und Bleibergwerken an und um die alte freie Bergstadt Freiberg.
Unterschied der Erze, auf 1, 2, 3, 4 und mehr Loth Silber. Je ärmer diese Art des Schliegs ist, um desto reicher sind dieienige Schliege, die von denen reichen Geschikken gemacht werden: Denn diese halten 6, 8 bis 16 und mehr Loth Silber.
Die fünfte Abhandlung von dem Schmelzen und Zugutmachen der Erze.
Das erste Kapittel. von der Roharbeit.
§. 34.
Man schmilzt dieienige Erze, die sehr kiesigt, spahtig und blendig sind, und 1/4, 1/2, 1, 2, 3, 4, 6 und 7 Loth Silber halten, ohngeröstet, damit die Silber an dem Stein, der von dem Kies fält, ein Anhaltens haben, und von demselben in sich gefasset werden mögen. Alle übrige (nur die Rothgülden- und die Glaserze ausgenommen), die in allen anderen rei- cheren Erzen, und Glanzen bestehen (§. 14.), röstet man hingegen vor dem Schmelzen dreimal, weil sie zugleich Schwefel und Arsenik halten, und auf die zuvorgedachte Stei- ne, die man auch dreimal röstet, zugeschlagen werden, wobei dann die Arbeit weniger roh gehet, und keine zugrose Menge Stein fält. Es geschiehet dieses Rösten auf freiem Plaz in gemauerten vierekkigten grosen Roststädten, die in der Mauer 11/2 Fus hoch, und vorn und hinten offen sind, damit die Luft um desto besser durchziehen könne. Man machet über die Röste an sich selbst keine Dekken, sie halten aber 150 bis 200 Centner. Unter die Erze machet man nur ein Bett von groben Kohlen, unter die Steine aber von Holz, worüber man noch etwas Kohlen schüttet.
§. 35.
Jn das Rohschmelzen der armen Erze nimt man Kiese, die manchmal gar keinen Gehalt haben, gemeiniglich aber nur 1/4 Loth Silber halten, gelbe Kupfererze, und alle andere blendige, spahtige und quarzige Mineralien, die keineswegs von allem Metall befreiet, sondern noch mit Blei-Kupfer- und Silbererzen vermischt sind. Das Schmel- zen dieser Erze geschiehet über eine Art der hohen Oefen, die 12 Fus hoch, 2 Fus in der Brandmauer, und 1 1/3 Fus in der Vorwand weit, in denen Futtern aber 3 Fus lang sind. Jn der Gegend, wo die Form liegt, da haben diese Oefen einen cirkelförmigen Bauch, unter der Forme aber laufen dieselbe wieder enger zusammen. Die Form liegt von dem Vorherd an gerechnet, welcher halbe Manshöhe hat, 18 Zoll hoch, und ganz söhlig, in dem Ofen selbst aber ist ein Leimenherd. Das Gestübe bestehet aus zwei Tei- len Kohllösche, und einem Teil Leimen. Es wird nicht von der Brust nach der Form zu schreg aufgestosen: Denn so tief der Vorherd, und so weit der Ofen ist, so tief macht
man
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und Bleibergwerken an und um die alte freie Bergſtadt Freiberg.
Unterſchied der Erze, auf 1, 2, 3, 4 und mehr Loth Silber. Je aͤrmer dieſe Art des Schliegs iſt, um deſto reicher ſind dieienige Schliege, die von denen reichen Geſchikken gemacht werden: Denn dieſe halten 6, 8 bis 16 und mehr Loth Silber.
Die fuͤnfte Abhandlung von dem Schmelzen und Zugutmachen der Erze.
Das erſte Kapittel. von der Roharbeit.
§. 34.
Man ſchmilzt dieienige Erze, die ſehr kieſigt, ſpahtig und blendig ſind, und ¼, ½, 1, 2, 3, 4, 6 und 7 Loth Silber halten, ohngeroͤſtet, damit die Silber an dem Stein, der von dem Kies faͤlt, ein Anhaltens haben, und von demſelben in ſich gefaſſet werden moͤgen. Alle uͤbrige (nur die Rothguͤlden- und die Glaserze ausgenommen), die in allen anderen rei- cheren Erzen, und Glanzen beſtehen (§. 14.), roͤſtet man hingegen vor dem Schmelzen dreimal, weil ſie zugleich Schwefel und Arſenik halten, und auf die zuvorgedachte Stei- ne, die man auch dreimal roͤſtet, zugeſchlagen werden, wobei dann die Arbeit weniger roh gehet, und keine zugroſe Menge Stein faͤlt. Es geſchiehet dieſes Roͤſten auf freiem Plaz in gemauerten vierekkigten groſen Roſtſtaͤdten, die in der Mauer 1½ Fus hoch, und vorn und hinten offen ſind, damit die Luft um deſto beſſer durchziehen koͤnne. Man machet uͤber die Roͤſte an ſich ſelbſt keine Dekken, ſie halten aber 150 bis 200 Centner. Unter die Erze machet man nur ein Bett von groben Kohlen, unter die Steine aber von Holz, woruͤber man noch etwas Kohlen ſchuͤttet.
