Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.C. 6. In Ansehung der Schiffahrt. eben so bald als im Gebrauche abgängig werden, be-sonders im süssen Wasser. So manches Schiff wird im Frieden gebauet, um im Frieden wieder zu ver- faulen. Auch der Vorraht in See-Arsenalen besteht größtenteils aus leicht verderblichen Dingen. Fehlt die gehörige Aufsicht auf diese, so erfährt ein Staat bei unerwartet ausbrechendem Seekriege so böse Fol- gen davon, als Holland in dem lezten Seekriege. Aber schon 1777 fiel es mir nicht Sachkundigen gar sehr auf, das Arsenal in Amsterdam so schlecht ver- sorgt zu finden. Es wird daher einem Staate unend- lich kostbarer, sich als eine Seemacht zu erhalten. Däne- mark kostet seine nicht grosse Marine ungefähr 900000 Rthlr. jährlich, und dieses Geld ist von 1721 bis 1789 gewissermassen vergebens verwandt. Und bei diesem Aufwande selbst hat sich doch gezeiget, daß, wenn der der Marine vorgesezte Minister seine Sache nicht recht verstand, dieselbe sehr bald unbrauchbar ward, wovon noch neulich die Beweise aus den Jah- ren 1766 ff. im Druck erschienen sind. Frankreich hat eben dies unter Ludwig des XV. schlaffer Regierung mehrmalen erfahren, und England führte auch im vorigen Kriege über seinen so ungeschickten als eigen- nüzigen Lord Sandwich gerechte Klagen. §. 21. Indessen sehen wir doch auch Beispiele, daß ein C. 6. In Anſehung der Schiffahrt. eben ſo bald als im Gebrauche abgaͤngig werden, be-ſonders im ſuͤſſen Waſſer. So manches Schiff wird im Frieden gebauet, um im Frieden wieder zu ver- faulen. Auch der Vorraht in See-Arſenalen beſteht groͤßtenteils aus leicht verderblichen Dingen. Fehlt die gehoͤrige Aufſicht auf dieſe, ſo erfaͤhrt ein Staat bei unerwartet ausbrechendem Seekriege ſo boͤſe Fol- gen davon, als Holland in dem lezten Seekriege. Aber ſchon 1777 fiel es mir nicht Sachkundigen gar ſehr auf, das Arſenal in Amſterdam ſo ſchlecht ver- ſorgt zu finden. Es wird daher einem Staate unend- lich koſtbarer, ſich als eine Seemacht zu erhalten. Daͤne- mark koſtet ſeine nicht groſſe Marine ungefaͤhr 900000 Rthlr. jaͤhrlich, und dieſes Geld iſt von 1721 bis 1789 gewiſſermaſſen vergebens verwandt. Und bei dieſem Aufwande ſelbſt hat ſich doch gezeiget, daß, wenn der der Marine vorgeſezte Miniſter ſeine Sache nicht recht verſtand, dieſelbe ſehr bald unbrauchbar ward, wovon noch neulich die Beweiſe aus den Jah- ren 1766 ff. im Druck erſchienen ſind. Frankreich hat eben dies unter Ludwig des XV. ſchlaffer Regierung mehrmalen erfahren, und England fuͤhrte auch im vorigen Kriege uͤber ſeinen ſo ungeſchickten als eigen- nuͤzigen Lord Sandwich gerechte Klagen. §. 21. Indeſſen ſehen wir doch auch Beiſpiele, daß ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0319" n="311"/><fw place="top" type="header">C. 6. In Anſehung der Schiffahrt.