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Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767.

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von den einseitigen churhannöv. Silber-Kupfer- u. Bleibergwerken etc.
§. 104.

Jn dem 93 und 94. §. habe ich zwar schon angezeigt, daß die Glätt und der Herd
bei denen Schlieg-, der Abstrich aber bei denen Afterschmelzen zugeschlagen wird: Weil
aber dennoch viele Glätt übrig bleibet; So wird diese in Blei gefrischt. Es geschiehet
dieses Frischen auf einem Frischofen, in welchem die Form 12 Zoll hoch liegt. Man
schlägt bei diesem Schmelzen nur etwas strenge Schlakken oder Leimen zu. Die da-
bei fallende Bleie zieht man rein ab, und gieset sie in Mulden, da sie dann zu dem Ver-
kauf geschikt sind.

Die 1. Anmerkung.

Die Schlakken, welche noch 60 und mehr Pfund Blei halten, verteilet man auf die Schlieg-
schmelzen und die Röste. Jch halte dieses nicht vor gut: Denn, da man dadurch die in diesen
Schlakken befindliche Bleie in eine weitläuftige Arbeit bringet, und viele in die Schlakken iaget;
So muß auch notwendig ein sehr groser Teil des Bleies verbrennet werden. Man würde viel
besser thun, und einen weit grösern Vorteil erhalten, wann man diese Schlakken ein- bis zweimal
durch Nachsezzen reducirte, und alsdann erst dieselbe bei denen Rösten der Erze und Schliege zu-
schlüge. Wie gern sich diese Schlakken ohne alle Zuschläge reduciren, das weis ich aus unver-
werflichen Erfahrungen: Wie gros aber auch der Schade ist, wann man die Bleie nicht durch die-
sen Weg gröstenteils aus ihnen heraus ziehet, davon bin ich recht gut überzeugt. Wer inzwischen
daran zweifelt, der darf nur Versuche in dem Grosen anstellen.

Die 2. Anmerkung.

Die Erfahrung lehret, daß eine niedrige Form mehr Metall herausbringet, als eine hohe:
Da nun die Glätt und der Herd, wegen ihrer Leichtflüssigkeit, keineswegs eine hohe Form erfor-
dern; So halte ich es auch vor sehr gut, wann man die Form bei den Glättfrischen nur 4 und
höchstens 6 Zoll hoch leget.

Die 3. Anmerkung.

Es sind einige unter den Schmelzverständigen der Meinung, daß man bei den Glätt- und allen
andern Frischen um deswillen keine Nase führen solte, weil der Wind in diesem Fall wärmer auf
das Geschmelze ginge, und besser reducirte. Jn denen Gedanken und in der darauf gebaueten
Theorie mag dieses wol gegründet sein, die Erfahrung muß aber den Ausspruch thun. Das Ge-
schmelze fält ohne eine Nase gern roh in den Herd, und alsdann wird es matt, und es verliehrt
die Flüssigkeit.

§. 105.

Der Abstrich, oder die Kräz von den Bleien, die bei dem Glättfrischen gemacht
wird, ist noch sehr küpferich. Damit man nun die Kupfer von den Bleien ausscheiden
möge: So wird dieselbe noch einmal auf einem Frischofen geschmolzen. Die bleiische
Stükker, die davon fallen, seigert man alsdann ab, die daraus kommende Werke treibt
man, die Kupfer aber, die von keinem grosen Belang sind, darret man, und macht sie
auf einem kleinen Gaarherd zu Kaufmanswaar.

Anmer-
C c 3
von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer- u. Bleibergwerken ꝛc.
§. 104.

Jn dem 93 und 94. §. habe ich zwar ſchon angezeigt, daß die Glaͤtt und der Herd
bei denen Schlieg-, der Abſtrich aber bei denen Afterſchmelzen zugeſchlagen wird: Weil
aber dennoch viele Glaͤtt uͤbrig bleibet; So wird dieſe in Blei gefriſcht. Es geſchiehet
dieſes Friſchen auf einem Friſchofen, in welchem die Form 12 Zoll hoch liegt. Man
ſchlaͤgt bei dieſem Schmelzen nur etwas ſtrenge Schlakken oder Leimen zu. Die da-
bei fallende Bleie zieht man rein ab, und gieſet ſie in Mulden, da ſie dann zu dem Ver-
kauf geſchikt ſind.

Die 1. Anmerkung.

Die Schlakken, welche noch 60 und mehr Pfund Blei halten, verteilet man auf die Schlieg-
ſchmelzen und die Roͤſte. Jch halte dieſes nicht vor gut: Denn, da man dadurch die in dieſen
Schlakken befindliche Bleie in eine weitlaͤuftige Arbeit bringet, und viele in die Schlakken iaget;
So muß auch notwendig ein ſehr groſer Teil des Bleies verbrennet werden. Man wuͤrde viel
beſſer thun, und einen weit groͤſern Vorteil erhalten, wann man dieſe Schlakken ein- bis zweimal
durch Nachſezzen reducirte, und alsdann erſt dieſelbe bei denen Roͤſten der Erze und Schliege zu-
ſchluͤge. Wie gern ſich dieſe Schlakken ohne alle Zuſchlaͤge reduciren, das weis ich aus unver-
werflichen Erfahrungen: Wie gros aber auch der Schade iſt, wann man die Bleie nicht durch die-
ſen Weg groͤſtenteils aus ihnen heraus ziehet, davon bin ich recht gut uͤberzeugt. Wer inzwiſchen
daran zweifelt, der darf nur Verſuche in dem Groſen anſtellen.

Die 2. Anmerkung.

