Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.Erster Theil. einem sichern, unabänderlichen Gange derselben, und indiesem Vertrauen giebt sich ihr der Mensch in ruhiger Sorg- losigkeit hin. Wir gelangen hierdurch zu der Idee von der Stetigkeit der Natur. § 61. Diese Idee leitet uns zu Erfindungen, sie läßt § 62. Wahrnehmungen und Beobachtungen liefern uns die § 63. Von ihnen erheben wir uns zu den philosophi- § 64. Da es nun aber die Gränzen unsers Erkenntnißvermö- seyn
Erſter Theil. einem ſichern, unabaͤnderlichen Gange derſelben, und indieſem Vertrauen giebt ſich ihr der Menſch in ruhiger Sorg- loſigkeit hin. Wir gelangen hierdurch zu der Idee von der Stetigkeit der Natur. § 61. Dieſe Idee leitet uns zu Erfindungen, ſie laͤßt § 62. Wahrnehmungen und Beobachtungen liefern uns die § 63. Von ihnen erheben wir uns zu den philoſophi- § 64. Da es nun aber die Graͤnzen unſers Erkenntnißvermoͤ- ſeyn
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Erſter Theil.
einem ſichern, unabaͤnderlichen Gange derſelben, und in
dieſem Vertrauen giebt ſich ihr der Menſch in ruhiger Sorg-
loſigkeit hin. Wir gelangen hierdurch zu der Idee von der
Stetigkeit der Natur.
§ 61.
Dieſe Idee leitet uns zu Erfindungen, ſie laͤßt
uns naͤmlich hoffen, daß unter beſtimmten Umſtaͤnden,
welche wir jetzt zum erſtenmale (wenigſtens fuͤr uns zum
erſtenmale) herbeyfuͤhren, beſtimmte Wuͤrkungen erfolgen
werden. Dadurch gewinnt es den Anſchein, als haͤtten wir
Kenntniſſe der Natur a priori.
§ 62.
Wahrnehmungen und Beobachtungen liefern uns die
erſten Naturkenntniſſe, welche, weil ſie nur die ſchlichte
Aufzaͤhlung deſſen, was exiſtirt oder exiſtirt hat, enthalten,
hiſtoriſche genannt werden. Sie werden alſo voraus-
geſetzt und liegen allen hoͤhern Naturkenntniſſen zu Grunde.
§ 63.
Von ihnen erheben wir uns zu den philoſophi-
ſchen Naturkenntniſſen, welche ſich es zum Zweck
machen, den urſachlichen Zuſammenhang, der unter jenen
Erſcheinungen Statt findet, auszumitteln.
§ 64.
Da es nun aber die Graͤnzen unſers Erkenntnißvermoͤ-
gens nicht geſtatten, die letzten Gruͤnde der Erſcheinungen,
und alſo die Dinge an ſich, zu erkennen, uns auch dieſe
Kenntniß fuͤr unſern gegenwaͤrtigen Zuſtand kaum heilſam
ſeyn
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