</fw><lb/> eben ſo bald als im Gebrauche abgaͤngig werden, be-<lb/> ſonders im ſuͤſſen Waſſer. So manches Schiff wird<lb/> im Frieden gebauet, um im Frieden wieder zu ver-<lb/> faulen. Auch der Vorraht in See-Arſenalen beſteht<lb/> groͤßtenteils aus leicht verderblichen Dingen. Fehlt<lb/> die gehoͤrige Aufſicht auf dieſe, ſo erfaͤhrt ein Staat<lb/> bei unerwartet ausbrechendem Seekriege ſo boͤſe Fol-<lb/> gen davon, als Holland in dem lezten Seekriege.<lb/> Aber ſchon 1777 fiel es mir nicht Sachkundigen gar<lb/> ſehr auf, das Arſenal in Amſterdam ſo ſchlecht ver-<lb/> ſorgt zu finden. Es wird daher einem Staate unend-<lb/> lich koſtbarer, ſich als eine Seemacht zu erhalten. Daͤne-<lb/> mark koſtet ſeine nicht groſſe Marine ungefaͤhr 900000<lb/> Rthlr. jaͤhrlich, und dieſes Geld iſt von 1721 bis<lb/> 1789 gewiſſermaſſen vergebens verwandt. Und bei<lb/> dieſem Aufwande ſelbſt hat ſich doch gezeiget, daß,<lb/> wenn der der Marine vorgeſezte Miniſter ſeine Sache<lb/> nicht recht verſtand, dieſelbe ſehr bald unbrauchbar<lb/> ward, wovon noch neulich die Beweiſe aus den Jah-<lb/> ren 1766 ff. im Druck erſchienen ſind. Frankreich hat<lb/> eben dies unter Ludwig des <hi rendition="#aq">XV</hi>. ſchlaffer Regierung<lb/> mehrmalen erfahren, und England fuͤhrte auch im<lb/> vorigen Kriege uͤber ſeinen ſo ungeſchickten als eigen-<lb/> nuͤzigen Lord Sandwich gerechte Klagen.</p> </div><lb/> <div n="5"> <head>§. 21.</head><lb/> <p>Indeſſen ſehen wir doch auch Beiſpiele, daß ein<lb/> Staat, wenn er nicht ſelbſt in einen Krieg mit ver-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [311/0319]
C. 6. In Anſehung der Schiffahrt.
eben ſo bald als im Gebrauche abgaͤngig werden, be-
ſonders im ſuͤſſen Waſſer. So manches Schiff wird
im Frieden gebauet, um im Frieden wieder zu ver-
faulen. Auch der Vorraht in See-Arſenalen beſteht
groͤßtenteils aus leicht verderblichen Dingen. Fehlt
die gehoͤrige Aufſicht auf dieſe, ſo erfaͤhrt ein Staat
bei unerwartet ausbrechendem Seekriege ſo boͤſe Fol-
gen davon, als Holland in dem lezten Seekriege.
Aber ſchon 1777 fiel es mir nicht Sachkundigen gar
ſehr auf, das Arſenal in Amſterdam ſo ſchlecht ver-
ſorgt zu finden. Es wird daher einem Staate unend-
lich koſtbarer, ſich als eine Seemacht zu erhalten. Daͤne-
mark koſtet ſeine nicht groſſe Marine ungefaͤhr 900000
Rthlr. jaͤhrlich, und dieſes Geld iſt von 1721 bis
1789 gewiſſermaſſen vergebens verwandt. Und bei
dieſem Aufwande ſelbſt hat ſich doch gezeiget, daß,
wenn der der Marine vorgeſezte Miniſter ſeine Sache
nicht recht verſtand, dieſelbe ſehr bald unbrauchbar
ward, wovon noch neulich die Beweiſe aus den Jah-
ren 1766 ff. im Druck erſchienen ſind. Frankreich hat
eben dies unter Ludwig des XV. ſchlaffer Regierung
mehrmalen erfahren, und England fuͤhrte auch im
vorigen Kriege uͤber ſeinen ſo ungeſchickten als eigen-
nuͤzigen Lord Sandwich gerechte Klagen.
§. 21.
Indeſſen ſehen wir doch auch Beiſpiele, daß ein
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