Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.5. Buch. Von der Handlungs-Politik. Rolle eines Kaufmanns lange zu spielen, wenn er sichnicht demjenigen gemäß bezeiget, was der gute Glau- be erfodert. Die Empfindungen der Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit mögen in seinem Herzen so schwach sein, als sie immer wollen, so muß er doch in seinen Geschäften den Schein derselben aufs äusserste be- haupten. Wenn hunderte ja tausende von Menschen nach einerlei Bewegungsgründen und in gleichem Zwecke handeln, so entsteht natürlich eine Uebereinstim- mung in ihrem Verfahren auch ohne Vorschrift der Geseze, d. i. eine Gewohnheit oder Usanz. §. 7. Die Geschäfte des Kaufmanns sind so mannigfal- 5. Buch. Von der Handlungs-Politik. Rolle eines Kaufmanns lange zu ſpielen, wenn er ſichnicht demjenigen gemaͤß bezeiget, was der gute Glau- be erfodert. Die Empfindungen der Ehrlichkeit und Rechtſchaffenheit moͤgen in ſeinem Herzen ſo ſchwach ſein, als ſie immer wollen, ſo muß er doch in ſeinen Geſchaͤften den Schein derſelben aufs aͤuſſerſte be- haupten. Wenn hunderte ja tauſende von Menſchen nach einerlei Bewegungsgruͤnden und in gleichem Zwecke handeln, ſo entſteht natuͤrlich eine Uebereinſtim- mung in ihrem Verfahren auch ohne Vorſchrift der Geſeze, d. i. eine Gewohnheit oder Uſanz. §. 7. Die Geſchaͤfte des Kaufmanns ſind ſo mannigfal- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0366" n="358"/><fw place="top" type="header">5. Buch. Von der Handlungs-Politik.</fw><lb/> Rolle eines Kaufmanns lange zu ſpielen, wenn er ſich<lb/> nicht demjenigen gemaͤß bezeiget, was der gute Glau-<lb/> be erfodert. Die Empfindungen der Ehrlichkeit und<lb/> Rechtſchaffenheit moͤgen in ſeinem Herzen ſo ſchwach<lb/> ſein, als ſie immer wollen, ſo muß er doch in ſeinen<lb/> Geſchaͤften den Schein derſelben aufs aͤuſſerſte be-<lb/> haupten. Wenn hunderte ja tauſende von Menſchen<lb/> nach einerlei Bewegungsgruͤnden und in gleichem<lb/> Zwecke handeln, ſo entſteht natuͤrlich eine Uebereinſtim-<lb/> mung in ihrem Verfahren auch ohne Vorſchrift der<lb/> Geſeze, d. i. eine <hi rendition="#g">Gewohnheit</hi> oder <hi rendition="#g">Uſanz</hi>.</p> </div><lb/> <div n="5"> <head>§. 7.</head><lb/> <p>Die Geſchaͤfte des Kaufmanns ſind ſo mannigfal-<lb/> tig und gehen in einer ſolchen Geſchwindigkeit zum<lb/> Teil fort, daß der Kaufmann die Zeit nicht genug da-<lb/> bei zu ſparen weiß. Es wird ihm zu weitlaͤuftig, die<lb/> geſezmaͤßige Art zu verfahren in aͤhnlichen Handlun-<lb/> gen zu lernen und nachzuahmen. Jeder Handel, den<lb/> man ſchließt, iſt ein Contract. Nicht nur das Roͤmi-<lb/> ſche, ſondern auch andere Rechte geben weitlaͤuftige<lb/> Vorſchriften uͤber die Contracte, die Bedingniſſe, un-<lb/> ter welchen ſie guͤltig ſein ſollen, und ſchreiben gewiſſe<lb/> Feyerlichkeiten vor, unter welchen ſie vollzogen werden<lb/> muͤſſen. Der Kaufmann hat ſich nohtgedrungen frei<lb/> davon machen muͤſſen, und ſchließt und vollzieht die<lb/> wichtigſten Contracte mit Beiſeiteſetzung aller derer<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [358/0366]
5. Buch. Von der Handlungs-Politik.
Rolle eines Kaufmanns lange zu ſpielen, wenn er ſich
nicht demjenigen gemaͤß bezeiget, was der gute Glau-
be erfodert. Die Empfindungen der Ehrlichkeit und
Rechtſchaffenheit moͤgen in ſeinem Herzen ſo ſchwach
ſein, als ſie immer wollen, ſo muß er doch in ſeinen
Geſchaͤften den Schein derſelben aufs aͤuſſerſte be-
haupten. Wenn hunderte ja tauſende von Menſchen
nach einerlei Bewegungsgruͤnden und in gleichem
Zwecke handeln, ſo entſteht natuͤrlich eine Uebereinſtim-
mung in ihrem Verfahren auch ohne Vorſchrift der
Geſeze, d. i. eine Gewohnheit oder Uſanz.
§. 7.
Die Geſchaͤfte des Kaufmanns ſind ſo mannigfal-
tig und gehen in einer ſolchen Geſchwindigkeit zum
Teil fort, daß der Kaufmann die Zeit nicht genug da-
bei zu ſparen weiß. Es wird ihm zu weitlaͤuftig, die
geſezmaͤßige Art zu verfahren in aͤhnlichen Handlun-
gen zu lernen und nachzuahmen. Jeder Handel, den
man ſchließt, iſt ein Contract. Nicht nur das Roͤmi-
ſche, ſondern auch andere Rechte geben weitlaͤuftige
Vorſchriften uͤber die Contracte, die Bedingniſſe, un-
ter welchen ſie guͤltig ſein ſollen, und ſchreiben gewiſſe
Feyerlichkeiten vor, unter welchen ſie vollzogen werden
muͤſſen. Der Kaufmann hat ſich nohtgedrungen frei
davon machen muͤſſen, und ſchließt und vollzieht die
wichtigſten Contracte mit Beiſeiteſetzung aller derer
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