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Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800.

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Zweyter Theil.
fahren, daß bey Abänderung aller übrigen Umstände die
Genesung erfolgte, wenn nur die bestimmte wesentliche
Krankheitserscheinung und die Anwendung jener Kraft Stau
fanden: so hat man eine vollständige Gewißheit, daß die
bestimmte Kraft diese Krankheit gehoben hat, und daß sie
vermöge der Stetigkeit der Natur in allen ähnlichen Fällen
auch ähnliche Würkungen hervorbringen wird.

§ 316.

Da also die Heilmittellehre lehrt, in welchen Krankhei-
ten und unter welchen Umständen derselben, in welchem
Maaße und unter welchen Verhältnissen der Anwendung,
die verschiedenen Kräfte der äußern Natur und der Natur
des Menschen heilsam würken: so giebt sie zunächst die
Quelle der allgemeinen Heilkunst ab.

§ 317.

Sodann wird sie aber auch unmittelbar die Quelle der
besondern Heilkunst, indem diese nur nach ihren Vorschriften
die Auswahl der Heilkräfte in den einzelnen Krankheiten un-
ternehmen kann.

§ 318.

Die Kenntnisse hingegen, welche sie voraussetzt, sind
verschieden, je nachdem die Heilkräfte selbst nicht einer und
derselben Natur sind, und demnach auf einen oder den an-
dern Charakter der menschlichen Natur besonders würken.

§ 319.

Wir theilen sie daher ein in die, welche auf den Men-
schen, als auf einen ausgedehnten (den Verhältnissen des
Raumes unterworfenen), oder als einen gemischten (von
Mischungsverhältnissen abhängigen), oder als einen thieri-

schen

Zweyter Theil.
fahren, daß bey Abaͤnderung aller uͤbrigen Umſtaͤnde die
Geneſung erfolgte, wenn nur die beſtimmte weſentliche
Krankheitserſcheinung und die Anwendung jener Kraft Stau
fanden: ſo hat man eine vollſtaͤndige Gewißheit, daß die
beſtimmte Kraft dieſe Krankheit gehoben hat, und daß ſie
vermoͤge der Stetigkeit der Natur in allen aͤhnlichen Faͤllen
auch aͤhnliche Wuͤrkungen hervorbringen wird.

§ 316.

Da alſo die Heilmittellehre lehrt, in welchen Krankhei-
ten und unter welchen Umſtaͤnden derſelben, in welchem
Maaße und unter welchen Verhaͤltniſſen der Anwendung,
die verſchiedenen Kraͤfte der aͤußern Natur und der Natur
des Menſchen heilſam wuͤrken: ſo giebt ſie zunaͤchſt die
Quelle der allgemeinen Heilkunſt ab.

§ 317.

Sodann wird ſie aber auch unmittelbar die Quelle der
beſondern Heilkunſt, indem dieſe nur nach ihren Vorſchriften
die Auswahl der Heilkraͤfte in den einzelnen Krankheiten un-
ternehmen kann.

§ 318.

Die Kenntniſſe hingegen, welche ſie vorausſetzt, ſind
verſchieden, je nachdem die Heilkraͤfte ſelbſt nicht einer und
derſelben Natur ſind, und demnach auf einen oder den an-
dern Charakter der menſchlichen Natur beſonders wuͤrken.

§ 319.

Wir theilen ſie daher ein in die, welche auf den Men-
ſchen, als auf einen ausgedehnten (den Verhaͤltniſſen des
Raumes unterworfenen), oder als einen gemiſchten (von
Miſchungsverhaͤltniſſen abhaͤngigen), oder als einen thieri-

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[96/0114] Zweyter Theil. fahren, daß bey Abaͤnderung aller uͤbrigen Umſtaͤnde die Geneſung erfolgte, wenn nur die beſtimmte weſentliche Krankheitserſcheinung und die Anwendung jener Kraft Stau fanden: ſo hat man eine vollſtaͤndige Gewißheit, daß die beſtimmte Kraft dieſe Krankheit gehoben hat, und daß ſie vermoͤge der Stetigkeit der Natur in allen aͤhnlichen Faͤllen auch aͤhnliche Wuͤrkungen hervorbringen wird. § 316. Da alſo die Heilmittellehre lehrt, in welchen Krankhei- ten und unter welchen Umſtaͤnden derſelben, in welchem Maaße und unter welchen Verhaͤltniſſen der Anwendung, die verſchiedenen Kraͤfte der aͤußern Natur und der Natur des Menſchen heilſam wuͤrken: ſo giebt ſie zunaͤchſt die Quelle der allgemeinen Heilkunſt ab. § 317. Sodann wird ſie aber auch unmittelbar die Quelle der beſondern Heilkunſt, indem dieſe nur nach ihren Vorſchriften die Auswahl der Heilkraͤfte in den einzelnen Krankheiten un- ternehmen kann. § 318. Die Kenntniſſe hingegen, welche ſie vorausſetzt, ſind verſchieden, je nachdem die Heilkraͤfte ſelbſt nicht einer und derſelben Natur ſind, und demnach auf einen oder den an- dern Charakter der menſchlichen Natur beſonders wuͤrken. § 319. Wir theilen ſie daher ein in die, welche auf den Men- ſchen, als auf einen ausgedehnten (den Verhaͤltniſſen des Raumes unterworfenen), oder als einen gemiſchten (von Miſchungsverhaͤltniſſen abhaͤngigen), oder als einen thieri- ſchen

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Zitationshilfe: Burdach, Karl Friedrich: Propädeutik zum Studium der gesammten Heilkunst. Leipzig, 1800, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burdach_propaedeutik_1800/114>, abgerufen am 21.11.2024.