von dem Schieferbergwerk bei Thalitter in dem Darmstädtischen.
§. 29.
Die Unterthanen sind schuldig und gehalten, gegen eine billige Bezahlung, alle Bergwerksfuhren zu thun, und darum können dieselbe dazu mit Zwang angehalten werden.
§. 30.
Uiber alle Hauptveränderungen, die bey dem Bergbau vorfallen, wird ein beson- deres Bergprotocoll geführet. Daß dieses eine der nüzlichsten Bemühungen ist, das ist daraus klar, weil der Nachwelt dadurch eine zuverlässige Geschichte von diesem Werk hinterlassen wird.
Anhang von dem adörfer Eisenwerk in dem Waldekkischen.
§. 31.
Das Eisenwerk an diesem Ort ist eines der ansehnlichsten, und es soll schon bei zwei Jahrhundert in dem Gang sein. Es liegt nicht beisammen, sondern in verschie- denen Gegenden. Das weitläuftigste liegt gegen Norden, 1/2 Stunde von Adorf an dem Martenberg, worauf zwanzig Schächte in dem Gang sind. Ein anderes liegt weiter hinunter an diesem Berg, an der so genanten Plettenmühle, das dritte unter diesen aber gegen Abend, zwei Stunde von Adorf, an dem Heidberg.
§. 32.
Jn der Gegend der Plettenmühle ist ein Stollen angefangen worden, der nach dem Martenberg getrieben wird, damit man die Wasser lösen, und den Eisenstein aus der Tiefe gewinnen könne.
§. 33.
Der Eisenstein bricht gangweis, und die Gänge streichen ganz zu Tag aus. Jhre gröste Machtigkeit beträgt sieben Lachter, und sie haben so wol zu dem Hangenden, als dem Liegenden ein schieferiches Gebirg. Der Eisenstein wird schon an dem Tag gewon- nen, und von da in die Teufe verfolget. Weil der Gang sehr mächtig ist: So wird keine ordentliche Firsten- und Strossenarbeit getrieben. Die Eisensteine werden stufen- weis in so grosen Höhlungen herausgehauen, in die man ganze Häuser sezzen kan. Jn dem Dach oder in der Firste werden Fahrten angeschlagen, damit man an den Eisen- stein kommen, und denselben hereintreiben könne. Der ganze Grubenbau siehet einem Steinbruch sehr ähnlich. Man muß daher in ihm, wie eine Gemse an den Klippen und Felsen herum klettern. Merkwürdig ist es übrigens bei diesen Eisensteinsgängen, daß sie alle dem Gebirg zufallen, und daß der plettenmühler Gang lauter Bäuche wirft, und eben so streicht, wie der Fus des Berges herumläuft.
§. 34.
F 2
von dem Schieferbergwerk bei Thalitter in dem Darmſtaͤdtiſchen.
§. 29.
Die Unterthanen ſind ſchuldig und gehalten, gegen eine billige Bezahlung, alle Bergwerksfuhren zu thun, und darum koͤnnen dieſelbe dazu mit Zwang angehalten werden.
§. 30.
Uiber alle Hauptveraͤnderungen, die bey dem Bergbau vorfallen, wird ein beſon- deres Bergprotocoll gefuͤhret. Daß dieſes eine der nuͤzlichſten Bemuͤhungen iſt, das iſt daraus klar, weil der Nachwelt dadurch eine zuverlaͤſſige Geſchichte von dieſem Werk hinterlaſſen wird.
Anhang von dem adoͤrfer Eiſenwerk in dem Waldekkiſchen.
§. 31.
Das Eiſenwerk an dieſem Ort iſt eines der anſehnlichſten, und es ſoll ſchon bei zwei Jahrhundert in dem Gang ſein. Es liegt nicht beiſammen, ſondern in verſchie- denen Gegenden. Das weitlaͤuftigſte liegt gegen Norden, ½ Stunde von Adorf an dem Martenberg, worauf zwanzig Schaͤchte in dem Gang ſind. Ein anderes liegt weiter hinunter an dieſem Berg, an der ſo genanten Plettenmuͤhle, das dritte unter dieſen aber gegen Abend, zwei Stunde von Adorf, an dem Heidberg.
§. 32.
Jn der Gegend der Plettenmuͤhle iſt ein Stollen angefangen worden, der nach dem Martenberg getrieben wird, damit man die Waſſer loͤſen, und den Eiſenſtein aus der Tiefe gewinnen koͤnne.
§. 33.
