Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767.

Bild:
<< vorherige Seite
von dem Schieferbergwerk bei Sangerhausen.
hat, in welchem man mancherlei Arten von Versteinerungen findet, die in
Knochen und kleinen Muscheln bestehen;
5. Lederkalk, der auch wegen seinem unangenehmen Geruch Stinkstein heiset,
und schwärzlich, seifeig, und 2 Lachter hoch ist;
6. Aschengebirg, einen Sand, der graulich aussiehet, und 1/2 bis 1 Lachter mäch-
tig ist;
7. Zechstein, zu dem Dach, welcher 31/4 Lachter hoch ist, und aus einem grauen
zarten und ganzen Gewebe bestehet;
8. Berge, die ein schwarzes hornartiges und schieferichtes Gewebe haben, und 8
Zoll hoch sind;
9. Das Flöz, die eigentliche Schiefern, welche eine gelbliche Speise, weise flitsche-
riche Funken und eine schwarzgraue Farbe haben, und 3, 6, 8 bis 12-, eine
Höhe in die andere genommen aber nur 5 bis 6 Zoll hoch sind;
10. Sanderze, die 2, 3 bis 4 Zoll hoch sind, und nicht an allen Orten angetrof-
fen werden;
11. Das Liegende, oder die Sohle von den Schiefern, welches ein ganzes, graues,
sandiges und festes 3/4 bis 1 Lachter hohes Gebirg ist, dessen Teile dem Ganzen
ähnlich sind;
12. Ein wildes rothes, und mit Quarz vermischtes schlechtiges Gestein, des-
sen Mächtigkeit um deswillen noch nicht durchsunken und erforscht worden
ist, weil sich bei ihm, vermöge der Erfahrung, alle Hofnung zu Erzen zu ver-
liehren scheinet.
§. 7.

Das Flöz fält sehr stark von dem Horizont ab, das Seltsamste aber, was man
an ihm wahrnimt, das ist dieses: Daß es auf der grösten Höhe des Gebirgs nach der
ebenen, doch thalichten Lage dieser Anhöhe, gegen Mitternacht, in der Stunde von Mor-
gen nach Abend, zu Tag ausgehet, und nach dem Fall des Gebirges einschieset. Eben
daher hat dasselbe aber auch ein ordentliches Streichen und Fallen. Das erstere erstrekt
sich von Morgen nach Abend, das andere gegen Mittag. Dieses ist vor ein Flözwerk
so stark, daß es in einem Lachter Donlege 1/2 bis 3/4 Lachter Seigerteufe beträgt.

§. 8.

Es machet dieses Flöz so wol in dem Streichen, als wie in dem Fallen kleine Ver-
änderung, und Bukkeln und Mulden. Es entstehet daher die verschiedene Höhe der
Schiefern, weil dieselbe in den Bukkeln niedrig, in den Mulden aber hoch sind. Bei
den erstern geschiehet es zuweiln auch, daß sie die Schiefern ganz und gar verdrukken,

wann
G g 3
von dem Schieferbergwerk bei Sangerhauſen.
hat, in welchem man mancherlei Arten von Verſteinerungen findet, die in
Knochen und kleinen Muſcheln beſtehen;
5. Lederkalk, der auch wegen ſeinem unangenehmen Geruch Stinkſtein heiſet,
und ſchwaͤrzlich, ſeifeig, und 2 Lachter hoch iſt;
6. Aſchengebirg, einen Sand, der graulich ausſiehet, und ½ bis 1 Lachter maͤch-
tig iſt;
7. Zechſtein, zu dem Dach, welcher 3¼ Lachter hoch iſt, und aus einem grauen
zarten und ganzen Gewebe beſtehet;
8. Berge, die ein ſchwarzes hornartiges und ſchieferichtes Gewebe haben, und 8
Zoll hoch ſind;
9. Das Floͤz, die eigentliche Schiefern, welche eine gelbliche Speiſe, weiſe flitſche-
riche Funken und eine ſchwarzgraue Farbe haben, und 3, 6, 8 bis 12-, eine
Hoͤhe in die andere genommen aber nur 5 bis 6 Zoll hoch ſind;
10. Sanderze, die 2, 3 bis 4 Zoll hoch ſind, und nicht an allen Orten angetrof-
fen werden;
11. Das Liegende, oder die Sohle von den Schiefern, welches ein ganzes, graues,
ſandiges und feſtes ¾ bis 1 Lachter hohes Gebirg iſt, deſſen Teile dem Ganzen
aͤhnlich ſind;
12. Ein wildes rothes, und mit Quarz vermiſchtes ſchlechtiges Geſtein, deſ-
ſen Maͤchtigkeit um deswillen noch nicht durchſunken und erforſcht worden
iſt, weil ſich bei ihm, vermoͤge der Erfahrung, alle Hofnung zu Erzen zu ver-
liehren ſcheinet.
§. 7.

