Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 3. Von den Assecuranzen.
Assecuradör läßt sich den Mangel der Anzeige von
Marken und Numern gefallen, welches freilich
nicht ohne Bedenklichkeit ist, behält sich aber, wie
bei andern etwa durch Irrthum zwiefach geschlossenen
Assecuranzen, vor, daß, wenn diese nicht Statt hat,
er die Prämie mit Abzug eines 1/2 p. C. ristornire.

§. 22.

Es ist natürlich, daß ein Kaufmann, welcher
eine Unternehmung von Belang über See macht,
bei dem Verlust seiner Güter auch den Verlust des
bei deren glüklicher Anlangung mit Grunde zu hoffen-
den Gewinns empfindlich fühle. Dies mögte Grund
genug für jeden bedächtlichen Kaufmann sein, eine
Versicherung auf diesen Gewinn besonders zu neh-
men. Aber die Prämie dafür ist immer gewisser
Verlust, welcher in jedem Fall gelitten werden muß,
die Speculation schlage ein oder nicht, und ein Kauf-
mann, der aus zu grosser Behutsamkeit jeden von
seinen Unternehmungen über See zu hoffenden Ge-
winn versichern lassen wollte, mögte am Ende nicht
viel gewinnen. Daher sind solche Versicherungen,
die man auf imaginären Gewinn nennt, wenig
gewöhnlich. Nur in den Ausrüstungen von Schiffen
zur Fischerei hat sie zuweilen Statt; doch mehr als
Ersaz des Verlustes, den eine verlohrne Reise ent-
stehen macht, wenn Volkshäuer und Victualien ver-

Cap. 3. Von den Aſſecuranzen.
Aſſecuradoͤr laͤßt ſich den Mangel der Anzeige von
Marken und Numern gefallen, welches freilich
nicht ohne Bedenklichkeit iſt, behaͤlt ſich aber, wie
bei andern etwa durch Irrthum zwiefach geſchloſſenen
Aſſecuranzen, vor, daß, wenn dieſe nicht Statt hat,
er die Praͤmie mit Abzug eines ½ p. C. riſtornire.

§. 22.

