Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Encyklopädie der Heilkunst.
rische Erscheinungen genannt werden. Ihren Grund nennt
man das Lebensprincip, und über dieses ist uns keine an-
dere Erfahrung möglich, außer welche sich auf die Gesetze
bezieht, nach denen es sich würksam zeigt.

§ 341.

Dieses Lebensprincip wird nun oft unmittelbar krank-
haft modificirt, ohne daß die vorhergegangene Veränderung
der Form und Mischung entweder sinnlich wahrnehmbar,
oder doch wenigstens von Bedeutung und auffallend gewesen
wäre. Diese Krankheit erfordert dann zu ihrer Beseitigung
die Anwendung solcher Kräfte, welche der Erfahrung zu-
folge ebenfalls vorzüglich auf das Lebensprincip würken,
ohne die Form und Mischung des menschlichen Körpers auf-
fallend verändert zu haben. Wir nennen diese Kräfte thieri-
sche Heilmittel *).

*) Die Lehre von denselben -- Zoiamatologie. S. An-
merk. zu § 48.
§ 342.

Die Heilkunst bedient sich derselben aber auch nebenbey
und zur Unterstützung in den Fällen, wo die krankhafte Mo-
dification des Lebensprincips eine Folge der veränderten
Form und Mischung des Körpers, oder der unregelmäßigen
Würkung der Seelenkräfte ist, wo also der eigentliche Heil-
plan sich zunächst auf diese Charaktere des Menschen bezieht.

§ 343.

Der eigentlichen Würkung dieser Kräfte geht also eine
Veränderung der chemischen und physischen Natur des Men-
schen voraus, welche aber, mehr oder weniger unbedeutend,
oft ganz unmerklich ist. -- Sie führen aber auch Neben-

würkun-
G 4

Encyklopaͤdie der Heilkunſt.
riſche Erſcheinungen genannt werden. Ihren Grund nennt
man das Lebensprincip, und uͤber dieſes iſt uns keine an-
dere Erfahrung moͤglich, außer welche ſich auf die Geſetze
bezieht, nach denen es ſich wuͤrkſam zeigt.

§ 341.

Dieſes Lebensprincip wird nun oft unmittelbar krank-
haft modificirt, ohne daß die vorhergegangene Veraͤnderung
der Form und Miſchung entweder ſinnlich wahrnehmbar,
oder doch wenigſtens von Bedeutung und auffallend geweſen
waͤre. Dieſe Krankheit erfordert dann zu ihrer Beſeitigung
die Anwendung ſolcher Kraͤfte, welche der Erfahrung zu-
folge ebenfalls vorzuͤglich auf das Lebensprincip wuͤrken,
ohne die Form und Miſchung des menſchlichen Koͤrpers auf-
fallend veraͤndert zu haben. Wir nennen dieſe Kraͤfte thieri-
ſche Heilmittel *).

*) Die Lehre von denſelben — Zoiamatologie. S. An-
merk. zu § 48.
§ 342.

Die Heilkunſt bedient ſich derſelben aber auch nebenbey
und zur Unterſtuͤtzung in den Faͤllen, wo die krankhafte Mo-
dification des Lebensprincips eine Folge der veraͤnderten
Form und Miſchung des Koͤrpers, oder der unregelmaͤßigen
Wuͤrkung der Seelenkraͤfte iſt, wo alſo der eigentliche Heil-
plan ſich zunaͤchſt auf dieſe Charaktere des Menſchen bezieht.

§ 343.

Der eigentlichen Wuͤrkung dieſer Kraͤfte geht alſo eine
Veraͤnderung der chemiſchen und phyſiſchen Natur des Men-
ſchen voraus, welche aber, mehr oder weniger unbedeutend,
oft ganz unmerklich iſt. — Sie fuͤhren aber auch Neben-

