Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767.Das sechste Stük Flügelort in diese Gegend getrieben worden. Das gunkelröther Werk ist ebenwol mitWasser angefüllet, und daher sind zwei über einander befindliche Stollen in dasselbe ge- trieben worden, wovon iezzo der tiefste die Wasser löset. Das Bodenthal ist weniger von den Wassern befreit, als wie iene Werke, und darum hat man auch auf dieses einen Stollen angeleget. Da die Schiefern noch tiefer einschiesen, als der Carlsstollen Teufe einbringet: So ist ein ganz neuer, der so genante Friedrichsstollen, zwischen Riegelsdorf und dem Dorf Süß, über der alten Hütte, unter der Dietrichsmühle an- gefangen worden, welcher 17 Lachter mehr als der Carlsstollen, und also 72 Lachter Teufe einbringet. Er wird ohngefähr 1/2 Stunde lang, und durch ihn ist es möglich, daß man die in dem Tiefsten des Bauhauses unter dem Dorf Süß stekkende Schie- fern gewinnen kan. Man findet an diesem Ort wenig Künste, und nur allein in dem Gunkelroth ist auf einen Koboltsrükken eine Kunst angeleget, welche auf dem fünften Lichtloch einschiebet, und die Wasser auf den Stollen hebet. §. 4. Man trift in dieser Gegend alle Bedörfnisse zu Bergwerken an, und darum fehlet §. 5. Ohngeachtet das Werk in denen Waldungen lieget: So muß doch ein groser weit,
Das ſechste Stuͤk Fluͤgelort in dieſe Gegend getrieben worden. Das gunkelroͤther Werk iſt ebenwol mitWaſſer angefuͤllet, und daher ſind zwei uͤber einander befindliche Stollen in daſſelbe ge- trieben worden, wovon iezzo der tiefſte die Waſſer loͤſet. Das Bodenthal iſt weniger von den Waſſern befreit, als wie iene Werke, und darum hat man auch auf dieſes einen Stollen angeleget. Da die Schiefern noch tiefer einſchieſen, als der Carlsſtollen Teufe einbringet: So iſt ein ganz neuer, der ſo genante Friedrichsſtollen, zwiſchen Riegelsdorf und dem Dorf Suͤß, uͤber der alten Huͤtte, unter der Dietrichsmuͤhle an- gefangen worden, welcher 17 Lachter mehr als der Carlsſtollen, und alſo 72 Lachter Teufe einbringet. Er wird ohngefaͤhr ½ Stunde lang, und durch ihn iſt es moͤglich, daß man die in dem Tiefſten des Bauhauſes unter dem Dorf Suͤß ſtekkende Schie- fern gewinnen kan. Man findet an dieſem Ort wenig Kuͤnſte, und nur allein in dem Gunkelroth iſt auf einen Koboltsruͤkken eine Kunſt angeleget, welche auf dem fuͤnften Lichtloch einſchiebet, und die Waſſer auf den Stollen hebet. §. 4. Man trift in dieſer Gegend alle Bedoͤrfniſſe zu Bergwerken an, und darum fehlet §. 5. Ohngeachtet das Werk in denen Waldungen lieget: So muß doch ein groſer weit,
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Das ſechste Stuͤk
Fluͤgelort in dieſe Gegend getrieben worden. Das gunkelroͤther Werk iſt ebenwol mit
Waſſer angefuͤllet, und daher ſind zwei uͤber einander befindliche Stollen in daſſelbe ge-
trieben worden, wovon iezzo der tiefſte die Waſſer loͤſet. Das Bodenthal iſt weniger
von den Waſſern befreit, als wie iene Werke, und darum hat man auch auf dieſes
einen Stollen angeleget. Da die Schiefern noch tiefer einſchieſen, als der Carlsſtollen
Teufe einbringet: So iſt ein ganz neuer, der ſo genante Friedrichsſtollen, zwiſchen
Riegelsdorf und dem Dorf Suͤß, uͤber der alten Huͤtte, unter der Dietrichsmuͤhle an-
gefangen worden, welcher 17 Lachter mehr als der Carlsſtollen, und alſo 72 Lachter
Teufe einbringet. Er wird ohngefaͤhr ½ Stunde lang, und durch ihn iſt es moͤglich,
daß man die in dem Tiefſten des Bauhauſes unter dem Dorf Suͤß ſtekkende Schie-
fern gewinnen kan. Man findet an dieſem Ort wenig Kuͤnſte, und nur allein in dem
Gunkelroth iſt auf einen Koboltsruͤkken eine Kunſt angeleget, welche auf dem fuͤnften
Lichtloch einſchiebet, und die Waſſer auf den Stollen hebet.
§. 4.
Man trift in dieſer Gegend alle Bedoͤrfniſſe zu Bergwerken an, und darum fehlet
es weder an den erforderlichen Waſſergefaͤllen, noch an dem noͤtigen Holz. Es ſind
daher zwei Huͤtten und zwei Pochwerke erbauet worden. Die erſte oder die alte Huͤtte,
welche auch von einem ehedem daran gelegenen Dorf die Bernshuͤtte genennet wird,
liegt in dem Grund des Bauhauſes nicht weit von Riegelsdorf. Es ſtehen in ihr zwei
hohe Oefen und ein Gaarherd, gleich daneben aber ein noch beſonderes Pochwerk, wel-
ches in einem Waſſer- und in einem auf ſeiner Welle ſtehenden Kamrad beſtehet, das
in den Trilling greifet, der auf der Pochwelle ſtehet, und die Stempel hebet. Die
Waſſer, welche dieſe Maſchinen treiben, kommen von dem Dorf Suͤß herunter. Sie
ſind in dem Sommer ſehr ſchwach, und darum iſt gegen der Huͤtte uͤber ein kleiner
Sammelteich angelegt worden, der den Zufluß von den Quellen an dieſem Ort hat, und
die fehlende Waſſer vier Wochen erſezzen kan. Die Waſſer, welche von dieſer Huͤtte
kommen, ſind gleich darunter wieder gefaſt. Sie werden auf einen Kupferhammer,
von da aber auf ein darunter liegendes, und das zweitere Pochwerk gefuͤhret. Eine
andere die neue, oder die ſo genante Friedrichshuͤtte liegt bei drei Stunde Weges
von der alten, und unter dem Dorf Jba, daher man ſie dann auch die ibaiſche Huͤtte
nennet. Sie wird von einem ſtarken Waſſer betrieben, das von Jba herunter komt,
und darum entſtehet bei ihr niemals Waſſermangel. Die Raͤder bei dieſen Huͤtten und
Pochwerken ſind 16, 18 bis 20 Fus hoch.
§. 5.
Ohngeachtet das Werk in denen Waldungen lieget: So muß doch ein groſer
Teil des Holzes auf vier und ſechs Stunde Weges herbeigeſchaft werden. Es wird
in den herrſchaftlichen, in den rotenburgiſchen und adelichen Waldungen gekaufet. Jn
den drottiſchen Waldungen iſt das naͤheſte, man kaufet aber in dieſen mehr Bau- als
anderes Holz. Es wird klafter- und malterweis verkaufet. Eine Klafter iſt 5 Fus
hoch, 5 Fus weit, und 6 Fus an dem Scheid, ein Malter aber 4 Fus hoch, 4 Fus
weit,
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