Der Eiſenſtein bricht gangweis, und die Gaͤnge ſtreichen ganz zu Tag aus. Jhre groͤſte Machtigkeit betraͤgt ſieben Lachter, und ſie haben ſo wol zu dem Hangenden, als dem Liegenden ein ſchieferiches Gebirg. Der Eiſenſtein wird ſchon an dem Tag gewon- nen, und von da in die Teufe verfolget. Weil der Gang ſehr maͤchtig iſt: So wird keine ordentliche Firſten- und Stroſſenarbeit getrieben. Die Eiſenſteine werden ſtufen- weis in ſo groſen Hoͤhlungen herausgehauen, in die man ganze Haͤuſer ſezzen kan. Jn dem Dach oder in der Firſte werden Fahrten angeſchlagen, damit man an den Eiſen- ſtein kommen, und denſelben hereintreiben koͤnne. Der ganze Grubenbau ſiehet einem Steinbruch ſehr aͤhnlich. Man muß daher in ihm, wie eine Gemſe an den Klippen und Felſen herum klettern. Merkwuͤrdig iſt es uͤbrigens bei dieſen Eiſenſteinsgaͤngen, daß ſie alle dem Gebirg zufallen, und daß der plettenmuͤhler Gang lauter Baͤuche wirft, und eben ſo ſtreicht, wie der Fus des Berges herumlaͤuft.
§. 34.
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von dem Schieferbergwerk bei Thalitter in dem Darmſtaͤdtiſchen.
§. 29.
Die Unterthanen ſind ſchuldig und gehalten, gegen eine billige Bezahlung, alle
Bergwerksfuhren zu thun, und darum koͤnnen dieſelbe dazu mit Zwang angehalten
werden.
§. 30.
Uiber alle Hauptveraͤnderungen, die bey dem Bergbau vorfallen, wird ein beſon-
deres Bergprotocoll gefuͤhret. Daß dieſes eine der nuͤzlichſten Bemuͤhungen iſt, das
iſt daraus klar, weil der Nachwelt dadurch eine zuverlaͤſſige Geſchichte von dieſem
Werk hinterlaſſen wird.
Anhang
von dem adoͤrfer Eiſenwerk in dem Waldekkiſchen.
§. 31.
Das Eiſenwerk an dieſem Ort iſt eines der anſehnlichſten, und es ſoll ſchon bei
zwei Jahrhundert in dem Gang ſein. Es liegt nicht beiſammen, ſondern in verſchie-
denen Gegenden. Das weitlaͤuftigſte liegt gegen Norden, ½ Stunde von Adorf an
dem Martenberg, worauf zwanzig Schaͤchte in dem Gang ſind. Ein anderes liegt weiter
hinunter an dieſem Berg, an der ſo genanten Plettenmuͤhle, das dritte unter dieſen
aber gegen Abend, zwei Stunde von Adorf, an dem Heidberg.
§. 32.
Jn der Gegend der Plettenmuͤhle iſt ein Stollen angefangen worden, der nach
dem Martenberg getrieben wird, damit man die Waſſer loͤſen, und den Eiſenſtein
aus der Tiefe gewinnen koͤnne.
§. 33.
Der Eiſenſtein bricht gangweis, und die Gaͤnge ſtreichen ganz zu Tag aus. Jhre
groͤſte Machtigkeit betraͤgt ſieben Lachter, und ſie haben ſo wol zu dem Hangenden, als
dem Liegenden ein ſchieferiches Gebirg. Der Eiſenſtein wird ſchon an dem Tag gewon-
nen, und von da in die Teufe verfolget. Weil der Gang ſehr maͤchtig iſt: So wird
keine ordentliche Firſten- und Stroſſenarbeit getrieben. Die Eiſenſteine werden ſtufen-
weis in ſo groſen Hoͤhlungen herausgehauen, in die man ganze Haͤuſer ſezzen kan. Jn
dem Dach oder in der Firſte werden Fahrten angeſchlagen, damit man an den Eiſen-
ſtein kommen, und denſelben hereintreiben koͤnne. Der ganze Grubenbau ſiehet einem
Steinbruch ſehr aͤhnlich. Man muß daher in ihm, wie eine Gemſe an den Klippen
und Felſen herum klettern. Merkwuͤrdig iſt es uͤbrigens bei dieſen Eiſenſteinsgaͤngen,
daß ſie alle dem Gebirg zufallen, und daß der plettenmuͤhler Gang lauter Baͤuche wirft,
und eben ſo ſtreicht, wie der Fus des Berges herumlaͤuft.
§. 34.
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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/63>, abgerufen am 23.02.2025.
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