von dem Schieferbergwerk bei Godelsheim in dem Waldekkischen.
3. Weislichen Kalk;
4. Flözze; und
5. Das Liegende oder das Wilde.
§. 20.
Das Merkwürdigste bei diesen Werken ist dieses: Daß die Schiefern nicht unmit- telbar auf einander, sondern nur trümmerweis zwischen den Kalk- oder Zechsteinsflözzen liegen. Die Schiefern und die Kalkflözze liegen daher wechselsweis über einander. Sie machen zusammen eine Höhe von 2, 3 und 4 Fus aus. Wann man die Höhe der Schiefern in dem godelsheimer Revier nur allein zusammen nimt: So beträgt sie nur 2, bis 4, und höchstens 6 Zoll. Auf der Grube Elisabeth in dem Eisenberg sind die Schiefern besonders niedrig: denn sie sind nur 21/2 Zoll hoch. Sie sind aber gehaltiger, als die vorige, und sie erweisen sich viel besser in dem Schmelzen.
§. 21.
Die Flözze an sich sind bei zwei und mehr Lachter hoch, und darum liegen in dem godelsheimer Feld öfters zwei- und dreimal Schiefern über einander, zwischen ihnen aber liegen taube Kalkflözze. Es werden daher zuweiln an diesem oder an ienem Ort zwei und drei Arbeiten über einander getrieben.
§. 22.
Nicht an allen Orten liegen zwischen den Flözzen Trümmer, und an einigen, wo man auch schon dieselbe antrift, sind sie taub und unedel. Die Schiefern liegen also nur nesterweis. Man bemerkt hierbei, daß sie in dem godelsheimer Feld unter den Hügeln, in dem Eisenberg und zu Nordenbek aber unter den Thälern oder den Ver- tiefungen edel sind.
§. 23.
Die Flözze liegen nicht immer söhlig oder gerad, sondern sie steigen und fallen, wie die Gebirge, wobei man eine beständige Abwechselung wahrnimt. Jn dem godelshei- mer Feld fält diese Abwechselung gar zu häufig vor, und hierdurch, und durch die öf- ters vorfallende Schlechten und Klüften geschiehet es, daß man die Schiefern, wann die Flözze steigen, in dem Dach, und wann sie fallen, in der Sohle suchen muß. Man bemerkt hierbei zugleich, daß die Schiefern an den Rükken, und an und zwischen den Klüften am besten und edelsten sind. Eben daher muß man aber auch auf den Rükken auffahren, wann die Schiefern durch sie abgeschnitten, oder auf eine andere Seite geschmissen werden.
§. 24.
Jn dem godelsheimer Revier liegen die Schiefern nicht tief, und nur 6 bis 10 Lach- ter unter der Erde, ia an etlichen Orten hat man dieselbe an dem Tag, und unter dem
Rasen
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von dem Schieferbergwerk bei Godelsheim in dem Waldekkiſchen.
3. Weislichen Kalk;
4. Floͤzze; und
5. Das Liegende oder das Wilde.
§. 20.
Das Merkwuͤrdigſte bei dieſen Werken iſt dieſes: Daß die Schiefern nicht unmit- telbar auf einander, ſondern nur truͤmmerweis zwiſchen den Kalk- oder Zechſteinsfloͤzzen liegen. Die Schiefern und die Kalkfloͤzze liegen daher wechſelsweis uͤber einander. Sie machen zuſammen eine Hoͤhe von 2, 3 und 4 Fus aus. Wann man die Hoͤhe der Schiefern in dem godelsheimer Revier nur allein zuſammen nimt: So betraͤgt ſie nur 2, bis 4, und hoͤchſtens 6 Zoll. Auf der Grube Eliſabeth in dem Eiſenberg ſind die Schiefern beſonders niedrig: denn ſie ſind nur 2½ Zoll hoch. Sie ſind aber gehaltiger, als die vorige, und ſie erweiſen ſich viel beſſer in dem Schmelzen.
§. 21.
Die Floͤzze an ſich ſind bei zwei und mehr Lachter hoch, und darum liegen in dem godelsheimer Feld oͤfters zwei- und dreimal Schiefern uͤber einander, zwiſchen ihnen aber liegen taube Kalkfloͤzze. Es werden daher zuweiln an dieſem oder an ienem Ort zwei und drei Arbeiten uͤber einander getrieben.
§. 22.
Nicht an allen Orten liegen zwiſchen den Floͤzzen Truͤmmer, und an einigen, wo man auch ſchon dieſelbe antrift, ſind ſie taub und unedel. Die Schiefern liegen alſo nur neſterweis. Man bemerkt hierbei, daß ſie in dem godelsheimer Feld unter den Huͤgeln, in dem Eiſenberg und zu Nordenbek aber unter den Thaͤlern oder den Ver- tiefungen edel ſind.
