Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Encyklopädie der Heilkunst.
cher die Bewegung des menschlichrn Körpers durch die Be-
stimmung des Willens, und ihre Würkungen aus einander
setzt.



Vierter Abschnitt.
Lehre von den geistigen Heilmitteln
.


§ 362.

Der Mensch hat endlich, als das vollendetste Wesen,
welches die Erfahrung uns kennen lehrt, auch eine geistige
Natur, welche verschiedener, auch krankhafter Modificatio-
nen fähig ist. Man kann ferner Actionen seines Geistes
veranlassen, welche durch Umstimmung desselben jene krank-
haften Modificationen heben, die Genesung bewürken, und
welche man geistige oder psychische Heilmittel nennt. Dies
ist der Gegenstand der Lehre von den geistigen Heilmit-
teln *).

*) Psychiamatologie S. Anmerk. zu § 48.
§. 363.

So oft ein psychisches Heilmittel angewendet wird, so
bringt es allemal zuerst eine Veränderung der physischen,
chemischen und thierischen Natur im Menschen hervor; allein
diese Würkungen sind weniger beträchtlich, oft unsrer Wahr-
nehmung fast gänzlich entrückt, und seine vorzüglichste Wür-
kung besteht also immer in der Einwürkung auf den Geist.

§ 364.

Zunächst ist eine Kenntniß dieser Mittel in den Fällen
nöthig, wo die krankhaften Aeusserungen des Geistes unmit-
telbar hervorgebracht worden sind, und auf ihnen die we-
sentliche Erscheinung der ganzen Krankheit beruht.


§ 365.

Encyklopaͤdie der Heilkunſt.
cher die Bewegung des menſchlichrn Koͤrpers durch die Be-
ſtimmung des Willens, und ihre Wuͤrkungen aus einander
ſetzt.



Vierter Abſchnitt.
Lehre von den geiſtigen Heilmitteln
.


§ 362.

Der Menſch hat endlich, als das vollendetſte Weſen,
welches die Erfahrung uns kennen lehrt, auch eine geiſtige
Natur, welche verſchiedener, auch krankhafter Modificatio-
nen faͤhig iſt. Man kann ferner Actionen ſeines Geiſtes
veranlaſſen, welche durch Umſtimmung deſſelben jene krank-
haften Modificationen heben, die Geneſung bewuͤrken, und
welche man geiſtige oder pſychiſche Heilmittel nennt. Dies
iſt der Gegenſtand der Lehre von den geiſtigen Heilmit-
teln *).

*) Pſychiamatologie S. Anmerk. zu § 48.
§. 363.

So oft ein pſychiſches Heilmittel angewendet wird, ſo
bringt es allemal zuerſt eine Veraͤnderung der phyſiſchen,
chemiſchen und thieriſchen Natur im Menſchen hervor; allein
dieſe Wuͤrkungen ſind weniger betraͤchtlich, oft unſrer Wahr-
nehmung faſt gaͤnzlich entruͤckt, und ſeine vorzuͤglichſte Wuͤr-
kung beſteht alſo immer in der Einwuͤrkung auf den Geiſt.

§ 364.

Zunaͤchſt iſt eine Kenntniß dieſer Mittel in den Faͤllen
noͤthig, wo die krankhaften Aeuſſerungen des Geiſtes unmit-
telbar hervorgebracht worden ſind, und auf ihnen die we-
ſentliche Erſcheinung der ganzen Krankheit beruht.


