Burdel, Édouard: Die Trunksucht. (Übers. Heinrich Gauss). Weimar, 1855.ihrer Aufnahme machen; denn der moralische Zustand der Arbeiter und folglich der Städte geht aus der Organisation des gewerblichen Lebens hervor und die Principale und Meister haben die Verantwortlichkeit dafür auf sich. "Wie der Meister, so die Gesellen," läßt sich mit Sicherheit behaupten; und in der That, nie wird ein Meister, der für sich und die Angehörigen seiner Familie streng an den Grundsätzen der Moral festhält, die Zügellosigkeiten dulden, welche in den Werkstätten so verderblich wirken, und wenn ein Industrie-Chef, aus Schwäche, der Lüderlichkeit, der Trunksucht in seinem Etablissement Nachsicht schenkt, so muß dieß nicht allein als eine Zustimmung zur Lüderlichkeit angesehen werden, sondern er setzt sich dadurch auch den Vorwürfen der Familien und der ganzen öffentlichen Gesellschaft aus *). *) Zur Ehre unserer heutigen Zeit gestehen wir übrigens gerne, daß die großen Werkstätten und die Manufacturen im Allgemeinen jetzt mit einander wetteifern in dem Streben, die physische und moralische Lage ihrer Arbeiter zu verbessern, und es giebt deren eine große Zahl, welche das Wohl der für sie Arbeitenden bestens im Auge haben.
Wir kennen Manufacturen, wo die beiden Geschlechter in getrennten Räumen arbeiten, wo die Frauenzimmer täglich stets etwas früher, als die Männer, von der Arbeit gehen, wo die Trunkenheit geächtet ist, wo für die Kranken gesorgt wird und die Arbeit ihnen bis zur Heilung vorbehalten bleibt, wo die Arbeiter ermuntert werden, in die Sparcassen einzulegen etc. etc. Und eben da, kann man behaupten, findet sich auch nur wenig Elend und Entsittlichung. ihrer Aufnahme machen; denn der moralische Zustand der Arbeiter und folglich der Städte geht aus der Organisation des gewerblichen Lebens hervor und die Principale und Meister haben die Verantwortlichkeit dafür auf sich. „Wie der Meister, so die Gesellen,“ läßt sich mit Sicherheit behaupten; und in der That, nie wird ein Meister, der für sich und die Angehörigen seiner Familie streng an den Grundsätzen der Moral festhält, die Zügellosigkeiten dulden, welche in den Werkstätten so verderblich wirken, und wenn ein Industrie-Chef, aus Schwäche, der Lüderlichkeit, der Trunksucht in seinem Etablissement Nachsicht schenkt, so muß dieß nicht allein als eine Zustimmung zur Lüderlichkeit angesehen werden, sondern er setzt sich dadurch auch den Vorwürfen der Familien und der ganzen öffentlichen Gesellschaft aus *). *) Zur Ehre unserer heutigen Zeit gestehen wir übrigens gerne, daß die großen Werkstätten und die Manufacturen im Allgemeinen jetzt mit einander wetteifern in dem Streben, die physische und moralische Lage ihrer Arbeiter zu verbessern, und es giebt deren eine große Zahl, welche das Wohl der für sie Arbeitenden bestens im Auge haben.
Wir kennen Manufacturen, wo die beiden Geschlechter in getrennten Räumen arbeiten, wo die Frauenzimmer täglich stets etwas früher, als die Männer, von der Arbeit gehen, wo die Trunkenheit geächtet ist, wo für die Kranken gesorgt wird und die Arbeit ihnen bis zur Heilung vorbehalten bleibt, wo die Arbeiter ermuntert werden, in die Sparcassen einzulegen etc. etc. Und eben da, kann man behaupten, findet sich auch nur wenig Elend und Entsittlichung. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0101" n="91"/> ihrer Aufnahme machen; denn der moralische Zustand der Arbeiter und folglich der Städte geht aus der Organisation des gewerblichen Lebens hervor und die Principale und Meister haben die Verantwortlichkeit dafür auf sich.</p> <p>„Wie der Meister, so die Gesellen,“ läßt sich mit Sicherheit behaupten; und in der That, nie wird ein Meister, der für sich und die Angehörigen seiner Familie streng an den Grundsätzen der Moral festhält, die Zügellosigkeiten dulden, welche in den Werkstätten so verderblich wirken, und wenn ein Industrie-Chef, aus Schwäche, der Lüderlichkeit, der Trunksucht in seinem Etablissement Nachsicht schenkt, so muß dieß nicht allein als eine Zustimmung zur Lüderlichkeit angesehen werden, sondern er setzt sich dadurch auch den Vorwürfen der Familien und der ganzen öffentlichen Gesellschaft aus <note place="foot" n="*)">Zur Ehre unserer heutigen Zeit gestehen wir übrigens gerne, daß die großen Werkstätten und die Manufacturen im Allgemeinen jetzt mit einander wetteifern in dem Streben, die physische und moralische Lage ihrer Arbeiter zu verbessern, und es giebt deren eine große Zahl, welche das Wohl der für sie Arbeitenden bestens im Auge haben.<lb/> Wir kennen Manufacturen, wo die beiden Geschlechter in getrennten Räumen arbeiten, wo die Frauenzimmer täglich stets etwas früher, als die Männer, von der Arbeit gehen, <hi rendition="#g">wo die Trunkenheit geächtet ist</hi>, wo für die Kranken gesorgt wird und die Arbeit ihnen bis zur Heilung vorbehalten bleibt, wo die Arbeiter ermuntert werden, in die Sparcassen einzulegen etc. etc. Und eben da, kann man behaupten, findet sich auch nur wenig Elend und Entsittlichung.</note>.</p> </div><lb/> <div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0101]
ihrer Aufnahme machen; denn der moralische Zustand der Arbeiter und folglich der Städte geht aus der Organisation des gewerblichen Lebens hervor und die Principale und Meister haben die Verantwortlichkeit dafür auf sich.
„Wie der Meister, so die Gesellen,“ läßt sich mit Sicherheit behaupten; und in der That, nie wird ein Meister, der für sich und die Angehörigen seiner Familie streng an den Grundsätzen der Moral festhält, die Zügellosigkeiten dulden, welche in den Werkstätten so verderblich wirken, und wenn ein Industrie-Chef, aus Schwäche, der Lüderlichkeit, der Trunksucht in seinem Etablissement Nachsicht schenkt, so muß dieß nicht allein als eine Zustimmung zur Lüderlichkeit angesehen werden, sondern er setzt sich dadurch auch den Vorwürfen der Familien und der ganzen öffentlichen Gesellschaft aus *).
*) Zur Ehre unserer heutigen Zeit gestehen wir übrigens gerne, daß die großen Werkstätten und die Manufacturen im Allgemeinen jetzt mit einander wetteifern in dem Streben, die physische und moralische Lage ihrer Arbeiter zu verbessern, und es giebt deren eine große Zahl, welche das Wohl der für sie Arbeitenden bestens im Auge haben.
Wir kennen Manufacturen, wo die beiden Geschlechter in getrennten Räumen arbeiten, wo die Frauenzimmer täglich stets etwas früher, als die Männer, von der Arbeit gehen, wo die Trunkenheit geächtet ist, wo für die Kranken gesorgt wird und die Arbeit ihnen bis zur Heilung vorbehalten bleibt, wo die Arbeiter ermuntert werden, in die Sparcassen einzulegen etc. etc. Und eben da, kann man behaupten, findet sich auch nur wenig Elend und Entsittlichung.
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