Das Floͤz faͤlt ſehr ſtark von dem Horizont ab, das Seltſamſte aber, was man
an ihm wahrnimt, das iſt dieſes: Daß es auf der groͤſten Hoͤhe des Gebirgs nach der
ebenen, doch thalichten Lage dieſer Anhoͤhe, gegen Mitternacht, in der Stunde von Mor-
gen nach Abend, zu Tag ausgehet, und nach dem Fall des Gebirges einſchieſet. Eben
daher hat daſſelbe aber auch ein ordentliches Streichen und Fallen. Das erſtere erſtrekt
ſich von Morgen nach Abend, das andere gegen Mittag. Dieſes iſt vor ein Floͤzwerk
ſo ſtark, daß es in einem Lachter Donlege ½ bis ¾ Lachter Seigerteufe betraͤgt.

§. 8.

Es machet dieſes Floͤz ſo wol in dem Streichen, als wie in dem Fallen kleine Ver-
aͤnderung, und Bukkeln und Mulden. Es entſtehet daher die verſchiedene Hoͤhe der
Schiefern, weil dieſelbe in den Bukkeln niedrig, in den Mulden aber hoch ſind. Bei
den erſtern geſchiehet es zuweiln auch, daß ſie die Schiefern ganz und gar verdrukken,