Die Erfahrung lehret, daß eine niedrige Form mehr Metall herausbringet, als eine hohe:
Da nun die Glaͤtt und der Herd, wegen ihrer Leichtfluͤſſigkeit, keineswegs eine hohe Form erfor-
dern; So halte ich es auch vor ſehr gut, wann man die Form bei den Glaͤttfriſchen nur 4 und
hoͤchſtens 6 Zoll hoch leget.

Die 3. Anmerkung.

Es ſind einige unter den Schmelzverſtaͤndigen der Meinung, daß man bei den Glaͤtt- und allen
andern Friſchen um deswillen keine Naſe fuͤhren ſolte, weil der Wind in dieſem Fall waͤrmer auf
das Geſchmelze ginge, und beſſer reducirte. Jn denen Gedanken und in der darauf gebaueten
Theorie mag dieſes wol gegruͤndet ſein, die Erfahrung muß aber den Ausſpruch thun. Das Ge-
ſchmelze faͤlt ohne eine Naſe gern roh in den Herd, und alsdann wird es matt, und es verliehrt
die Fluͤſſigkeit.

§. 105.

Der Abſtrich, oder die Kraͤz von den Bleien, die bei dem Glaͤttfriſchen gemacht
wird, iſt noch ſehr kuͤpferich. Damit man nun die Kupfer von den Bleien ausſcheiden
moͤge: So wird dieſelbe noch einmal auf einem Friſchofen geſchmolzen. Die bleiiſche
Stuͤkker, die davon fallen, ſeigert man alsdann ab, die daraus kommende Werke treibt
man, die Kupfer aber, die von keinem groſen Belang ſind, darret man, und macht ſie
auf einem kleinen Gaarherd zu Kaufmanswaar.

Anmer-
C c 3
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[205/0225] von den einſeitigen churhannoͤv. Silber-Kupfer- u. Bleibergwerken ꝛc. §. 104. Jn dem 93 und 94. §. habe ich zwar ſchon angezeigt, daß die Glaͤtt und der Herd bei denen Schlieg-, der Abſtrich aber bei denen Afterſchmelzen zugeſchlagen wird: Weil aber dennoch viele Glaͤtt uͤbrig bleibet; So wird dieſe in Blei gefriſcht. Es geſchiehet dieſes Friſchen auf einem Friſchofen, in welchem die Form 12 Zoll hoch liegt. Man ſchlaͤgt bei dieſem Schmelzen nur etwas ſtrenge Schlakken oder Leimen zu. Die da- bei fallende Bleie zieht man rein ab, und gieſet ſie in Mulden, da ſie dann zu dem Ver- kauf geſchikt ſind. Die 1. Anmerkung. Die Schlakken, welche noch 60 und mehr Pfund Blei halten, verteilet man auf die Schlieg- ſchmelzen und die Roͤſte. Jch halte dieſes nicht vor gut: Denn, da man dadurch die in dieſen Schlakken befindliche Bleie in eine weitlaͤuftige Arbeit bringet, und viele in die Schlakken iaget; So muß auch notwendig ein ſehr groſer Teil des Bleies verbrennet werden. Man wuͤrde viel beſſer thun, und einen weit groͤſern Vorteil erhalten, wann man dieſe Schlakken ein- bis zweimal durch Nachſezzen reducirte, und alsdann erſt dieſelbe bei denen Roͤſten der Erze und Schliege zu- ſchluͤge. Wie gern ſich dieſe Schlakken ohne alle Zuſchlaͤge reduciren, das weis ich aus unver- werflichen Erfahrungen: Wie gros aber auch der Schade iſt, wann man die Bleie nicht durch die- ſen Weg groͤſtenteils aus ihnen heraus ziehet, davon bin ich recht gut uͤberzeugt. Wer inzwiſchen daran zweifelt, der darf nur Verſuche in dem Groſen anſtellen. Die 2. Anmerkung. Die Erfahrung lehret, daß eine niedrige Form mehr Metall herausbringet, als eine hohe: Da nun die Glaͤtt und der Herd, wegen ihrer Leichtfluͤſſigkeit, keineswegs eine hohe Form erfor- dern; So halte ich es auch vor ſehr gut, wann man die Form bei den Glaͤttfriſchen nur 4 und hoͤchſtens 6 Zoll hoch leget. Die 3. Anmerkung. Es ſind einige unter den Schmelzverſtaͤndigen der Meinung, daß man bei den Glaͤtt- und allen andern Friſchen um deswillen keine Naſe fuͤhren ſolte, weil der Wind in dieſem Fall waͤrmer auf das Geſchmelze ginge, und beſſer reducirte. Jn denen Gedanken und in der darauf gebaueten Theorie mag dieſes wol gegruͤndet ſein, die Erfahrung muß aber den Ausſpruch thun. Das Ge- ſchmelze faͤlt ohne eine Naſe gern roh in den Herd, und alsdann wird es matt, und es verliehrt die Fluͤſſigkeit. §. 105. Der Abſtrich, oder die Kraͤz von den Bleien, die bei dem Glaͤttfriſchen gemacht wird, iſt noch ſehr kuͤpferich. Damit man nun die Kupfer von den Bleien ausſcheiden moͤge: So wird dieſelbe noch einmal auf einem Friſchofen geſchmolzen. Die bleiiſche Stuͤkker, die davon fallen, ſeigert man alsdann ab, die daraus kommende Werke treibt man, die Kupfer aber, die von keinem groſen Belang ſind, darret man, und macht ſie auf einem kleinen Gaarherd zu Kaufmanswaar. Anmer- C c 3

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Zitationshilfe: Cancrin, Franz Ludwig von: Beschreibung der vorzüglichsten Bergwerke. Frankfurt (Main), 1767, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cancrin_beschreibung_1767/225>, abgerufen am 21.11.2024.