Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Buri, Maximilian von: Ueber Causalität und deren Verantwortung. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

indem er einmal S. 63 im Falle der ricochetirenden Kugel
(s. oben) bemerkt, es müsse für dolose Vollendung gehaftet
werden, wenn nicht das Ricochetiren in einer Weise erfolge,
daß selbst die Zurechnung zur culpa ausgeschlossen erscheine,
falls der Schießende überhaupt nicht habe treffen wollen.



III. Verhältniß des Willens zum Erfolge.

Man wird nach diesen Ausführungen v. B. zustimmen
können, wenn er in §. 5 behauptet, sei der Erfolg als noth-
wendiges oder, was im Leben für gleichbedeutend gehalten
werde, höchst wahrscheinliches, unvermeidbares, Ergebniß des
Handelns vorausgesehen worden, so müsse derselbe als gewollt
betrachtet werden. Ebenso ist es richtig, daß ein für höchst
unwahrscheinlich gehaltener Erfolg überhaupt nicht gewollt
werden kann, und daß die Zurechnung eines weder für noth-
wendig (höchst wahrscheinlich) noch höchst unwahrscheinlich
erachteten Erfolgs davon abhängt, ob derselbe von dem
Handelnden gewollt war oder nicht, in welch letzterem Falle
dann Haftbarkeit für Fahrlässigkeit vorliegen würde. -- Zu
bestreiten aber dürfte die Behauptung v. B. sein, daß der-
jenige, welcher sich gleichgültig gegenüber einem weder noth-
wendigen noch im höchsten Grade ihm wahrscheinlichen Er-
gebniß seiner Handlung verhalte, höchstens nur für culpa
einzustehen habe, weil die Gleichgültigkeit gegen einen Erfolg
nichts sei, als die Verneinung eines Strebens nach dem
Erfolge. -- Sieht Jemand einen strafrechtlichen Erfolg als
das wahrscheinliche Ergebniß seiner Handlung voraus --

indem er einmal S. 63 im Falle der ricochetirenden Kugel
(ſ. oben) bemerkt, es müſſe für doloſe Vollendung gehaftet
werden, wenn nicht das Ricochetiren in einer Weiſe erfolge,
daß ſelbſt die Zurechnung zur culpa ausgeſchloſſen erſcheine,
falls der Schießende überhaupt nicht habe treffen wollen.