wann
G g 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0257" n="237"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von dem Schieferbergwerk bei Sangerhau&#x017F;en.</hi></fw><lb/>
hat, in welchem man mancherlei Arten von Ver&#x017F;teinerungen findet, die in<lb/>
Knochen und kleinen Mu&#x017F;cheln be&#x017F;tehen;</item><lb/>
                <item>5. <hi rendition="#fr">Lederkalk,</hi> der auch wegen &#x017F;einem unangenehmen Geruch <hi rendition="#fr">Stink&#x017F;tein</hi> hei&#x017F;et,<lb/>
und &#x017F;chwa&#x0364;rzlich, &#x017F;eifeig, und 2 Lachter hoch i&#x017F;t;</item><lb/>
                <item>6. <hi rendition="#fr">A&#x017F;chengebirg,</hi> einen Sand, der graulich aus&#x017F;iehet, und ½ bis 1 Lachter ma&#x0364;ch-<lb/>
tig i&#x017F;t;</item><lb/>
                <item>7. <hi rendition="#fr">Zech&#x017F;tein,</hi> zu dem Dach, welcher 3¼ Lachter hoch i&#x017F;t, und aus einem grauen<lb/>
zarten und ganzen Gewebe be&#x017F;tehet;</item><lb/>
                <item>8. <hi rendition="#fr">Berge,</hi> die ein &#x017F;chwarzes hornartiges und &#x017F;chieferichtes Gewebe haben, und 8<lb/>
Zoll hoch &#x017F;ind;</item><lb/>
                <item>9. Das <hi rendition="#fr">Flo&#x0364;z,</hi> die eigentliche <hi rendition="#fr">Schiefern,</hi> welche eine gelbliche Spei&#x017F;e, wei&#x017F;e flit&#x017F;che-<lb/>
riche Funken und eine &#x017F;chwarzgraue Farbe haben, und 3, 6, 8 bis 12-, eine<lb/>
Ho&#x0364;he in die andere genommen aber nur 5 bis 6 Zoll hoch &#x017F;ind;</item><lb/>
                <item>10. <hi rendition="#fr">Sanderze,</hi> die 2, 3 bis 4 Zoll hoch &#x017F;ind, und nicht an allen Orten angetrof-<lb/>
fen werden;</item><lb/>
                <item>11. Das <hi rendition="#fr">Liegende,</hi> oder die <hi rendition="#fr">Sohle</hi> von den Schiefern, welches ein ganzes, graues,<lb/>
&#x017F;andiges und fe&#x017F;tes ¾ bis 1 Lachter hohes Gebirg i&#x017F;t, de&#x017F;&#x017F;en Teile dem Ganzen<lb/>
a&#x0364;hnlich &#x017F;ind;</item><lb/>
                <item>12. Ein <hi rendition="#fr">wildes rothes,</hi> und <hi rendition="#fr">mit Quarz vermi&#x017F;chtes &#x017F;chlechtiges Ge&#x017F;tein,</hi> de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Ma&#x0364;chtigkeit um deswillen noch nicht durch&#x017F;unken und erfor&#x017F;cht worden<lb/>
i&#x017F;t, weil &#x017F;ich bei ihm, vermo&#x0364;ge der Erfahrung, alle Hofnung zu Erzen zu ver-<lb/>
liehren &#x017F;cheinet.</item>
              </list>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 7.</head><lb/>
              <p>Das Flo&#x0364;z fa&#x0364;lt &#x017F;ehr &#x017F;tark von dem Horizont ab, das Selt&#x017F;am&#x017F;te aber, was man<lb/>
an ihm wahrnimt, das i&#x017F;t die&#x017F;es: Daß es auf der gro&#x0364;&#x017F;ten Ho&#x0364;he des Gebirgs nach der<lb/>
ebenen, doch thalichten Lage die&#x017F;er Anho&#x0364;he, gegen Mitternacht, in der Stunde von Mor-<lb/>
gen nach Abend, zu Tag ausgehet, und nach dem Fall des Gebirges ein&#x017F;chie&#x017F;et. Eben<lb/>
daher hat da&#x017F;&#x017F;elbe aber auch ein ordentliches Streichen und Fallen. Das er&#x017F;tere er&#x017F;trekt<lb/>
&#x017F;ich von Morgen nach Abend, das andere gegen Mittag. Die&#x017F;es i&#x017F;t vor ein Flo&#x0364;zwerk<lb/>
&#x017F;o &#x017F;tark, daß es in einem Lachter Donlege ½ bis ¾ Lachter Seigerteufe betra&#x0364;gt.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 8.</head><lb/>
              <p>Es machet die&#x017F;es Flo&#x0364;z &#x017F;o wol in dem Streichen, als wie in dem Fallen kleine Ver-<lb/>
a&#x0364;nderung, und Bukkeln und Mulden. Es ent&#x017F;tehet daher die ver&#x017F;chiedene Ho&#x0364;he der<lb/>
Schiefern, weil die&#x017F;elbe in den Bukkeln niedrig, in den Mulden aber hoch &#x017F;ind. Bei<lb/>
den er&#x017F;tern ge&#x017F;chiehet es zuweiln auch, daß &#x017F;ie die Schiefern ganz und gar verdrukken,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g 3</fw><fw place="bottom" type="catch">wann</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0257] von dem Schieferbergwerk bei Sangerhauſen. hat, in welchem man mancherlei Arten von Verſteinerungen findet, die in Knochen und kleinen Muſcheln beſtehen; 5. Lederkalk, der auch wegen ſeinem unangenehmen Geruch Stinkſtein heiſet, und ſchwaͤrzlich, ſeifeig, und 2 Lachter hoch iſt; 6. Aſchengebirg, einen Sand, der graulich ausſiehet, und ½ bis 1 Lachter maͤch- tig iſt; 7. Zechſtein, zu dem Dach, welcher 3¼ Lachter hoch iſt, und aus einem grauen zarten und ganzen Gewebe beſtehet; 8. Berge, die ein ſchwarzes hornartiges und ſchieferichtes Gewebe haben, und 8 Zoll hoch ſind; 9. Das Floͤz, die eigentliche Schiefern, welche eine gelbliche Speiſe, weiſe flitſche- riche Funken und eine ſchwarzgraue Farbe haben, und 3, 6, 8 bis 12-, eine Hoͤhe in die andere genommen aber nur 5 bis 6 Zoll hoch ſind; 10. Sanderze, die 2, 3 bis 4 Zoll hoch ſind, und nicht an allen Orten angetrof- fen werden; 11. Das Liegende, oder die Sohle von den Schiefern, welches ein ganzes, graues, ſandiges und feſtes ¾ bis 1 Lachter hohes Gebirg iſt, deſſen Teile dem Ganzen aͤhnlich ſind; 12. Ein wildes rothes, und mit Quarz vermiſchtes ſchlechtiges Geſtein, deſ- ſen Maͤchtigkeit um deswillen noch nicht durchſunken und erforſcht worden iſt, weil ſich bei ihm, vermoͤge der Erfahrung, alle Hofnung zu Erzen zu ver- liehren ſcheinet. §. 7. Das Floͤz faͤlt ſehr ſtark von dem Horizont ab, das Seltſamſte aber, was man an ihm wahrnimt, das iſt dieſes: Daß es auf der groͤſten Hoͤhe des Gebirgs nach der ebenen, doch thalichten Lage dieſer Anhoͤhe, gegen Mitternacht, in der Stunde von Mor- gen nach Abend, zu Tag ausgehet, und nach dem Fall des Gebirges einſchieſet. Eben daher hat daſſelbe aber auch ein ordentliches Streichen und Fallen. Das erſtere erſtrekt ſich von Morgen nach Abend, das andere gegen Mittag. Dieſes iſt vor ein Floͤzwerk ſo ſtark, daß es in einem Lachter Donlege ½ bis ¾ Lachter Seigerteufe betraͤgt. §. 8. Es machet dieſes Floͤz ſo wol in dem Streichen, als wie in dem Fallen kleine Ver- aͤnderung, und Bukkeln und Mulden. Es entſtehet daher die verſchiedene Hoͤhe der Schiefern, weil dieſelbe in den Bukkeln niedrig, in den Mulden aber hoch ſind. Bei den erſtern geſchiehet es zuweiln auch, daß ſie die Schiefern ganz und gar verdrukken, wann G g 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/257
Zitationshilfe: Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/257>, abgerufen am 03.12.2024.