[Calvi, François de]: Beutelschneider, oder newe warhaffte vnd eigentliche Beschreibung der Diebs Historien. [Bd. 1]. Frankfurt (Main), 1627.Beutelschneider/ oder hen/ schicket es Gott/ daß er von deß Weingärt-ners (dem die Tochter war zuvor durch den Edel- mann eniführet worden) Nachbaurn wurde er- kandt vnd gesehen/ als er vmb den Abend vor ei- nem vngefehr von deß Edelmans Schloß ein Meyl wegs abgelegenen Dorff vorüber gienge: Welches dann der Nachbar so bald dem Wein- gärtner/ vnd der Weingärtner dem Edelman zu- wissen thete. Der Edelmann saumet sich nicht/ sondern name in der eyl seine Bawern vnnd Vn- terthanen zu sich/ folgten dem Bößwicht so starck vnd so lang nach/ biß daß sie jhn endlich in einem dicken vnd finstern wald/ da er sich vnter die Dör- ner vnd Gestreuch verstecket hatte/ ergriffen: wur- de darauff gen Lion geführet/ vnd nach dem er sei- ne Mord vnd Bubenstück alle bekandt/ wurde er nach der Gewonheit solcher Zeit/ in heises sieden- tes Oel geworffen/ vmb der verdamblichen vnnd schrecklichen Vbelthaten willen/ welche er inn sei- nem Leben getrieben vnd begangen hatte. Das XIII. Capitel. Von den Arglistigen streichen vnd Buben- LIsander pflegte zu sagen: Man müs- reichen/
Beutelſchneider/ oder hen/ ſchicket es Gott/ daß er von deß Weingaͤrt-ners (dem die Tochter war zuvor durch den Edel- mann enifuͤhret worden) Nachbaurn wurde er- kandt vnd geſehen/ als er vmb den Abend vor ei- nem vngefehr von deß Edelmans Schloß ein Meyl wegs abgelegenen Dorff voruͤber gienge: Welches dann der Nachbar ſo bald dem Wein- gaͤrtner/ vnd der Weingaͤrtner dem Edelman zu- wiſſen thete. Der Edelmann ſaumet ſich nicht/ ſondern name in der eyl ſeine Bawern vnnd Vn- terthanen zu ſich/ folgten dem Boͤßwicht ſo ſtarck vnd ſo lang nach/ biß daß ſie jhn endlich in einem dicken vnd finſtern wald/ da er ſich vnter die Doͤr- ner vnd Geſtreuch verſtecket hatte/ ergriffen: wur- de darauff gen Lion gefuͤhret/ vnd nach dem er ſei- ne Mord vnd Bubenſtuͤck alle bekandt/ wurde er nach der Gewonheit ſolcher Zeit/ in heiſes ſieden- tes Oel geworffen/ vmb der verdamblichen vnnd ſchrecklichen Vbelthaten willen/ welche er inn ſei- nem Leben getrieben vnd begangen hatte. Das XIII. Capitel. Von den Argliſtigen ſtreichen vnd Buben- LIſander pflegte zu ſagen: Man muͤſ- reichen/
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Beutelſchneider/ oder
hen/ ſchicket es Gott/ daß er von deß Weingaͤrt-
ners (dem die Tochter war zuvor durch den Edel-
mann enifuͤhret worden) Nachbaurn wurde er-
kandt vnd geſehen/ als er vmb den Abend vor ei-
nem vngefehr von deß Edelmans Schloß ein
Meyl wegs abgelegenen Dorff voruͤber gienge:
Welches dann der Nachbar ſo bald dem Wein-
gaͤrtner/ vnd der Weingaͤrtner dem Edelman zu-
wiſſen thete. Der Edelmann ſaumet ſich nicht/
ſondern name in der eyl ſeine Bawern vnnd Vn-
terthanen zu ſich/ folgten dem Boͤßwicht ſo ſtarck
vnd ſo lang nach/ biß daß ſie jhn endlich in einem
dicken vnd finſtern wald/ da er ſich vnter die Doͤr-
ner vnd Geſtreuch verſtecket hatte/ ergriffen: wur-
de darauff gen Lion gefuͤhret/ vnd nach dem er ſei-
ne Mord vnd Bubenſtuͤck alle bekandt/ wurde er
nach der Gewonheit ſolcher Zeit/ in heiſes ſieden-
tes Oel geworffen/ vmb der verdamblichen vnnd
ſchrecklichen Vbelthaten willen/ welche er inn ſei-
nem Leben getrieben vnd begangen hatte.
Das XIII. Capitel.
Von den Argliſtigen ſtreichen vnd Buben-
ſtuͤcken der Filous/ vnnd wie ſie einem
Jungen Limoſin den Beutel mit dem
Gelt erhaſchet haben.
LIſander pflegte zu ſagen: Man muͤſ-
ſe deß Fuchſes Schwantz daran haͤfften/
wann die Loͤwenhaut nicht weit gnug wolte
reichen/
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