Jn der Gegend des Mühlenborns über Oberense ist ein kleines Thal, über dem noch verschiedene andere Gruben liegen, wovon nur noch die Grube Elisabeth in dem Gang ist. Sie ist mit vielen Wassern angefült, und darum ist aus dem eben gedachten Thal ein Stollen heraufgehohlet worden. Es bringt gegenwärtig bei 4 Lachter mehr Teufe ein, als das Flöz tief liegt.
§. 14.
Uiber dem Dorf Nordenbek und über Oberense ist noch ein anderes, und das berühmte alte nordenbekker Werk. Es liegt gegen Abend, zwischen dem Wieberg, und dem Heuknoppen in einem Thal. Aus diesem Thal war ein Stollen auf die Schächte ge- trieben, der die Wasser lösete. Jn der Zeit, da dieses Werk in dem Gang ware, ge- wann man auf ihm gar schöne und reichhaltige Schiefern. Diese Zeiten aber sind vor- bei, das Werk ist ausgehauen, und aus denen Halden werden nur noch die Wascherze ausgesuchet, die ich in dem Verfolg genauer beschreiben werde.
§. 15.
Da ich die Gebirge in dieser Gegend beschrieben habe: So will ich nunmehr auch zwoer andern Bedörfnisse zu Bergwerken, nämlich der Wassergefälle, und des Hol- zes Erwehnung thun. Jn dem Grund, worinnen das Dorf Godelsheim lieget, flieset ein schwaches Wasser, das zu der Betreibung einer Wasche, und Schmelzhütte gebrau- chet wird. Es ist auf eine Kunst- oder Kralwasche geleitet, die nahe unter dem Dorf lieget, von der es auf eine Mühle, und von da auf eine Hütte flieset, welche die alte Schmelz genennet wird. Das Thal, worinnen diese Gebäude sind, hat sehr wenig Fall, und darum, und weil das Wasser klein ist: So sind die Räder nicht viel über 11/2 Fus weit, und 12 bis 16 Fus hoch. Weil dieses Wasser in dem Sommer noch viel schwächer wird, als es ohnehin ist, und folglich die erforderliche Centnerzahl der Schie- fern nicht geschmolzen, und das Werk in eine bessere Ausbeute gesezzet werden kan: So haben die Gewerken, seit dem sie dieses Werk bauen, eine andere neue Hütte, in dem Arengrund erbauet, die 3/4 Stunde von Godelsheim entfernt ist.
§. 16.
Das nötige Holz, zu der Betreibung dieses Werkes, muß auf 4 Stund Weges herbeigeschaft werden. Das meiste komt aus dem Cöllnnischen, doch wird auch vieles in den nahe liegenden Waldungen, in dem Waldekkischen, von denen Herrn von Dall- wigk erkaufet. Man rechnet in diesen Gegenden nicht auf Klafter, sondern auf Mal- ter. Es ist aber dieses ein Gemäs, das 4 Fus hoch, 4 Fus weit, und 6 Fus am Scheid ist. Ein solches Malter enthält also 96 Kubikfus, 60 Malter aber machen ein Schok. Das Malter büchen Holz kostet in dem Cöllnnischen 1/2 Gulden, in dem Land selbst aber 1/2 Thaler Forstgeld. Das eichene Holz wird allein in dem Land gekauft, und das Malter mit 1/2 Gulden bezahlt. Jn dem ganzen Jahr sollen überhaupt nicht mehr,
als
Das zweite Stuͤk
§. 13.
Jn der Gegend des Muͤhlenborns uͤber Oberenſe iſt ein kleines Thal, uͤber dem noch verſchiedene andere Gruben liegen, wovon nur noch die Grube Eliſabeth in dem Gang iſt. Sie iſt mit vielen Waſſern angefuͤlt, und darum iſt aus dem eben gedachten Thal ein Stollen heraufgehohlet worden. Es bringt gegenwaͤrtig bei 4 Lachter mehr Teufe ein, als das Floͤz tief liegt.
§. 14.
Uiber dem Dorf Nordenbek und uͤber Oberenſe iſt noch ein anderes, und das beruͤhmte alte nordenbekker Werk. Es liegt gegen Abend, zwiſchen dem Wieberg, und dem Heuknoppen in einem Thal. Aus dieſem Thal war ein Stollen auf die Schaͤchte ge- trieben, der die Waſſer loͤſete. Jn der Zeit, da dieſes Werk in dem Gang ware, ge- wann man auf ihm gar ſchoͤne und reichhaltige Schiefern. Dieſe Zeiten aber ſind vor- bei, das Werk iſt ausgehauen, und aus denen Halden werden nur noch die Waſcherze ausgeſuchet, die ich in dem Verfolg genauer beſchreiben werde.
§. 15.
Da ich die Gebirge in dieſer Gegend beſchrieben habe: So will ich nunmehr auch zwoer andern Bedoͤrfniſſe zu Bergwerken, naͤmlich der Waſſergefaͤlle, und des Hol- zes Erwehnung thun. Jn dem Grund, worinnen das Dorf Godelsheim lieget, flieſet ein ſchwaches Waſſer, das zu der Betreibung einer Waſche, und Schmelzhuͤtte gebrau- chet wird. Es iſt auf eine Kunſt- oder Kralwaſche geleitet, die nahe unter dem Dorf lieget, von der es auf eine Muͤhle, und von da auf eine Huͤtte flieſet, welche die alte Schmelz genennet wird. Das Thal, worinnen dieſe Gebaͤude ſind, hat ſehr wenig Fall, und darum, und weil das Waſſer klein iſt: So ſind die Raͤder nicht viel uͤber 1½ Fus weit, und 12 bis 16 Fus hoch. Weil dieſes Waſſer in dem Sommer noch viel ſchwaͤcher wird, als es ohnehin iſt, und folglich die erforderliche Centnerzahl der Schie- fern nicht geſchmolzen, und das Werk in eine beſſere Ausbeute geſezzet werden kan: So haben die Gewerken, ſeit dem ſie dieſes Werk bauen, eine andere neue Huͤtte, in dem Arengrund erbauet, die ¾ Stunde von Godelsheim entfernt iſt.