Es iſt natuͤrlich, daß ein Kaufmann, welcher
eine Unternehmung von Belang uͤber See macht,
bei dem Verluſt ſeiner Guͤter auch den Verluſt des
bei deren gluͤklicher Anlangung mit Grunde zu hoffen-
den Gewinns empfindlich fuͤhle. Dies moͤgte Grund
genug fuͤr jeden bedaͤchtlichen Kaufmann ſein, eine
Verſicherung auf dieſen Gewinn beſonders zu neh-
men. Aber die Praͤmie dafuͤr iſt immer gewiſſer
Verluſt, welcher in jedem Fall gelitten werden muß,
die Speculation ſchlage ein oder nicht, und ein Kauf-
mann, der aus zu groſſer Behutſamkeit jeden von
ſeinen Unternehmungen uͤber See zu hoffenden Ge-
winn verſichern laſſen wollte, moͤgte am Ende nicht
viel gewinnen. Daher ſind ſolche Verſicherungen,
die man auf imaginaͤren Gewinn nennt, wenig
gewoͤhnlich. Nur in den Ausruͤſtungen von Schiffen
zur Fiſcherei hat ſie zuweilen Statt; doch mehr als
Erſaz des Verluſtes, den eine verlohrne Reiſe ent-
ſtehen macht, wenn Volkshaͤuer und Victualien ver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0093" n="85"/><fw place="top" type="header">Cap. 3. Von den A&#x017F;&#x017F;ecuranzen.</fw><lb/>
A&#x017F;&#x017F;ecurado&#x0364;r la&#x0364;ßt &#x017F;ich den Mangel der Anzeige von<lb/>
Marken und Numern gefallen, welches freilich<lb/>
nicht ohne Bedenklichkeit i&#x017F;t, beha&#x0364;lt &#x017F;ich aber, wie<lb/>
bei andern etwa durch Irrthum zwiefach ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
A&#x017F;&#x017F;ecuranzen, vor, daß, wenn die&#x017F;e nicht Statt hat,<lb/>
er die Pra&#x0364;mie mit Abzug eines ½ p. C. <hi rendition="#g">ri&#x017F;tornire</hi>.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 22.</head><lb/>
                <p>Es i&#x017F;t natu&#x0364;rlich, daß ein Kaufmann, welcher<lb/>
eine Unternehmung von Belang u&#x0364;ber See macht,<lb/>
bei dem Verlu&#x017F;t &#x017F;einer Gu&#x0364;ter auch den Verlu&#x017F;t des<lb/>
bei deren glu&#x0364;klicher Anlangung mit Grunde zu hoffen-<lb/>
den Gewinns empfindlich fu&#x0364;hle. Dies mo&#x0364;gte Grund<lb/>
genug fu&#x0364;r jeden beda&#x0364;chtlichen Kaufmann &#x017F;ein, eine<lb/>
Ver&#x017F;icherung auf die&#x017F;en Gewinn be&#x017F;onders zu neh-<lb/>
men. Aber die Pra&#x0364;mie dafu&#x0364;r i&#x017F;t immer gewi&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Verlu&#x017F;t, welcher in jedem Fall gelitten werden muß,<lb/>
die Speculation &#x017F;chlage ein oder nicht, und ein Kauf-<lb/>
mann, der aus zu gro&#x017F;&#x017F;er Behut&#x017F;amkeit jeden von<lb/>
&#x017F;einen Unternehmungen u&#x0364;ber See zu hoffenden Ge-<lb/>
winn ver&#x017F;ichern la&#x017F;&#x017F;en wollte, mo&#x0364;gte am Ende nicht<lb/>
viel gewinnen. Daher &#x017F;ind &#x017F;olche Ver&#x017F;icherungen,<lb/>
die man <hi rendition="#g">auf imagina&#x0364;ren Gewinn</hi> nennt, wenig<lb/>
gewo&#x0364;hnlich. Nur in den Ausru&#x0364;&#x017F;tungen von Schiffen<lb/>
zur Fi&#x017F;cherei hat &#x017F;ie zuweilen Statt; doch mehr als<lb/>
Er&#x017F;az des Verlu&#x017F;tes, den eine verlohrne Rei&#x017F;e ent-<lb/>
&#x017F;tehen macht, wenn Volksha&#x0364;uer und Victualien ver-<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0093] Cap. 3. Von den Aſſecuranzen. Aſſecuradoͤr laͤßt ſich den Mangel der Anzeige von Marken und Numern gefallen, welches freilich nicht ohne Bedenklichkeit iſt, behaͤlt ſich aber, wie bei andern etwa durch Irrthum zwiefach geſchloſſenen Aſſecuranzen, vor, daß, wenn dieſe nicht Statt hat, er die Praͤmie mit Abzug eines ½ p. C. riſtornire. §. 22. Es iſt natuͤrlich, daß ein Kaufmann, welcher eine Unternehmung von Belang uͤber See macht, bei dem Verluſt ſeiner Guͤter auch den Verluſt des bei deren gluͤklicher Anlangung mit Grunde zu hoffen- den Gewinns empfindlich fuͤhle. Dies moͤgte Grund genug fuͤr jeden bedaͤchtlichen Kaufmann ſein, eine Verſicherung auf dieſen Gewinn beſonders zu neh- men. Aber die Praͤmie dafuͤr iſt immer gewiſſer Verluſt, welcher in jedem Fall gelitten werden muß, die Speculation ſchlage ein oder nicht, und ein Kauf- mann, der aus zu groſſer Behutſamkeit jeden von ſeinen Unternehmungen uͤber See zu hoffenden Ge- winn verſichern laſſen wollte, moͤgte am Ende nicht viel gewinnen. Daher ſind ſolche Verſicherungen, die man auf imaginaͤren Gewinn nennt, wenig gewoͤhnlich. Nur in den Ausruͤſtungen von Schiffen zur Fiſcherei hat ſie zuweilen Statt; doch mehr als Erſaz des Verluſtes, den eine verlohrne Reiſe ent- ſtehen macht, wenn Volkshaͤuer und Victualien ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/93
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/93>, abgerufen am 21.11.2024.