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Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

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Bildung des Arztes.
§ 550.

Diese Geistesruhe beruht auf einer gewissen Stärke der
Seele, welche man sich durch ernstes Bestreben erwerben
kann. Unterstützt wird sie aber besonders durch körperliche
und geistige Mäßigkeit; gewöhnt sich der Arzt an dieselbe,
so wird er weder durch den Genuß hitzig, noch durch Er-
schöpfung mürrisch werden.

§ 551.

Er muß ferner Gemeinsinn besitzen, und von allem
groben Egoismus frey seyn. Denn wenn irgend jemand
dem Wohle des gemeinen Wesens Aufopferung bringen, und
Uneigennützigkeit zeigen muß, so ist es der Arzt, welcher
seinen Namen mit Ehren tragen will. Er muß Vorurtheile
bekämpfen und Vorschläge zur Beförderung des allgemei-
nen Wohls thun, und ihre Ausführung, so viel es seine
bürgerlichen Verhältnisse gestatten, selbst unterstützen.

§ 552.

Sanftheit und Geduld müssen ihn ferner cha-
rakterisiren, weil jeder Leidende derselben bedarf, und man
mit ihrer Hülfe, den Zweck diese Leiden zu mindern, viel
eher und vollkommner erreicht *).

*) Jacobi de patientia medicorum, Altorf 724. 4.
Von der Geduld, besonders eines Arztes am Krankenbette.
Frft. 791.
§ 553.

Diese Geduld des Arztes darf keinesweges in eine skla-
vische Unterwürfigkeit ausarten, welche er äußert, um sich
bey dem Kranken beliebt zu machen, sondern sie darf nur so
weit gehen, als es die Pflicht des Arztes, Heilung zu be-
würken, heischt, und darf sich daher nur auf das beziehen,

was
L 5
Bildung des Arztes.
§ 550.

Dieſe Geiſtesruhe beruht auf einer gewiſſen Staͤrke der
Seele, welche man ſich durch ernſtes Beſtreben erwerben
kann. Unterſtuͤtzt wird ſie aber beſonders durch koͤrperliche
und geiſtige Maͤßigkeit; gewoͤhnt ſich der Arzt an dieſelbe,
ſo wird er weder durch den Genuß hitzig, noch durch Er-
ſchoͤpfung muͤrriſch werden.

§ 551.

Er muß ferner Gemeinſinn beſitzen, und von allem
groben Egoismus frey ſeyn. Denn wenn irgend jemand
dem Wohle des gemeinen Weſens Aufopferung bringen, und
Uneigennuͤtzigkeit zeigen muß, ſo iſt es der Arzt, welcher
ſeinen Namen mit Ehren tragen will. Er muß Vorurtheile
bekaͤmpfen und Vorſchlaͤge zur Befoͤrderung des allgemei-
nen Wohls thun, und ihre Ausfuͤhrung, ſo viel es ſeine
buͤrgerlichen Verhaͤltniſſe geſtatten, ſelbſt unterſtuͤtzen.

§ 552.

Sanftheit und Geduld muͤſſen ihn ferner cha-
rakteriſiren, weil jeder Leidende derſelben bedarf, und man
mit ihrer Huͤlfe, den Zweck dieſe Leiden zu mindern, viel
eher und vollkommner erreicht *).

*) Jacobi de patientia medicorum, Altorf 724. 4.
Von der Geduld, beſonders eines Arztes am Krankenbette.
Frft. 791.
§ 553.

Dieſe Geduld des Arztes darf keinesweges in eine ſkla-
viſche Unterwuͤrfigkeit ausarten, welche er aͤußert, um ſich
bey dem Kranken beliebt zu machen, ſondern ſie darf nur ſo
weit gehen, als es die Pflicht des Arztes, Heilung zu be-
wuͤrken, heiſcht, und darf ſich daher nur auf das beziehen,

was
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[169/0187] Bildung des Arztes. § 550. Dieſe Geiſtesruhe beruht auf einer gewiſſen Staͤrke der Seele, welche man ſich durch ernſtes Beſtreben erwerben kann. Unterſtuͤtzt wird ſie aber beſonders durch koͤrperliche und geiſtige Maͤßigkeit; gewoͤhnt ſich der Arzt an dieſelbe, ſo wird er weder durch den Genuß hitzig, noch durch Er- ſchoͤpfung muͤrriſch werden. § 551. Er muß ferner Gemeinſinn beſitzen, und von allem groben Egoismus frey ſeyn. Denn wenn irgend jemand dem Wohle des gemeinen Weſens Aufopferung bringen, und Uneigennuͤtzigkeit zeigen muß, ſo iſt es der Arzt, welcher ſeinen Namen mit Ehren tragen will. Er muß Vorurtheile bekaͤmpfen und Vorſchlaͤge zur Befoͤrderung des allgemei- nen Wohls thun, und ihre Ausfuͤhrung, ſo viel es ſeine buͤrgerlichen Verhaͤltniſſe geſtatten, ſelbſt unterſtuͤtzen. § 552. Sanftheit und Geduld muͤſſen ihn ferner cha- rakteriſiren, weil jeder Leidende derſelben bedarf, und man mit ihrer Huͤlfe, den Zweck dieſe Leiden zu mindern, viel eher und vollkommner erreicht *). *⁾ Jacobi de patientia medicorum, Altorf 724. 4. Von der Geduld, beſonders eines Arztes am Krankenbette. Frft. 791. § 553. Dieſe Geduld des Arztes darf keinesweges in eine ſkla- viſche Unterwuͤrfigkeit ausarten, welche er aͤußert, um ſich bey dem Kranken beliebt zu machen, ſondern ſie darf nur ſo weit gehen, als es die Pflicht des Arztes, Heilung zu be- wuͤrken, heiſcht, und darf ſich daher nur auf das beziehen, was L 5

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Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/187>, abgerufen am 21.11.2024.