§ 365.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <div n="5">
              <div n="6">
                <div n="7">
                  <div n="8">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <p><pb facs="#f0127" n="109"/><fw place="top" type="header">Encyklopa&#x0364;die der Heilkun&#x017F;t.</fw><lb/>
cher die Bewegung des men&#x017F;chlichrn Ko&#x0364;rpers durch die Be-<lb/>
&#x017F;timmung des Willens, und ihre Wu&#x0364;rkungen aus einander<lb/>
&#x017F;etzt.</p>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div><lb/>
                <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
                <div n="7">
                  <head><hi rendition="#g">Vierter Ab&#x017F;chnitt.<lb/>
Lehre von den gei&#x017F;tigen Heilmitteln</hi>.</head><lb/>
                  <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
                  <div n="8">
                    <head>§ 362.</head><lb/>
                    <p>Der Men&#x017F;ch hat endlich, als das vollendet&#x017F;te We&#x017F;en,<lb/>
welches die Erfahrung uns kennen lehrt, auch eine gei&#x017F;tige<lb/>
Natur, welche ver&#x017F;chiedener, auch krankhafter Modificatio-<lb/>
nen fa&#x0364;hig i&#x017F;t. Man kann ferner Actionen &#x017F;eines Gei&#x017F;tes<lb/>
veranla&#x017F;&#x017F;en, welche durch Um&#x017F;timmung de&#x017F;&#x017F;elben jene krank-<lb/>
haften Modificationen heben, die Gene&#x017F;ung bewu&#x0364;rken, und<lb/>
welche man gei&#x017F;tige oder p&#x017F;ychi&#x017F;che Heilmittel nennt. Dies<lb/>
i&#x017F;t der Gegen&#x017F;tand der Lehre von den gei&#x017F;tigen Heilmit-<lb/>
teln *).</p><lb/>
                    <note place="end" n="*)"><hi rendition="#g">P&#x017F;ychiamatologie</hi> S. Anmerk. zu § 48.</note>
                  </div><lb/>
                  <div n="8">
                    <head>§. 363.</head><lb/>
                    <p>So oft ein p&#x017F;ychi&#x017F;ches Heilmittel angewendet wird, &#x017F;o<lb/>
bringt es allemal zuer&#x017F;t eine Vera&#x0364;nderung der phy&#x017F;i&#x017F;chen,<lb/>
chemi&#x017F;chen und thieri&#x017F;chen Natur im Men&#x017F;chen hervor; allein<lb/>
die&#x017F;e Wu&#x0364;rkungen &#x017F;ind weniger betra&#x0364;chtlich, oft un&#x017F;rer Wahr-<lb/>
nehmung fa&#x017F;t ga&#x0364;nzlich entru&#x0364;ckt, und &#x017F;eine vorzu&#x0364;glich&#x017F;te Wu&#x0364;r-<lb/>
kung be&#x017F;teht al&#x017F;o immer in der Einwu&#x0364;rkung auf den Gei&#x017F;t.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="8">
                    <head>§ 364.</head><lb/>
                    <p>Zuna&#x0364;ch&#x017F;t i&#x017F;t eine Kenntniß die&#x017F;er Mittel in den Fa&#x0364;llen<lb/>
no&#x0364;thig, wo die krankhaften Aeu&#x017F;&#x017F;erungen des Gei&#x017F;tes unmit-<lb/>
telbar hervorgebracht worden &#x017F;ind, und auf ihnen die we-<lb/>
&#x017F;entliche Er&#x017F;cheinung der ganzen Krankheit beruht.</p>
                  </div><lb/>
                  <fw place="bottom" type="catch">§ 365.</fw><lb/>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0127] Encyklopaͤdie der Heilkunſt. cher die Bewegung des menſchlichrn Koͤrpers durch die Be- ſtimmung des Willens, und ihre Wuͤrkungen aus einander ſetzt. Vierter Abſchnitt. Lehre von den geiſtigen Heilmitteln. § 362. Der Menſch hat endlich, als das vollendetſte Weſen, welches die Erfahrung uns kennen lehrt, auch eine geiſtige Natur, welche verſchiedener, auch krankhafter Modificatio- nen faͤhig iſt. Man kann ferner Actionen ſeines Geiſtes veranlaſſen, welche durch Umſtimmung deſſelben jene krank- haften Modificationen heben, die Geneſung bewuͤrken, und welche man geiſtige oder pſychiſche Heilmittel nennt. Dies iſt der Gegenſtand der Lehre von den geiſtigen Heilmit- teln *). *⁾ Pſychiamatologie S. Anmerk. zu § 48. §. 363. So oft ein pſychiſches Heilmittel angewendet wird, ſo bringt es allemal zuerſt eine Veraͤnderung der phyſiſchen, chemiſchen und thieriſchen Natur im Menſchen hervor; allein dieſe Wuͤrkungen ſind weniger betraͤchtlich, oft unſrer Wahr- nehmung faſt gaͤnzlich entruͤckt, und ſeine vorzuͤglichſte Wuͤr- kung beſteht alſo immer in der Einwuͤrkung auf den Geiſt. § 364. Zunaͤchſt iſt eine Kenntniß dieſer Mittel in den Faͤllen noͤthig, wo die krankhaften Aeuſſerungen des Geiſtes unmit- telbar hervorgebracht worden ſind, und auf ihnen die we- ſentliche Erſcheinung der ganzen Krankheit beruht. § 365.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/127
Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/127>, abgerufen am 21.11.2024.