III. Verhältniß des Willens zum Erfolge.

Man wird nach dieſen Ausführungen v. B. zuſtimmen
können, wenn er in §. 5 behauptet, ſei der Erfolg als noth-
wendiges oder, was im Leben für gleichbedeutend gehalten
werde, höchſt wahrſcheinliches, unvermeidbares, Ergebniß des
Handelns vorausgeſehen worden, ſo müſſe derſelbe als gewollt
betrachtet werden. Ebenſo iſt es richtig, daß ein für höchſt
unwahrſcheinlich gehaltener Erfolg überhaupt nicht gewollt
werden kann, und daß die Zurechnung eines weder für noth-
wendig (höchſt wahrſcheinlich) noch höchſt unwahrſcheinlich
erachteten Erfolgs davon abhängt, ob derſelbe von dem
Handelnden gewollt war oder nicht, in welch letzterem Falle
dann Haftbarkeit für Fahrläſſigkeit vorliegen würde. — Zu
beſtreiten aber dürfte die Behauptung v. B. ſein, daß der-
jenige, welcher ſich gleichgültig gegenüber einem weder noth-
wendigen noch im höchſten Grade ihm wahrſcheinlichen Er-
gebniß ſeiner Handlung verhalte, höchſtens nur für culpa
einzuſtehen habe, weil die Gleichgültigkeit gegen einen Erfolg
nichts ſei, als die Verneinung eines Strebens nach dem
Erfolge. — Sieht Jemand einen ſtrafrechtlichen Erfolg als
das wahrſcheinliche Ergebniß ſeiner Handlung voraus —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0035" n="31"/>
indem er einmal S. 63 im Falle der ricochetirenden Kugel<lb/>
(&#x017F;. oben) bemerkt, es mü&#x017F;&#x017F;e für dolo&#x017F;e Vollendung gehaftet<lb/>
werden, wenn nicht das Ricochetiren in einer Wei&#x017F;e erfolge,<lb/>
daß &#x017F;elb&#x017F;t die Zurechnung zur <hi rendition="#aq">culpa</hi> ausge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en er&#x017F;cheine,<lb/>
falls der Schießende überhaupt nicht habe treffen wollen.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Verhältniß des Willens zum Erfolge.</hi> </head><lb/>
        <p>Man wird nach die&#x017F;en Ausführungen v. B. zu&#x017F;timmen<lb/>
können, wenn er in §. 5 behauptet, &#x017F;ei der Erfolg als noth-<lb/>
wendiges oder, was im Leben für gleichbedeutend gehalten<lb/>
werde, höch&#x017F;t wahr&#x017F;cheinliches, unvermeidbares, Ergebniß des<lb/>
Handelns vorausge&#x017F;ehen worden, &#x017F;o mü&#x017F;&#x017F;e der&#x017F;elbe als gewollt<lb/>
betrachtet werden. Eben&#x017F;o i&#x017F;t es richtig, daß ein für höch&#x017F;t<lb/>
unwahr&#x017F;cheinlich gehaltener Erfolg überhaupt nicht gewollt<lb/>
werden kann, und daß die Zurechnung eines weder für noth-<lb/>
wendig (höch&#x017F;t wahr&#x017F;cheinlich) noch höch&#x017F;t unwahr&#x017F;cheinlich<lb/>
erachteten Erfolgs davon abhängt, ob der&#x017F;elbe von dem<lb/>
Handelnden gewollt war oder nicht, in welch letzterem Falle<lb/>
dann Haftbarkeit für Fahrlä&#x017F;&#x017F;igkeit vorliegen würde. &#x2014; Zu<lb/>
be&#x017F;treiten aber dürfte die Behauptung v. B. &#x017F;ein, daß der-<lb/>
jenige, welcher &#x017F;ich gleichgültig gegenüber einem weder noth-<lb/>
wendigen noch im höch&#x017F;ten Grade ihm wahr&#x017F;cheinlichen Er-<lb/>
gebniß &#x017F;einer Handlung verhalte, höch&#x017F;tens nur für <hi rendition="#aq">culpa</hi><lb/>
einzu&#x017F;tehen habe, weil die Gleichgültigkeit gegen einen Erfolg<lb/>
nichts &#x017F;ei, als die Verneinung eines Strebens nach dem<lb/>
Erfolge. &#x2014; Sieht Jemand einen &#x017F;trafrechtlichen Erfolg als<lb/>
das wahr&#x017F;cheinliche Ergebniß &#x017F;einer Handlung voraus &#x2014;<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0035] indem er einmal S. 63 im Falle der ricochetirenden Kugel (ſ. oben) bemerkt, es müſſe für doloſe Vollendung gehaftet werden, wenn nicht das Ricochetiren in einer Weiſe erfolge, daß ſelbſt die Zurechnung zur culpa ausgeſchloſſen erſcheine, falls der Schießende überhaupt nicht habe treffen wollen. III. Verhältniß des Willens zum Erfolge. Man wird nach dieſen Ausführungen v. B. zuſtimmen können, wenn er in §. 5 behauptet, ſei der Erfolg als noth- wendiges oder, was im Leben für gleichbedeutend gehalten werde, höchſt wahrſcheinliches, unvermeidbares, Ergebniß des Handelns vorausgeſehen worden, ſo müſſe derſelbe als gewollt betrachtet werden. Ebenſo iſt es richtig, daß ein für höchſt unwahrſcheinlich gehaltener Erfolg überhaupt nicht gewollt werden kann, und daß die Zurechnung eines weder für noth- wendig (höchſt wahrſcheinlich) noch höchſt unwahrſcheinlich erachteten Erfolgs davon abhängt, ob derſelbe von dem Handelnden gewollt war oder nicht, in welch letzterem Falle dann Haftbarkeit für Fahrläſſigkeit vorliegen würde. — Zu beſtreiten aber dürfte die Behauptung v. B. ſein, daß der- jenige, welcher ſich gleichgültig gegenüber einem weder noth- wendigen noch im höchſten Grade ihm wahrſcheinlichen Er- gebniß ſeiner Handlung verhalte, höchſtens nur für culpa einzuſtehen habe, weil die Gleichgültigkeit gegen einen Erfolg nichts ſei, als die Verneinung eines Strebens nach dem Erfolge. — Sieht Jemand einen ſtrafrechtlichen Erfolg als das wahrſcheinliche Ergebniß ſeiner Handlung voraus —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buri_causalitaet_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buri_causalitaet_1873/35
Zitationshilfe: Buri, Maximilian von: Ueber Causalität und deren Verantwortung. Leipzig, 1873, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buri_causalitaet_1873/35>, abgerufen am 21.11.2024.