§. 23.
Die Floͤzze liegen nicht immer ſoͤhlig oder gerad, ſondern ſie ſteigen und fallen, wie die Gebirge, wobei man eine beſtaͤndige Abwechſelung wahrnimt. Jn dem godelshei- mer Feld faͤlt dieſe Abwechſelung gar zu haͤufig vor, und hierdurch, und durch die oͤf- ters vorfallende Schlechten und Kluͤften geſchiehet es, daß man die Schiefern, wann die Floͤzze ſteigen, in dem Dach, und wann ſie fallen, in der Sohle ſuchen muß. Man bemerkt hierbei zugleich, daß die Schiefern an den Ruͤkken, und an und zwiſchen den Kluͤften am beſten und edelſten ſind. Eben daher muß man aber auch auf den Ruͤkken auffahren, wann die Schiefern durch ſie abgeſchnitten, oder auf eine andere Seite geſchmiſſen werden.
§. 24.
Jn dem godelsheimer Revier liegen die Schiefern nicht tief, und nur 6 bis 10 Lach- ter unter der Erde, ia an etlichen Orten hat man dieſelbe an dem Tag, und unter dem
Raſen
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von dem Schieferbergwerk bei Godelsheim in dem Waldekkiſchen.
3. Weislichen Kalk;
4. Floͤzze; und
5. Das Liegende oder das Wilde.
§. 20.
Das Merkwuͤrdigſte bei dieſen Werken iſt dieſes: Daß die Schiefern nicht unmit-
telbar auf einander, ſondern nur truͤmmerweis zwiſchen den Kalk- oder Zechſteinsfloͤzzen
liegen. Die Schiefern und die Kalkfloͤzze liegen daher wechſelsweis uͤber einander. Sie
machen zuſammen eine Hoͤhe von 2, 3 und 4 Fus aus. Wann man die Hoͤhe der
Schiefern in dem godelsheimer Revier nur allein zuſammen nimt: So betraͤgt ſie nur
2, bis 4, und hoͤchſtens 6 Zoll. Auf der Grube Eliſabeth in dem Eiſenberg ſind die
Schiefern beſonders niedrig: denn ſie ſind nur 2½ Zoll hoch. Sie ſind aber gehaltiger,
als die vorige, und ſie erweiſen ſich viel beſſer in dem Schmelzen.
§. 21.
Die Floͤzze an ſich ſind bei zwei und mehr Lachter hoch, und darum liegen in dem
godelsheimer Feld oͤfters zwei- und dreimal Schiefern uͤber einander, zwiſchen ihnen
aber liegen taube Kalkfloͤzze. Es werden daher zuweiln an dieſem oder an ienem Ort
zwei und drei Arbeiten uͤber einander getrieben.
§. 22.
Nicht an allen Orten liegen zwiſchen den Floͤzzen Truͤmmer, und an einigen, wo
man auch ſchon dieſelbe antrift, ſind ſie taub und unedel. Die Schiefern liegen alſo
nur neſterweis. Man bemerkt hierbei, daß ſie in dem godelsheimer Feld unter den
Huͤgeln, in dem Eiſenberg und zu Nordenbek aber unter den Thaͤlern oder den Ver-
tiefungen edel ſind.
§. 23.
Die Floͤzze liegen nicht immer ſoͤhlig oder gerad, ſondern ſie ſteigen und fallen, wie
die Gebirge, wobei man eine beſtaͤndige Abwechſelung wahrnimt. Jn dem godelshei-
mer Feld faͤlt dieſe Abwechſelung gar zu haͤufig vor, und hierdurch, und durch die oͤf-
ters vorfallende Schlechten und Kluͤften geſchiehet es, daß man die Schiefern, wann
die Floͤzze ſteigen, in dem Dach, und wann ſie fallen, in der Sohle ſuchen muß.
Man bemerkt hierbei zugleich, daß die Schiefern an den Ruͤkken, und an und zwiſchen
den Kluͤften am beſten und edelſten ſind. Eben daher muß man aber auch auf den
Ruͤkken auffahren, wann die Schiefern durch ſie abgeſchnitten, oder auf eine andere
Seite geſchmiſſen werden.
§. 24.
Jn dem godelsheimer Revier liegen die Schiefern nicht tief, und nur 6 bis 10 Lach-
ter unter der Erde, ia an etlichen Orten hat man dieſelbe an dem Tag, und unter dem
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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/47>, abgerufen am 23.02.2025.
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