb/>
Regierung des Sultan Muſtaͤfas ein gemei-<lb/>
ner Jeng-itſcheri geweſen, hatte alle Stuffen<lb/>
bey dieſer Kriegesſchar durchwandert, und<lb/>
war endlich Kulkjihajaſi geworden; er hatte<lb/>
aber nachher ſeinen Abſchied bekommen, und<lb/>
lebte als ein gemeiner Mann zu Conſtantino-<lb/>
pel. Als die Empoͤrung ausbrach, und er<lb/>
von den Aufruͤhrern zum Jeng-itſcheriler<lb/>
Agaſi erwaͤhlet wurde: ſo wendete er große<lb/>
Sorgfalt an, die Sicherheit der Einwohner<lb/><cbn="2"/><lb/>
zu befoͤrdern, und bewies dabey eine lobens-<lb/>
wuͤrdige, oder vielmehr eine bewunderns-<lb/>
wuͤrdige Klugheit. Denn die neunzehen Tage<lb/>
hindurch, da die Thore zu Conſtantinopel<lb/>
geſperret waren, wiederfuhr keinem einzigen<lb/>
Einwohner von einer ſo großen Bande ver-<lb/>
wegener und gewaltthaͤtiger Kerle das min-<lb/>
deſte Leid. Am dritten Tage nach Anhebung<lb/>
der Unruhen, da er merkte, daß die Kauf-<lb/>
und Handelsleute ſich innerhalb ihrer Haͤuſer<lb/>
hielten (weil ſie ſich des großen Verluſtes<lb/><fwplace="bottom"type="sig">5 A 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">erin-</fw></note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[741/0855]
Geſchichte
der Regierung Aehmeds des III‚
Muhaͤmmeds des IIII Sohnes,
drey und zwanzigſten Kaiſers der Tuͤrken.
Des vierten Buches fuͤnftes Hauptſtuͤck.
1.
Nachdem der Sultan Muſtaͤfa abgeſetzet worden war: ſo be-
ſtieg deſſen Bruder Aehmed den Thron. Dieſer beſtaͤtigte
den Weßir, Dorodſchan Aehmed Paſcha, den Kaimmaͤ-
kam, Firari Haͤſen Paſcha, den Aga der Jeng-itſcheri,
Tſchalik Aehmed
¹
, und die uͤbrigen Bedienten, die die Auf-
ruͤhrer eingeſetzet hatten, in ihren Aemtern; machte auch
den Naͤkib, Kjaßibi Mehemmed Efendi, den die Aufruͤhrer bey ſich fuͤhreten,
zum Muͤfti. Durch dieſes Bezeigen brachte derſelbe zuwege, daß die Verſchwor-
nen
¹ Tſchalik Aehmed] Er war unter der
Regierung des Sultan Muſtaͤfas ein gemei-
ner Jeng-itſcheri geweſen, hatte alle Stuffen
bey dieſer Kriegesſchar durchwandert, und
war endlich Kulkjihajaſi geworden; er hatte
aber nachher ſeinen Abſchied bekommen, und
lebte als ein gemeiner Mann zu Conſtantino-
pel. Als die Empoͤrung ausbrach, und er
von den Aufruͤhrern zum Jeng-itſcheriler
Agaſi erwaͤhlet wurde: ſo wendete er große
Sorgfalt an, die Sicherheit der Einwohner
zu befoͤrdern, und bewies dabey eine lobens-
wuͤrdige, oder vielmehr eine bewunderns-
wuͤrdige Klugheit. Denn die neunzehen Tage
hindurch, da die Thore zu Conſtantinopel
geſperret waren, wiederfuhr keinem einzigen
Einwohner von einer ſo großen Bande ver-
wegener und gewaltthaͤtiger Kerle das min-
deſte Leid. Am dritten Tage nach Anhebung
der Unruhen, da er merkte, daß die Kauf-
und Handelsleute ſich innerhalb ihrer Haͤuſer
hielten (weil ſie ſich des großen Verluſtes
erin-
Der Sultan
Aehmed beſtei-
get den Thron,
und beſtaͤtiget
die Aufruͤhrer in
ihren Aemtern.
5 A 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 741. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/855>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.