stein fest ist: So werden vor das Lachter 10 bis 14 Thaler bezahlet. Es müssen aber auch hierbei die Häuer die Förderung und alle übrige Kosten tragen, und sich Pulver, Geleucht, und Gezähe anschaffen. Den Kobolt müssen sie zugleich auch rein und sauber aushal- ten, worauf dann die Scheidekinder die Pocherze an dem Tag noch einmal durchsu- chen, und den Kobolt aussondern.
§. 17.
Aus denen Streben werden die Schiefern mit Hunden, die nur 3 Zoll hoch sind, solchergestalt in die Förderstrekken geschleppet, daß sie die Jungen an das Bein schnallen, und mit ihnen auf dem Liegenden fortrütschen. Die Karnläufer laufen sie hierauf in das Füllort unter dem Schacht, und schlagen sie an, da sie dann von den Häuern zu Tag gezogen werden. Was ein bei Bergwerken gewöhnlicher Hund sei, das habe ich in dem ersten Stük §. 16. beschrieben.
§. 18.
Die Verzimmerung bestehet in den Stollen und Strekken aus Thürstökken, die oben mit Kappen, unten aber mit Grundsohlen verknüpft, auf den Seiten mit Pfäh- len umgeben, und ein halb Lachter von einander gestellet sind. Die Schächte bestehen aus Fahr- und Ziehschächten, die durch Wandruthen von einander abgesondert sind. Sie sind 4 Fus weit, und 9 Fus lang. Jhre Verzimmerung bestehet aus genau zusam- men gepasten Bohleiöchern, die 4 Zoll dik, 12 bis 14 Zoll breit, über einander gebla- tet, und in der Entfernung von 1/2 bis 2 Lachter mit Tragstempeln versehen sind, damit sie sich nicht sezzen können. Jn den Streben wird wenig, und fast gar nicht verzim- mert: Denn man sezzet nur hier und da, um der Bergfeste willen, Mauern, die von den Bergen gemacht werden. Jn denen Strossen wird hingegen mit Stempeln und Anpfählen verzimmert.
§. 19.
Da die Schächte sehr gut verzimmert sind, und die Jöcher sehr genau zusammen passen, der Fahrschacht auch von dem Ziehschacht abgesondert ist: So entstehen in ihnen gar selten böse Wetter, weil sie in dem einen Schacht hinein, und in dem andern wie- der heraus ziehen, folglich mit einander wechseln können. Denen Streben werden hin- gegen dadurch frische Wetter zugeführet, daß man von einer nach der andern Durch- schläge machet. Weil es nicht selten geschiehet, daß unter denen Streben Kobolts- schräme befindlich sind: So werden die Wetter auch durch Uibersichbrechen in das Feld geführet. Zuweiln bedienet man sich überdis auch bey denen Strekken der Wetterlut- ten. Wann inzwischen alle diese Mittel nicht hinreichend sind, um frische Wetter in das Feld zu bringen: So schlägt man neue Schächte vor.
§. 20.
Das Schieferflöz liegt in einer merklichen Teufe unter der Erde, und daher sind die Schächte 20 bis 35-, ia wol 50 Lachter tief, wann sie unter die Schiefersohle, und
auf
von dem riegelsdoͤrfer Schieferwerk in Heſſen.
ſtein feſt iſt: So werden vor das Lachter 10 bis 14 Thaler bezahlet. Es muͤſſen aber auch hierbei die Haͤuer die Foͤrderung und alle uͤbrige Koſten tragen, und ſich Pulver, Geleucht, und Gezaͤhe anſchaffen. Den Kobolt muͤſſen ſie zugleich auch rein und ſauber aushal- ten, worauf dann die Scheidekinder die Pocherze an dem Tag noch einmal durchſu- chen, und den Kobolt ausſondern.
§. 17.
Aus denen Streben werden die Schiefern mit Hunden, die nur 3 Zoll hoch ſind, ſolchergeſtalt in die Foͤrderſtrekken geſchleppet, daß ſie die Jungen an das Bein ſchnallen, und mit ihnen auf dem Liegenden fortruͤtſchen. Die Karnlaͤufer laufen ſie hierauf in das Fuͤllort unter dem Schacht, und ſchlagen ſie an, da ſie dann von den Haͤuern zu Tag gezogen werden. Was ein bei Bergwerken gewoͤhnlicher Hund ſei, das habe ich in dem erſten Stuͤk §. 16. beſchrieben.
§. 18.
Die Verzimmerung beſtehet in den Stollen und Strekken aus Thuͤrſtoͤkken, die oben mit Kappen, unten aber mit Grundſohlen verknuͤpft, auf den Seiten mit Pfaͤh- len umgeben, und ein halb Lachter von einander geſtellet ſind. Die Schaͤchte beſtehen aus Fahr- und Ziehſchaͤchten, die durch Wandruthen von einander abgeſondert ſind. Sie ſind 4 Fus weit, und 9 Fus lang. Jhre Verzimmerung beſtehet aus genau zuſam- men gepaſten Bohleioͤchern, die 4 Zoll dik, 12 bis 14 Zoll breit, uͤber einander gebla- tet, und in der Entfernung von ½ bis 2 Lachter mit Tragſtempeln verſehen ſind, damit ſie ſich nicht ſezzen koͤnnen. Jn den Streben wird wenig, und faſt gar nicht verzim- mert: Denn man ſezzet nur hier und da, um der Bergfeſte willen, Mauern, die von den Bergen gemacht werden. Jn denen Stroſſen wird hingegen mit Stempeln und Anpfaͤhlen verzimmert.