§. 16.
Das noͤtige Holz, zu der Betreibung dieſes Werkes, muß auf 4 Stund Weges herbeigeſchaft werden. Das meiſte komt aus dem Coͤllnniſchen, doch wird auch vieles in den nahe liegenden Waldungen, in dem Waldekkiſchen, von denen Herrn von Dall- wigk erkaufet. Man rechnet in dieſen Gegenden nicht auf Klafter, ſondern auf Mal- ter. Es iſt aber dieſes ein Gemaͤs, das 4 Fus hoch, 4 Fus weit, und 6 Fus am Scheid iſt. Ein ſolches Malter enthaͤlt alſo 96 Kubikfus, 60 Malter aber machen ein Schok. Das Malter buͤchen Holz koſtet in dem Coͤllnniſchen ½ Gulden, in dem Land ſelbſt aber ½ Thaler Forſtgeld. Das eichene Holz wird allein in dem Land gekauft, und das Malter mit ½ Gulden bezahlt. Jn dem ganzen Jahr ſollen uͤberhaupt nicht mehr,
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Das zweite Stuͤk
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Jn der Gegend des Muͤhlenborns uͤber Oberenſe iſt ein kleines Thal, uͤber dem
noch verſchiedene andere Gruben liegen, wovon nur noch die Grube Eliſabeth in dem
Gang iſt. Sie iſt mit vielen Waſſern angefuͤlt, und darum iſt aus dem eben gedachten
Thal ein Stollen heraufgehohlet worden. Es bringt gegenwaͤrtig bei 4 Lachter mehr
Teufe ein, als das Floͤz tief liegt.
§. 14.
Uiber dem Dorf Nordenbek und uͤber Oberenſe iſt noch ein anderes, und das beruͤhmte
alte nordenbekker Werk. Es liegt gegen Abend, zwiſchen dem Wieberg, und dem
Heuknoppen in einem Thal. Aus dieſem Thal war ein Stollen auf die Schaͤchte ge-
trieben, der die Waſſer loͤſete. Jn der Zeit, da dieſes Werk in dem Gang ware, ge-
wann man auf ihm gar ſchoͤne und reichhaltige Schiefern. Dieſe Zeiten aber ſind vor-
bei, das Werk iſt ausgehauen, und aus denen Halden werden nur noch die Waſcherze
ausgeſuchet, die ich in dem Verfolg genauer beſchreiben werde.
§. 15.
Da ich die Gebirge in dieſer Gegend beſchrieben habe: So will ich nunmehr auch
zwoer andern Bedoͤrfniſſe zu Bergwerken, naͤmlich der Waſſergefaͤlle, und des Hol-
zes Erwehnung thun. Jn dem Grund, worinnen das Dorf Godelsheim lieget, flieſet
ein ſchwaches Waſſer, das zu der Betreibung einer Waſche, und Schmelzhuͤtte gebrau-
chet wird. Es iſt auf eine Kunſt- oder Kralwaſche geleitet, die nahe unter dem Dorf
lieget, von der es auf eine Muͤhle, und von da auf eine Huͤtte flieſet, welche die alte
Schmelz genennet wird. Das Thal, worinnen dieſe Gebaͤude ſind, hat ſehr wenig
Fall, und darum, und weil das Waſſer klein iſt: So ſind die Raͤder nicht viel uͤber
1½ Fus weit, und 12 bis 16 Fus hoch. Weil dieſes Waſſer in dem Sommer noch viel
ſchwaͤcher wird, als es ohnehin iſt, und folglich die erforderliche Centnerzahl der Schie-
fern nicht geſchmolzen, und das Werk in eine beſſere Ausbeute geſezzet werden kan: So
haben die Gewerken, ſeit dem ſie dieſes Werk bauen, eine andere neue Huͤtte, in dem
Arengrund erbauet, die ¾ Stunde von Godelsheim entfernt iſt.
§. 16.
Das noͤtige Holz, zu der Betreibung dieſes Werkes, muß auf 4 Stund Weges
herbeigeſchaft werden. Das meiſte komt aus dem Coͤllnniſchen, doch wird auch vieles
in den nahe liegenden Waldungen, in dem Waldekkiſchen, von denen Herrn von Dall-
wigk erkaufet. Man rechnet in dieſen Gegenden nicht auf Klafter, ſondern auf Mal-
ter. Es iſt aber dieſes ein Gemaͤs, das 4 Fus hoch, 4 Fus weit, und 6 Fus am
Scheid iſt. Ein ſolches Malter enthaͤlt alſo 96 Kubikfus, 60 Malter aber machen ein
Schok. Das Malter buͤchen Holz koſtet in dem Coͤllnniſchen ½ Gulden, in dem Land
ſelbſt aber ½ Thaler Forſtgeld. Das eichene Holz wird allein in dem Land gekauft, und
das Malter mit ½ Gulden bezahlt. Jn dem ganzen Jahr ſollen uͤberhaupt nicht mehr,
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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/44>, abgerufen am 23.02.2025.
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