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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Geschichte
der Regierung Mustäfas des I,
und
Osmans des II.


Des dritten Buches neuntes Hauptstück.
1.

Nach Aehmeds Tode gelangte dessen jüngerer Bruder Mu-Mustäfa gelan-
get zum Throne.

stäfa 1, im Anfange des 1027 Jahres, zur Regierung.
Weil aber derselbe um die öffentlichen AngelegenheitenH. 1027.



J. C. 1618.
des osmanischen Stats sich wenig oder gar nicht beküm-
merte; sondern sich gänzlich seinen Lüsten ergab: so wur-
de er im vierten Monate seiner Regierung, durch einhelli-
gen Schluß aller Großen, des Thrones entsetzet, und in die sieben Thürme ins
Gefängniß gebracht.

2.

Nachdem solchergestalt Mustäfa abgesetzet war: so wurde SultanOsman wird
Kaiser.

Osman, Aehmeds Sohn, im achten Jahre seines Alters auf den Thron erho-
ben. Man hatte ihn vorher wegen seiner Jugend für untüchtig geachtet, das
Zepter zu führen, und ihn deswegen vorbey gegangen, ob er gleich mehr Recht
zu der Regierung hatte, als Mustäfa, den man erwählet hatte, als einen
[Spaltenumbruch]

1 Mustäfa] Die Türken legen sonst al-
len ihren Kaisern die größten Eigenschaften
bey; ausgenommen diesem Mustäfa: denn
diesen stellen sie als eine Person vor, die alle
die übrigen an Lastern so weit übertroffen, als
[Spaltenumbruch]
seine Vorfahrer ihm an Tugenden überlegen ge-
wesen wären. Man könnte ihn den Sardana-
pal unter den Osmanen nennen: wenn er eben
so viel Muth in seinem Tode bewiesen hätte,
als dieser Fürst.

Herrn,
2 Z 2
Geſchichte
der Regierung Muſtaͤfas des I
und
Osmans des II.


Des dritten Buches neuntes Hauptſtuͤck.
1.

Nach Aehmeds Tode gelangte deſſen juͤngerer Bruder Mu-Muſtaͤfa gelan-
get zum Throne.

ſtaͤfa 1, im Anfange des 1027 Jahres, zur Regierung.
Weil aber derſelbe um die oͤffentlichen AngelegenheitenH. 1027.



J. C. 1618.
des osmaniſchen Stats ſich wenig oder gar nicht bekuͤm-
merte; ſondern ſich gaͤnzlich ſeinen Luͤſten ergab: ſo wur-
de er im vierten Monate ſeiner Regierung, durch einhelli-
gen Schluß aller Großen, des Thrones entſetzet, und in die ſieben Thuͤrme ins
Gefaͤngniß gebracht.

2.

Nachdem ſolchergeſtalt Muſtaͤfa abgeſetzet war: ſo wurde SultanOsman wird
Kaiſer.

Osman, Aehmeds Sohn, im achten Jahre ſeines Alters auf den Thron erho-
ben. Man hatte ihn vorher wegen ſeiner Jugend fuͤr untuͤchtig geachtet, das
Zepter zu fuͤhren, und ihn deswegen vorbey gegangen, ob er gleich mehr Recht
zu der Regierung hatte, als Muſtaͤfa, den man erwaͤhlet hatte, als einen
[Spaltenumbruch]

1 Muſtaͤfa] Die Tuͤrken legen ſonſt al-
len ihren Kaiſern die groͤßten Eigenſchaften
bey; ausgenommen dieſem Muſtaͤfa: denn
dieſen ſtellen ſie als eine Perſon vor, die alle
die uͤbrigen an Laſtern ſo weit uͤbertroffen, als
[Spaltenumbruch]
ſeine Vorfahrer ihm an Tugenden uͤberlegen ge-
weſen waͤren. Man koͤnnte ihn den Sardana-
pal unter den Osmanen nennen: wenn er eben
ſo viel Muth in ſeinem Tode bewieſen haͤtte,
als dieſer Fuͤrſt.

Herrn,
2 Z 2
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[363/0465] Geſchichte der Regierung Muſtaͤfas des I‚ und Osmans des II. Des dritten Buches neuntes Hauptſtuͤck. 1. Nach Aehmeds Tode gelangte deſſen juͤngerer Bruder Mu- ſtaͤfa ¹ , im Anfange des 1027 Jahres, zur Regierung. Weil aber derſelbe um die oͤffentlichen Angelegenheiten des osmaniſchen Stats ſich wenig oder gar nicht bekuͤm- merte; ſondern ſich gaͤnzlich ſeinen Luͤſten ergab: ſo wur- de er im vierten Monate ſeiner Regierung, durch einhelli- gen Schluß aller Großen, des Thrones entſetzet, und in die ſieben Thuͤrme ins Gefaͤngniß gebracht. Muſtaͤfa gelan- get zum Throne. H. 1027. J. C. 1618. 2. Nachdem ſolchergeſtalt Muſtaͤfa abgeſetzet war: ſo wurde Sultan Osman, Aehmeds Sohn, im achten Jahre ſeines Alters auf den Thron erho- ben. Man hatte ihn vorher wegen ſeiner Jugend fuͤr untuͤchtig geachtet, das Zepter zu fuͤhren, und ihn deswegen vorbey gegangen, ob er gleich mehr Recht zu der Regierung hatte, als Muſtaͤfa, den man erwaͤhlet hatte, als einen Herrn, ¹ Muſtaͤfa] Die Tuͤrken legen ſonſt al- len ihren Kaiſern die groͤßten Eigenſchaften bey; ausgenommen dieſem Muſtaͤfa: denn dieſen ſtellen ſie als eine Perſon vor, die alle die uͤbrigen an Laſtern ſo weit uͤbertroffen, als ſeine Vorfahrer ihm an Tugenden uͤberlegen ge- weſen waͤren. Man koͤnnte ihn den Sardana- pal unter den Osmanen nennen: wenn er eben ſo viel Muth in ſeinem Tode bewieſen haͤtte, als dieſer Fuͤrſt. Osman wird Kaiſer. 2 Z 2

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/465>, abgerufen am 21.11.2024.