§. 19.
Da die Schaͤchte ſehr gut verzimmert ſind, und die Joͤcher ſehr genau zuſammen paſſen, der Fahrſchacht auch von dem Ziehſchacht abgeſondert iſt: So entſtehen in ihnen gar ſelten boͤſe Wetter, weil ſie in dem einen Schacht hinein, und in dem andern wie- der heraus ziehen, folglich mit einander wechſeln koͤnnen. Denen Streben werden hin- gegen dadurch friſche Wetter zugefuͤhret, daß man von einer nach der andern Durch- ſchlaͤge machet. Weil es nicht ſelten geſchiehet, daß unter denen Streben Kobolts- ſchraͤme befindlich ſind: So werden die Wetter auch durch Uiberſichbrechen in das Feld gefuͤhret. Zuweiln bedienet man ſich uͤberdis auch bey denen Strekken der Wetterlut- ten. Wann inzwiſchen alle dieſe Mittel nicht hinreichend ſind, um friſche Wetter in das Feld zu bringen: So ſchlaͤgt man neue Schaͤchte vor.
§. 20.
Das Schieferfloͤz liegt in einer merklichen Teufe unter der Erde, und daher ſind die Schaͤchte 20 bis 35-, ia wol 50 Lachter tief, wann ſie unter die Schieferſohle, und
auf
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von dem riegelsdoͤrfer Schieferwerk in Heſſen.
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hierbei die Haͤuer die Foͤrderung und alle uͤbrige Koſten tragen, und ſich Pulver, Geleucht,
und Gezaͤhe anſchaffen. Den Kobolt muͤſſen ſie zugleich auch rein und ſauber aushal-
ten, worauf dann die Scheidekinder die Pocherze an dem Tag noch einmal durchſu-
chen, und den Kobolt ausſondern.
§. 17.
Aus denen Streben werden die Schiefern mit Hunden, die nur 3 Zoll hoch ſind,
ſolchergeſtalt in die Foͤrderſtrekken geſchleppet, daß ſie die Jungen an das Bein ſchnallen,
und mit ihnen auf dem Liegenden fortruͤtſchen. Die Karnlaͤufer laufen ſie hierauf in
das Fuͤllort unter dem Schacht, und ſchlagen ſie an, da ſie dann von den Haͤuern zu
Tag gezogen werden. Was ein bei Bergwerken gewoͤhnlicher Hund ſei, das habe ich
in dem erſten Stuͤk §. 16. beſchrieben.
§. 18.
Die Verzimmerung beſtehet in den Stollen und Strekken aus Thuͤrſtoͤkken, die
oben mit Kappen, unten aber mit Grundſohlen verknuͤpft, auf den Seiten mit Pfaͤh-
len umgeben, und ein halb Lachter von einander geſtellet ſind. Die Schaͤchte beſtehen
aus Fahr- und Ziehſchaͤchten, die durch Wandruthen von einander abgeſondert ſind.
Sie ſind 4 Fus weit, und 9 Fus lang. Jhre Verzimmerung beſtehet aus genau zuſam-
men gepaſten Bohleioͤchern, die 4 Zoll dik, 12 bis 14 Zoll breit, uͤber einander gebla-
tet, und in der Entfernung von ½ bis 2 Lachter mit Tragſtempeln verſehen ſind, damit
ſie ſich nicht ſezzen koͤnnen. Jn den Streben wird wenig, und faſt gar nicht verzim-
mert: Denn man ſezzet nur hier und da, um der Bergfeſte willen, Mauern, die von
den Bergen gemacht werden. Jn denen Stroſſen wird hingegen mit Stempeln und
Anpfaͤhlen verzimmert.
§. 19.
Da die Schaͤchte ſehr gut verzimmert ſind, und die Joͤcher ſehr genau zuſammen
paſſen, der Fahrſchacht auch von dem Ziehſchacht abgeſondert iſt: So entſtehen in ihnen
gar ſelten boͤſe Wetter, weil ſie in dem einen Schacht hinein, und in dem andern wie-
der heraus ziehen, folglich mit einander wechſeln koͤnnen. Denen Streben werden hin-
gegen dadurch friſche Wetter zugefuͤhret, daß man von einer nach der andern Durch-
ſchlaͤge machet. Weil es nicht ſelten geſchiehet, daß unter denen Streben Kobolts-
ſchraͤme befindlich ſind: So werden die Wetter auch durch Uiberſichbrechen in das Feld
gefuͤhret. Zuweiln bedienet man ſich uͤberdis auch bey denen Strekken der Wetterlut-
ten. Wann inzwiſchen alle dieſe Mittel nicht hinreichend ſind, um friſche Wetter in
das Feld zu bringen: So ſchlaͤgt man neue Schaͤchte vor.
§. 20.
Das Schieferfloͤz liegt in einer merklichen Teufe unter der Erde, und daher ſind
die Schaͤchte 20 bis 35-, ia wol 50 Lachter tief, wann ſie unter die Schieferſohle, und
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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/91>, abgerufen am 23.02.2025.
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