§. 35.
Jn das Rohſchmelzen der armen Erze nimt man Kieſe, die manchmal gar keinen Gehalt haben, gemeiniglich aber nur ¼ Loth Silber halten, gelbe Kupfererze, und alle andere blendige, ſpahtige und quarzige Mineralien, die keineswegs von allem Metall befreiet, ſondern noch mit Blei-Kupfer- und Silbererzen vermiſcht ſind. Das Schmel- zen dieſer Erze geſchiehet uͤber eine Art der hohen Oefen, die 12 Fus hoch, 2 Fus in der Brandmauer, und 1⅓ Fus in der Vorwand weit, in denen Futtern aber 3 Fus lang ſind. Jn der Gegend, wo die Form liegt, da haben dieſe Oefen einen cirkelfoͤrmigen Bauch, unter der Forme aber laufen dieſelbe wieder enger zuſammen. Die Form liegt von dem Vorherd an gerechnet, welcher halbe Manshoͤhe hat, 18 Zoll hoch, und ganz ſoͤhlig, in dem Ofen ſelbſt aber iſt ein Leimenherd. Das Geſtuͤbe beſtehet aus zwei Tei- len Kohlloͤſche, und einem Teil Leimen. Es wird nicht von der Bruſt nach der Form zu ſchreg aufgeſtoſen: Denn ſo tief der Vorherd, und ſo weit der Ofen iſt, ſo tief macht
man
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Unterſchied der Erze, auf 1, 2, 3, 4 und mehr Loth Silber. Je aͤrmer dieſe Art des Schliegs iſt,
um deſto reicher ſind dieienige Schliege, die von denen reichen Geſchikken gemacht werden: Denn
dieſe halten 6, 8 bis 16 und mehr Loth Silber.
Die fuͤnfte Abhandlung
von dem Schmelzen und Zugutmachen der Erze.
Das erſte Kapittel.
von der Roharbeit.
§. 34.
Man ſchmilzt dieienige Erze, die ſehr kieſigt, ſpahtig und blendig ſind, und ¼, ½, 1, 2, 3, 4,
6 und 7 Loth Silber halten, ohngeroͤſtet, damit die Silber an dem Stein, der von
dem Kies faͤlt, ein Anhaltens haben, und von demſelben in ſich gefaſſet werden moͤgen.
Alle uͤbrige (nur die Rothguͤlden- und die Glaserze ausgenommen), die in allen anderen rei-
cheren Erzen, und Glanzen beſtehen (§. 14.), roͤſtet man hingegen vor dem Schmelzen
dreimal, weil ſie zugleich Schwefel und Arſenik halten, und auf die zuvorgedachte Stei-
ne, die man auch dreimal roͤſtet, zugeſchlagen werden, wobei dann die Arbeit weniger
roh gehet, und keine zugroſe Menge Stein faͤlt. Es geſchiehet dieſes Roͤſten auf freiem
Plaz in gemauerten vierekkigten groſen Roſtſtaͤdten, die in der Mauer 1½ Fus hoch, und
vorn und hinten offen ſind, damit die Luft um deſto beſſer durchziehen koͤnne. Man
machet uͤber die Roͤſte an ſich ſelbſt keine Dekken, ſie halten aber 150 bis 200 Centner.
Unter die Erze machet man nur ein Bett von groben Kohlen, unter die Steine aber
von Holz, woruͤber man noch etwas Kohlen ſchuͤttet.
§. 35.
Jn das Rohſchmelzen der armen Erze nimt man Kieſe, die manchmal gar keinen
Gehalt haben, gemeiniglich aber nur ¼ Loth Silber halten, gelbe Kupfererze, und alle
andere blendige, ſpahtige und quarzige Mineralien, die keineswegs von allem Metall
befreiet, ſondern noch mit Blei-Kupfer- und Silbererzen vermiſcht ſind. Das Schmel-
zen dieſer Erze geſchiehet uͤber eine Art der hohen Oefen, die 12 Fus hoch, 2 Fus in der
Brandmauer, und 1⅓ Fus in der Vorwand weit, in denen Futtern aber 3 Fus lang
ſind. Jn der Gegend, wo die Form liegt, da haben dieſe Oefen einen cirkelfoͤrmigen
Bauch, unter der Forme aber laufen dieſelbe wieder enger zuſammen. Die Form liegt
von dem Vorherd an gerechnet, welcher halbe Manshoͤhe hat, 18 Zoll hoch, und ganz
ſoͤhlig, in dem Ofen ſelbſt aber iſt ein Leimenherd. Das Geſtuͤbe beſtehet aus zwei Tei-
len Kohlloͤſche, und einem Teil Leimen. Es wird nicht von der Bruſt nach der Form
zu ſchreg aufgeſtoſen: Denn ſo tief der Vorherd, und ſo weit der Ofen iſt, ſo tief macht
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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/327>, abgerufen am 23.02.2025.
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