wuͤrkun-
G 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <div n="4">
            <div n="5">
              <div n="6">
                <div n="7">
                  <div n="8">
                    <p><pb facs="#f0121" n="103"/><fw place="top" type="header">Encyklopa&#x0364;die der Heilkun&#x017F;t.</fw><lb/>
ri&#x017F;che Er&#x017F;cheinungen genannt werden. Ihren Grund nennt<lb/>
man das Lebensprincip, und u&#x0364;ber die&#x017F;es i&#x017F;t uns keine an-<lb/>
dere Erfahrung mo&#x0364;glich, außer welche &#x017F;ich auf die Ge&#x017F;etze<lb/>
bezieht, nach denen es &#x017F;ich wu&#x0364;rk&#x017F;am zeigt.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="8">
                    <head>§ 341.</head><lb/>
                    <p>Die&#x017F;es Lebensprincip wird nun oft unmittelbar krank-<lb/>
haft modificirt, ohne daß die vorhergegangene Vera&#x0364;nderung<lb/>
der Form und Mi&#x017F;chung entweder &#x017F;innlich wahrnehmbar,<lb/>
oder doch wenig&#x017F;tens von Bedeutung und auffallend gewe&#x017F;en<lb/>
wa&#x0364;re. Die&#x017F;e Krankheit erfordert dann zu ihrer Be&#x017F;eitigung<lb/>
die Anwendung &#x017F;olcher Kra&#x0364;fte, welche der Erfahrung zu-<lb/>
folge ebenfalls vorzu&#x0364;glich auf das Lebensprincip wu&#x0364;rken,<lb/>
ohne die Form und Mi&#x017F;chung des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers auf-<lb/>
fallend vera&#x0364;ndert zu haben. Wir nennen die&#x017F;e Kra&#x0364;fte thieri-<lb/>
&#x017F;che Heilmittel *).</p><lb/>
                    <note place="end" n="*)">Die Lehre von den&#x017F;elben &#x2014; <hi rendition="#g">Zoiamatologie</hi>. S. An-<lb/>
merk. zu § 48.</note>
                  </div><lb/>
                  <div n="8">
                    <head>§ 342.</head><lb/>
                    <p>Die Heilkun&#x017F;t bedient &#x017F;ich der&#x017F;elben aber auch nebenbey<lb/>
und zur Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung in den Fa&#x0364;llen, wo die krankhafte Mo-<lb/>
dification des Lebensprincips eine Folge der vera&#x0364;nderten<lb/>
Form und Mi&#x017F;chung des Ko&#x0364;rpers, oder der unregelma&#x0364;ßigen<lb/>
Wu&#x0364;rkung der Seelenkra&#x0364;fte i&#x017F;t, wo al&#x017F;o der eigentliche Heil-<lb/>
plan &#x017F;ich zuna&#x0364;ch&#x017F;t auf die&#x017F;e Charaktere des Men&#x017F;chen bezieht.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="8">
                    <head>§ 343.</head><lb/>
                    <p>Der eigentlichen Wu&#x0364;rkung die&#x017F;er Kra&#x0364;fte geht al&#x017F;o eine<lb/>
Vera&#x0364;nderung der chemi&#x017F;chen und phy&#x017F;i&#x017F;chen Natur des Men-<lb/>
&#x017F;chen voraus, welche aber, mehr oder weniger unbedeutend,<lb/>
oft ganz unmerklich i&#x017F;t. &#x2014; Sie fu&#x0364;hren aber auch Neben-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 4</fw><fw place="bottom" type="catch">wu&#x0364;rkun-</fw><lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0121] Encyklopaͤdie der Heilkunſt. riſche Erſcheinungen genannt werden. Ihren Grund nennt man das Lebensprincip, und uͤber dieſes iſt uns keine an- dere Erfahrung moͤglich, außer welche ſich auf die Geſetze bezieht, nach denen es ſich wuͤrkſam zeigt. § 341. Dieſes Lebensprincip wird nun oft unmittelbar krank- haft modificirt, ohne daß die vorhergegangene Veraͤnderung der Form und Miſchung entweder ſinnlich wahrnehmbar, oder doch wenigſtens von Bedeutung und auffallend geweſen waͤre. Dieſe Krankheit erfordert dann zu ihrer Beſeitigung die Anwendung ſolcher Kraͤfte, welche der Erfahrung zu- folge ebenfalls vorzuͤglich auf das Lebensprincip wuͤrken, ohne die Form und Miſchung des menſchlichen Koͤrpers auf- fallend veraͤndert zu haben. Wir nennen dieſe Kraͤfte thieri- ſche Heilmittel *). *⁾ Die Lehre von denſelben — Zoiamatologie. S. An- merk. zu § 48. § 342. Die Heilkunſt bedient ſich derſelben aber auch nebenbey und zur Unterſtuͤtzung in den Faͤllen, wo die krankhafte Mo- dification des Lebensprincips eine Folge der veraͤnderten Form und Miſchung des Koͤrpers, oder der unregelmaͤßigen Wuͤrkung der Seelenkraͤfte iſt, wo alſo der eigentliche Heil- plan ſich zunaͤchſt auf dieſe Charaktere des Menſchen bezieht. § 343. Der eigentlichen Wuͤrkung dieſer Kraͤfte geht alſo eine Veraͤnderung der chemiſchen und phyſiſchen Natur des Men- ſchen voraus, welche aber, mehr oder weniger unbedeutend, oft ganz unmerklich iſt. — Sie fuͤhren aber auch Neben- wuͤrkun- G 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/121
Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/121>, abgerufen am 21.11.2024.