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[Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700.

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Es wird nichts so klein gesponnen/
Daß der Sonnen

Endlich unverborgen bleibt/
GOttes Auge steht viel heller/
Und noch schneller/

Was ein Sterblicher betreibt.
Denck daß Er auf deinen Wegen
Ist zu gegen/

Daß Er allen Sünden-Wust/
Ja die Schmach verborgner Flecken
Kan entdecken/

Und errathen was du thust.
Wir sind an den Lauf der Stunden
Fest gebunden/

Der entführt was eitel heißt/
Und der dein Gefäß/ O Seele/
Nach der Höle

Eines Sterb-Gewölbes reißt.
Drum so seufze/ daß mein Scheiden
Nicht ein Leyden/

Sondern sanftes Schlaffen sey/
Und daß ich mit Lust und Wonne
Seh die Sonne/

Wenn des Todes Nacht vorbey.
Treib indessen Gottes Blicke
Nicht zurücke

Wer sich seiner Huld beqvemt/
Den wird schon ein frohes gläntzen
Hier bekräntzen/

Daß der Sonnen Gluth beschämt.
Kränckt dich etwas diesen Morgen/
Laß Ihn sorgen/

Der es wie die Sonne macht/
Welche pflegt der Berge Spitzen
Zu erhitzen/

Und auch in die Thäler lacht.
Um
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Es wird nichts ſo klein geſponnen/
Daß der Sonnen

Endlich unverborgen bleibt/
GOttes Auge ſteht viel heller/
Und noch ſchneller/

Was ein Sterblicher betreibt.
Denck daß Er auf deinen Wegen
Iſt zu gegen/

Daß Er allen Suͤnden-Wuſt/
Ja die Schmach verborgner Flecken
Kan entdecken/

Und errathen was du thuſt.
Wir ſind an den Lauf der Stunden
Feſt gebunden/

Der entfuͤhrt was eitel heißt/
Und der dein Gefaͤß/ O Seele/
Nach der Hoͤle

Eines Sterb-Gewoͤlbes reißt.
Drum ſo ſeufze/ daß mein Scheiden
Nicht ein Leyden/

Sondern ſanftes Schlaffen ſey/
Und daß ich mit Luſt und Wonne
Seh die Sonne/

Wenn des Todes Nacht vorbey.
Treib indeſſen Gottes Blicke
Nicht zuruͤcke

Wer ſich ſeiner Huld beqvemt/
Den wird ſchon ein frohes glaͤntzen
Hier bekraͤntzen/

Daß der Sonnen Gluth beſchaͤmt.
Kraͤnckt dich etwas dieſen Morgen/
Laß Ihn ſorgen/

Der es wie die Sonne macht/
Welche pflegt der Berge Spitzen
Zu erhitzen/

Und auch in die Thaͤler lacht.
Um
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[5/0018] Es wird nichts ſo klein geſponnen/ Daß der Sonnen Endlich unverborgen bleibt/ GOttes Auge ſteht viel heller/ Und noch ſchneller/ Was ein Sterblicher betreibt. Denck daß Er auf deinen Wegen Iſt zu gegen/ Daß Er allen Suͤnden-Wuſt/ Ja die Schmach verborgner Flecken Kan entdecken/ Und errathen was du thuſt. Wir ſind an den Lauf der Stunden Feſt gebunden/ Der entfuͤhrt was eitel heißt/ Und der dein Gefaͤß/ O Seele/ Nach der Hoͤle Eines Sterb-Gewoͤlbes reißt. Drum ſo ſeufze/ daß mein Scheiden Nicht ein Leyden/ Sondern ſanftes Schlaffen ſey/ Und daß ich mit Luſt und Wonne Seh die Sonne/ Wenn des Todes Nacht vorbey. Treib indeſſen Gottes Blicke Nicht zuruͤcke Wer ſich ſeiner Huld beqvemt/ Den wird ſchon ein frohes glaͤntzen Hier bekraͤntzen/ Daß der Sonnen Gluth beſchaͤmt. Kraͤnckt dich etwas dieſen Morgen/ Laß Ihn ſorgen/ Der es wie die Sonne macht/ Welche pflegt der Berge Spitzen Zu erhitzen/ Und auch in die Thaͤler lacht. Um A 3

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Zitationshilfe: [Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von]: Neben-Stunden Unterschiedener Gedichte. [Hrsg. v. Joachim Lange]. Berlin, 1700, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/canitz_gedichte_1700/18>, abgerufen am 26.04.2024.